Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite
Grillhofer. Na verkost'n nur. Verkost. Freilich mehr für
d'Weibsleut, aber a guter Tropfen.
Dusterer (hat getrunken). Jo hehe, möcht' mer do selber gleich,
wann dös a Trunk für d'Weiberleut is, a Weib werd'n.
Wastl. Bist eh schon Oans und a alt's dazu.
Grillhofer. Wastl!
Wastl (stellt auch ein Glas vor Grillhofer hin). Hob a Oans für
Dich mitbracht!
Grillhofer. Weißt, ich trink net! No weil schon da steht,
laß's halt! -- Woll'n mer wieder von was G'scheidten reden.
Dirndl, a Antwort bist no schuldig. Was d'da willst?!
Liesl (lustig). Bißel erbschleichen sollt ich!
Grillhofer. Sollst? Teufl h'nein, wer kann Dich denn
dazu verhalten?
Liesl. Neamand! Meiner Mahm war' dös af einmal
eing'falln, und ich taug a scho gar net dazu. Allweil um Oans
herumscherwenzeln wie a Hund, derweil mer ihm in d'Schüßel
blast; -- und passen und warten af's Versterb'n, ah na,
wurd mer ganz entrisch dabei, leb' ich doch selber so viel gern.

(Steht auf.) Na, Bauer, meiner Seel, möcht Dich unser Herrgott
no hundert Jahr leben laßen, ich neid' Dir kein Tag, nöt
ein oanzigen neid' ich Dir!
Grillhofer. Bist a herzgut's Derndl!
Liesl. Ich wär' eh net her, aber um's Hoambleib'n war
mer grad a net z'thun, außi wolt ich gern; -- Doch a so
herumvagir'n und dann lug'n: ich war da g'west, dös wollt
ich wieder nöt. No thust mer halt den G'fall'n und sagst, es
wär' da nix z'hol'n und jagst mich wieder hoam.
Grillhofer. Hehe -- kimmt Dir wol net ung'leg'n, wann
i mir mit Hoamjag'n a weng' Zeit laß', han? Möcht' aber
doch wissen, wie dein Mahm af dö Gedanken käma is!
Liesl. Ah dö Mahm hat's recht ernsthaftig g'meint!
(Copirt mit Laune die wohlwollende Redeweise einer alten resoluten Frauensperson.)
"Liesl" -- hat's g'sagt -- "schau, Liesl, Du bist a einsam,
verweist's Dirndl, mußt Dich umthun, mußt dazuschau'n!
Verwändt bist amal mit'm alten Grillhofer, dös können mer
schriftlich aufweisen. Geh hin, schau eahm nach, soll ihm schlecht
geh'n, leicht gar macht er's neamer lang -- verzeiht schon,
Der G'wissenswurm. 3
Grillhofer. Na verkoſt’n nur. Verkoſt. Freilich mehr für
d’Weibsleut, aber a guter Tropfen.
Duſterer (hat getrunken). Jo hehe, möcht’ mer do ſelber gleich,
wann dös a Trunk für d’Weiberleut is, a Weib werd’n.
Waſtl. Biſt eh ſchon Oans und a alt’s dazu.
Grillhofer. Waſtl!
Waſtl (ſtellt auch ein Glas vor Grillhofer hin). Hob a Oans für
Dich mitbracht!
Grillhofer. Weißt, ich trink net! No weil ſchon da ſteht,
laß’s halt! — Woll’n mer wieder von was G’ſcheidten reden.
Dirndl, a Antwort biſt no ſchuldig. Was d’da willſt?!
Liesl (luſtig). Bißel erbſchleichen ſollt ich!
Grillhofer. Sollſt? Teufl h’nein, wer kann Dich denn
dazu verhalten?
Liesl. Neamand! Meiner Mahm war’ dös af einmal
eing’falln, und ich taug a ſcho gar net dazu. Allweil um Oans
herumſcherwenzeln wie a Hund, derweil mer ihm in d’Schüßel
blast; — und paſſen und warten af’s Verſterb’n, ah na,
wurd mer ganz entriſch dabei, leb’ ich doch ſelber ſo viel gern.

(Steht auf.) Na, Bauer, meiner Seel, möcht Dich unſer Herrgott
no hundert Jahr leben laßen, ich neid’ Dir kein Tag, nöt
ein oanzigen neid’ ich Dir!
Grillhofer. Biſt a herzgut’s Derndl!
Liesl. Ich wär’ eh net her, aber um’s Hoambleib’n war
mer grad a net z’thun, außi wolt ich gern; — Doch a ſo
herumvagir’n und dann lug’n: ich war da g’weſt, dös wollt
ich wieder nöt. No thuſt mer halt den G’fall’n und ſagſt, es
wär’ da nix z’hol’n und jagſt mich wieder hoam.
Grillhofer. Hehe — kimmt Dir wol net ung’leg’n, wann
i mir mit Hoamjag’n a weng’ Zeit laß’, han? Möcht’ aber
doch wiſſen, wie dein Mahm af dö Gedanken käma is!
Liesl. Ah dö Mahm hat’s recht ernſthaftig g’meint!
(Copirt mit Laune die wohlwollende Redeweiſe einer alten reſoluten Frauensperſon.)
„Liesl“ — hat’s g’ſagt — „ſchau, Liesl, Du biſt a einſam,
verweist’s Dirndl, mußt Dich umthun, mußt dazuſchau’n!
Verwändt biſt amal mit’m alten Grillhofer, dös können mer
ſchriftlich aufweiſen. Geh hin, ſchau eahm nach, ſoll ihm ſchlecht
geh’n, leicht gar macht er’s neamer lang — verzeiht ſchon,
Der G’wiſſenswurm. 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0041" n="33"/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>Na verko&#x017F;t&#x2019;n nur. Verko&#x017F;t. Freilich mehr für<lb/>
d&#x2019;Weibsleut, aber a guter Tropfen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DUS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Du&#x017F;terer</hi> </speaker>
            <stage>(hat getrunken).</stage>
            <p>Jo hehe, möcht&#x2019; mer do &#x017F;elber gleich,<lb/>
wann dös a Trunk für d&#x2019;Weiberleut is, a Weib werd&#x2019;n.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WAS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Wa&#x017F;tl.</hi> </speaker>
            <p>Bi&#x017F;t eh &#x017F;chon Oans und a alt&#x2019;s dazu.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>Wa&#x017F;tl!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WAS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Wa&#x017F;tl</hi> </speaker>
            <stage>(&#x017F;tellt auch ein Glas vor Grillhofer hin).</stage>
            <p>Hob a Oans für<lb/>
Dich mitbracht!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>Weißt, ich trink net! No weil &#x017F;chon da &#x017F;teht,<lb/>
laß&#x2019;s halt! &#x2014; Woll&#x2019;n mer wieder von was G&#x2019;&#x017F;cheidten reden.<lb/>
Dirndl, a Antwort bi&#x017F;t no &#x017F;chuldig. Was d&#x2019;da will&#x017F;t?!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LIE">
            <speaker> <hi rendition="#b">Liesl</hi> </speaker>
            <stage>(lu&#x017F;tig).</stage>
            <p>Bißel erb&#x017F;chleichen &#x017F;ollt ich!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>Soll&#x017F;t? Teufl h&#x2019;nein, wer kann Dich denn<lb/>
dazu verhalten?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LIE">
            <speaker> <hi rendition="#b">Liesl.</hi> </speaker>
            <p>Neamand! Meiner Mahm war&#x2019; dös af einmal<lb/>
eing&#x2019;falln, und ich taug a &#x017F;cho gar net dazu. Allweil um Oans<lb/>
herum&#x017F;cherwenzeln wie a Hund, derweil mer ihm in d&#x2019;Schüßel<lb/>
blast; &#x2014; und pa&#x017F;&#x017F;en und warten af&#x2019;s Ver&#x017F;terb&#x2019;n, ah na,<lb/>
wurd mer ganz entri&#x017F;ch dabei, leb&#x2019; ich doch &#x017F;elber &#x017F;o viel gern.</p><lb/>
            <stage>(Steht auf.)</stage>
            <p>Na, Bauer, meiner Seel, möcht Dich un&#x017F;er Herrgott<lb/>
no hundert Jahr leben laßen, ich neid&#x2019; Dir kein Tag, nöt<lb/>
ein oanzigen neid&#x2019; ich Dir!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>Bi&#x017F;t a herzgut&#x2019;s Derndl!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LIE">
            <speaker> <hi rendition="#b">Liesl.</hi> </speaker>
            <p>Ich wär&#x2019; eh net her, aber um&#x2019;s Hoambleib&#x2019;n war<lb/>
mer grad a net z&#x2019;thun, außi wolt ich gern; &#x2014; Doch a &#x017F;o<lb/>
herumvagir&#x2019;n und dann lug&#x2019;n: ich war da g&#x2019;we&#x017F;t, dös wollt<lb/>
ich wieder nöt. No thu&#x017F;t mer halt den G&#x2019;fall&#x2019;n und &#x017F;ag&#x017F;t, es<lb/>
wär&#x2019; da nix z&#x2019;hol&#x2019;n und jag&#x017F;t mich wieder hoam.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>Hehe &#x2014; kimmt Dir wol net ung&#x2019;leg&#x2019;n, wann<lb/>
i mir mit Hoamjag&#x2019;n a weng&#x2019; Zeit laß&#x2019;, han? Möcht&#x2019; aber<lb/>
doch wi&#x017F;&#x017F;en, wie dein Mahm af dö Gedanken käma is!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LIE">
            <speaker> <hi rendition="#b">Liesl.</hi> </speaker>
            <p>Ah dö Mahm hat&#x2019;s recht ern&#x017F;thaftig g&#x2019;meint!</p><lb/>
            <stage>(Copirt mit Laune die wohlwollende Redewei&#x017F;e einer alten re&#x017F;oluten Frauensper&#x017F;on.)</stage><lb/>
            <p>&#x201E;Liesl&#x201C; &#x2014; hat&#x2019;s g&#x2019;&#x017F;agt &#x2014; &#x201E;&#x017F;chau, Liesl, Du bi&#x017F;t a ein&#x017F;am,<lb/>
verweist&#x2019;s Dirndl, mußt Dich umthun, mußt dazu&#x017F;chau&#x2019;n!<lb/>
Verwändt bi&#x017F;t amal mit&#x2019;m alten Grillhofer, dös können mer<lb/>
&#x017F;chriftlich aufwei&#x017F;en. Geh hin, &#x017F;chau eahm nach, &#x017F;oll ihm &#x017F;chlecht<lb/>
geh&#x2019;n, leicht gar macht er&#x2019;s neamer lang &#x2014; verzeiht &#x017F;chon,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Der G&#x2019;wi&#x017F;&#x017F;enswurm. 3</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0041] Grillhofer. Na verkoſt’n nur. Verkoſt. Freilich mehr für d’Weibsleut, aber a guter Tropfen. Duſterer (hat getrunken). Jo hehe, möcht’ mer do ſelber gleich, wann dös a Trunk für d’Weiberleut is, a Weib werd’n. Waſtl. Biſt eh ſchon Oans und a alt’s dazu. Grillhofer. Waſtl! Waſtl (ſtellt auch ein Glas vor Grillhofer hin). Hob a Oans für Dich mitbracht! Grillhofer. Weißt, ich trink net! No weil ſchon da ſteht, laß’s halt! — Woll’n mer wieder von was G’ſcheidten reden. Dirndl, a Antwort biſt no ſchuldig. Was d’da willſt?! Liesl (luſtig). Bißel erbſchleichen ſollt ich! Grillhofer. Sollſt? Teufl h’nein, wer kann Dich denn dazu verhalten? Liesl. Neamand! Meiner Mahm war’ dös af einmal eing’falln, und ich taug a ſcho gar net dazu. Allweil um Oans herumſcherwenzeln wie a Hund, derweil mer ihm in d’Schüßel blast; — und paſſen und warten af’s Verſterb’n, ah na, wurd mer ganz entriſch dabei, leb’ ich doch ſelber ſo viel gern. (Steht auf.) Na, Bauer, meiner Seel, möcht Dich unſer Herrgott no hundert Jahr leben laßen, ich neid’ Dir kein Tag, nöt ein oanzigen neid’ ich Dir! Grillhofer. Biſt a herzgut’s Derndl! Liesl. Ich wär’ eh net her, aber um’s Hoambleib’n war mer grad a net z’thun, außi wolt ich gern; — Doch a ſo herumvagir’n und dann lug’n: ich war da g’weſt, dös wollt ich wieder nöt. No thuſt mer halt den G’fall’n und ſagſt, es wär’ da nix z’hol’n und jagſt mich wieder hoam. Grillhofer. Hehe — kimmt Dir wol net ung’leg’n, wann i mir mit Hoamjag’n a weng’ Zeit laß’, han? Möcht’ aber doch wiſſen, wie dein Mahm af dö Gedanken käma is! Liesl. Ah dö Mahm hat’s recht ernſthaftig g’meint! (Copirt mit Laune die wohlwollende Redeweiſe einer alten reſoluten Frauensperſon.) „Liesl“ — hat’s g’ſagt — „ſchau, Liesl, Du biſt a einſam, verweist’s Dirndl, mußt Dich umthun, mußt dazuſchau’n! Verwändt biſt amal mit’m alten Grillhofer, dös können mer ſchriftlich aufweiſen. Geh hin, ſchau eahm nach, ſoll ihm ſchlecht geh’n, leicht gar macht er’s neamer lang — verzeiht ſchon, Der G’wiſſenswurm. 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874/41
Zitationshilfe: Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874/41>, abgerufen am 23.04.2024.