Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Priester thäte gehen,
Wie sonst gebräuchlich, zum Altar,
Darauf kam das verlobte Paar,
Und thäten vor ihm stehen.

Als er die Brant gefraget nun,
Ob sie den Junggesellen schön,
Zu ihrem Mann wollt haben?
Darauf die Braut antwortet bald:
"Eh ich zum Mann ihn haben wollt,
"Eh geb ich auf mein Leben."
Kaum sie das Wort geredet wohl,
Der Bräutigam nahm das Pistol,
Es thät ihn so verdrießen,
Daß er die Braut vor dem Altar,
Da alles Volk zugegen war,
Thäte darnieder schießen.
Drauf war der Braut ihr Bruder da,
Als er die Schwester erschossen sah,
Zog aus der Scheide sein Messer,
Stach mit großem Schmerz
Dem Bräutigam auch durch das Herz,
Da lagen alle beyde.
Da ward ein großes Mordgeschrey,
Das Volk lief eilend alles herbey,
Es waren zwey Partheyen.
Die Eine hielt zum Bräutigam,

Der Prieſter thaͤte gehen,
Wie ſonſt gebraͤuchlich, zum Altar,
Darauf kam das verlobte Paar,
Und thaͤten vor ihm ſtehen.

Als er die Brant gefraget nun,
Ob ſie den Junggeſellen ſchoͤn,
Zu ihrem Mann wollt haben?
Darauf die Braut antwortet bald:
„Eh ich zum Mann ihn haben wollt,
„Eh geb ich auf mein Leben.“
Kaum ſie das Wort geredet wohl,
Der Braͤutigam nahm das Piſtol,
Es thaͤt ihn ſo verdrießen,
Daß er die Braut vor dem Altar,
Da alles Volk zugegen war,
Thaͤte darnieder ſchießen.
Drauf war der Braut ihr Bruder da,
Als er die Schweſter erſchoſſen ſah,
Zog aus der Scheide ſein Meſſer,
Stach mit großem Schmerz
Dem Braͤutigam auch durch das Herz,
Da lagen alle beyde.
Da ward ein großes Mordgeſchrey,
Das Volk lief eilend alles herbey,
Es waren zwey Partheyen.
Die Eine hielt zum Braͤutigam,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="8">
              <pb facs="#f0128" n="119"/>
              <l>Der Prie&#x017F;ter tha&#x0364;te gehen,</l><lb/>
              <l>Wie &#x017F;on&#x017F;t gebra&#x0364;uchlich, zum Altar,</l><lb/>
              <l>Darauf kam das verlobte Paar,</l><lb/>
              <l>Und tha&#x0364;ten vor ihm &#x017F;tehen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Als er die Brant gefraget nun,</l><lb/>
              <l>Ob &#x017F;ie den Jungge&#x017F;ellen &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
              <l>Zu ihrem Mann wollt haben?</l><lb/>
              <l>Darauf die Braut antwortet bald:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Eh ich zum Mann ihn haben wollt,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Eh geb ich auf mein Leben.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>Kaum &#x017F;ie das Wort geredet wohl,</l><lb/>
              <l>Der Bra&#x0364;utigam nahm das Pi&#x017F;tol,</l><lb/>
              <l>Es tha&#x0364;t ihn &#x017F;o verdrießen,</l><lb/>
              <l>Daß er die Braut vor dem Altar,</l><lb/>
              <l>Da alles Volk zugegen war,</l><lb/>
              <l>Tha&#x0364;te darnieder &#x017F;chießen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="11">
              <l>Drauf war der Braut ihr Bruder da,</l><lb/>
              <l>Als er die Schwe&#x017F;ter er&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ah,</l><lb/>
              <l>Zog aus der Scheide &#x017F;ein Me&#x017F;&#x017F;er,</l><lb/>
              <l>Stach mit großem Schmerz</l><lb/>
              <l>Dem Bra&#x0364;utigam auch durch das Herz,</l><lb/>
              <l>Da lagen alle beyde.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="12">
              <l>Da ward ein großes Mordge&#x017F;chrey,</l><lb/>
              <l>Das Volk lief eilend alles herbey,</l><lb/>
              <l>Es waren zwey Partheyen.</l><lb/>
              <l>Die Eine hielt zum Bra&#x0364;utigam,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0128] Der Prieſter thaͤte gehen, Wie ſonſt gebraͤuchlich, zum Altar, Darauf kam das verlobte Paar, Und thaͤten vor ihm ſtehen. Als er die Brant gefraget nun, Ob ſie den Junggeſellen ſchoͤn, Zu ihrem Mann wollt haben? Darauf die Braut antwortet bald: „Eh ich zum Mann ihn haben wollt, „Eh geb ich auf mein Leben.“ Kaum ſie das Wort geredet wohl, Der Braͤutigam nahm das Piſtol, Es thaͤt ihn ſo verdrießen, Daß er die Braut vor dem Altar, Da alles Volk zugegen war, Thaͤte darnieder ſchießen. Drauf war der Braut ihr Bruder da, Als er die Schweſter erſchoſſen ſah, Zog aus der Scheide ſein Meſſer, Stach mit großem Schmerz Dem Braͤutigam auch durch das Herz, Da lagen alle beyde. Da ward ein großes Mordgeſchrey, Das Volk lief eilend alles herbey, Es waren zwey Partheyen. Die Eine hielt zum Braͤutigam,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/128
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/128>, abgerufen am 25.04.2024.