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Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].

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Karl August Hückinghaus.


Dem Gott der Schönheit.

"Deutsches Herz u. deutscher Geist."

Wenn über die schneeige Firne
Von Bergeshäuptern, steinalten Riesen
Purpurn aufflammt das Frühroth --
Wenn nächtlicher Weile
Erglühen die Leuchten, die nimmer zu zählen,
Des unermeßlichen ewigen Weltalls --
Wenn durch das Waldthal gehen die Schauer
Des kommenden Morgens, des scheidenden Abends --
Dann bebt mir die Seele, ich spüre und fühle
Dich, o erhabener Gott der Schönheit.
Auf Tönen schwimmst du,
Harmonie deine Rede,
Und aus den Gestalten des Malers,
Den Gebilden des Bildners
Siehst du mit großen,
Blitzenden Götteraugen
Tief in das Herz mir.
Dann wieder rührst du die Seele
Und trägst mich empor,
Hinauf zu den Sternen
Auf Schwingen des Liedes . . . . .
Dann wieder schaust du
Aus schlankem Leibe
Mit rosigen Wangen
Und ringelnden Locken
Karl Auguſt Hückinghaus.


Dem Gott der Schönheit.

„Deutſches Herz u. deutſcher Geiſt.“

Wenn über die ſchneeige Firne
Von Bergeshäuptern, ſteinalten Rieſen
Purpurn aufflammt das Frühroth —
Wenn nächtlicher Weile
Erglühen die Leuchten, die nimmer zu zählen,
Des unermeßlichen ewigen Weltalls —
Wenn durch das Waldthal gehen die Schauer
Des kommenden Morgens, des ſcheidenden Abends —
Dann bebt mir die Seele, ich ſpüre und fühle
Dich, o erhabener Gott der Schönheit.
Auf Tönen ſchwimmſt du,
Harmonie deine Rede,
Und aus den Geſtalten des Malers,
Den Gebilden des Bildners
Siehſt du mit großen,
Blitzenden Götteraugen
Tief in das Herz mir.
Dann wieder rührſt du die Seele
Und trägſt mich empor,
Hinauf zu den Sternen
Auf Schwingen des Liedes . . . . .
Dann wieder ſchauſt du
Aus ſchlankem Leibe
Mit roſigen Wangen
Und ringelnden Locken
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[[124]/0142] Karl Auguſt Hückinghaus. Dem Gott der Schönheit. „Deutſches Herz u. deutſcher Geiſt.“ Wenn über die ſchneeige Firne Von Bergeshäuptern, ſteinalten Rieſen Purpurn aufflammt das Frühroth — Wenn nächtlicher Weile Erglühen die Leuchten, die nimmer zu zählen, Des unermeßlichen ewigen Weltalls — Wenn durch das Waldthal gehen die Schauer Des kommenden Morgens, des ſcheidenden Abends — Dann bebt mir die Seele, ich ſpüre und fühle Dich, o erhabener Gott der Schönheit. Auf Tönen ſchwimmſt du, Harmonie deine Rede, Und aus den Geſtalten des Malers, Den Gebilden des Bildners Siehſt du mit großen, Blitzenden Götteraugen Tief in das Herz mir. Dann wieder rührſt du die Seele Und trägſt mich empor, Hinauf zu den Sternen Auf Schwingen des Liedes . . . . . Dann wieder ſchauſt du Aus ſchlankem Leibe Mit roſigen Wangen Und ringelnden Locken

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Zitationshilfe: Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. [124]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/142>, abgerufen am 25.04.2024.