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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

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Ach Himmel, was hab ich gethan?
Die Liebe ist schuldig daran.

Des Mittags wenn ich zum Essen hin geh,
So find ich mein Tischlein allein;
Da eß ich mein Brod und trinke mein Wein,
Ach könnt ich bei meinem lieb Schätzelein seyn.
O Himmel, was hab ich gethan?
Die Liebe ist schuldig daran.
Des Abends, wenn ich nun schlafen da geh,
So find ich mein Bettlein ja leer;
Da greif ich bald hin, da greif ich bald her,
Ach wenn ich bei meinem Herzliebsten doch wär!
Ach Himmel, was hab ich gethan?
Die Liebe ist schuldig daran.
Da kömmt ja mein Vater und Mutter auch her,
Sie beten wohl für sich allein;
Sie haben bundfärbige Röcklein auch an,
Und ich, ich muß in dem Kuttenrock stahn.
Ach Himmel, was hab ich gethan?
Die Liebe ist schuldig daran.


Die gute Sieben.

(Mündlich.)

Es war einmal ein junger Knab,
Der liebt sein Schätzlein sieben Jahr,
Wohl sieben Jahr und noch vielmehr,
Die Lieb, die nahm kein Ende mehr.

Ach Himmel, was hab ich gethan?
Die Liebe iſt ſchuldig daran.

Des Mittags wenn ich zum Eſſen hin geh,
So find ich mein Tiſchlein allein;
Da eß ich mein Brod und trinke mein Wein,
Ach koͤnnt ich bei meinem lieb Schaͤtzelein ſeyn.
O Himmel, was hab ich gethan?
Die Liebe iſt ſchuldig daran.
Des Abends, wenn ich nun ſchlafen da geh,
So find ich mein Bettlein ja leer;
Da greif ich bald hin, da greif ich bald her,
Ach wenn ich bei meinem Herzliebſten doch waͤr!
Ach Himmel, was hab ich gethan?
Die Liebe iſt ſchuldig daran.
Da koͤmmt ja mein Vater und Mutter auch her,
Sie beten wohl fuͤr ſich allein;
Sie haben bundfaͤrbige Roͤcklein auch an,
Und ich, ich muß in dem Kuttenrock ſtahn.
Ach Himmel, was hab ich gethan?
Die Liebe iſt ſchuldig daran.


Die gute Sieben.

(Muͤndlich.)

Es war einmal ein junger Knab,
Der liebt ſein Schaͤtzlein ſieben Jahr,
Wohl ſieben Jahr und noch vielmehr,
Die Lieb, die nahm kein Ende mehr.

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[34/0044] Ach Himmel, was hab ich gethan? Die Liebe iſt ſchuldig daran. Des Mittags wenn ich zum Eſſen hin geh, So find ich mein Tiſchlein allein; Da eß ich mein Brod und trinke mein Wein, Ach koͤnnt ich bei meinem lieb Schaͤtzelein ſeyn. O Himmel, was hab ich gethan? Die Liebe iſt ſchuldig daran. Des Abends, wenn ich nun ſchlafen da geh, So find ich mein Bettlein ja leer; Da greif ich bald hin, da greif ich bald her, Ach wenn ich bei meinem Herzliebſten doch waͤr! Ach Himmel, was hab ich gethan? Die Liebe iſt ſchuldig daran. Da koͤmmt ja mein Vater und Mutter auch her, Sie beten wohl fuͤr ſich allein; Sie haben bundfaͤrbige Roͤcklein auch an, Und ich, ich muß in dem Kuttenrock ſtahn. Ach Himmel, was hab ich gethan? Die Liebe iſt ſchuldig daran. Die gute Sieben. (Muͤndlich.) Es war einmal ein junger Knab, Der liebt ſein Schaͤtzlein ſieben Jahr, Wohl ſieben Jahr und noch vielmehr, Die Lieb, die nahm kein Ende mehr.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/44>, abgerufen am 28.03.2024.