Der Minister saß in seiner Laube. Die Laube hatte die Aussicht auf den sehr großen Garten, von dem nur der kleinere Theil von Gärtners Hand in Blumenbeete und Weingelände geordnet war. Auf durchschnittnen Wiesen weideten Kühe mit Schweizer¬ geläut.
Vor dem Minister stand ein Tisch mit Akten und Schreibzeug. Neben ihm saß die Frau Ministerin.
Der Minister saß in einer hellen linnenen Jacke, und groben Haus- oder Gartenschuhen. Das Akten¬ stück lag schon lange aufgeschlagen vor ihm, die Dinte in der Feder war eingetrocknet, und der Kanzleibote hinter der Laube wartete eine halbe Stunde auf die Unterschrift des Citissime -- denn der Minister horchte, den Kopf im Arm, auf das Schweizergeläut.
Die Ministerin, in einem so einfachen Haus¬ kleide, daß man sie für eine einfache Bürgerfrau ge¬ halten hätte, wenn nicht ihre Haube mit Brüsseler Spitzen besetzt gewesen, und ein Mullumwurf den
Vierzehntes Kapitel. Auch eine Idylle.
Der Miniſter ſaß in ſeiner Laube. Die Laube hatte die Ausſicht auf den ſehr großen Garten, von dem nur der kleinere Theil von Gärtners Hand in Blumenbeete und Weingelände geordnet war. Auf durchſchnittnen Wieſen weideten Kühe mit Schweizer¬ geläut.
Vor dem Miniſter ſtand ein Tiſch mit Akten und Schreibzeug. Neben ihm ſaß die Frau Miniſterin.
Der Miniſter ſaß in einer hellen linnenen Jacke, und groben Haus- oder Gartenſchuhen. Das Akten¬ ſtück lag ſchon lange aufgeſchlagen vor ihm, die Dinte in der Feder war eingetrocknet, und der Kanzleibote hinter der Laube wartete eine halbe Stunde auf die Unterſchrift des Citissime — denn der Miniſter horchte, den Kopf im Arm, auf das Schweizergeläut.
Die Miniſterin, in einem ſo einfachen Haus¬ kleide, daß man ſie für eine einfache Bürgerfrau ge¬ halten hätte, wenn nicht ihre Haube mit Brüſſeler Spitzen beſetzt geweſen, und ein Mullumwurf den
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[[215]/0229]
Vierzehntes Kapitel.
Auch eine Idylle .
Der Miniſter ſaß in ſeiner Laube. Die Laube
hatte die Ausſicht auf den ſehr großen Garten, von
dem nur der kleinere Theil von Gärtners Hand in
Blumenbeete und Weingelände geordnet war. Auf
durchſchnittnen Wieſen weideten Kühe mit Schweizer¬
geläut.
Vor dem Miniſter ſtand ein Tiſch mit Akten und
Schreibzeug. Neben ihm ſaß die Frau Miniſterin.
Der Miniſter ſaß in einer hellen linnenen Jacke,
und groben Haus- oder Gartenſchuhen. Das Akten¬
ſtück lag ſchon lange aufgeſchlagen vor ihm, die Dinte
in der Feder war eingetrocknet, und der Kanzleibote
hinter der Laube wartete eine halbe Stunde auf die
Unterſchrift des Citissime — denn der Miniſter horchte,
den Kopf im Arm, auf das Schweizergeläut.
Die Miniſterin, in einem ſo einfachen Haus¬
kleide, daß man ſie für eine einfache Bürgerfrau ge¬
halten hätte, wenn nicht ihre Haube mit Brüſſeler
Spitzen beſetzt geweſen, und ein Mullumwurf den
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. [215]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/229>, abgerufen am 28.03.2024.
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