Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
Jäger.

Mein Schatz ein holde Schäfrin ist,
Sie trägt ein weißes Kleid, :,:
Sie hat zwei zarte Brüstelein,
Die mir mein Herz erfreun.
Beide.

So bin ich's wohl, so bist du's wohl
Feins Lieb, schöns Engelskind,
So ist uns allen beiden wohl,
Da wir beisammen sind.


Unkraut.

Mündlich.

Unkraut. Wie kommt's, daß du so traurig bist,
Und gar nicht einmahl lachst?
Ich seh dir's an den Augen an,
Daß du geweinet hast.
Gärtner. Und wer ein'n stein'gen Acker hat,
Dazu 'nen stumpfen Pflug,
Und dessen Schatz zum Schelmen wird,
Hat der nicht Kreutz genug?
Unkraut. Doch wer mit Katzen ackern will,
Der spann die Mäus voraus,
So geht es alles wie ein Wind,
So fängt die Katz die Maus.

Jaͤger.

Mein Schatz ein holde Schaͤfrin iſt,
Sie traͤgt ein weißes Kleid, :,:
Sie hat zwei zarte Bruͤſtelein,
Die mir mein Herz erfreun.
Beide.

So bin ich's wohl, ſo biſt du's wohl
Feins Lieb, ſchoͤns Engelskind,
So iſt uns allen beiden wohl,
Da wir beiſammen ſind.


Unkraut.

Muͤndlich.

Unkraut. Wie kommt's, daß du ſo traurig biſt,
Und gar nicht einmahl lachſt?
Ich ſeh dir's an den Augen an,
Daß du geweinet haſt.
Gaͤrtner. Und wer ein'n ſtein'gen Acker hat,
Dazu 'nen ſtumpfen Pflug,
Und deſſen Schatz zum Schelmen wird,
Hat der nicht Kreutz genug?
Unkraut. Doch wer mit Katzen ackern will,
Der ſpann die Maͤus voraus,
So geht es alles wie ein Wind,
So faͤngt die Katz die Maus.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0220" n="211"/>
            <lg n="5">
              <head><hi rendition="#g">Ja&#x0364;ger</hi>.</head><lb/>
              <l>Mein Schatz ein holde Scha&#x0364;frin i&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Sie tra&#x0364;gt ein weißes Kleid, :,:</l><lb/>
              <l>Sie hat zwei zarte Bru&#x0364;&#x017F;telein,</l><lb/>
              <l>Die mir mein Herz erfreun.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <head><hi rendition="#g">Beide</hi>.</head><lb/>
              <l>So bin ich's wohl, &#x017F;o bi&#x017F;t du's wohl</l><lb/>
              <l>Feins Lieb, &#x017F;cho&#x0364;ns Engelskind,</l><lb/>
              <l>So i&#x017F;t uns allen beiden wohl,</l><lb/>
              <l>Da wir bei&#x017F;ammen &#x017F;ind.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Unkraut</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">Mu&#x0364;ndlich.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#g">Unkraut</hi>. <hi rendition="#in">W</hi>ie kommt's, daß du &#x017F;o traurig bi&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Und gar nicht einmahl lach&#x017F;t?</l><lb/>
              <l>Ich &#x017F;eh dir's an den Augen an,</l><lb/>
              <l>Daß du geweinet ha&#x017F;t.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l><hi rendition="#g">Ga&#x0364;rtner</hi>. Und wer ein'n &#x017F;tein'gen Acker hat,</l><lb/>
              <l>Dazu 'nen &#x017F;tumpfen Pflug,</l><lb/>
              <l>Und de&#x017F;&#x017F;en Schatz zum Schelmen wird,</l><lb/>
              <l>Hat der nicht Kreutz genug?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l><hi rendition="#g">Unkraut</hi>. Doch wer mit Katzen ackern will,</l><lb/>
              <l>Der &#x017F;pann die Ma&#x0364;us voraus,</l><lb/>
              <l>So geht es alles wie ein Wind,</l><lb/>
              <l>So fa&#x0364;ngt die Katz die Maus.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[211/0220] Jaͤger. Mein Schatz ein holde Schaͤfrin iſt, Sie traͤgt ein weißes Kleid, :,: Sie hat zwei zarte Bruͤſtelein, Die mir mein Herz erfreun. Beide. So bin ich's wohl, ſo biſt du's wohl Feins Lieb, ſchoͤns Engelskind, So iſt uns allen beiden wohl, Da wir beiſammen ſind. Unkraut. Muͤndlich. Unkraut. Wie kommt's, daß du ſo traurig biſt, Und gar nicht einmahl lachſt? Ich ſeh dir's an den Augen an, Daß du geweinet haſt. Gaͤrtner. Und wer ein'n ſtein'gen Acker hat, Dazu 'nen ſtumpfen Pflug, Und deſſen Schatz zum Schelmen wird, Hat der nicht Kreutz genug? Unkraut. Doch wer mit Katzen ackern will, Der ſpann die Maͤus voraus, So geht es alles wie ein Wind, So faͤngt die Katz die Maus.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/220
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/220>, abgerufen am 29.03.2024.