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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

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Herab vom hohen Himmelsblau;
Ihr sollt vor allen
Das Herz erschliessen,
Dem Honig süssen Himmelthau.
Dann wird benetzet,
Was vor geblieben,
Und ohne dies wohl Frucht gebracht;
Zugleich ergötzet,
Mehr angetrieben,
Was ausgedorret und verschmacht.



Eine heilige Familie.

(Marcarium epithalanium. Von Joh. Kuen. München 1659.)

Der Tag war schön, ins Grüne gehn,
Trieb an das lust'ge Wetter;
Das Feld geziert, vom Wind berührt,
Roth wie die Rosenblätter.
Maria rein, hätt Sorg allein,
Ihr Kindlein umzutragen;
Möcht ja von Haus, aus wohl hinaus,
Soll doch die Mutter fragen:
Ob sie dies dürfe wagen?
"Ey warum nit? Ich komm auch mit!"
Die Mutter Anna sprache;
"Dem Kind, auch dir, ingleichen mir
"Ein Freud im Feld ich mache.

Herab vom hohen Himmelsblau;
Ihr ſollt vor allen
Das Herz erſchlieſſen,
Dem Honig ſuͤſſen Himmelthau.
Dann wird benetzet,
Was vor geblieben,
Und ohne dies wohl Frucht gebracht;
Zugleich ergoͤtzet,
Mehr angetrieben,
Was ausgedorret und verſchmacht.



Eine heilige Familie.

(Marcarium epithalanium. Von Joh. Kuen. Muͤnchen 1659.)

Der Tag war ſchoͤn, ins Gruͤne gehn,
Trieb an das luſt'ge Wetter;
Das Feld geziert, vom Wind beruͤhrt,
Roth wie die Roſenblaͤtter.
Maria rein, haͤtt Sorg allein,
Ihr Kindlein umzutragen;
Moͤcht ja von Haus, aus wohl hinaus,
Soll doch die Mutter fragen:
Ob ſie dies duͤrfe wagen?
„Ey warum nit? Ich komm auch mit!“
Die Mutter Anna ſprache;
„Dem Kind, auch dir, ingleichen mir
„Ein Freud im Feld ich mache.
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[189/0199] Herab vom hohen Himmelsblau; Ihr ſollt vor allen Das Herz erſchlieſſen, Dem Honig ſuͤſſen Himmelthau. Dann wird benetzet, Was vor geblieben, Und ohne dies wohl Frucht gebracht; Zugleich ergoͤtzet, Mehr angetrieben, Was ausgedorret und verſchmacht. Eine heilige Familie. (Marcarium epithalanium. Von Joh. Kuen. Muͤnchen 1659.) Der Tag war ſchoͤn, ins Gruͤne gehn, Trieb an das luſt'ge Wetter; Das Feld geziert, vom Wind beruͤhrt, Roth wie die Roſenblaͤtter. Maria rein, haͤtt Sorg allein, Ihr Kindlein umzutragen; Moͤcht ja von Haus, aus wohl hinaus, Soll doch die Mutter fragen: Ob ſie dies duͤrfe wagen? „Ey warum nit? Ich komm auch mit!“ Die Mutter Anna ſprache; „Dem Kind, auch dir, ingleichen mir „Ein Freud im Feld ich mache.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/199>, abgerufen am 25.04.2024.