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Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874.

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Gott hab's selig -- bei'n Leben war. Sider der Zeit hon ich's
neamer g'sehn.
Liesl. Mir sein a mit Dir in Verwändtschaft.
Grillhofer. So? Dös is's erste Mal, daß i davon hör!
Wie denn wol?
Liesl. Aus ihrer Mutter ihrer ersten Eh' hat Dein Weib
ein' Halbbrudern g'habt und dem sein G'schwistertkinderssohn
hat meiner Mahm ihr G'schwistertkinderstochter g'heirath.
Grillhofer. So? so? -- Mein Weib ihr halbeter Bruder
-- .... na, wie war dös nachert g'wesen?
Liesl. Dein Weib ihr'n Halbbrudern sein G'schwister-
kinderssohn hat meiner Mahm ihr G'schwistertkinderstochter
g'heirath.
Grillhofer. Da thut Ein'm der Kopf weh dabei!
Liesl. J hab' mer'n net drüber z'brochen, ich hon dös
G'setzel eing'lernt wie a Staarl, wie die Schulkinder n'Kate-
chisimuß!
Grillhofer. Bist doch aufrichtig.
Liesl. Na wol und schon wie.
Vierte Scene.
Vorige. Wastl (kommt zurück).
Wastl (stellt eine Tasse mit einer Flasche Rothwein und Gläsern darauf und
einen Teller mit Kuchen auf den Tisch).
Grillhofer. Bleib' nur da, Wastl, mußt'n Hausvatern
machen, mußt einschenken und nachfüll'n. Ich g'lang net so
weit und soll ich was halt'n, zittern mer d'Händ, verschüttet
leicht was, war Schad d'rum.
Wastl (füllt ein Glas und setzt es der Liesl hin).
Liesl. Auf dein Wohlsein! (Kostet.)
Wastl (die Flasche in der rechten, deutet mit der Linken, in der er das
Glas hält, auf Dusterer).
Kriegt der a was?
Grillhofer. No wol, wol -- fangst scho wieder an?
Dusterer (streckt die Hand abwehrend nach dem Glas aus). Na, na --
wann ma net vergunnt is .... wann ma net vergunnt is ....
Grillhofer. Einschenk' sag ich! Du Sakra Du!
Wastl (schenkt ein und stellt das Glas ungestüm vor Dusterer auf den Tisch).

Gott hab’s ſelig — bei’n Leben war. Sider der Zeit hon ich’s
neamer g’ſehn.
Liesl. Mir ſein a mit Dir in Verwändtſchaft.
Grillhofer. So? Dös is’s erſte Mal, daß i davon hör!
Wie denn wol?
Liesl. Aus ihrer Mutter ihrer erſten Eh’ hat Dein Weib
ein’ Halbbrudern g’habt und dem ſein G’ſchwiſtertkindersſohn
hat meiner Mahm ihr G’ſchwiſtertkinderstochter g’heirath.
Grillhofer. So? ſo? — Mein Weib ihr halbeter Bruder
— .... na, wie war dös nachert g’weſen?
Liesl. Dein Weib ihr’n Halbbrudern ſein G’ſchwiſter-
kindersſohn hat meiner Mahm ihr G’ſchwiſtertkinderstochter
g’heirath.
Grillhofer. Da thut Ein’m der Kopf weh dabei!
Liesl. J hab’ mer’n net drüber z’brochen, ich hon dös
G’ſetzel eing’lernt wie a Staarl, wie die Schulkinder n’Kate-
chiſimuß!
Grillhofer. Biſt doch aufrichtig.
Liesl. Na wol und ſchon wie.
Vierte Scene.
Vorige. Waſtl (kommt zurück).
Waſtl (ſtellt eine Taſſe mit einer Flaſche Rothwein und Gläſern darauf und
einen Teller mit Kuchen auf den Tiſch).
Grillhofer. Bleib’ nur da, Waſtl, mußt’n Hausvatern
machen, mußt einſchenken und nachfüll’n. Ich g’lang net ſo
weit und ſoll ich was halt’n, zittern mer d’Händ, verſchüttet
leicht was, war Schad d’rum.
Waſtl (füllt ein Glas und ſetzt es der Liesl hin).
Liesl. Auf dein Wohlſein! (Koſtet.)
Waſtl (die Flaſche in der rechten, deutet mit der Linken, in der er das
Glas hält, auf Duſterer).
Kriegt der a was?
Grillhofer. No wol, wol — fangſt ſcho wieder an?
Duſterer (ſtreckt die Hand abwehrend nach dem Glas aus). Na, na —
wann ma net vergunnt is .... wann ma net vergunnt is ....
Grillhofer. Einſchenk’ ſag ich! Du Sakra Du!
Waſtl (ſchenkt ein und ſtellt das Glas ungeſtüm vor Duſterer auf den Tiſch).

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[32/0040] Gott hab’s ſelig — bei’n Leben war. Sider der Zeit hon ich’s neamer g’ſehn. Liesl. Mir ſein a mit Dir in Verwändtſchaft. Grillhofer. So? Dös is’s erſte Mal, daß i davon hör! Wie denn wol? Liesl. Aus ihrer Mutter ihrer erſten Eh’ hat Dein Weib ein’ Halbbrudern g’habt und dem ſein G’ſchwiſtertkindersſohn hat meiner Mahm ihr G’ſchwiſtertkinderstochter g’heirath. Grillhofer. So? ſo? — Mein Weib ihr halbeter Bruder — .... na, wie war dös nachert g’weſen? Liesl. Dein Weib ihr’n Halbbrudern ſein G’ſchwiſter- kindersſohn hat meiner Mahm ihr G’ſchwiſtertkinderstochter g’heirath. Grillhofer. Da thut Ein’m der Kopf weh dabei! Liesl. J hab’ mer’n net drüber z’brochen, ich hon dös G’ſetzel eing’lernt wie a Staarl, wie die Schulkinder n’Kate- chiſimuß! Grillhofer. Biſt doch aufrichtig. Liesl. Na wol und ſchon wie. Vierte Scene. Vorige. Waſtl (kommt zurück). Waſtl (ſtellt eine Taſſe mit einer Flaſche Rothwein und Gläſern darauf und einen Teller mit Kuchen auf den Tiſch). Grillhofer. Bleib’ nur da, Waſtl, mußt’n Hausvatern machen, mußt einſchenken und nachfüll’n. Ich g’lang net ſo weit und ſoll ich was halt’n, zittern mer d’Händ, verſchüttet leicht was, war Schad d’rum. Waſtl (füllt ein Glas und ſetzt es der Liesl hin). Liesl. Auf dein Wohlſein! (Koſtet.) Waſtl (die Flaſche in der rechten, deutet mit der Linken, in der er das Glas hält, auf Duſterer). Kriegt der a was? Grillhofer. No wol, wol — fangſt ſcho wieder an? Duſterer (ſtreckt die Hand abwehrend nach dem Glas aus). Na, na — wann ma net vergunnt is .... wann ma net vergunnt is .... Grillhofer. Einſchenk’ ſag ich! Du Sakra Du! Waſtl (ſchenkt ein und ſtellt das Glas ungeſtüm vor Duſterer auf den Tiſch).

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Zitationshilfe: Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874/40>, abgerufen am 16.04.2024.