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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

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Ihr klugen Jungfraun alle
Hebt nun das Haupt empor,
Mit Jauchzen und mit Schalle
Zum frohen Engelchor.
Die Thür ist aufgeschlossen,
Die Hochzeit ist bereit,
Auf! auf ihr Reichsgenossen,
Der Bräutgam ist nicht weit.
Er wird nicht lang verziehen,
Drum schlaft nicht wieder ein;
Man sieht die Bäume blühen
Der schöne Frühlingsschein.
Verheißt Erquikungszeiten,
Die Morgenröthe zeigt
Den schönen Tag von weiten
Vor dem das Dunkle weicht.
Wer wollte denn nun schlafen?
Wer klug ist, der ist wach;
Gott kommt, die Welt zu strafen,
Zu üben Grimm und Rach
An allen, die nicht wachen,
Und die des Thieres Bild
Anbeten, sammt dem Drachen:
Drum auf, der Löwe brüllt.
Begegnet ihm auf Erden,
Ihr, die ihr Zion liebt,
Mit freudigen Geberden,
Und seyd nicht mehr betrübt!
Ihr klugen Jungfraun alle
Hebt nun das Haupt empor,
Mit Jauchzen und mit Schalle
Zum frohen Engelchor.
Die Thuͤr iſt aufgeſchloſſen,
Die Hochzeit iſt bereit,
Auf! auf ihr Reichsgenoſſen,
Der Braͤutgam iſt nicht weit.
Er wird nicht lang verziehen,
Drum ſchlaft nicht wieder ein;
Man ſieht die Baͤume bluͤhen
Der ſchoͤne Fruͤhlingsſchein.
Verheißt Erquikungszeiten,
Die Morgenroͤthe zeigt
Den ſchoͤnen Tag von weiten
Vor dem das Dunkle weicht.
Wer wollte denn nun ſchlafen?
Wer klug iſt, der iſt wach;
Gott kommt, die Welt zu ſtrafen,
Zu uͤben Grimm und Rach
An allen, die nicht wachen,
Und die des Thieres Bild
Anbeten, ſammt dem Drachen:
Drum auf, der Loͤwe bruͤllt.
Begegnet ihm auf Erden,
Ihr, die ihr Zion liebt,
Mit freudigen Geberden,
Und ſeyd nicht mehr betruͤbt!
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[230/0240] Ihr klugen Jungfraun alle Hebt nun das Haupt empor, Mit Jauchzen und mit Schalle Zum frohen Engelchor. Die Thuͤr iſt aufgeſchloſſen, Die Hochzeit iſt bereit, Auf! auf ihr Reichsgenoſſen, Der Braͤutgam iſt nicht weit. Er wird nicht lang verziehen, Drum ſchlaft nicht wieder ein; Man ſieht die Baͤume bluͤhen Der ſchoͤne Fruͤhlingsſchein. Verheißt Erquikungszeiten, Die Morgenroͤthe zeigt Den ſchoͤnen Tag von weiten Vor dem das Dunkle weicht. Wer wollte denn nun ſchlafen? Wer klug iſt, der iſt wach; Gott kommt, die Welt zu ſtrafen, Zu uͤben Grimm und Rach An allen, die nicht wachen, Und die des Thieres Bild Anbeten, ſammt dem Drachen: Drum auf, der Loͤwe bruͤllt. Begegnet ihm auf Erden, Ihr, die ihr Zion liebt, Mit freudigen Geberden, Und ſeyd nicht mehr betruͤbt!

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/240>, abgerufen am 28.03.2024.