Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
Mein Garten von lauter Lust war erbaut,
Auf einem schwarzen Sumpfe,
Und wo ich lebend und schwebend vertraut,
Da ist ein Irrlicht versunken.
Wollt Gott, daß früh ich gestorben wär,
In meinen jungen Jahren,
So wäre mir all mein Lebetag,
Kein größre Freud wiederfahren.
Es ist nicht hier ein kühler Brunn,
Der mir mein Herz thät laben,
Ein kühler Brunn zu aller Stund,
Er fliest aus meinem Herzen.


Maria auf der Reise.

Procopii Mariale festivale. S. 447.

Ey wie so einsam, wie so geschwind?
Jungfrau Maria nicht so eile;
Ringfertig, wacker, als wie der Wind,
Ach, warum läst dir nicht der Weile?
Hoch sind die Berg, sehr rauh ist der Weg,
Dazu auch manche lange Meile,
Zart sind die Füß, gibt oft schmale Steg,
Jungfrau Maria nicht so eile.
Maria.

"Warum so einsam und so geschwind,
"Will ich dir herzlich gern anzeigen,
25.
Mein Garten von lauter Luſt war erbaut,
Auf einem ſchwarzen Sumpfe,
Und wo ich lebend und ſchwebend vertraut,
Da iſt ein Irrlicht verſunken.
Wollt Gott, daß fruͤh ich geſtorben waͤr,
In meinen jungen Jahren,
So waͤre mir all mein Lebetag,
Kein groͤßre Freud wiederfahren.
Es iſt nicht hier ein kuͤhler Brunn,
Der mir mein Herz thaͤt laben,
Ein kuͤhler Brunn zu aller Stund,
Er flieſt aus meinem Herzen.


Maria auf der Reiſe.

Procopii Mariale festivale. S. 447.

Ey wie ſo einſam, wie ſo geſchwind?
Jungfrau Maria nicht ſo eile;
Ringfertig, wacker, als wie der Wind,
Ach, warum laͤſt dir nicht der Weile?
Hoch ſind die Berg, ſehr rauh iſt der Weg,
Dazu auch manche lange Meile,
Zart ſind die Fuͤß, gibt oft ſchmale Steg,
Jungfrau Maria nicht ſo eile.
Maria.

„Warum ſo einſam und ſo geſchwind,
„Will ich dir herzlich gern anzeigen,
25.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0394" n="375[385]"/>
            <lg n="4">
              <l>Mein Garten von lauter Lu&#x017F;t war erbaut,</l><lb/>
              <l>Auf einem &#x017F;chwarzen Sumpfe,</l><lb/>
              <l>Und wo ich lebend und &#x017F;chwebend vertraut,</l><lb/>
              <l>Da i&#x017F;t ein Irrlicht ver&#x017F;unken.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Wollt Gott, daß fru&#x0364;h ich ge&#x017F;torben wa&#x0364;r,</l><lb/>
              <l>In meinen jungen Jahren,</l><lb/>
              <l>So wa&#x0364;re mir all mein Lebetag,</l><lb/>
              <l>Kein gro&#x0364;ßre Freud wiederfahren.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Es i&#x017F;t nicht hier ein ku&#x0364;hler Brunn,</l><lb/>
              <l>Der mir mein Herz tha&#x0364;t laben,</l><lb/>
              <l>Ein ku&#x0364;hler Brunn zu aller Stund,</l><lb/>
              <l>Er flie&#x017F;t aus meinem Herzen.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Maria auf der Rei&#x017F;e</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c"><hi rendition="#aq">Procopii Mariale festivale.</hi> S. 447.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">E</hi>y wie &#x017F;o ein&#x017F;am, wie &#x017F;o ge&#x017F;chwind?</l><lb/>
              <l>Jungfrau Maria nicht &#x017F;o eile;</l><lb/>
              <l>Ringfertig, wacker, als wie der Wind,</l><lb/>
              <l>Ach, warum la&#x0364;&#x017F;t dir nicht der Weile?</l><lb/>
              <l>Hoch &#x017F;ind die Berg, &#x017F;ehr rauh i&#x017F;t der Weg,</l><lb/>
              <l>Dazu auch manche lange Meile,</l><lb/>
              <l>Zart &#x017F;ind die Fu&#x0364;ß, gibt oft &#x017F;chmale Steg,</l><lb/>
              <l>Jungfrau Maria nicht &#x017F;o eile.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <head><hi rendition="#g">Maria</hi>.</head><lb/>
              <l>&#x201E;Warum &#x017F;o ein&#x017F;am und &#x017F;o ge&#x017F;chwind,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Will ich dir herzlich gern anzeigen,</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">25.</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[375[385]/0394] Mein Garten von lauter Luſt war erbaut, Auf einem ſchwarzen Sumpfe, Und wo ich lebend und ſchwebend vertraut, Da iſt ein Irrlicht verſunken. Wollt Gott, daß fruͤh ich geſtorben waͤr, In meinen jungen Jahren, So waͤre mir all mein Lebetag, Kein groͤßre Freud wiederfahren. Es iſt nicht hier ein kuͤhler Brunn, Der mir mein Herz thaͤt laben, Ein kuͤhler Brunn zu aller Stund, Er flieſt aus meinem Herzen. Maria auf der Reiſe. Procopii Mariale festivale. S. 447. Ey wie ſo einſam, wie ſo geſchwind? Jungfrau Maria nicht ſo eile; Ringfertig, wacker, als wie der Wind, Ach, warum laͤſt dir nicht der Weile? Hoch ſind die Berg, ſehr rauh iſt der Weg, Dazu auch manche lange Meile, Zart ſind die Fuͤß, gibt oft ſchmale Steg, Jungfrau Maria nicht ſo eile. Maria. „Warum ſo einſam und ſo geſchwind, „Will ich dir herzlich gern anzeigen, 25.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/394
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 375[385]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/394>, abgerufen am 28.03.2024.