Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Wastl. Schon recht, Bauer, aber für a Kalbl warst
mer doch schon z'viel ausg'wachsen. -- Sag do selber Bauer,
wie D' noch riegelsam warst, hat der Dusterer kein Fuß
über Dein Staffel g'setzt, -- was find't er's denn hizt von
Nöten, daß er Dir alle Tag über'n Hals rennt? Z'weg'n
der Zeit und Ewigkeit leicht? Ka Red, meinst net selber, daß
er sich zuthatig macht, weil er glaubt, es könnt die ganz'
Hinterlassenschaft an ihm fall'n? Und hat er Dich erst da,
nachher kunnst freili -- von ihm aus, -- Gott verhüth's --
nit früh g'nug selig werd'n.

Grillhofer. So mein' ich ja eh selber.

Wastl. Na alsdann, na sixt, is doch amal a g'scheidte
Red' von Dir! Oder wie D' früher hast a Wartl davon
fall'n lassen, daß'd Dich möchst in die Ruh setzen, meinst nit
a selber, er wurd' Dir einred'n, daß Dein ganz Bußfertig-
keit um a gut Trümmerl z'kurz war, wann Du nit ihm
n'Hof verschreibst und nöt bei seiner Sippschaft als Ausneh-
mer bliebst? Han.

Grillhofer. No jo, so mein ich ja ehnder selber.

Wastl. No so sag ich, scheinheilig is er.

Grillhofer. Und ich sag, er is's net.

Wastl. Wohl is er's.

Grillhofer. Na sog i! Wastl, Du bist a dummer Bua,
Du verstehst dös net, der Dusterer der is so, der is so, wie
er is. Und z'weg'n dem was mer g'red't hab'n, so thut das
der Bußhaftigkeit kein Eintrag, und werd' i ihms doch net
in Uebel aufnehma, daß er auf sich schaut, wo sein Vortheil
und der meine Hand in Hand geh'n.

Wastl. Na hörst, da möcht Eins doch glei narrisch
werd'n! Wann sein Vortheil is, meinst nit, es kunnt wohl a
a kleine Spitzbüberei mit unterlaufen?

Grillhofer. Na Wastl, dös net, dös net. All's was er
fürbringt, dös is nur zu wahr -- nur zu wahr is's!

Wastl. No ich konn da nix sag'n, ich weiß nit wie er
dich h'rumkriegt hat, so hilft a kein Red'n.

Grillhofer. Host a Recht, Wastl. Red'n is do von Un-
nöt'n! Der Dusterer is über ein Feldpater. Alles kurz und
eindringlich und hizt: glaub's oder glaub's nit! A Teuxels-
kerl, sag ich Dir, mit sein' gottg'fälligen Wesen. D'ran glauben

Waſtl. Schon recht, Bauer, aber für a Kalbl warſt
mer doch ſchon z’viel ausg’wachſen. — Sag do ſelber Bauer,
wie D’ noch riegelſam warſt, hat der Duſterer kein Fuß
über Dein Staffel g’ſetzt, — was find’t er’s denn hizt von
Nöten, daß er Dir alle Tag über’n Hals rennt? Z’weg’n
der Zeit und Ewigkeit leicht? Ka Red, meinſt net ſelber, daß
er ſich zuthatig macht, weil er glaubt, es könnt die ganz’
Hinterlaſſenſchaft an ihm fall’n? Und hat er Dich erſt da,
nachher kunnſt freili — von ihm aus, — Gott verhüth’s —
nit früh g’nug ſelig werd’n.

Grillhofer. So mein’ ich ja eh ſelber.

Waſtl. Na alsdann, na ſixt, is doch amal a g’ſcheidte
Red’ von Dir! Oder wie D’ früher haſt a Wartl davon
fall’n laſſen, daß’d Dich möchſt in die Ruh ſetzen, meinſt nit
a ſelber, er wurd’ Dir einred’n, daß Dein ganz Bußfertig-
keit um a gut Trümmerl z’kurz war, wann Du nit ihm
n’Hof verſchreibſt und nöt bei ſeiner Sippſchaft als Ausneh-
mer bliebſt? Han.

Grillhofer. No jo, ſo mein ich ja ehnder ſelber.

Waſtl. No ſo ſag ich, ſcheinheilig is er.

Grillhofer. Und ich ſag, er is’s net.

Waſtl. Wohl is er’s.

Grillhofer. Na ſog i! Waſtl, Du biſt a dummer Bua,
Du verſtehſt dös net, der Duſterer der is ſo, der is ſo, wie
er is. Und z’weg’n dem was mer g’red’t hab’n, ſo thut das
der Bußhaftigkeit kein Eintrag, und werd’ i ihms doch net
in Uebel aufnehma, daß er auf ſich ſchaut, wo ſein Vortheil
und der meine Hand in Hand geh’n.

Waſtl. Na hörſt, da möcht Eins doch glei narriſch
werd’n! Wann ſein Vortheil is, meinſt nit, es kunnt wohl a
a kleine Spitzbüberei mit unterlaufen?

Grillhofer. Na Waſtl, dös net, dös net. All’s was er
fürbringt, dös is nur zu wahr — nur zu wahr is’s!

Waſtl. No ich konn da nix ſag’n, ich weiß nit wie er
dich h’rumkriegt hat, ſo hilft a kein Red’n.

Grillhofer. Hoſt a Recht, Waſtl. Red’n is do von Un-
nöt’n! Der Duſterer is über ein Feldpater. Alles kurz und
eindringlich und hizt: glaub’s oder glaub’s nit! A Teuxels-
kerl, ſag ich Dir, mit ſein’ gottg’fälligen Weſen. D’ran glauben

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0017" n="9"/>
          <sp who="#WAS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Wa&#x017F;tl.</hi> </speaker>
            <p>Schon recht, Bauer, aber für a Kalbl war&#x017F;t<lb/>
mer doch &#x017F;chon z&#x2019;viel ausg&#x2019;wach&#x017F;en. &#x2014; Sag do &#x017F;elber Bauer,<lb/>
wie D&#x2019; noch riegel&#x017F;am war&#x017F;t, hat der Du&#x017F;terer kein Fuß<lb/>
über Dein Staffel g&#x2019;&#x017F;etzt, &#x2014; was find&#x2019;t er&#x2019;s denn hizt von<lb/>
Nöten, daß er Dir alle Tag über&#x2019;n Hals rennt? Z&#x2019;weg&#x2019;n<lb/>
der Zeit und Ewigkeit leicht? Ka Red, mein&#x017F;t net &#x017F;elber, daß<lb/>
er &#x017F;ich zuthatig macht, weil er glaubt, es könnt die ganz&#x2019;<lb/>
Hinterla&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft an ihm fall&#x2019;n? Und hat er Dich er&#x017F;t da,<lb/>
nachher kunn&#x017F;t freili &#x2014; von ihm aus, &#x2014; Gott verhüth&#x2019;s &#x2014;<lb/>
nit früh g&#x2019;nug &#x017F;elig werd&#x2019;n.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>So mein&#x2019; ich ja eh &#x017F;elber.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WAS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Wa&#x017F;tl.</hi> </speaker>
            <p>Na alsdann, na &#x017F;ixt, is doch amal a g&#x2019;&#x017F;cheidte<lb/>
Red&#x2019; von Dir! Oder wie D&#x2019; früher ha&#x017F;t a Wartl davon<lb/>
fall&#x2019;n la&#x017F;&#x017F;en, daß&#x2019;d Dich möch&#x017F;t in die Ruh &#x017F;etzen, mein&#x017F;t nit<lb/>
a &#x017F;elber, er wurd&#x2019; Dir einred&#x2019;n, daß Dein ganz Bußfertig-<lb/>
keit um a gut Trümmerl z&#x2019;kurz war, wann Du nit ihm<lb/>
n&#x2019;Hof ver&#x017F;chreib&#x017F;t und nöt bei &#x017F;einer Sipp&#x017F;chaft als Ausneh-<lb/>
mer blieb&#x017F;t? Han.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>No jo, &#x017F;o mein ich ja ehnder &#x017F;elber.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WAS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Wa&#x017F;tl.</hi> </speaker>
            <p>No &#x017F;o &#x017F;ag ich, &#x017F;cheinheilig is er.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>Und ich &#x017F;ag, er is&#x2019;s net.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WAS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Wa&#x017F;tl.</hi> </speaker>
            <p>Wohl is er&#x2019;s.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>Na &#x017F;og i! Wa&#x017F;tl, Du bi&#x017F;t a dummer Bua,<lb/>
Du ver&#x017F;teh&#x017F;t dös net, der Du&#x017F;terer der is &#x017F;o, der is &#x017F;o, wie<lb/>
er is. Und z&#x2019;weg&#x2019;n dem was mer g&#x2019;red&#x2019;t hab&#x2019;n, &#x017F;o thut das<lb/>
der Bußhaftigkeit kein Eintrag, und werd&#x2019; i ihms doch net<lb/>
in Uebel aufnehma, daß er auf &#x017F;ich &#x017F;chaut, wo &#x017F;ein Vortheil<lb/>
und der meine Hand in Hand geh&#x2019;n.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WAS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Wa&#x017F;tl.</hi> </speaker>
            <p>Na hör&#x017F;t, da möcht Eins doch glei narri&#x017F;ch<lb/>
werd&#x2019;n! Wann &#x017F;ein Vortheil is, mein&#x017F;t nit, es kunnt wohl a<lb/>
a kleine Spitzbüberei mit unterlaufen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>Na Wa&#x017F;tl, dös net, dös net. All&#x2019;s was er<lb/>
fürbringt, dös is nur zu wahr &#x2014; nur zu wahr is&#x2019;s!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WAS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Wa&#x017F;tl.</hi> </speaker>
            <p>No ich konn da nix &#x017F;ag&#x2019;n, ich weiß nit wie er<lb/>
dich h&#x2019;rumkriegt hat, &#x017F;o hilft a kein Red&#x2019;n.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>Ho&#x017F;t a Recht, Wa&#x017F;tl. Red&#x2019;n is do von Un-<lb/>
nöt&#x2019;n! Der Du&#x017F;terer is über ein Feldpater. Alles kurz und<lb/>
eindringlich und hizt: glaub&#x2019;s oder glaub&#x2019;s nit! A Teuxels-<lb/>
kerl, &#x017F;ag ich Dir, mit &#x017F;ein&#x2019; gottg&#x2019;fälligen We&#x017F;en. D&#x2019;ran glauben<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[9/0017] Waſtl. Schon recht, Bauer, aber für a Kalbl warſt mer doch ſchon z’viel ausg’wachſen. — Sag do ſelber Bauer, wie D’ noch riegelſam warſt, hat der Duſterer kein Fuß über Dein Staffel g’ſetzt, — was find’t er’s denn hizt von Nöten, daß er Dir alle Tag über’n Hals rennt? Z’weg’n der Zeit und Ewigkeit leicht? Ka Red, meinſt net ſelber, daß er ſich zuthatig macht, weil er glaubt, es könnt die ganz’ Hinterlaſſenſchaft an ihm fall’n? Und hat er Dich erſt da, nachher kunnſt freili — von ihm aus, — Gott verhüth’s — nit früh g’nug ſelig werd’n. Grillhofer. So mein’ ich ja eh ſelber. Waſtl. Na alsdann, na ſixt, is doch amal a g’ſcheidte Red’ von Dir! Oder wie D’ früher haſt a Wartl davon fall’n laſſen, daß’d Dich möchſt in die Ruh ſetzen, meinſt nit a ſelber, er wurd’ Dir einred’n, daß Dein ganz Bußfertig- keit um a gut Trümmerl z’kurz war, wann Du nit ihm n’Hof verſchreibſt und nöt bei ſeiner Sippſchaft als Ausneh- mer bliebſt? Han. Grillhofer. No jo, ſo mein ich ja ehnder ſelber. Waſtl. No ſo ſag ich, ſcheinheilig is er. Grillhofer. Und ich ſag, er is’s net. Waſtl. Wohl is er’s. Grillhofer. Na ſog i! Waſtl, Du biſt a dummer Bua, Du verſtehſt dös net, der Duſterer der is ſo, der is ſo, wie er is. Und z’weg’n dem was mer g’red’t hab’n, ſo thut das der Bußhaftigkeit kein Eintrag, und werd’ i ihms doch net in Uebel aufnehma, daß er auf ſich ſchaut, wo ſein Vortheil und der meine Hand in Hand geh’n. Waſtl. Na hörſt, da möcht Eins doch glei narriſch werd’n! Wann ſein Vortheil is, meinſt nit, es kunnt wohl a a kleine Spitzbüberei mit unterlaufen? Grillhofer. Na Waſtl, dös net, dös net. All’s was er fürbringt, dös is nur zu wahr — nur zu wahr is’s! Waſtl. No ich konn da nix ſag’n, ich weiß nit wie er dich h’rumkriegt hat, ſo hilft a kein Red’n. Grillhofer. Hoſt a Recht, Waſtl. Red’n is do von Un- nöt’n! Der Duſterer is über ein Feldpater. Alles kurz und eindringlich und hizt: glaub’s oder glaub’s nit! A Teuxels- kerl, ſag ich Dir, mit ſein’ gottg’fälligen Weſen. D’ran glauben

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874/17
Zitationshilfe:	Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874/17>, abgerufen am 19.04.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.