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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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Die Vögel sie durchfliegen kühn;
Doch stehet sie im Sturme fest,
Kein Zoll noch Weggeld zahlen läßt.


Wie kommt es, daß du traurig bist?

Mündlich.

Jäger.

Wie kommts, daß du so traurig bist,
Und gar nicht einmal lachst? :,:
Ich seh dir's an den Augen an,
Daß du geweinet hast.
Schäferin.

Und wenn ich auch geweinet hab,
Was geht es dich denn an? :,:
Ich wein', daß du es weißt, um Freud,
Die mir nicht werden kann.
Jäger.

Wenn ich in Freuden leben will,
Geh' ich in grünen Wald, :,:
Vergeht mir all mein Traurigkeit,
Und leb wie's mir gefällt.
Schäferin.

Mein Schatz ein wackrer Jäger ist,
Er trägt ein grünes Kleid, :,:
Er hat ein zart roth Mündelein,
Das mir mein Herz erfreut.

Die Voͤgel ſie durchfliegen kuͤhn;
Doch ſtehet ſie im Sturme feſt,
Kein Zoll noch Weggeld zahlen laͤßt.


Wie kommt es, daß du traurig biſt?

Muͤndlich.

Jaͤger.

Wie kommts, daß du ſo traurig biſt,
Und gar nicht einmal lachſt? :,:
Ich ſeh dir's an den Augen an,
Daß du geweinet haſt.
Schaͤferin.

Und wenn ich auch geweinet hab,
Was geht es dich denn an? :,:
Ich wein', daß du es weißt, um Freud,
Die mir nicht werden kann.
Jaͤger.

Wenn ich in Freuden leben will,
Geh' ich in gruͤnen Wald, :,:
Vergeht mir all mein Traurigkeit,
Und leb wie's mir gefaͤllt.
Schaͤferin.

Mein Schatz ein wackrer Jaͤger iſt,
Er traͤgt ein gruͤnes Kleid, :,:
Er hat ein zart roth Muͤndelein,
Das mir mein Herz erfreut.

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[210/0219] Die Voͤgel ſie durchfliegen kuͤhn; Doch ſtehet ſie im Sturme feſt, Kein Zoll noch Weggeld zahlen laͤßt. Wie kommt es, daß du traurig biſt? Muͤndlich. Jaͤger. Wie kommts, daß du ſo traurig biſt, Und gar nicht einmal lachſt? :,: Ich ſeh dir's an den Augen an, Daß du geweinet haſt. Schaͤferin. Und wenn ich auch geweinet hab, Was geht es dich denn an? :,: Ich wein', daß du es weißt, um Freud, Die mir nicht werden kann. Jaͤger. Wenn ich in Freuden leben will, Geh' ich in gruͤnen Wald, :,: Vergeht mir all mein Traurigkeit, Und leb wie's mir gefaͤllt. Schaͤferin. Mein Schatz ein wackrer Jaͤger iſt, Er traͤgt ein gruͤnes Kleid, :,: Er hat ein zart roth Muͤndelein, Das mir mein Herz erfreut.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/219>, abgerufen am 28.03.2024.