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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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Auf gewölbter blauer Heide
Laß die Sterne walten selbst,
Ich noch neulich so thät reden,
Da zu Nacht ein schwacher Hirt,
Aller Wegen, Steg und Pfäden,
Sucht ein Schäflein mit Begierd.

Und der Mond hört' was ich sagte,
Nahm ein lind gestimmtes Rohr:
Das er blasend zärtlich nagte,
Spielte seinen Sternen vor.
Der Mond.

Auf ihr Schäflein, auf zur Heiden
Weidet reines Himmelblau,
Daß nachher, wenn wir hier scheiden,
Von euch fließt der Morgenthau.
Ach wer aber dort im Garten
Liegt mit seinem Hirtenstab!
Wer will seiner dorten warten!
Schaut ihr Sternlein, schaut herab,
Haltet, haltet, ich nicht fehle:
Es ist Daphnis wohl bekannt.
Eja, Daphnis, mir erzähle,
Daphnis, was will dieser Stand?
Weidet meine Schäflein, weidet!
Ich mit ihm noch reden muß,
Weidet meine Sterne, weidet!

Auf gewoͤlbter blauer Heide
Laß die Sterne walten ſelbſt,
Ich noch neulich ſo thaͤt reden,
Da zu Nacht ein ſchwacher Hirt,
Aller Wegen, Steg und Pfaͤden,
Sucht ein Schaͤflein mit Begierd.

Und der Mond hoͤrt' was ich ſagte,
Nahm ein lind geſtimmtes Rohr:
Das er blaſend zaͤrtlich nagte,
Spielte ſeinen Sternen vor.
Der Mond.

Auf ihr Schaͤflein, auf zur Heiden
Weidet reines Himmelblau,
Daß nachher, wenn wir hier ſcheiden,
Von euch fließt der Morgenthau.
Ach wer aber dort im Garten
Liegt mit ſeinem Hirtenſtab!
Wer will ſeiner dorten warten!
Schaut ihr Sternlein, ſchaut herab,
Haltet, haltet, ich nicht fehle:
Es iſt Daphnis wohl bekannt.
Eja, Daphnis, mir erzaͤhle,
Daphnis, was will dieſer Stand?
Weidet meine Schaͤflein, weidet!
Ich mit ihm noch reden muß,
Weidet meine Sterne, weidet!
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[284[294]/0303] Auf gewoͤlbter blauer Heide Laß die Sterne walten ſelbſt, Ich noch neulich ſo thaͤt reden, Da zu Nacht ein ſchwacher Hirt, Aller Wegen, Steg und Pfaͤden, Sucht ein Schaͤflein mit Begierd. Und der Mond hoͤrt' was ich ſagte, Nahm ein lind geſtimmtes Rohr: Das er blaſend zaͤrtlich nagte, Spielte ſeinen Sternen vor. Der Mond. Auf ihr Schaͤflein, auf zur Heiden Weidet reines Himmelblau, Daß nachher, wenn wir hier ſcheiden, Von euch fließt der Morgenthau. Ach wer aber dort im Garten Liegt mit ſeinem Hirtenſtab! Wer will ſeiner dorten warten! Schaut ihr Sternlein, ſchaut herab, Haltet, haltet, ich nicht fehle: Es iſt Daphnis wohl bekannt. Eja, Daphnis, mir erzaͤhle, Daphnis, was will dieſer Stand? Weidet meine Schaͤflein, weidet! Ich mit ihm noch reden muß, Weidet meine Sterne, weidet!

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 284[294]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/303>, abgerufen am 25.04.2024.