Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

O du schöne Morgenröth!
Wenn ich dich allzeit bei mir hätt!

Schatz, du bist mein und ich bin dein,
Wir sind ja zwey Verliebterlein;
Von dir kann ich nit mehr lassen,
Ach bis ich komme ins kühle Grab!
Das Dinterle fängt zu weinen an,
Ach Buberle, was haben wir gethan?
Wir wollen wieder gehn nacher Haus,
Wollen gern stehen alles aus.


Druck und Gegendruck.

(Musikalisches Rosengärtlein. Nürnberg 1612.)

Schön klar einstmal die Sonne
Leuchtet mit ihrem Schein,
Als ich nach Herzens Wonne
Spazieren gieng allein,
In grünen Wald am Morgen,
Darin fand ich verborgen
Ein schöns Jungfräulein voll Sorgen;
Drum fragt ich es bald in Geheim,
Auf wen sie wartet hier allein.
Sie sprach: ich liebt im Herzen
Ein Jüngling tugendvoll;
Er aber thät nur scherzen,
Und lohnte mir nit wohl,

O du ſchoͤne Morgenroͤth!
Wenn ich dich allzeit bei mir haͤtt!

Schatz, du biſt mein und ich bin dein,
Wir ſind ja zwey Verliebterlein;
Von dir kann ich nit mehr laſſen,
Ach bis ich komme ins kuͤhle Grab!
Das Dinterle faͤngt zu weinen an,
Ach Buberle, was haben wir gethan?
Wir wollen wieder gehn nacher Haus,
Wollen gern ſtehen alles aus.


Druck und Gegendruck.

(Muſikaliſches Roſengaͤrtlein. Nuͤrnberg 1612.)

Schoͤn klar einſtmal die Sonne
Leuchtet mit ihrem Schein,
Als ich nach Herzens Wonne
Spazieren gieng allein,
In gruͤnen Wald am Morgen,
Darin fand ich verborgen
Ein ſchoͤns Jungfraͤulein voll Sorgen;
Drum fragt ich es bald in Geheim,
Auf wen ſie wartet hier allein.
Sie ſprach: ich liebt im Herzen
Ein Juͤngling tugendvoll;
Er aber thaͤt nur ſcherzen,
Und lohnte mir nit wohl,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="3">
              <pb facs="#f0119" n="109"/>
              <l>O du &#x017F;cho&#x0364;ne Morgenro&#x0364;th!</l><lb/>
              <l>Wenn ich dich allzeit bei mir ha&#x0364;tt!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Schatz, du bi&#x017F;t mein und ich bin dein,</l><lb/>
              <l>Wir &#x017F;ind ja zwey Verliebterlein;</l><lb/>
              <l>Von dir kann ich nit mehr la&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Ach bis ich komme ins ku&#x0364;hle Grab!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Das Dinterle fa&#x0364;ngt zu weinen an,</l><lb/>
              <l>Ach Buberle, was haben wir gethan?</l><lb/>
              <l>Wir wollen wieder gehn nacher Haus,</l><lb/>
              <l>Wollen gern &#x017F;tehen alles aus.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Druck und Gegendruck</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">(Mu&#x017F;ikali&#x017F;ches Ro&#x017F;enga&#x0364;rtlein. Nu&#x0364;rnberg 1612.)</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">S</hi>cho&#x0364;n klar ein&#x017F;tmal die Sonne</l><lb/>
              <l>Leuchtet mit ihrem Schein,</l><lb/>
              <l>Als ich nach Herzens Wonne</l><lb/>
              <l>Spazieren gieng allein,</l><lb/>
              <l>In gru&#x0364;nen Wald am Morgen,</l><lb/>
              <l>Darin fand ich verborgen</l><lb/>
              <l>Ein &#x017F;cho&#x0364;ns Jungfra&#x0364;ulein voll Sorgen;</l><lb/>
              <l>Drum fragt ich es bald in Geheim,</l><lb/>
              <l>Auf wen &#x017F;ie wartet hier allein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Sie &#x017F;prach: ich liebt im Herzen</l><lb/>
              <l>Ein Ju&#x0364;ngling tugendvoll;</l><lb/>
              <l>Er aber tha&#x0364;t nur &#x017F;cherzen,</l><lb/>
              <l>Und lohnte mir nit wohl,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0119] O du ſchoͤne Morgenroͤth! Wenn ich dich allzeit bei mir haͤtt! Schatz, du biſt mein und ich bin dein, Wir ſind ja zwey Verliebterlein; Von dir kann ich nit mehr laſſen, Ach bis ich komme ins kuͤhle Grab! Das Dinterle faͤngt zu weinen an, Ach Buberle, was haben wir gethan? Wir wollen wieder gehn nacher Haus, Wollen gern ſtehen alles aus. Druck und Gegendruck. (Muſikaliſches Roſengaͤrtlein. Nuͤrnberg 1612.) Schoͤn klar einſtmal die Sonne Leuchtet mit ihrem Schein, Als ich nach Herzens Wonne Spazieren gieng allein, In gruͤnen Wald am Morgen, Darin fand ich verborgen Ein ſchoͤns Jungfraͤulein voll Sorgen; Drum fragt ich es bald in Geheim, Auf wen ſie wartet hier allein. Sie ſprach: ich liebt im Herzen Ein Juͤngling tugendvoll; Er aber thaͤt nur ſcherzen, Und lohnte mir nit wohl,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/119
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/119>, abgerufen am 20.04.2024.