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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

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Der Fürstentochter Tod.

(Procopii Aestivale p. 246.)

Es fuhr gen Acker ein grober Baur,
Arbeitet wacker im Schweis so sau'r,
Im Frühling, Märzen, May, April,
Im Feld standen der Blümlein viel,
Die ihn anlachten in der Still.
Er ließ sich solches bewegen nicht,
Mit seinem Pflug er sich drüber richt,
Er schnitt darein der wilde Mann,
Und grif an ihren Wurzeln an
Die schönen Blumen lobesan.
Die Blümlein neigten die Köpfe zart,
Sanken darnieder zu Boden hart,
Ich sie anschaute sinniglich,
Von Herzen sie erbarmten mich,
Hätt sie wohl gern errettet ich.
Auf unsres Fürsten sein Wiesen grün
Da that ein holdselig Blümlein blühn,
Das war sein liebstes Töchterlein,
Zwölfjährig, edel, hübsch und fein,
Ein Herzentrost den Aeltern sein.
Da kam der grimmige Tod daher,
Trabanten, Garden, nichts achtet er,
Frey trat er in die Burg hinein,
Schlug grausam ins Frauenzimmer drein,
Und traf das Fürstliche Fräulein allein.

Der Fuͤrſtentochter Tod.

(Procopii Aestivale p. 246.)

Es fuhr gen Acker ein grober Baur,
Arbeitet wacker im Schweis ſo ſau'r,
Im Fruͤhling, Maͤrzen, May, April,
Im Feld ſtanden der Bluͤmlein viel,
Die ihn anlachten in der Still.
Er ließ ſich ſolches bewegen nicht,
Mit ſeinem Pflug er ſich druͤber richt,
Er ſchnitt darein der wilde Mann,
Und grif an ihren Wurzeln an
Die ſchoͤnen Blumen lobesan.
Die Bluͤmlein neigten die Koͤpfe zart,
Sanken darnieder zu Boden hart,
Ich ſie anſchaute ſinniglich,
Von Herzen ſie erbarmten mich,
Haͤtt ſie wohl gern errettet ich.
Auf unſres Fuͤrſten ſein Wieſen gruͤn
Da that ein holdſelig Bluͤmlein bluͤhn,
Das war ſein liebſtes Toͤchterlein,
Zwoͤlfjaͤhrig, edel, huͤbſch und fein,
Ein Herzentroſt den Aeltern ſein.
Da kam der grimmige Tod daher,
Trabanten, Garden, nichts achtet er,
Frey trat er in die Burg hinein,
Schlug grauſam ins Frauenzimmer drein,
Und traf das Fuͤrſtliche Fraͤulein allein.

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[9/0019] Der Fuͤrſtentochter Tod. (Procopii Aestivale p. 246.) Es fuhr gen Acker ein grober Baur, Arbeitet wacker im Schweis ſo ſau'r, Im Fruͤhling, Maͤrzen, May, April, Im Feld ſtanden der Bluͤmlein viel, Die ihn anlachten in der Still. Er ließ ſich ſolches bewegen nicht, Mit ſeinem Pflug er ſich druͤber richt, Er ſchnitt darein der wilde Mann, Und grif an ihren Wurzeln an Die ſchoͤnen Blumen lobesan. Die Bluͤmlein neigten die Koͤpfe zart, Sanken darnieder zu Boden hart, Ich ſie anſchaute ſinniglich, Von Herzen ſie erbarmten mich, Haͤtt ſie wohl gern errettet ich. Auf unſres Fuͤrſten ſein Wieſen gruͤn Da that ein holdſelig Bluͤmlein bluͤhn, Das war ſein liebſtes Toͤchterlein, Zwoͤlfjaͤhrig, edel, huͤbſch und fein, Ein Herzentroſt den Aeltern ſein. Da kam der grimmige Tod daher, Trabanten, Garden, nichts achtet er, Frey trat er in die Burg hinein, Schlug grauſam ins Frauenzimmer drein, Und traf das Fuͤrſtliche Fraͤulein allein.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/19>, abgerufen am 28.03.2024.