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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

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Denn die zarte Liebe kann auch wohl Kinder ehlich
binden,
Daß in Unschuld als sich selbst, eins das andre lie-
ber hat.

12.Erziehung durch Ueberzeugung.
Wohl dem, welcher unverwirret
Von der irdischen Unruh
Wie ein einsam Täublein girret,
Und fleugt holen Felsen zu,
Dessen Herz auf Gott gericht,
Horchet, was er zu ihm spricht.
Wohl dem, welcher nimmt die Haue,
Grabet, hackt mit Lust und Schmerz,
Auf daß er den Acker baue
Und noch mehr sein dürres Herz,
Der die Welt mit ihrer Pracht
Ehr, Gemächlichkeit verlacht.
Wohl dem, welcher dann alleine
Sitzt bei einem klaren Bach,
Lebet nur, auf daß er weine,
Uebe an sich selber Rach;
Daß der keuschen Engel Hauf
Fasset seine Thränen auf.
Wohl dem, dessen Aug und Wangen
Wie ein überströmend Fluth
Seinen Weg, den er gegangen,

Denn die zarte Liebe kann auch wohl Kinder ehlich
binden,
Daß in Unſchuld als ſich ſelbſt, eins das andre lie-
ber hat.

12.Erziehung durch Ueberzeugung.
Wohl dem, welcher unverwirret
Von der irdiſchen Unruh
Wie ein einſam Taͤublein girret,
Und fleugt holen Felſen zu,
Deſſen Herz auf Gott gericht,
Horchet, was er zu ihm ſpricht.
Wohl dem, welcher nimmt die Haue,
Grabet, hackt mit Luſt und Schmerz,
Auf daß er den Acker baue
Und noch mehr ſein duͤrres Herz,
Der die Welt mit ihrer Pracht
Ehr, Gemaͤchlichkeit verlacht.
Wohl dem, welcher dann alleine
Sitzt bei einem klaren Bach,
Lebet nur, auf daß er weine,
Uebe an ſich ſelber Rach;
Daß der keuſchen Engel Hauf
Faſſet ſeine Thraͤnen auf.
Wohl dem, deſſen Aug und Wangen
Wie ein uͤberſtroͤmend Fluth
Seinen Weg, den er gegangen,
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[222/0232] Denn die zarte Liebe kann auch wohl Kinder ehlich binden, Daß in Unſchuld als ſich ſelbſt, eins das andre lie- ber hat. 12.Erziehung durch Ueberzeugung. Wohl dem, welcher unverwirret Von der irdiſchen Unruh Wie ein einſam Taͤublein girret, Und fleugt holen Felſen zu, Deſſen Herz auf Gott gericht, Horchet, was er zu ihm ſpricht. Wohl dem, welcher nimmt die Haue, Grabet, hackt mit Luſt und Schmerz, Auf daß er den Acker baue Und noch mehr ſein duͤrres Herz, Der die Welt mit ihrer Pracht Ehr, Gemaͤchlichkeit verlacht. Wohl dem, welcher dann alleine Sitzt bei einem klaren Bach, Lebet nur, auf daß er weine, Uebe an ſich ſelber Rach; Daß der keuſchen Engel Hauf Faſſet ſeine Thraͤnen auf. Wohl dem, deſſen Aug und Wangen Wie ein uͤberſtroͤmend Fluth Seinen Weg, den er gegangen,

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/232>, abgerufen am 25.04.2024.