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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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"Wohl übern See hinüber.
"Kukuk, Kukuk, Kukuk."

"Ach Kukuk, lieber Kukuk mein,
"Schmied ich dich an ein Ringelein,
"Schmied ich dir an die rechte Hand,
"Du kannst nicht ziehn ins Vaterland,
"Schwingst nimmer dein Gefieder,
"Da übern See hinüber:
"Kukuk, Kukuk, Kukuk."


Das grosse Kind.

Mündlich.

Ich hört ein Fräulein klagen,
Fürwahr ein weiblich Bild,
Ihr Herz wollt ihr verzagen,
Durch einen Jüngling mild.
Das Fräulein sprach mit Listen:
"Er liegt an meinen Brüsten
"Der Allerliebste mein.
"Warum sollt ich aufwecken
"Den Allerliebsten mein,
"Ich fürcht es möcht erschrecken
"Das junge Herze sein;
"Er ist mein Herz-Geselle,
"Er liegt an seiner Stelle,
"Wie gern ich bey ihm bin.

„Wohl uͤbern See hinuͤber.
„Kukuk, Kukuk, Kukuk.“

„Ach Kukuk, lieber Kukuk mein,
„Schmied ich dich an ein Ringelein,
„Schmied ich dir an die rechte Hand,
„Du kannſt nicht ziehn ins Vaterland,
„Schwingſt nimmer dein Gefieder,
„Da uͤbern See hinuͤber:
„Kukuk, Kukuk, Kukuk.“


Das groſſe Kind.

Muͤndlich.

Ich hoͤrt ein Fraͤulein klagen,
Fuͤrwahr ein weiblich Bild,
Ihr Herz wollt ihr verzagen,
Durch einen Juͤngling mild.
Das Fraͤulein ſprach mit Liſten:
„Er liegt an meinen Bruͤſten
„Der Allerliebſte mein.
„Warum ſollt ich aufwecken
„Den Allerliebſten mein,
„Ich fuͤrcht es moͤcht erſchrecken
„Das junge Herze ſein;
„Er iſt mein Herz-Geſelle,
„Er liegt an ſeiner Stelle,
„Wie gern ich bey ihm bin.

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[314[324]/0333] „Wohl uͤbern See hinuͤber. „Kukuk, Kukuk, Kukuk.“ „Ach Kukuk, lieber Kukuk mein, „Schmied ich dich an ein Ringelein, „Schmied ich dir an die rechte Hand, „Du kannſt nicht ziehn ins Vaterland, „Schwingſt nimmer dein Gefieder, „Da uͤbern See hinuͤber: „Kukuk, Kukuk, Kukuk.“ Das groſſe Kind. Muͤndlich. Ich hoͤrt ein Fraͤulein klagen, Fuͤrwahr ein weiblich Bild, Ihr Herz wollt ihr verzagen, Durch einen Juͤngling mild. Das Fraͤulein ſprach mit Liſten: „Er liegt an meinen Bruͤſten „Der Allerliebſte mein. „Warum ſollt ich aufwecken „Den Allerliebſten mein, „Ich fuͤrcht es moͤcht erſchrecken „Das junge Herze ſein; „Er iſt mein Herz-Geſelle, „Er liegt an ſeiner Stelle, „Wie gern ich bey ihm bin.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 314[324]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/333>, abgerufen am 28.03.2024.