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Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].

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Julius Hart.
Bis ihr Fenster leise klirrte,
Leise ... leise aufgeschlossen,
Eine dunkle Rose schwirrte . . . .
Trug war's nicht, der mich verwirrte! ...
Gerade mir zu Füßen fiel.
Herrin, tausend herrl'che Tage
Diente ich in deiner Liebe,
Nun wie eine schöne Sage,
Reich an Jubel und an Klage,
Tönt Erinnrung in mein Ohr.
Weiße Stirn und blanke Brüste, --
Flammenaugen -- Feuerlocken --
Rothe Lippen, vielgeküßte --
Zeit der Wonnen, Zeit der Lüste,
Dein gedenk' ich, Jugendtraum!
Liebestraum, du Rosengarten --
Sternenlicht -- weinvolle Schale --
Kranz der Höll' und Himmelsfahrten,
Unter deinen Goldstandarten
Zogen mir drei Jahre hin.
Hab' von weichem Arm umschlungen
Dich gekostet bis zum Grunde ...
Hab' gejauchzt und hab' gesungen,
Hab' gelitten und gerungen
Als ein treuer Troubadour.
Müde, stumm und ganz verlassen
Lieg' ich nun bei fahlem Lichte, ...
Draußen tönt es durch die nassen
Regenüberströmten Gassen
Wie ein fernes Liebeslied.
Hast mein Herze schnöd verrathen,
Trinkst die Lieb' aus andrem Kelche, -- --
Hagelwetter meiner Saaten,
Ich verachte deine Thaten,
Neuer Lenz glüht mir im Blut.

4*
Julius Hart.
Bis ihr Fenſter leiſe klirrte,
Leiſe … leiſe aufgeſchloſſen,
Eine dunkle Roſe ſchwirrte . . . .
Trug war’s nicht, der mich verwirrte! …
Gerade mir zu Füßen fiel.
Herrin, tauſend herrl’che Tage
Diente ich in deiner Liebe,
Nun wie eine ſchöne Sage,
Reich an Jubel und an Klage,
Tönt Erinnrung in mein Ohr.
Weiße Stirn und blanke Brüſte, —
Flammenaugen — Feuerlocken —
Rothe Lippen, vielgeküßte —
Zeit der Wonnen, Zeit der Lüſte,
Dein gedenk’ ich, Jugendtraum!
Liebestraum, du Roſengarten —
Sternenlicht — weinvolle Schale —
Kranz der Höll’ und Himmelsfahrten,
Unter deinen Goldſtandarten
Zogen mir drei Jahre hin.
Hab’ von weichem Arm umſchlungen
Dich gekoſtet bis zum Grunde …
Hab’ gejauchzt und hab’ geſungen,
Hab’ gelitten und gerungen
Als ein treuer Troubadour.
Müde, ſtumm und ganz verlaſſen
Lieg’ ich nun bei fahlem Lichte, …
Draußen tönt es durch die naſſen
Regenüberſtrömten Gaſſen
Wie ein fernes Liebeslied.
Haſt mein Herze ſchnöd verrathen,
Trinkſt die Lieb’ aus andrem Kelche, — —
Hagelwetter meiner Saaten,
Ich verachte deine Thaten,
Neuer Lenz glüht mir im Blut.

4*
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[51/0069] Julius Hart. Bis ihr Fenſter leiſe klirrte, Leiſe … leiſe aufgeſchloſſen, Eine dunkle Roſe ſchwirrte . . . . Trug war’s nicht, der mich verwirrte! … Gerade mir zu Füßen fiel. Herrin, tauſend herrl’che Tage Diente ich in deiner Liebe, Nun wie eine ſchöne Sage, Reich an Jubel und an Klage, Tönt Erinnrung in mein Ohr. Weiße Stirn und blanke Brüſte, — Flammenaugen — Feuerlocken — Rothe Lippen, vielgeküßte — Zeit der Wonnen, Zeit der Lüſte, Dein gedenk’ ich, Jugendtraum! Liebestraum, du Roſengarten — Sternenlicht — weinvolle Schale — Kranz der Höll’ und Himmelsfahrten, Unter deinen Goldſtandarten Zogen mir drei Jahre hin. Hab’ von weichem Arm umſchlungen Dich gekoſtet bis zum Grunde … Hab’ gejauchzt und hab’ geſungen, Hab’ gelitten und gerungen Als ein treuer Troubadour. Müde, ſtumm und ganz verlaſſen Lieg’ ich nun bei fahlem Lichte, … Draußen tönt es durch die naſſen Regenüberſtrömten Gaſſen Wie ein fernes Liebeslied. Haſt mein Herze ſchnöd verrathen, Trinkſt die Lieb’ aus andrem Kelche, — — Hagelwetter meiner Saaten, Ich verachte deine Thaten, Neuer Lenz glüht mir im Blut. 4*

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Zitationshilfe: Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/69>, abgerufen am 25.04.2024.