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Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.

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ster-schrifften zu lauter maculatur werden: Wie jetzund schon guten
theils viel Postillen/ Disputationes, streitschrifften/ Aristotelische logi-
qu
en und Metaphysiquen denen Herrn buchhändlern schon meist zum ein-
packen und fortschicken nöthigerer sachen dienen.

25. Es thue nun Hr Cyprian. was er will: So wird GOtt ihm doch
allezeit und überall vor seinem gewissen stehen/ und wieder sein thun dar-
innen zeugnüß geben. Seine gedancken werden sich stäts untereinander
verklagen/ wo er der wahrheit wiederstrebt: und endlich werden auch die ver-
borgene tücke seines hertzens/ die er jetzt wol noch nicht kennet/ so gar prae-
cise
ihm vor augen liegen/ daß er nicht die geringste ausflucht mit aller sei-
ner schul, Philosophie wird erdencken können. Jndessen aber hat er schon
dieser ersten schrifft wegen so viel im gewissen zuverantworten/ daß/ wenn
er nicht verblendet wäre/ es einer langwürigen rechnung vor dem gerechten
richter brauchte. Und wenn er wüste/ was dieses auff sich hätte/ sein ge-
wissen im blute des bundes remigen zulassen/ und zwar nur von einem ein-
tzigen todten werck/ bey täglicher busse/ durch das lebendige richtende
wort GOttes/ das seel und geist marck und bein durchschneidet und zermal-
met (wie alle bußfertige in der schrifft davon zeugen) so würde er
nicht mehr schuld auff sich laden/ sondern die wenige stunden seines lebens
auff daß einige noth wendige wenden.

26. Doch sage ich dis nicht/ als fürchtete ich mich vor menschlichen
schrifften/ und wenn sie auch noch so häuffig hervorkämen. Sondern ich re-
de nur aus erfahrung von der genauheit/ und dem ernst (apotome Röm. XI.
22.) der scharffen gerechtigkeit unsers Schöpffers/ und versichere/ daß
das heilige reine Göttliche wesen auch nicht einem gedancken/ geschweige
worte oder gar läster-worte ungerichtet und ungestraffet lasse/ es komme
überlang oder kurtz. Daß ich nicht sage/ wie auch dielügen von GOtt
durch wahrheit-liebende menschen beschämet werden/ der Herr Cyprian.
wird sehen/ wie ihm die nach folgen den erinnerungen eines freundes Satis-
faction
geben: So wenig aber/ als ich dessen ernsten sinn und ausdruck bey
diesem auffsatz habe wieder stehen können; so wenig kan ich gut da-
vor seyn/ daß nicht andere mehr (welche hierinnen ohne mein dencken und
suchenihre arbeit angebothen) diese seine nun am tag liegende oder auch
künfftig von ihm oder andern herrührende sophismata und unwar-
heiten genau anatomiren möchten. Will man sich darüber beschweren/ so
gebe mans seiner eigenen unbesonnenheit schuld/ und unterstehe sich hinfü-
ro nicht mehr mit etlichen bogen gantze volumina anzugreiffen/ in mei-
nung/ nun müste jedermann glauben/ es sey alles übern hauffen ge-

worf-

ſter-ſchrifften zu lauter maculatur werden: Wie jetzund ſchon guten
theils viel Poſtillen/ Diſputationes, ſtreitſchrifften/ Ariſtoteliſche logi-
qu
en und Metaphyſiquen denen Herrn buchhaͤndlern ſchon meiſt zum ein-
packen und fortſchicken noͤthigerer ſachen dienen.

25. Es thue nun Hr Cyprian. was er will: So wird GOtt ihm doch
allezeit und uͤberall vor ſeinem gewiſſen ſtehen/ und wieder ſein thun dar-
innen zeugnuͤß geben. Seine gedancken werden ſich ſtaͤts untereinander
verklagen/ wo er der wahrheit wiederſtrebt: und endlich werden auch die ver-
borgene tuͤcke ſeines hertzens/ die er jetzt wol noch nicht kennet/ ſo gar præ-
cisè
ihm vor augen liegen/ daß er nicht die geringſte ausflucht mit aller ſei-
ner ſchul, Philoſophie wird erdencken koͤnnen. Jndeſſen aber hat er ſchon
dieſer erſten ſchrifft wegen ſo viel im gewiſſen zuverantworten/ daß/ wenn
er nicht verblendet waͤre/ es einer langwuͤrigen rechnung vor dem gerechten
richter brauchte. Und wenn er wuͤſte/ was dieſes auff ſich haͤtte/ ſein ge-
wiſſen im blute des bundes remigen zulaſſen/ und zwar nur von einem ein-
tzigen todten werck/ bey taͤglicher buſſe/ durch das lebendige richtende
wort GOttes/ das ſeel und geiſt marck und bein durchſchneidet und zermal-
met (wie alle bußfertige in der ſchrifft davon zeugen) ſo wuͤrde er
nicht mehr ſchuld auff ſich laden/ ſondern die wenige ſtunden ſeines lebens
auff daß einige noth wendige wenden.

26. Doch ſage ich dis nicht/ als fuͤrchtete ich mich vor menſchlichen
ſchrifften/ und wenn ſie auch noch ſo haͤuffig hervorkaͤmen. Sondern ich re-
de nur aus erfahrung von der genauheit/ und dem ernſt (ἀποτομῇ Roͤm. XI.
22.) der ſcharffen gerechtigkeit unſers Schoͤpffers/ und verſichere/ daß
das heilige reine Goͤttliche weſen auch nicht einem gedancken/ geſchweige
worte oder gar laͤſter-worte ungerichtet und ungeſtraffet laſſe/ es komme
uͤberlang oder kurtz. Daß ich nicht ſage/ wie auch dieluͤgen von GOtt
durch wahrheit-liebende menſchen beſchaͤmet werden/ der Herꝛ Cyprian.
wird ſehen/ wie ihm die nach folgen den erinnerungen eines freundes Satis-
faction
geben: So wenig aber/ als ich deſſen ernſten ſinn und ausdruck bey
dieſem auffſatz habe wieder ſtehen koͤnnen; ſo wenig kan ich gut da-
vor ſeyn/ daß nicht andere mehr (welche hierinnen ohne mein dencken und
ſuchenihre arbeit angebothen) dieſe ſeine nun am tag liegende oder auch
kuͤnfftig von ihm oder andern herruͤhrende ſophiſmata und unwar-
heiten genau anatomiren moͤchten. Will man ſich daruͤber beſchweren/ ſo
gebe mans ſeiner eigenen unbeſonnenheit ſchuld/ und unterſtehe ſich hinfuͤ-
ro nicht mehr mit etlichen bogen gantze volumina anzugreiffen/ in mei-
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[52/0053] ſter-ſchrifften zu lauter maculatur werden: Wie jetzund ſchon guten theils viel Poſtillen/ Diſputationes, ſtreitſchrifften/ Ariſtoteliſche logi- quen und Metaphyſiquen denen Herrn buchhaͤndlern ſchon meiſt zum ein- packen und fortſchicken noͤthigerer ſachen dienen. 25. Es thue nun Hr Cyprian. was er will: So wird GOtt ihm doch allezeit und uͤberall vor ſeinem gewiſſen ſtehen/ und wieder ſein thun dar- innen zeugnuͤß geben. Seine gedancken werden ſich ſtaͤts untereinander verklagen/ wo er der wahrheit wiederſtrebt: und endlich werden auch die ver- borgene tuͤcke ſeines hertzens/ die er jetzt wol noch nicht kennet/ ſo gar præ- cisè ihm vor augen liegen/ daß er nicht die geringſte ausflucht mit aller ſei- ner ſchul, Philoſophie wird erdencken koͤnnen. Jndeſſen aber hat er ſchon dieſer erſten ſchrifft wegen ſo viel im gewiſſen zuverantworten/ daß/ wenn er nicht verblendet waͤre/ es einer langwuͤrigen rechnung vor dem gerechten richter brauchte. Und wenn er wuͤſte/ was dieſes auff ſich haͤtte/ ſein ge- wiſſen im blute des bundes remigen zulaſſen/ und zwar nur von einem ein- tzigen todten werck/ bey taͤglicher buſſe/ durch das lebendige richtende wort GOttes/ das ſeel und geiſt marck und bein durchſchneidet und zermal- met (wie alle bußfertige in der ſchrifft davon zeugen) ſo wuͤrde er nicht mehr ſchuld auff ſich laden/ ſondern die wenige ſtunden ſeines lebens auff daß einige noth wendige wenden. 26. Doch ſage ich dis nicht/ als fuͤrchtete ich mich vor menſchlichen ſchrifften/ und wenn ſie auch noch ſo haͤuffig hervorkaͤmen. Sondern ich re- de nur aus erfahrung von der genauheit/ und dem ernſt (ἀποτομῇ Roͤm. XI. 22.) der ſcharffen gerechtigkeit unſers Schoͤpffers/ und verſichere/ daß das heilige reine Goͤttliche weſen auch nicht einem gedancken/ geſchweige worte oder gar laͤſter-worte ungerichtet und ungeſtraffet laſſe/ es komme uͤberlang oder kurtz. Daß ich nicht ſage/ wie auch dieluͤgen von GOtt durch wahrheit-liebende menſchen beſchaͤmet werden/ der Herꝛ Cyprian. wird ſehen/ wie ihm die nach folgen den erinnerungen eines freundes Satis- faction geben: So wenig aber/ als ich deſſen ernſten ſinn und ausdruck bey dieſem auffſatz habe wieder ſtehen koͤnnen; ſo wenig kan ich gut da- vor ſeyn/ daß nicht andere mehr (welche hierinnen ohne mein dencken und ſuchenihre arbeit angebothen) dieſe ſeine nun am tag liegende oder auch kuͤnfftig von ihm oder andern herruͤhrende ſophiſmata und unwar- heiten genau anatomiren moͤchten. Will man ſich daruͤber beſchweren/ ſo gebe mans ſeiner eigenen unbeſonnenheit ſchuld/ und unterſtehe ſich hinfuͤ- ro nicht mehr mit etlichen bogen gantze volumina anzugreiffen/ in mei- nung/ nun muͤſte jedermann glauben/ es ſey alles uͤbern hauffen ge- worf-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/53>, abgerufen am 25.04.2024.