Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Das schöne Kind.

(Mündlich.)

Wie war ich doch so wonnereich,
Dem Kaiser und dem König gleich
In meinen jungen Jahren,
Als Julia das schöne Kind,
Schön wie die lieben Engel sind,
Und ich beysammen waren.
Die Mutter nannt mich Bräutigam,
Wir wurden gar nicht roth vor Scham,
Wir mochten gern so spielen,
Doch Julia das schöne Kind,
Das gieng schon fort im kalten Wind,
Und mochte es nicht fühlen.
Nun bin ich gar nicht wonnereich,
Dem alten Manne bin ich gleich,
Und bin doch jung von Jahren,
Ich bin ein König ohne Land,
Denn Julia an deiner Hand,
Da tanzen Engelschaaren.


Schuld.

(Mündlich.)

Es ging ein Knab spazieren,
Zu Augsburg in den Wald,
Da begegnet ihm ein Mägdlein,
War achtzehn Jahre alt,
Gar schön war sie gestallt.

Das ſchoͤne Kind.

(Muͤndlich.)

Wie war ich doch ſo wonnereich,
Dem Kaiſer und dem Koͤnig gleich
In meinen jungen Jahren,
Als Julia das ſchoͤne Kind,
Schoͤn wie die lieben Engel ſind,
Und ich beyſammen waren.
Die Mutter nannt mich Braͤutigam,
Wir wurden gar nicht roth vor Scham,
Wir mochten gern ſo ſpielen,
Doch Julia das ſchoͤne Kind,
Das gieng ſchon fort im kalten Wind,
Und mochte es nicht fuͤhlen.
Nun bin ich gar nicht wonnereich,
Dem alten Manne bin ich gleich,
Und bin doch jung von Jahren,
Ich bin ein Koͤnig ohne Land,
Denn Julia an deiner Hand,
Da tanzen Engelſchaaren.


Schuld.

(Muͤndlich.)

Es ging ein Knab ſpazieren,
Zu Augsburg in den Wald,
Da begegnet ihm ein Maͤgdlein,
War achtzehn Jahre alt,
Gar ſchoͤn war ſie geſtallt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0203" n="191"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Das &#x017F;cho&#x0364;ne Kind</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">(Mu&#x0364;ndlich.)</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">W</hi>ie war ich doch &#x017F;o wonnereich,</l><lb/>
              <l>Dem Kai&#x017F;er und dem Ko&#x0364;nig gleich</l><lb/>
              <l>In meinen jungen Jahren,</l><lb/>
              <l>Als Julia das &#x017F;cho&#x0364;ne Kind,</l><lb/>
              <l>Scho&#x0364;n wie die lieben Engel &#x017F;ind,</l><lb/>
              <l>Und ich bey&#x017F;ammen waren.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Die Mutter nannt mich Bra&#x0364;utigam,</l><lb/>
              <l>Wir wurden gar nicht roth vor Scham,</l><lb/>
              <l>Wir mochten gern &#x017F;o &#x017F;pielen,</l><lb/>
              <l>Doch Julia das &#x017F;cho&#x0364;ne Kind,</l><lb/>
              <l>Das gieng &#x017F;chon fort im kalten Wind,</l><lb/>
              <l>Und mochte es nicht fu&#x0364;hlen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Nun bin ich gar nicht wonnereich,</l><lb/>
              <l>Dem alten Manne bin ich gleich,</l><lb/>
              <l>Und bin doch jung von Jahren,</l><lb/>
              <l>Ich bin ein Ko&#x0364;nig ohne Land,</l><lb/>
              <l>Denn Julia an deiner Hand,</l><lb/>
              <l>Da tanzen Engel&#x017F;chaaren.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Schuld</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">(Mu&#x0364;ndlich.)</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">E</hi>s ging ein Knab &#x017F;pazieren,</l><lb/>
              <l>Zu Augsburg in den Wald,</l><lb/>
              <l>Da begegnet ihm ein Ma&#x0364;gdlein,</l><lb/>
              <l>War achtzehn Jahre alt,</l><lb/>
              <l>Gar &#x017F;cho&#x0364;n war &#x017F;ie ge&#x017F;tallt.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0203] Das ſchoͤne Kind. (Muͤndlich.) Wie war ich doch ſo wonnereich, Dem Kaiſer und dem Koͤnig gleich In meinen jungen Jahren, Als Julia das ſchoͤne Kind, Schoͤn wie die lieben Engel ſind, Und ich beyſammen waren. Die Mutter nannt mich Braͤutigam, Wir wurden gar nicht roth vor Scham, Wir mochten gern ſo ſpielen, Doch Julia das ſchoͤne Kind, Das gieng ſchon fort im kalten Wind, Und mochte es nicht fuͤhlen. Nun bin ich gar nicht wonnereich, Dem alten Manne bin ich gleich, Und bin doch jung von Jahren, Ich bin ein Koͤnig ohne Land, Denn Julia an deiner Hand, Da tanzen Engelſchaaren. Schuld. (Muͤndlich.) Es ging ein Knab ſpazieren, Zu Augsburg in den Wald, Da begegnet ihm ein Maͤgdlein, War achtzehn Jahre alt, Gar ſchoͤn war ſie geſtallt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/203
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/203>, abgerufen am 29.03.2024.