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Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Landsleuten aus der Stadt geschafften Prinzen zu wälzen. Dieser konnte sich nicht, und die Andern mochten ihn nicht vertheidigen. Auch der Vorfall in der Schenke vorm Thor ward, nicht ganz zu des Inculpaten Zufriedenheit, ins Licht gestellt, um auf einer Seite zu beweisen, wie geringen Einfluß der unbedeutende Kurländer auf die Landsmannschaften übe, seine Angabe, sie zum Sturm auf die Wache geführt zu haben, deßhalb unwahrscheinlich sei. Auf der andern Seite suchte er dadurch ein straffälliges Attentat gegen die preußischen Hoheitsrechte hervorzuheben, bei welchen sein Client nicht allein nicht betheiligt, sondern selbst in Opposition gewesen sei gegen die polnischen Anmaßungen, ein Benehmen, welches ihm den verderblichen Haß seiner Gegner zugezogen habe. Ihre Zustimmung zu seiner prahlerischen Angabe sei daher von gar keinem Gewicht. Alles dies konnte indeß die Aussagen der vielen Zeugen, die ihn im Gefecht mit dem Erschlagenen gesehen hatten, nicht entkräften, und die Anführung, daß er den preußischen Adler schützen wollen, wurde durch kein Zeugniß unterstützt. Dagegen ward in der actenmäßigen Verhandlung, welche in Königsberg noch existirt, auf den erwiesenen Umstand viel Gewicht gelegt, daß er ohne Waffe ergriffen worden, auch sich dieselbe, alles Nachsuchens ungeachtet, nirgend aufgefunden hatte.

Mit Ungeduld hatte Theosophus Sacken den Ausgang der Untersuchung abgewartet, nicht weil er selbst darein näher verwickelt gewesen, sondern weil die Akade-

Landsleuten aus der Stadt geschafften Prinzen zu wälzen. Dieser konnte sich nicht, und die Andern mochten ihn nicht vertheidigen. Auch der Vorfall in der Schenke vorm Thor ward, nicht ganz zu des Inculpaten Zufriedenheit, ins Licht gestellt, um auf einer Seite zu beweisen, wie geringen Einfluß der unbedeutende Kurländer auf die Landsmannschaften übe, seine Angabe, sie zum Sturm auf die Wache geführt zu haben, deßhalb unwahrscheinlich sei. Auf der andern Seite suchte er dadurch ein straffälliges Attentat gegen die preußischen Hoheitsrechte hervorzuheben, bei welchen sein Client nicht allein nicht betheiligt, sondern selbst in Opposition gewesen sei gegen die polnischen Anmaßungen, ein Benehmen, welches ihm den verderblichen Haß seiner Gegner zugezogen habe. Ihre Zustimmung zu seiner prahlerischen Angabe sei daher von gar keinem Gewicht. Alles dies konnte indeß die Aussagen der vielen Zeugen, die ihn im Gefecht mit dem Erschlagenen gesehen hatten, nicht entkräften, und die Anführung, daß er den preußischen Adler schützen wollen, wurde durch kein Zeugniß unterstützt. Dagegen ward in der actenmäßigen Verhandlung, welche in Königsberg noch existirt, auf den erwiesenen Umstand viel Gewicht gelegt, daß er ohne Waffe ergriffen worden, auch sich dieselbe, alles Nachsuchens ungeachtet, nirgend aufgefunden hatte.

Mit Ungeduld hatte Theosophus Sacken den Ausgang der Untersuchung abgewartet, nicht weil er selbst darein näher verwickelt gewesen, sondern weil die Akade-

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Landsleuten aus der Stadt geschafften Prinzen zu wälzen. Dieser konnte sich nicht,                und die Andern mochten ihn nicht vertheidigen. Auch der Vorfall in der Schenke vorm                Thor ward, nicht ganz zu des Inculpaten Zufriedenheit, ins Licht gestellt, um auf                einer Seite zu beweisen, wie geringen Einfluß der unbedeutende Kurländer auf die                Landsmannschaften übe, seine Angabe, sie zum Sturm auf die Wache geführt zu haben,                deßhalb unwahrscheinlich sei. Auf der andern Seite suchte er dadurch ein                straffälliges Attentat gegen die preußischen Hoheitsrechte hervorzuheben, bei welchen                sein Client nicht allein nicht betheiligt, sondern selbst in Opposition gewesen sei                gegen die polnischen Anmaßungen, ein Benehmen, welches ihm den verderblichen Haß                seiner Gegner zugezogen habe. Ihre Zustimmung zu seiner prahlerischen Angabe sei                daher von gar keinem Gewicht. Alles dies konnte indeß die Aussagen der vielen Zeugen,                die ihn im Gefecht mit dem Erschlagenen gesehen hatten, nicht entkräften, und die                Anführung, daß er den preußischen Adler schützen wollen, wurde durch kein Zeugniß                unterstützt. Dagegen ward in der actenmäßigen Verhandlung, welche in Königsberg noch                existirt, auf den erwiesenen Umstand viel Gewicht gelegt, daß er ohne Waffe ergriffen                worden, auch sich dieselbe, alles Nachsuchens ungeachtet, nirgend aufgefunden                hatte.</p><lb/>
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[0032] Landsleuten aus der Stadt geschafften Prinzen zu wälzen. Dieser konnte sich nicht, und die Andern mochten ihn nicht vertheidigen. Auch der Vorfall in der Schenke vorm Thor ward, nicht ganz zu des Inculpaten Zufriedenheit, ins Licht gestellt, um auf einer Seite zu beweisen, wie geringen Einfluß der unbedeutende Kurländer auf die Landsmannschaften übe, seine Angabe, sie zum Sturm auf die Wache geführt zu haben, deßhalb unwahrscheinlich sei. Auf der andern Seite suchte er dadurch ein straffälliges Attentat gegen die preußischen Hoheitsrechte hervorzuheben, bei welchen sein Client nicht allein nicht betheiligt, sondern selbst in Opposition gewesen sei gegen die polnischen Anmaßungen, ein Benehmen, welches ihm den verderblichen Haß seiner Gegner zugezogen habe. Ihre Zustimmung zu seiner prahlerischen Angabe sei daher von gar keinem Gewicht. Alles dies konnte indeß die Aussagen der vielen Zeugen, die ihn im Gefecht mit dem Erschlagenen gesehen hatten, nicht entkräften, und die Anführung, daß er den preußischen Adler schützen wollen, wurde durch kein Zeugniß unterstützt. Dagegen ward in der actenmäßigen Verhandlung, welche in Königsberg noch existirt, auf den erwiesenen Umstand viel Gewicht gelegt, daß er ohne Waffe ergriffen worden, auch sich dieselbe, alles Nachsuchens ungeachtet, nirgend aufgefunden hatte. Mit Ungeduld hatte Theosophus Sacken den Ausgang der Untersuchung abgewartet, nicht weil er selbst darein näher verwickelt gewesen, sondern weil die Akade-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T12:11:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T12:11:53Z)

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/32>, abgerufen am 29.03.2024.