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Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890.

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Die Methoden der Granulauntersuchung.
direkt zu verwerthen. Die beigegebenen Abbildungen sind mit
Ausnahme von Fig. 3 und 4 Taf. VI sämmtlich nach Präparaten
gezeichnet, welche mit feuchtem Verfahren direkt behandelt
waren.

Leider ist die Anwendung jenes Austrocknens keineswegs
leicht. Es handelt sich dabei darum, so tiefe Temperaturen,
die man der Sicherheit wegen am besten bis an --30 °C. heran
wählt, längere Zeit constant zu erhalten. Denn wenn man zum
Trocknen auch sehr kleine Organstückchen nimmt, so dauert
es doch ein paar Tage, ehe alles Wasser verdunstet ist, da die
Spannungen des Wasserdampfes bei so niederer Temperatur sehr
gering sind. Ich habe die wenigen Objecte, die mir bisher ge¬
lungen waren, mit Hilfe von Kältemischungen erhalten. Die
Besorgung derselben für so lange Zeit, innerhalb welcher nicht
eine einzige Schwankung der Temperatur vorkommen darf, ist
aber so aufreibend, dass hier maschinelle Einrichtungen augen¬
scheinlich den Vorzug verdienen; erst mit Hilfe der letzteren
wird es gelingen, die Methode zum Arbeiten verwerthbar zu
machen. Ich habe für diesen Zweck die Theorie und Technik
der Kälteerzeugung sorgfältig durchgearbeitet und bin zu der
Ansicht gekommen, dass die Expansion comprimirter und vorher
getrockneter Luft hier am besten zum Ziele führen wird. Leider
habe ich die Durchführung meiner Pläne aus äusseren Gründen
noch nicht bewerkstelligen können. Dennoch glaube ich, dass
die Methode es vollauf verdient, selbst bei einigen Opfern in's
Werk gesetzt zu werden, ja es scheint mir, als wenn die ganze
Zukunft der Zellenlehre an dieser Methode hängt; man muss
die Mühseligkeiten einer langjährigen Experimentirarbeit hinter
sich haben, um zu wissen, welche Schwierigkeiten die Analyse
des Zelleninhaltes bereitet, wenn die Methoden erst gefunden
werden müssen, und welcher Werth in der vorher beschriebenen
Abkürzung der Zeit liegt, auch abgesehen von den Vortheilen,
welche darin bestehen, dass die Fixirungsflüssigkeiten hier nicht
auf Stücke, sondern auf Schnitte zu wirken haben.

Es ist zur Genüge bekannt, dass alle Fixirungsflüssigkeiten
ihre Fehler haben und dass gerade die besten dadurch mangel¬
haft werden, dass sie bei der Einwirkung auch selbst auf kleine
Organstückchen beim Eindringen in dieselben eine Zahl von

Die Methoden der Granulauntersuchung.
direkt zu verwerthen. Die beigegebenen Abbildungen sind mit
Ausnahme von Fig. 3 und 4 Taf. VI sämmtlich nach Präparaten
gezeichnet, welche mit feuchtem Verfahren direkt behandelt
waren.

Leider ist die Anwendung jenes Austrocknens keineswegs
leicht. Es handelt sich dabei darum, so tiefe Temperaturen,
die man der Sicherheit wegen am besten bis an —30 °C. heran
wählt, längere Zeit constant zu erhalten. Denn wenn man zum
Trocknen auch sehr kleine Organstückchen nimmt, so dauert
es doch ein paar Tage, ehe alles Wasser verdunstet ist, da die
Spannungen des Wasserdampfes bei so niederer Temperatur sehr
gering sind. Ich habe die wenigen Objecte, die mir bisher ge¬
lungen waren, mit Hilfe von Kältemischungen erhalten. Die
Besorgung derselben für so lange Zeit, innerhalb welcher nicht
eine einzige Schwankung der Temperatur vorkommen darf, ist
aber so aufreibend, dass hier maschinelle Einrichtungen augen¬
scheinlich den Vorzug verdienen; erst mit Hilfe der letzteren
wird es gelingen, die Methode zum Arbeiten verwerthbar zu
machen. Ich habe für diesen Zweck die Theorie und Technik
der Kälteerzeugung sorgfältig durchgearbeitet und bin zu der
Ansicht gekommen, dass die Expansion comprimirter und vorher
getrockneter Luft hier am besten zum Ziele führen wird. Leider
habe ich die Durchführung meiner Pläne aus äusseren Gründen
noch nicht bewerkstelligen können. Dennoch glaube ich, dass
die Methode es vollauf verdient, selbst bei einigen Opfern in's
Werk gesetzt zu werden, ja es scheint mir, als wenn die ganze
Zukunft der Zellenlehre an dieser Methode hängt; man muss
die Mühseligkeiten einer langjährigen Experimentirarbeit hinter
sich haben, um zu wissen, welche Schwierigkeiten die Analyse
des Zelleninhaltes bereitet, wenn die Methoden erst gefunden
werden müssen, und welcher Werth in der vorher beschriebenen
Abkürzung der Zeit liegt, auch abgesehen von den Vortheilen,
welche darin bestehen, dass die Fixirungsflüssigkeiten hier nicht
auf Stücke, sondern auf Schnitte zu wirken haben.

Es ist zur Genüge bekannt, dass alle Fixirungsflüssigkeiten
ihre Fehler haben und dass gerade die besten dadurch mangel¬
haft werden, dass sie bei der Einwirkung auch selbst auf kleine
Organstückchen beim Eindringen in dieselben eine Zahl von

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[24/0040] Die Methoden der Granulauntersuchung. direkt zu verwerthen. Die beigegebenen Abbildungen sind mit Ausnahme von Fig. 3 und 4 Taf. VI sämmtlich nach Präparaten gezeichnet, welche mit feuchtem Verfahren direkt behandelt waren. Leider ist die Anwendung jenes Austrocknens keineswegs leicht. Es handelt sich dabei darum, so tiefe Temperaturen, die man der Sicherheit wegen am besten bis an —30 °C. heran wählt, längere Zeit constant zu erhalten. Denn wenn man zum Trocknen auch sehr kleine Organstückchen nimmt, so dauert es doch ein paar Tage, ehe alles Wasser verdunstet ist, da die Spannungen des Wasserdampfes bei so niederer Temperatur sehr gering sind. Ich habe die wenigen Objecte, die mir bisher ge¬ lungen waren, mit Hilfe von Kältemischungen erhalten. Die Besorgung derselben für so lange Zeit, innerhalb welcher nicht eine einzige Schwankung der Temperatur vorkommen darf, ist aber so aufreibend, dass hier maschinelle Einrichtungen augen¬ scheinlich den Vorzug verdienen; erst mit Hilfe der letzteren wird es gelingen, die Methode zum Arbeiten verwerthbar zu machen. Ich habe für diesen Zweck die Theorie und Technik der Kälteerzeugung sorgfältig durchgearbeitet und bin zu der Ansicht gekommen, dass die Expansion comprimirter und vorher getrockneter Luft hier am besten zum Ziele führen wird. Leider habe ich die Durchführung meiner Pläne aus äusseren Gründen noch nicht bewerkstelligen können. Dennoch glaube ich, dass die Methode es vollauf verdient, selbst bei einigen Opfern in's Werk gesetzt zu werden, ja es scheint mir, als wenn die ganze Zukunft der Zellenlehre an dieser Methode hängt; man muss die Mühseligkeiten einer langjährigen Experimentirarbeit hinter sich haben, um zu wissen, welche Schwierigkeiten die Analyse des Zelleninhaltes bereitet, wenn die Methoden erst gefunden werden müssen, und welcher Werth in der vorher beschriebenen Abkürzung der Zeit liegt, auch abgesehen von den Vortheilen, welche darin bestehen, dass die Fixirungsflüssigkeiten hier nicht auf Stücke, sondern auf Schnitte zu wirken haben. Es ist zur Genüge bekannt, dass alle Fixirungsflüssigkeiten ihre Fehler haben und dass gerade die besten dadurch mangel¬ haft werden, dass sie bei der Einwirkung auch selbst auf kleine Organstückchen beim Eindringen in dieselben eine Zahl von

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Zitationshilfe: Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altmann_elementarorganismen_1890/40>, abgerufen am 28.03.2024.