Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
Tabakslied.

Mündlich.

Wach auf! Wach auf, der Steuermann kömmt,
Er hat sein großes Licht schon angezündt.
Hat ers angezündt, so giebts einen Schein,
Damit so fahren wir ins Bergwerk ein.
Der Eine gräbt Silber, der Andre gräbt Gold,
Dem schwarzbraunen Mägdlein sind wir hold.
Tabak! Tabak! ächtadliges Kraut!
Tabak! Tabak! du stinkendes Kraut.
Wer dich erfand, ist wohl lobenswerth,
Wer dich erfand, ist wohl plügelnswerth.


Das fahrende Fräulein.

Mündlich.

O weh der Zeit, die ich verzehrt
Mit meiner Buhler Orden,
Nachreu ist worden mein Gefährt,
Ich bin zur Thörin worden.
Mich reut die Schmink und falscher Fleiß,
Den ich darauf gewendet,
Die Sonne schien, ich baut auf Eis,
So war ich schier verblendet.

Tabakslied.

Muͤndlich.

Wach auf! Wach auf, der Steuermann koͤmmt,
Er hat ſein großes Licht ſchon angezuͤndt.
Hat ers angezuͤndt, ſo giebts einen Schein,
Damit ſo fahren wir ins Bergwerk ein.
Der Eine graͤbt Silber, der Andre graͤbt Gold,
Dem ſchwarzbraunen Maͤgdlein ſind wir hold.
Tabak! Tabak! aͤchtadliges Kraut!
Tabak! Tabak! du ſtinkendes Kraut.
Wer dich erfand, iſt wohl lobenswerth,
Wer dich erfand, iſt wohl pluͤgelnswerth.


Das fahrende Fraͤulein.

Muͤndlich.

O weh der Zeit, die ich verzehrt
Mit meiner Buhler Orden,
Nachreu iſt worden mein Gefaͤhrt,
Ich bin zur Thoͤrin worden.
Mich reut die Schmink und falſcher Fleiß,
Den ich darauf gewendet,
Die Sonne ſchien, ich baut auf Eis,
So war ich ſchier verblendet.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0123" n="114"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Tabakslied</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">Mu&#x0364;ndlich.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">W</hi>ach auf! Wach auf, der Steuermann ko&#x0364;mmt,</l><lb/>
              <l>Er hat &#x017F;ein großes Licht &#x017F;chon angezu&#x0364;ndt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Hat ers angezu&#x0364;ndt, &#x017F;o giebts einen Schein,</l><lb/>
              <l>Damit &#x017F;o fahren wir ins Bergwerk ein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Der Eine gra&#x0364;bt Silber, der Andre gra&#x0364;bt Gold,</l><lb/>
              <l>Dem &#x017F;chwarzbraunen Ma&#x0364;gdlein &#x017F;ind wir hold.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Tabak! Tabak! a&#x0364;chtadliges Kraut!</l><lb/>
              <l>Tabak! Tabak! du &#x017F;tinkendes Kraut.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Wer dich erfand, i&#x017F;t wohl lobenswerth,</l><lb/>
              <l>Wer dich erfand, i&#x017F;t wohl plu&#x0364;gelnswerth.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Das fahrende Fra&#x0364;ulein</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">Mu&#x0364;ndlich.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">O</hi> weh der Zeit, die ich verzehrt</l><lb/>
              <l>Mit meiner Buhler Orden,</l><lb/>
              <l>Nachreu i&#x017F;t worden mein Gefa&#x0364;hrt,</l><lb/>
              <l>Ich bin zur Tho&#x0364;rin worden.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Mich reut die Schmink und fal&#x017F;cher Fleiß,</l><lb/>
              <l>Den ich darauf gewendet,</l><lb/>
              <l>Die Sonne &#x017F;chien, ich baut auf Eis,</l><lb/>
              <l>So war ich &#x017F;chier verblendet.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0123] Tabakslied. Muͤndlich. Wach auf! Wach auf, der Steuermann koͤmmt, Er hat ſein großes Licht ſchon angezuͤndt. Hat ers angezuͤndt, ſo giebts einen Schein, Damit ſo fahren wir ins Bergwerk ein. Der Eine graͤbt Silber, der Andre graͤbt Gold, Dem ſchwarzbraunen Maͤgdlein ſind wir hold. Tabak! Tabak! aͤchtadliges Kraut! Tabak! Tabak! du ſtinkendes Kraut. Wer dich erfand, iſt wohl lobenswerth, Wer dich erfand, iſt wohl pluͤgelnswerth. Das fahrende Fraͤulein. Muͤndlich. O weh der Zeit, die ich verzehrt Mit meiner Buhler Orden, Nachreu iſt worden mein Gefaͤhrt, Ich bin zur Thoͤrin worden. Mich reut die Schmink und falſcher Fleiß, Den ich darauf gewendet, Die Sonne ſchien, ich baut auf Eis, So war ich ſchier verblendet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/123
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/123>, abgerufen am 25.04.2024.