Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Sie ziehen mit der Trummel,
Der Stachel weist das Schwerdt;
Ihr Brummel und Gehummel
Hat niemand noch gefährdt.
Sie nehmen sonder Morden
Den zarten Blumenraub,
Und ihre Beut ist worden
Der Baum und Blüthen Laub.
Wie sie die Wachsburg bauen,
Aus güldnem Pergament,
Kann niemand nicht beschauen,
Ja keines Künstlers Händ
Hat man so sehr bewundert,
Die Zimmerchen so gleich,
Sechseckigt ist gesondert
Das Honigkönigreich.
Man sieht sie friedlich leben
Ohn Eigennutz und Streit,
In steter Mühe weben,
Zu Lenz und Winterszeit;
Sie pflegen einzutragen
Der Blumen Saft und Thau,
Und führen mit Behagen
Gesammt den Zuckerbau.


Die Schwalben.
Es fliegen zwei Schwalben ins Nachbar sein Haus,
Sie fliegen bald hoch und bald nieder;
Sie ziehen mit der Trummel,
Der Stachel weiſt das Schwerdt;
Ihr Brummel und Gehummel
Hat niemand noch gefaͤhrdt.
Sie nehmen ſonder Morden
Den zarten Blumenraub,
Und ihre Beut iſt worden
Der Baum und Bluͤthen Laub.
Wie ſie die Wachsburg bauen,
Aus guͤldnem Pergament,
Kann niemand nicht beſchauen,
Ja keines Kuͤnſtlers Haͤnd
Hat man ſo ſehr bewundert,
Die Zimmerchen ſo gleich,
Sechseckigt iſt geſondert
Das Honigkoͤnigreich.
Man ſieht ſie friedlich leben
Ohn Eigennutz und Streit,
In ſteter Muͤhe weben,
Zu Lenz und Winterszeit;
Sie pflegen einzutragen
Der Blumen Saft und Thau,
Und fuͤhren mit Behagen
Geſammt den Zuckerbau.


Die Schwalben.
Es fliegen zwei Schwalben ins Nachbar ſein Haus,
Sie fliegen bald hoch und bald nieder;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0071" n="61"/>
            <lg n="3">
              <l>Sie ziehen mit der Trummel,</l><lb/>
              <l>Der Stachel wei&#x017F;t das Schwerdt;</l><lb/>
              <l>Ihr Brummel und Gehummel</l><lb/>
              <l>Hat niemand noch gefa&#x0364;hrdt.</l><lb/>
              <l>Sie nehmen &#x017F;onder Morden</l><lb/>
              <l>Den zarten Blumenraub,</l><lb/>
              <l>Und ihre Beut i&#x017F;t worden</l><lb/>
              <l>Der Baum und Blu&#x0364;then Laub.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Wie &#x017F;ie die Wachsburg bauen,</l><lb/>
              <l>Aus gu&#x0364;ldnem Pergament,</l><lb/>
              <l>Kann niemand nicht be&#x017F;chauen,</l><lb/>
              <l>Ja keines Ku&#x0364;n&#x017F;tlers Ha&#x0364;nd</l><lb/>
              <l>Hat man &#x017F;o &#x017F;ehr bewundert,</l><lb/>
              <l>Die Zimmerchen &#x017F;o gleich,</l><lb/>
              <l>Sechseckigt i&#x017F;t ge&#x017F;ondert</l><lb/>
              <l>Das Honigko&#x0364;nigreich.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Man &#x017F;ieht &#x017F;ie friedlich leben</l><lb/>
              <l>Ohn Eigennutz und Streit,</l><lb/>
              <l>In &#x017F;teter Mu&#x0364;he weben,</l><lb/>
              <l>Zu Lenz und Winterszeit;</l><lb/>
              <l>Sie pflegen <choice><sic>einzutrageu</sic><corr>einzutragen</corr></choice></l><lb/>
              <l>Der Blumen Saft und Thau,</l><lb/>
              <l>Und fu&#x0364;hren mit Behagen</l><lb/>
              <l>Ge&#x017F;ammt den Zuckerbau.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Die Schwalben</hi>.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">E</hi>s fliegen zwei Schwalben ins Nachbar &#x017F;ein Haus,</l><lb/>
              <l>Sie fliegen bald hoch und bald nieder;</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0071] Sie ziehen mit der Trummel, Der Stachel weiſt das Schwerdt; Ihr Brummel und Gehummel Hat niemand noch gefaͤhrdt. Sie nehmen ſonder Morden Den zarten Blumenraub, Und ihre Beut iſt worden Der Baum und Bluͤthen Laub. Wie ſie die Wachsburg bauen, Aus guͤldnem Pergament, Kann niemand nicht beſchauen, Ja keines Kuͤnſtlers Haͤnd Hat man ſo ſehr bewundert, Die Zimmerchen ſo gleich, Sechseckigt iſt geſondert Das Honigkoͤnigreich. Man ſieht ſie friedlich leben Ohn Eigennutz und Streit, In ſteter Muͤhe weben, Zu Lenz und Winterszeit; Sie pflegen einzutragen Der Blumen Saft und Thau, Und fuͤhren mit Behagen Geſammt den Zuckerbau. Die Schwalben. Es fliegen zwei Schwalben ins Nachbar ſein Haus, Sie fliegen bald hoch und bald nieder;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/71
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/71>, abgerufen am 25.04.2024.