Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite

Zwo Hostien zu schicken,
Gen Salzburg in die Stadt.

In die Neustadt auch zwo senden,
Zwo schickten sie gen Prag,
Zwo hielten sie bei Händen,
Hätten darüber Frag.
Sie meinten und verhofften,
Christum auszutilgen gar,
Drum heizten sie ein Ofen,
Worin die Hostien warn.
Doch seht vor ihren Augen
Flogen zwey Engel raus,
Dazu zwo schöne Tauben,
Das machte Furcht und Grauß.
Christoph, der Uebelthäter,
In Sünden hart verblendt
Wie Judas der Verräther,
Stiehlt weiter was er findt.
Als er zu Germansbergen
Angriff den Kirchenstock,
Ergriffen ihn die Schergen,
Sie schlugen ihn in Stock.
Da er nun lag gefangen,
Zu Passau im Oberhaus,
Was er je hätt begangen,
Bekennt er frey heraus.

Zwo Hoſtien zu ſchicken,
Gen Salzburg in die Stadt.

In die Neuſtadt auch zwo ſenden,
Zwo ſchickten ſie gen Prag,
Zwo hielten ſie bei Haͤnden,
Haͤtten daruͤber Frag.
Sie meinten und verhofften,
Chriſtum auszutilgen gar,
Drum heizten ſie ein Ofen,
Worin die Hoſtien warn.
Doch ſeht vor ihren Augen
Flogen zwey Engel raus,
Dazu zwo ſchoͤne Tauben,
Das machte Furcht und Grauß.
Chriſtoph, der Uebelthaͤter,
In Suͤnden hart verblendt
Wie Judas der Verraͤther,
Stiehlt weiter was er findt.
Als er zu Germansbergen
Angriff den Kirchenſtock,
Ergriffen ihn die Schergen,
Sie ſchlugen ihn in Stock.
Da er nun lag gefangen,
Zu Paſſau im Oberhaus,
Was er je haͤtt begangen,
Bekennt er frey heraus.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="9">
              <pb facs="#f0104" n="95"/>
              <l>Zwo Ho&#x017F;tien zu &#x017F;chicken,</l><lb/>
              <l>Gen Salzburg in die Stadt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>In die Neu&#x017F;tadt auch zwo &#x017F;enden,</l><lb/>
              <l>Zwo &#x017F;chickten &#x017F;ie gen Prag,</l><lb/>
              <l>Zwo hielten &#x017F;ie bei Ha&#x0364;nden,</l><lb/>
              <l>Ha&#x0364;tten daru&#x0364;ber Frag.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="11">
              <l>Sie meinten und verhofften,</l><lb/>
              <l>Chri&#x017F;tum auszutilgen gar,</l><lb/>
              <l>Drum heizten &#x017F;ie ein Ofen,</l><lb/>
              <l>Worin die Ho&#x017F;tien warn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="12">
              <l>Doch &#x017F;eht vor ihren Augen</l><lb/>
              <l>Flogen zwey Engel raus,</l><lb/>
              <l>Dazu zwo &#x017F;cho&#x0364;ne Tauben,</l><lb/>
              <l>Das machte Furcht und Grauß.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="13">
              <l>Chri&#x017F;toph, der Uebeltha&#x0364;ter,</l><lb/>
              <l>In Su&#x0364;nden hart verblendt</l><lb/>
              <l>Wie Judas der Verra&#x0364;ther,</l><lb/>
              <l>Stiehlt weiter was er findt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="14">
              <l>Als er zu Germansbergen</l><lb/>
              <l>Angriff den Kirchen&#x017F;tock,</l><lb/>
              <l>Ergriffen ihn die Schergen,</l><lb/>
              <l>Sie &#x017F;chlugen ihn in Stock.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="15">
              <l>Da er nun lag gefangen,</l><lb/>
              <l>Zu Pa&#x017F;&#x017F;au im Oberhaus,</l><lb/>
              <l>Was er je ha&#x0364;tt begangen,</l><lb/>
              <l>Bekennt er frey heraus.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0104] Zwo Hoſtien zu ſchicken, Gen Salzburg in die Stadt. In die Neuſtadt auch zwo ſenden, Zwo ſchickten ſie gen Prag, Zwo hielten ſie bei Haͤnden, Haͤtten daruͤber Frag. Sie meinten und verhofften, Chriſtum auszutilgen gar, Drum heizten ſie ein Ofen, Worin die Hoſtien warn. Doch ſeht vor ihren Augen Flogen zwey Engel raus, Dazu zwo ſchoͤne Tauben, Das machte Furcht und Grauß. Chriſtoph, der Uebelthaͤter, In Suͤnden hart verblendt Wie Judas der Verraͤther, Stiehlt weiter was er findt. Als er zu Germansbergen Angriff den Kirchenſtock, Ergriffen ihn die Schergen, Sie ſchlugen ihn in Stock. Da er nun lag gefangen, Zu Paſſau im Oberhaus, Was er je haͤtt begangen, Bekennt er frey heraus.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/104
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/104>, abgerufen am 28.03.2024.