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Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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G. Wilhelm Heinrich Häring, geboren zu Breslau den 29. Juni 1798, aus einer Refugie-Familie der Bretagne stammend, erlebte als Knabe 1806 die Belagerung Breslau's, wurde nach dem Tode des Vaters nach Berlin verpflanzt, wo er das Werder'sche Gymnasium besuchte, machte als Freiwilliger 1815 den Feldzug und die Belagerungen der Ardennenfestungen mit, studirte seit 1817 in Berlin und Breslau die Rechte und trat in den Staatsdienst, aus welchem er aber schon als Kammergerichtsreferendarius zur Literatur (unter dem Namen Wilibald Alexis) überging.

Nachdem er durch den unter Walter Scott's Maske geschriebenen, wirklich ebenbürtigen und überall als echt aufgenommenen, von Scott selbst für die kühnste Mystification des Jahrhunderts erklärten Roman "Walladmor" (welchem "Schloß Avalon" folgte) seinen Ruf weithin begründet, verdiente er sich durch die selbstständigen großen Romane aus der Geschichte Brandenburg-Preußens, "Cabanis", "Roland von Berlin", "Der letzte Waldemar", "Dorothee", "Die Hosen des Herrn von Bredow" etc. etc., den Namen des "preußischen Walter Scott". Allgemeine Verbreitung erlangte seine mit Hitzig unternommene Sammlung von Criminalfällen: "Der neue Pitaval".

Am 16. December 1871 nahm ihn der Tod aus einem durch sechzehn Jahre in voller Heiterkeit des Gemüthes erduldeten Leidenszustande hinweg.

Aus seinen zahlreichen Novellen, worin er die Tieck'sche Schule allmählich mit einer ihm durchaus eigenthümlichen Kunstweise vertauschte, eine einzelne auszuwählen, ist keine leichte Aufgabe. Häring ist nicht eigentlich Novellist im strengen

G. Wilhelm Heinrich Häring, geboren zu Breslau den 29. Juni 1798, aus einer Refugié-Familie der Bretagne stammend, erlebte als Knabe 1806 die Belagerung Breslau‘s, wurde nach dem Tode des Vaters nach Berlin verpflanzt, wo er das Werder‘sche Gymnasium besuchte, machte als Freiwilliger 1815 den Feldzug und die Belagerungen der Ardennenfestungen mit, studirte seit 1817 in Berlin und Breslau die Rechte und trat in den Staatsdienst, aus welchem er aber schon als Kammergerichtsreferendarius zur Literatur (unter dem Namen Wilibald Alexis) überging.

Nachdem er durch den unter Walter Scott's Maske geschriebenen, wirklich ebenbürtigen und überall als echt aufgenommenen, von Scott selbst für die kühnste Mystification des Jahrhunderts erklärten Roman „Walladmor“ (welchem „Schloß Avalon“ folgte) seinen Ruf weithin begründet, verdiente er sich durch die selbstständigen großen Romane aus der Geschichte Brandenburg-Preußens, „Cabanis“, „Roland von Berlin“, „Der letzte Waldemar“, „Dorothee“, „Die Hosen des Herrn von Bredow“ ꝛc. ꝛc., den Namen des „preußischen Walter Scott“. Allgemeine Verbreitung erlangte seine mit Hitzig unternommene Sammlung von Criminalfällen: „Der neue Pitaval“.

Am 16. December 1871 nahm ihn der Tod aus einem durch sechzehn Jahre in voller Heiterkeit des Gemüthes erduldeten Leidenszustande hinweg.

Aus seinen zahlreichen Novellen, worin er die Tieck'sche Schule allmählich mit einer ihm durchaus eigenthümlichen Kunstweise vertauschte, eine einzelne auszuwählen, ist keine leichte Aufgabe. Häring ist nicht eigentlich Novellist im strengen

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[0005] G. Wilhelm Heinrich Häring, geboren zu Breslau den 29. Juni 1798, aus einer Refugié-Familie der Bretagne stammend, erlebte als Knabe 1806 die Belagerung Breslau‘s, wurde nach dem Tode des Vaters nach Berlin verpflanzt, wo er das Werder‘sche Gymnasium besuchte, machte als Freiwilliger 1815 den Feldzug und die Belagerungen der Ardennenfestungen mit, studirte seit 1817 in Berlin und Breslau die Rechte und trat in den Staatsdienst, aus welchem er aber schon als Kammergerichtsreferendarius zur Literatur (unter dem Namen Wilibald Alexis) überging. Nachdem er durch den unter Walter Scott's Maske geschriebenen, wirklich ebenbürtigen und überall als echt aufgenommenen, von Scott selbst für die kühnste Mystification des Jahrhunderts erklärten Roman „Walladmor“ (welchem „Schloß Avalon“ folgte) seinen Ruf weithin begründet, verdiente er sich durch die selbstständigen großen Romane aus der Geschichte Brandenburg-Preußens, „Cabanis“, „Roland von Berlin“, „Der letzte Waldemar“, „Dorothee“, „Die Hosen des Herrn von Bredow“ ꝛc. ꝛc., den Namen des „preußischen Walter Scott“. Allgemeine Verbreitung erlangte seine mit Hitzig unternommene Sammlung von Criminalfällen: „Der neue Pitaval“. Am 16. December 1871 nahm ihn der Tod aus einem durch sechzehn Jahre in voller Heiterkeit des Gemüthes erduldeten Leidenszustande hinweg. Aus seinen zahlreichen Novellen, worin er die Tieck'sche Schule allmählich mit einer ihm durchaus eigenthümlichen Kunstweise vertauschte, eine einzelne auszuwählen, ist keine leichte Aufgabe. Häring ist nicht eigentlich Novellist im strengen

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T12:11:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T12:11:53Z)

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/5>, abgerufen am 29.03.2024.