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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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Der Ritter sprach: "Der großen Noth,
"In dreyen Tagen da bin ich todt."
Der Fuß, der war verschwunden da,
Ein jeder trat der Bühne nah,
Wo doch der Fuß wär kommen hin,
Kein Loch sah man da in der Bühn.
All Freud und Kurzweil war zerstört,
Kein Instrument wurd nimmer gehört,
Aus war das Tanzen und das Singen,
Turnieren, Kämpfen, Fechten, Ringen,
Das alles still darnieder leit,
Die Gäste fliehn in die Felder weit.
Die Braut nur bleibt bey ihrem Mann,
Der Ritter sieht sie traurig an;
"Gesegne dich du edle Braut,
"Du beibest bey mir, hast mir vertraut."
"Durch mich verliert ihr euer Leben,
"In geistlichem Stand will ich nun leben."
Das heilge Oel empfing er dann,
Nach dreyen Tagen rief der Mann:
"Mein Herr und Gott in deine Händ,
"Ich meine arme Seele send,
"Mein Seel thu ich befehlen dir,
"Ein sanftes Ende giebst du mir."
Ein Denkmahl ward ihm aufgericht,
Von seiner Frau aus Liebespflicht,
Der Ritter ſprach: „Der großen Noth,
„In dreyen Tagen da bin ich todt.“
Der Fuß, der war verſchwunden da,
Ein jeder trat der Buͤhne nah,
Wo doch der Fuß waͤr kommen hin,
Kein Loch ſah man da in der Buͤhn.
All Freud und Kurzweil war zerſtoͤrt,
Kein Inſtrument wurd nimmer gehoͤrt,
Aus war das Tanzen und das Singen,
Turnieren, Kaͤmpfen, Fechten, Ringen,
Das alles ſtill darnieder leit,
Die Gaͤſte fliehn in die Felder weit.
Die Braut nur bleibt bey ihrem Mann,
Der Ritter ſieht ſie traurig an;
„Geſegne dich du edle Braut,
„Du beibeſt bey mir, haſt mir vertraut.“
„Durch mich verliert ihr euer Leben,
„In geiſtlichem Stand will ich nun leben.“
Das heilge Oel empfing er dann,
Nach dreyen Tagen rief der Mann:
„Mein Herr und Gott in deine Haͤnd,
„Ich meine arme Seele ſend,
„Mein Seel thu ich befehlen dir,
„Ein ſanftes Ende giebſt du mir.“
Ein Denkmahl ward ihm aufgericht,
Von ſeiner Frau aus Liebespflicht,
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[417[427]/0436] Der Ritter ſprach: „Der großen Noth, „In dreyen Tagen da bin ich todt.“ Der Fuß, der war verſchwunden da, Ein jeder trat der Buͤhne nah, Wo doch der Fuß waͤr kommen hin, Kein Loch ſah man da in der Buͤhn. All Freud und Kurzweil war zerſtoͤrt, Kein Inſtrument wurd nimmer gehoͤrt, Aus war das Tanzen und das Singen, Turnieren, Kaͤmpfen, Fechten, Ringen, Das alles ſtill darnieder leit, Die Gaͤſte fliehn in die Felder weit. Die Braut nur bleibt bey ihrem Mann, Der Ritter ſieht ſie traurig an; „Geſegne dich du edle Braut, „Du beibeſt bey mir, haſt mir vertraut.“ „Durch mich verliert ihr euer Leben, „In geiſtlichem Stand will ich nun leben.“ Das heilge Oel empfing er dann, Nach dreyen Tagen rief der Mann: „Mein Herr und Gott in deine Haͤnd, „Ich meine arme Seele ſend, „Mein Seel thu ich befehlen dir, „Ein ſanftes Ende giebſt du mir.“ Ein Denkmahl ward ihm aufgericht, Von ſeiner Frau aus Liebespflicht,

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 417[427]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/436>, abgerufen am 19.04.2024.