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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

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Die süßre Hoffnung ist auf meinen Dienst bereit,
Die lauter Rosen mir zum Ruhebette streut;
Und die Geduld deckt mich mit Myrthen zu,
So schön ist meine Ruh.
Zum Schlafgesellen nehm ich die Vergnügung an,
Die drück ich an mein Herz, so fest ich immer kann,
Man schläft, wenn so ein Schaz in Armen liegt,
Unmöglich mißvergnügt.
Und treibt ihr Träume ja ein Sinnenspiel mit mir,
So stellt in süßer Ruh mir meine Freundinn für;
Vielleicht wird das, was jetzt ein Schatten ist,
Noch in der That geküßt.
Nun dir befehl ich mich, du angenehme Nacht,
Und wenn das Morgengold am frühen Himmel lacht,
So werde doch dem Herzen das geschenkt,
Worauf es schlafend denkt.


Bildchen.
Auf dieser Welt hab ich keine Freud,
Ich hab einen Schatz und der ist weit,
Er ist so weit, er ist nicht hier,
Ach wenn ich bei mein Schätzgen wär!
Ich kann nicht sitzen und kann nicht stehn,
Ich muß zu meinem Schätzgen gehn;
Zu meinem Schatz, da muß ich gehn,
Und sollt ich vor dem Fenster stehn.

3. Band. 6.
Die ſuͤßre Hoffnung iſt auf meinen Dienſt bereit,
Die lauter Roſen mir zum Ruhebette ſtreut;
Und die Geduld deckt mich mit Myrthen zu,
So ſchoͤn iſt meine Ruh.
Zum Schlafgeſellen nehm ich die Vergnuͤgung an,
Die druͤck ich an mein Herz, ſo feſt ich immer kann,
Man ſchlaͤft, wenn ſo ein Schaz in Armen liegt,
Unmoͤglich mißvergnuͤgt.
Und treibt ihr Traͤume ja ein Sinnenſpiel mit mir,
So ſtellt in ſuͤßer Ruh mir meine Freundinn fuͤr;
Vielleicht wird das, was jetzt ein Schatten iſt,
Noch in der That gekuͤßt.
Nun dir befehl ich mich, du angenehme Nacht,
Und wenn das Morgengold am fruͤhen Himmel lacht,
So werde doch dem Herzen das geſchenkt,
Worauf es ſchlafend denkt.


Bildchen.
Auf dieſer Welt hab ich keine Freud,
Ich hab einen Schatz und der iſt weit,
Er iſt ſo weit, er iſt nicht hier,
Ach wenn ich bei mein Schaͤtzgen waͤr!
Ich kann nicht ſitzen und kann nicht ſtehn,
Ich muß zu meinem Schaͤtzgen gehn;
Zu meinem Schatz, da muß ich gehn,
Und ſollt ich vor dem Fenſter ſtehn.

3. Band. 6.
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[81/0091] Die ſuͤßre Hoffnung iſt auf meinen Dienſt bereit, Die lauter Roſen mir zum Ruhebette ſtreut; Und die Geduld deckt mich mit Myrthen zu, So ſchoͤn iſt meine Ruh. Zum Schlafgeſellen nehm ich die Vergnuͤgung an, Die druͤck ich an mein Herz, ſo feſt ich immer kann, Man ſchlaͤft, wenn ſo ein Schaz in Armen liegt, Unmoͤglich mißvergnuͤgt. Und treibt ihr Traͤume ja ein Sinnenſpiel mit mir, So ſtellt in ſuͤßer Ruh mir meine Freundinn fuͤr; Vielleicht wird das, was jetzt ein Schatten iſt, Noch in der That gekuͤßt. Nun dir befehl ich mich, du angenehme Nacht, Und wenn das Morgengold am fruͤhen Himmel lacht, So werde doch dem Herzen das geſchenkt, Worauf es ſchlafend denkt. Bildchen. Auf dieſer Welt hab ich keine Freud, Ich hab einen Schatz und der iſt weit, Er iſt ſo weit, er iſt nicht hier, Ach wenn ich bei mein Schaͤtzgen waͤr! Ich kann nicht ſitzen und kann nicht ſtehn, Ich muß zu meinem Schaͤtzgen gehn; Zu meinem Schatz, da muß ich gehn, Und ſollt ich vor dem Fenſter ſtehn. 3. Band. 6.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/91>, abgerufen am 25.04.2024.