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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

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ben, man werde nicht mißdeuten, was der gute
Mensch nie mißverstehen kann." -- Dieser Rath
leuchtete mir ein, er kam von dem Factor der Buch-
druckerei von Trowitzsch und Sohn, Herrn Klein,
derselbe, der mir Druck und Papier besorgte, Ortho-
[g]raphiefehler corrigirte, Komma und Punkt zurecht
rückte, und bei meinem wenigen Verstand in die-
sen Sachen viel Geduld bewies. Diese seine ausge-
sprochne Meinung bestärkte mich darin, daß ich den
bösen Propheten und den ängstlichen Ansichten der
Rathgebenden nicht nachgab. Wie auch der Erfolg
dieses Rathes ausfallen mag, ich freue mich seiner,
da er unbezweifelt von den Guten als der edelste
anerkannt wird, die es nicht zugeben werden, daß
die Wahrheit eines freudigen Gewissens sich vor den
Auslegungen der Bösen flüchte. --

Auch dem Herrn Kanzler von Müller in
Weimar sage ich Dank, daß er auf meine Bitte
sich bemühte, trotz dem Drang seiner Geschäfte,
meine Briefe aus Goethes umfassenden Nachlaß her-
vor zu suchen, es sind jetzt achtzehn Monate, daß
ich sie in Händen habe; er schrieb mir damals:

ben, man werde nicht mißdeuten, was der gute
Menſch nie mißverſtehen kann.“ — Dieſer Rath
leuchtete mir ein, er kam von dem Factor der Buch-
druckerei von Trowitzſch und Sohn, Herrn Klein,
derſelbe, der mir Druck und Papier beſorgte, Ortho-
[g]raphiefehler corrigirte, Komma und Punkt zurecht
rückte, und bei meinem wenigen Verſtand in die-
ſen Sachen viel Geduld bewies. Dieſe ſeine ausge-
ſprochne Meinung beſtärkte mich darin, daß ich den
böſen Propheten und den ängſtlichen Anſichten der
Rathgebenden nicht nachgab. Wie auch der Erfolg
dieſes Rathes ausfallen mag, ich freue mich ſeiner,
da er unbezweifelt von den Guten als der edelſte
anerkannt wird, die es nicht zugeben werden, daß
die Wahrheit eines freudigen Gewiſſens ſich vor den
Auslegungen der Böſen flüchte. —

Auch dem Herrn Kanzler von Müller in
Weimar ſage ich Dank, daß er auf meine Bitte
ſich bemühte, trotz dem Drang ſeiner Geſchäfte,
meine Briefe aus Goethes umfaſſenden Nachlaß her-
vor zu ſuchen, es ſind jetzt achtzehn Monate, daß
ich ſie in Händen habe; er ſchrieb mir damals:

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[II/0022] ben, man werde nicht mißdeuten, was der gute Menſch nie mißverſtehen kann.“ — Dieſer Rath leuchtete mir ein, er kam von dem Factor der Buch- druckerei von Trowitzſch und Sohn, Herrn Klein, derſelbe, der mir Druck und Papier beſorgte, Ortho- graphiefehler corrigirte, Komma und Punkt zurecht rückte, und bei meinem wenigen Verſtand in die- ſen Sachen viel Geduld bewies. Dieſe ſeine ausge- ſprochne Meinung beſtärkte mich darin, daß ich den böſen Propheten und den ängſtlichen Anſichten der Rathgebenden nicht nachgab. Wie auch der Erfolg dieſes Rathes ausfallen mag, ich freue mich ſeiner, da er unbezweifelt von den Guten als der edelſte anerkannt wird, die es nicht zugeben werden, daß die Wahrheit eines freudigen Gewiſſens ſich vor den Auslegungen der Böſen flüchte. — Auch dem Herrn Kanzler von Müller in Weimar ſage ich Dank, daß er auf meine Bitte ſich bemühte, trotz dem Drang ſeiner Geſchäfte, meine Briefe aus Goethes umfaſſenden Nachlaß her- vor zu ſuchen, es ſind jetzt achtzehn Monate, daß ich ſie in Händen habe; er ſchrieb mir damals:

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. II. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/22>, abgerufen am 23.04.2024.