Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnds, Wilhelm Erasmus: Eines zehen-jährigen Knabens Christlieb Leberecht von Exter/ aus Zerbst/ Christlich geführter Lebens-Lauff. Halle (Saale), 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Etliche Briefe.
ein verlohren Schaf/ das keiner will
annehmen/ und ist mein Gemüth zuschla-
gen/ daß mein Hertz in blutigen Thrä-
nen schwimmet/ und ist/ als wenn ich kei-
ne Seligkeit mehr zu hoffen hätte/ son-
dern als wenn mir die Hölle zubereitet
wäre. Jch bitte euch/ lachet über mein
Elend nicht/ sondern weinet vielmehr
darüber/ und schliesset doch mich allezeit
in euer Gebeth ein. Gestern abend o-
der wenn ich nur zu GOtt seuffze/ ist mir
gleichsam/ als wenn ich verzweifeln wol-
te an GOttes Gnade. Wenn ihr wie-
der nach Hause kommet/ will ich schon
ein mehrers mit euch reden. Euch/ liebe
Schwester/ hab ich es vertrauet/ sagets
keinem Menschen wieder.


(Dieses Kind ist von Jugend auf ein recht ge-
horsames/ frommes und gottfürchtiges
Kind gewesen/ so seine liebe Eltern fast nie-
mals beleidiget hat. Geschiehet nun sol-
ches am grünen Holtz/ was will am dürren
werden.)
An

Etliche Briefe.
ein verlohren Schaf/ das keiner will
annehmen/ und iſt mein Gemuͤth zuſchla-
gen/ daß mein Hertz in blutigen Thraͤ-
nen ſchwimmet/ und iſt/ als wenn ich kei-
ne Seligkeit mehr zu hoffen haͤtte/ ſon-
dern als wenn mir die Hoͤlle zubereitet
waͤre. Jch bitte euch/ lachet uͤber mein
Elend nicht/ ſondern weinet vielmehr
daruͤber/ und ſchlieſſet doch mich allezeit
in euer Gebeth ein. Geſtern abend o-
der wenn ich nur zu GOtt ſeuffze/ iſt mir
gleichſam/ als wenn ich verzweifeln wol-
te an GOttes Gnade. Wenn ihr wie-
der nach Hauſe kommet/ will ich ſchon
ein mehrers mit euch reden. Euch/ liebe
Schweſter/ hab ich es vertrauet/ ſagets
keinem Menſchen wieder.


(Dieſes Kind iſt von Jugend auf ein recht ge-
horſames/ frommes und gottfuͤrchtiges
Kind geweſen/ ſo ſeine liebe Eltern faſt nie-
mals beleidiget hat. Geſchiehet nun ſol-
ches am gruͤnen Holtz/ was will am duͤrren
werden.)
An
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="letter">
          <p><pb facs="#f0162" n="136"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Etliche Briefe.</hi></fw><lb/>
ein verlohren Schaf/ das keiner will<lb/>
annehmen/ und i&#x017F;t mein Gemu&#x0364;th zu&#x017F;chla-<lb/>
gen/ daß mein Hertz in blutigen Thra&#x0364;-<lb/>
nen &#x017F;chwimmet/ und i&#x017F;t/ als wenn ich kei-<lb/>
ne Seligkeit mehr zu hoffen ha&#x0364;tte/ &#x017F;on-<lb/>
dern als wenn mir die Ho&#x0364;lle zubereitet<lb/>
wa&#x0364;re. Jch bitte euch/ lachet u&#x0364;ber mein<lb/>
Elend nicht/ &#x017F;ondern weinet vielmehr<lb/>
daru&#x0364;ber/ und &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et doch mich allezeit<lb/>
in euer Gebeth ein. Ge&#x017F;tern abend o-<lb/>
der wenn ich nur zu GOtt &#x017F;euffze/ i&#x017F;t mir<lb/>
gleich&#x017F;am/ als wenn ich verzweifeln wol-<lb/>
te an GOttes Gnade. Wenn ihr wie-<lb/>
der nach Hau&#x017F;e kommet/ will ich &#x017F;chon<lb/>
ein mehrers mit euch reden. Euch/ liebe<lb/>
Schwe&#x017F;ter/ hab ich es vertrauet/ &#x017F;agets<lb/>
keinem Men&#x017F;chen wieder.</p>
          <dateline>Zerb&#x017F;t den<lb/>
22. <hi rendition="#aq">Maj.</hi> 1707.</dateline><lb/>
          <note>(Die&#x017F;es Kind i&#x017F;t von Jugend auf ein recht ge-<lb/>
hor&#x017F;ames/ frommes und gottfu&#x0364;rchtiges<lb/>
Kind gewe&#x017F;en/ &#x017F;o &#x017F;eine liebe Eltern fa&#x017F;t nie-<lb/>
mals beleidiget hat. Ge&#x017F;chiehet nun &#x017F;ol-<lb/>
ches am gru&#x0364;nen Holtz/ was will am du&#x0364;rren<lb/>
werden.)</note>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">An</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0162] Etliche Briefe. ein verlohren Schaf/ das keiner will annehmen/ und iſt mein Gemuͤth zuſchla- gen/ daß mein Hertz in blutigen Thraͤ- nen ſchwimmet/ und iſt/ als wenn ich kei- ne Seligkeit mehr zu hoffen haͤtte/ ſon- dern als wenn mir die Hoͤlle zubereitet waͤre. Jch bitte euch/ lachet uͤber mein Elend nicht/ ſondern weinet vielmehr daruͤber/ und ſchlieſſet doch mich allezeit in euer Gebeth ein. Geſtern abend o- der wenn ich nur zu GOtt ſeuffze/ iſt mir gleichſam/ als wenn ich verzweifeln wol- te an GOttes Gnade. Wenn ihr wie- der nach Hauſe kommet/ will ich ſchon ein mehrers mit euch reden. Euch/ liebe Schweſter/ hab ich es vertrauet/ ſagets keinem Menſchen wieder. Zerbſt den 22. Maj. 1707. (Dieſes Kind iſt von Jugend auf ein recht ge- horſames/ frommes und gottfuͤrchtiges Kind geweſen/ ſo ſeine liebe Eltern faſt nie- mals beleidiget hat. Geſchiehet nun ſol- ches am gruͤnen Holtz/ was will am duͤrren werden.) An

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arends_exter_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arends_exter_1708/162
Zitationshilfe: Arnds, Wilhelm Erasmus: Eines zehen-jährigen Knabens Christlieb Leberecht von Exter/ aus Zerbst/ Christlich geführter Lebens-Lauff. Halle (Saale), 1708, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arends_exter_1708/162>, abgerufen am 29.03.2024.