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Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785.

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Vierzehntes Capitel.
rie gegen diese Stelle getrieben, wie bey d e f. Man hat
aus diesem Versuche schließen wollen, daß zwischen den
Theilchen der elektrischen Materie keine zurückstoßende
Kraft statt finde; weil sie allem Ansehen nach, wenn sie
an sich selbst elastisch, oder mit einer repellirenden Kraft
ihrer Theile gegen einander versehen wäre, nach wegge-
nommenem Widerstande nicht in einem ununterbrochenen
Strome fortfließen könnte, wie bey b c; sondern sich durch
ihre Elasticität nach allen Seiten ausbreiten müßte.

D. Watson sagt, es sey wahrscheinlicher, anzu-
nehmen, daß die Repulsion der Theilchen, welche man in
freyer Luft wahrnimmt, von dem Widerstande der Luft,
und nicht von einem natürlichen Bestreben der Elektricität
selbst, herrühre.

Folgender Versuch des Beccaria giebt einen deut-
lichen Begriff von dem Widerstande, den die Luft dem
Durchgange der elektrischen Materie entgegensetzt, und
von der Verminderung dieses Widerstandes in der luft-
leeren Glocke.

195. Versuch.

Ehe die Luft aus der Glocke ausgezogen war, gieng
aus dem an ihrem obern Theile befindlichen elektrisirten
Drathe ein divergirender Stralenbüschel hervor, der ohn-
gefähr einen Zoll lang war. Zog man nun die Luft aus
der Glocke, so zeigten sich folgende Veränderungen. Zu-
erst wurden die Stralen des Büschels länger; hierauf
divergirten sie weniger, ihre Anzahl verminderte sich, und
die übrigbleibenden Stralen wurden größer; endlich ver-
einigten sie sich alle mit einander, und bildeten eine unun-
terbrochene Lichtsäule, welche von dem Drathe bis in den
Teller der Luftpumpe übergieng.

Aus diesem Versuche ist klar, daß die Luft das Mit-
tel sey, wodurch wir mit Hülfe anderer idioelektrischer Kör-
per im Stande sind, die Elektricität sowohl den elektri-
schen Körpern, als den Leitern mitzutheilen; denn wenn

Vierzehntes Capitel.
rie gegen dieſe Stelle getrieben, wie bey d e f. Man hat
aus dieſem Verſuche ſchließen wollen, daß zwiſchen den
Theilchen der elektriſchen Materie keine zurückſtoßende
Kraft ſtatt finde; weil ſie allem Anſehen nach, wenn ſie
an ſich ſelbſt elaſtiſch, oder mit einer repellirenden Kraft
ihrer Theile gegen einander verſehen wäre, nach wegge-
nommenem Widerſtande nicht in einem ununterbrochenen
Strome fortfließen könnte, wie bey b c; ſondern ſich durch
ihre Elaſticität nach allen Seiten ausbreiten müßte.

D. Watſon ſagt, es ſey wahrſcheinlicher, anzu-
nehmen, daß die Repulſion der Theilchen, welche man in
freyer Luft wahrnimmt, von dem Widerſtande der Luft,
und nicht von einem natürlichen Beſtreben der Elektricität
ſelbſt, herrühre.

Folgender Verſuch des Beccaria giebt einen deut-
lichen Begriff von dem Widerſtande, den die Luft dem
Durchgange der elektriſchen Materie entgegenſetzt, und
von der Verminderung dieſes Widerſtandes in der luft-
leeren Glocke.

195. Verſuch.

Ehe die Luft aus der Glocke ausgezogen war, gieng
aus dem an ihrem obern Theile befindlichen elektriſirten
Drathe ein divergirender Stralenbüſchel hervor, der ohn-
gefähr einen Zoll lang war. Zog man nun die Luft aus
der Glocke, ſo zeigten ſich folgende Veränderungen. Zu-
erſt wurden die Stralen des Büſchels länger; hierauf
divergirten ſie weniger, ihre Anzahl verminderte ſich, und
die übrigbleibenden Stralen wurden größer; endlich ver-
einigten ſie ſich alle mit einander, und bildeten eine unun-
terbrochene Lichtſäule, welche von dem Drathe bis in den
Teller der Luftpumpe übergieng.

Aus dieſem Verſuche iſt klar, daß die Luft das Mit-
tel ſey, wodurch wir mit Hülfe anderer idioelektriſcher Kör-
per im Stande ſind, die Elektricität ſowohl den elektri-
ſchen Körpern, als den Leitern mitzutheilen; denn wenn

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[184/0204] Vierzehntes Capitel. rie gegen dieſe Stelle getrieben, wie bey d e f. Man hat aus dieſem Verſuche ſchließen wollen, daß zwiſchen den Theilchen der elektriſchen Materie keine zurückſtoßende Kraft ſtatt finde; weil ſie allem Anſehen nach, wenn ſie an ſich ſelbſt elaſtiſch, oder mit einer repellirenden Kraft ihrer Theile gegen einander verſehen wäre, nach wegge- nommenem Widerſtande nicht in einem ununterbrochenen Strome fortfließen könnte, wie bey b c; ſondern ſich durch ihre Elaſticität nach allen Seiten ausbreiten müßte. D. Watſon ſagt, es ſey wahrſcheinlicher, anzu- nehmen, daß die Repulſion der Theilchen, welche man in freyer Luft wahrnimmt, von dem Widerſtande der Luft, und nicht von einem natürlichen Beſtreben der Elektricität ſelbſt, herrühre. Folgender Verſuch des Beccaria giebt einen deut- lichen Begriff von dem Widerſtande, den die Luft dem Durchgange der elektriſchen Materie entgegenſetzt, und von der Verminderung dieſes Widerſtandes in der luft- leeren Glocke. 195. Verſuch. Ehe die Luft aus der Glocke ausgezogen war, gieng aus dem an ihrem obern Theile befindlichen elektriſirten Drathe ein divergirender Stralenbüſchel hervor, der ohn- gefähr einen Zoll lang war. Zog man nun die Luft aus der Glocke, ſo zeigten ſich folgende Veränderungen. Zu- erſt wurden die Stralen des Büſchels länger; hierauf divergirten ſie weniger, ihre Anzahl verminderte ſich, und die übrigbleibenden Stralen wurden größer; endlich ver- einigten ſie ſich alle mit einander, und bildeten eine unun- terbrochene Lichtſäule, welche von dem Drathe bis in den Teller der Luftpumpe übergieng. Aus dieſem Verſuche iſt klar, daß die Luft das Mit- tel ſey, wodurch wir mit Hülfe anderer idioelektriſcher Kör- per im Stande ſind, die Elektricität ſowohl den elektri- ſchen Körpern, als den Leitern mitzutheilen; denn wenn

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Zitationshilfe: Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/204>, abgerufen am 19.04.2024.