Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Landtstörtzer.
nebris obscuratum intellectum, alienati
a via Dei per ignorantiam.
Zum fünfften
ist er ein bestia, vnd zwar ärger/ dann er selbst
will ein bestia sein/ vermüg der Wort Gre-
gorij: nonne tibi videtur bestialior bestia
rationem habens & ratione non vtens?
AEsopus
erzehlt/ daß einsmals ein Fuchß in
eines Tantzers Hauß kommen/ vnd als er ein
schöne mascara oder schönbarth sahe/ sprach
er: Hoc quale caput est, sed cerebrum
non habet,
als wolte er sagenrdises ist gleich-
wol ein schöner Kopf/ vnd schönes Angesicht/
aber ohne Hirn. Offtermals sehen wir einen
sehr schönen vnd ansehenlichen Menschen/ a-
ber die schönheit deß verstandts mengelt jhm/
dann ob er schon etwas verstandts hat/ so ist
doch derselb dermassen bäurisch vnnd grob/
als hette er keinen. Ein Jgnorant oder Narr
ist gleich einer schönen Scheid/ welche mit
köstlichen Perlein vnd edlen Gesteinen gezie-
ret ist/ darin aber jnwendig ein bleyene Kling
oder Schwerdt steckt: Ob schon ein Jgno-
rant vnd Narr versehen vnd vberguldt ist mit
der Schönheit vnd ansehenlichheit deß Leibs/

mit

Der Landtſtoͤrtzer.
nebris obſcuratum intellectum, alienati
à via Dei per ignorantiam.
Zum fuͤnfften
iſt er ein beſtia, vnd zwar aͤrger/ dann er ſelbſt
will ein beſtia ſein/ vermuͤg der Wort Gre-
gorij: nonne tibi videtur beſtialior beſtia
rationem habens & ratione non vtens?
Æſopus
erzehlt/ daß einsmals ein Fuchß in
eines Tantzers Hauß kommen/ vnd als er ein
ſchoͤne maſcara oder ſchoͤnbarth ſahe/ ſprach
er: Hoc quale caput eſt, ſed cerebrum
non habet,
als wolte er ſagenꝛdiſes iſt gleich-
wol ein ſchoͤner Kopf/ vñ ſchoͤnes Angeſicht/
aber ohne Hirn. Offtermals ſehen wir einen
ſehr ſchoͤnen vnd anſehenlichen Menſchen/ a-
ber die ſchoͤnheit deß verſtandts mengelt jhm/
dann ob er ſchon etwas verſtandts hat/ ſo iſt
doch derſelb dermaſſen baͤuriſch vnnd grob/
als hette er keinen. Ein Jgnorant oder Narꝛ
iſt gleich einer ſchoͤnen Scheid/ welche mit
koͤſtlichen Perlein vnd edlen Geſteinen gezie-
ret iſt/ darin aber jnwendig ein bleyene Kling
oder Schwerdt ſteckt: Ob ſchon ein Jgno-
rant vnd Narꝛ verſehen vnd vberguldt iſt mit
der Schoͤnheit vnd anſehenlichheit deß Leibs/

mit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0330" n="308"/><fw place="top" type="header">Der Landt&#x017F;to&#x0364;rtzer.</fw><lb/><hi rendition="#aq">nebris ob&#x017F;curatum intellectum, alienati<lb/>
à via Dei per ignorantiam.</hi> Zum fu&#x0364;nfften<lb/>
i&#x017F;t er ein <hi rendition="#aq">be&#x017F;tia,</hi> vnd zwar a&#x0364;rger/ dann er &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
will ein <hi rendition="#aq">be&#x017F;tia</hi> &#x017F;ein/ vermu&#x0364;g der Wort <hi rendition="#aq">Gre-<lb/>
gorij: nonne tibi videtur be&#x017F;tialior be&#x017F;tia<lb/>
rationem habens &amp; ratione non vtens?<lb/>
Æ&#x017F;opus</hi> erzehlt/ daß einsmals ein Fuchß in<lb/>
eines Tantzers Hauß kommen/ vnd als er ein<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne <hi rendition="#aq">ma&#x017F;cara</hi> oder &#x017F;cho&#x0364;nbarth &#x017F;ahe/ &#x017F;prach<lb/>
er: <hi rendition="#aq">Hoc quale caput e&#x017F;t, &#x017F;ed cerebrum<lb/>
non habet,</hi> als wolte er &#x017F;agen&#xA75B;di&#x017F;es i&#x017F;t gleich-<lb/>
wol ein &#x017F;cho&#x0364;ner Kopf/ vn&#x0303; &#x017F;cho&#x0364;nes Ange&#x017F;icht/<lb/>
aber ohne Hirn. Offtermals &#x017F;ehen wir einen<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;nen vnd an&#x017F;ehenlichen Men&#x017F;chen/ a-<lb/>
ber die &#x017F;cho&#x0364;nheit deß ver&#x017F;tandts mengelt jhm/<lb/>
dann ob er &#x017F;chon etwas ver&#x017F;tandts hat/ &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
doch der&#x017F;elb derma&#x017F;&#x017F;en ba&#x0364;uri&#x017F;ch vnnd grob/<lb/>
als hette er keinen. Ein Jgnorant oder Nar&#xA75B;<lb/>
i&#x017F;t gleich einer &#x017F;cho&#x0364;nen Scheid/ welche mit<lb/>
ko&#x0364;&#x017F;tlichen Perlein vnd edlen Ge&#x017F;teinen gezie-<lb/>
ret i&#x017F;t/ darin aber jnwendig ein bleyene Kling<lb/>
oder Schwerdt &#x017F;teckt: Ob &#x017F;chon ein Jgno-<lb/>
rant vnd Nar&#xA75B; ver&#x017F;ehen vnd vberguldt i&#x017F;t mit<lb/>
der Scho&#x0364;nheit vnd an&#x017F;ehenlichheit deß Leibs/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[308/0330] Der Landtſtoͤrtzer. nebris obſcuratum intellectum, alienati à via Dei per ignorantiam. Zum fuͤnfften iſt er ein beſtia, vnd zwar aͤrger/ dann er ſelbſt will ein beſtia ſein/ vermuͤg der Wort Gre- gorij: nonne tibi videtur beſtialior beſtia rationem habens & ratione non vtens? Æſopus erzehlt/ daß einsmals ein Fuchß in eines Tantzers Hauß kommen/ vnd als er ein ſchoͤne maſcara oder ſchoͤnbarth ſahe/ ſprach er: Hoc quale caput eſt, ſed cerebrum non habet, als wolte er ſagenꝛdiſes iſt gleich- wol ein ſchoͤner Kopf/ vñ ſchoͤnes Angeſicht/ aber ohne Hirn. Offtermals ſehen wir einen ſehr ſchoͤnen vnd anſehenlichen Menſchen/ a- ber die ſchoͤnheit deß verſtandts mengelt jhm/ dann ob er ſchon etwas verſtandts hat/ ſo iſt doch derſelb dermaſſen baͤuriſch vnnd grob/ als hette er keinen. Ein Jgnorant oder Narꝛ iſt gleich einer ſchoͤnen Scheid/ welche mit koͤſtlichen Perlein vnd edlen Geſteinen gezie- ret iſt/ darin aber jnwendig ein bleyene Kling oder Schwerdt ſteckt: Ob ſchon ein Jgno- rant vnd Narꝛ verſehen vnd vberguldt iſt mit der Schoͤnheit vnd anſehenlichheit deß Leibs/ mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/330
Zitationshilfe: Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/330>, abgerufen am 28.03.2024.