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Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890.

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Die Geschichte der Zellengranula.
nulafrage von der Pflanzenzelle aber schwer zu erwarten ist.1
Man braucht nur die von Oskar Schultze2 an Thieren an¬
gestellten Beobachtungen über die vitale Metylenblaureaction
der Zellgranula mit den ärmlichen Bildchen und spärlichen
Erscheinungen zu vergleichen, welche auf ähnliche Weise ge¬
legentlich an der Pflanzenzelle gewonnen worden sind, um
jenen Unterschied genügend zu übersehen. Die Beobachtungen
an den Pflanzenzellen werden in vielen Fällen für das Studium
der lebenden Vorgänge massgebend bleiben, aber jenes weitere
Eindringen in den protoplasmatischen Bau, wie er vermittelst
der künstlichen Methoden erreicht werden kann, werden sie
kaum gestatten; hierzu eignen sich die thierischen Zellen augen¬
scheinlich in weit höherem Grade. Es dürfte zweckmässig, ja
für einen weiteren Fortschritt nothwendig sein, dass sich die
Bestrebungen auf diesen beiden Gebieten in harmonischer Weise
ergänzen.

An der thierischen Zelle sind auch früher schon an ver¬
einzelten Objecten mit künstlichen Methoden günstige Resultate
erzielt worden. So hat Ehrlich die gröberen Granulationen
verschiedener Leukocyten gefärbt, van Beneden spricht von
corps bacilliformes, welche er gelegentlich in Zellen gesehen
hat, Kupffer hat im Axencylinder fibrillär angeordnete Granula
durch Färbung demonstrirt; dennoch sind diese Beobachtungen
sowohl von diesen Autoren selbst, als auch von Anderen nur als
Specialitäten und vereinzelte Erscheinungen aufgefasst worden.
Seit dem Bekanntwerden meiner Granulauntersuchungen3 haben

1 Herr Dr. A. Zimmermann, Docent der Botanik in Tübingen, hat vor
einiger Zeit ein paar Monate bei mir mit den Granulamethoden gearbeitet,
er gedachte seine Untersuchungen, die in Bezug auf Specialfragen der Botanik
vieles Interessante boten, in Tübingen fortzusetzen und seiner Zeit zu ver¬
öffentlichen.
2 O. Schultze, Die vitale Metylenblaureaction der Zellgranula. Anat.
Anzeiger 1887.
3 Studien über die Zelle. Leipzig 1886. -- Die Genese der Zelle. Fest¬
schrift für Carl Ludwig. 1887. -- Die Structur des Zellkerns. Archiv für
Anatomie und Physiologie 1889. -- Ueber die Fettumsetzungen im Organis¬
mus. Ebenda. -- Zur Geschichte der Zelltheorien. Leipzig 1889. -- Eine Anzahl
von Granulabildern wurden auf den Anatomen-Versammlungen zu Leipzig
1887, Würzburg 1888 und Berlin 1889 demonstrirt.

Die Geschichte der Zellengranula.
nulafrage von der Pflanzenzelle aber schwer zu erwarten ist.1
Man braucht nur die von Oskar Schultze2 an Thieren an¬
gestellten Beobachtungen über die vitale Metylenblaureaction
der Zellgranula mit den ärmlichen Bildchen und spärlichen
Erscheinungen zu vergleichen, welche auf ähnliche Weise ge¬
legentlich an der Pflanzenzelle gewonnen worden sind, um
jenen Unterschied genügend zu übersehen. Die Beobachtungen
an den Pflanzenzellen werden in vielen Fällen für das Studium
der lebenden Vorgänge massgebend bleiben, aber jenes weitere
Eindringen in den protoplasmatischen Bau, wie er vermittelst
der künstlichen Methoden erreicht werden kann, werden sie
kaum gestatten; hierzu eignen sich die thierischen Zellen augen¬
scheinlich in weit höherem Grade. Es dürfte zweckmässig, ja
für einen weiteren Fortschritt nothwendig sein, dass sich die
Bestrebungen auf diesen beiden Gebieten in harmonischer Weise
ergänzen.

An der thierischen Zelle sind auch früher schon an ver¬
einzelten Objecten mit künstlichen Methoden günstige Resultate
erzielt worden. So hat Ehrlich die gröberen Granulationen
verschiedener Leukocyten gefärbt, van Beneden spricht von
corps bacilliformes, welche er gelegentlich in Zellen gesehen
hat, Kupffer hat im Axencylinder fibrillär angeordnete Granula
durch Färbung demonstrirt; dennoch sind diese Beobachtungen
sowohl von diesen Autoren selbst, als auch von Anderen nur als
Specialitäten und vereinzelte Erscheinungen aufgefasst worden.
Seit dem Bekanntwerden meiner Granulauntersuchungen3 haben

1 Herr Dr. A. Zimmermann, Docent der Botanik in Tübingen, hat vor
einiger Zeit ein paar Monate bei mir mit den Granulamethoden gearbeitet,
er gedachte seine Untersuchungen, die in Bezug auf Specialfragen der Botanik
vieles Interessante boten, in Tübingen fortzusetzen und seiner Zeit zu ver¬
öffentlichen.
2 O. Schultze, Die vitale Metylenblaureaction der Zellgranula. Anat.
Anzeiger 1887.
3 Studien über die Zelle. Leipzig 1886. — Die Genese der Zelle. Fest¬
schrift für Carl Ludwig. 1887. — Die Structur des Zellkerns. Archiv für
Anatomie und Physiologie 1889. — Ueber die Fettumsetzungen im Organis¬
mus. Ebenda. — Zur Geschichte der Zelltheorien. Leipzig 1889. — Eine Anzahl
von Granulabildern wurden auf den Anatomen-Versammlungen zu Leipzig
1887, Würzburg 1888 und Berlin 1889 demonstrirt.
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[13/0029] Die Geschichte der Zellengranula. nulafrage von der Pflanzenzelle aber schwer zu erwarten ist. 1 Man braucht nur die von Oskar Schultze 2 an Thieren an¬ gestellten Beobachtungen über die vitale Metylenblaureaction der Zellgranula mit den ärmlichen Bildchen und spärlichen Erscheinungen zu vergleichen, welche auf ähnliche Weise ge¬ legentlich an der Pflanzenzelle gewonnen worden sind, um jenen Unterschied genügend zu übersehen. Die Beobachtungen an den Pflanzenzellen werden in vielen Fällen für das Studium der lebenden Vorgänge massgebend bleiben, aber jenes weitere Eindringen in den protoplasmatischen Bau, wie er vermittelst der künstlichen Methoden erreicht werden kann, werden sie kaum gestatten; hierzu eignen sich die thierischen Zellen augen¬ scheinlich in weit höherem Grade. Es dürfte zweckmässig, ja für einen weiteren Fortschritt nothwendig sein, dass sich die Bestrebungen auf diesen beiden Gebieten in harmonischer Weise ergänzen. An der thierischen Zelle sind auch früher schon an ver¬ einzelten Objecten mit künstlichen Methoden günstige Resultate erzielt worden. So hat Ehrlich die gröberen Granulationen verschiedener Leukocyten gefärbt, van Beneden spricht von corps bacilliformes, welche er gelegentlich in Zellen gesehen hat, Kupffer hat im Axencylinder fibrillär angeordnete Granula durch Färbung demonstrirt; dennoch sind diese Beobachtungen sowohl von diesen Autoren selbst, als auch von Anderen nur als Specialitäten und vereinzelte Erscheinungen aufgefasst worden. Seit dem Bekanntwerden meiner Granulauntersuchungen 3 haben 1 Herr Dr. A. Zimmermann, Docent der Botanik in Tübingen, hat vor einiger Zeit ein paar Monate bei mir mit den Granulamethoden gearbeitet, er gedachte seine Untersuchungen, die in Bezug auf Specialfragen der Botanik vieles Interessante boten, in Tübingen fortzusetzen und seiner Zeit zu ver¬ öffentlichen. 2 O. Schultze, Die vitale Metylenblaureaction der Zellgranula. Anat. Anzeiger 1887. 3 Studien über die Zelle. Leipzig 1886. — Die Genese der Zelle. Fest¬ schrift für Carl Ludwig. 1887. — Die Structur des Zellkerns. Archiv für Anatomie und Physiologie 1889. — Ueber die Fettumsetzungen im Organis¬ mus. Ebenda. — Zur Geschichte der Zelltheorien. Leipzig 1889. — Eine Anzahl von Granulabildern wurden auf den Anatomen-Versammlungen zu Leipzig 1887, Würzburg 1888 und Berlin 1889 demonstrirt.

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Zitationshilfe: Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altmann_elementarorganismen_1890/29>, abgerufen am 28.03.2024.