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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XXI. Frid. Brecklings Schrifft
[Spaltenumbruch] volck sind nach dem vorbild Jsrael/ oder
ob wir uns mit der welt und Heyden
vermenget/ und ihre weisen angenommen
haben/ biß aus der kirchen ein welt-reich
worden/ darin der welt-geist/ reichthum
und hochheit herrschet/ und die oberhand
hat? Ob GOtt uns nicht daher mit
falschen lehrern und secten gestraffet/ weil
wir nicht mit CHRisto dem gecreutzig-
ten und GOttes creutz-wort/ darin alle
fülle und schätze der weißheit verborgen/
danckbahr vergnüget gewesen/ sondern
an solchem himmlischem Manna überdrüßig
worden/ und alle nach was neues mit
dem abtrünnigen Jsrael gelüstert haben/
oder mit den Heyden und Juden nach
weißheit und zeichen/ träumen und ge-
sichtern gefraget/ daher der Satan alle
thüren bey uns offen funden/ uns wie die
Evam durch seine neue Propheten falsche
Christos und Fladder-Geister zu verfüh-
ren/ und zu bezaubern/ weil sie alle nach
unserm sinn sind/ und reden einmüthig
gutes für uns/ wie für Ahab/ Reg. 22.
Daß wir unsere blindheit und verfall
nicht mehr erkennen/ und den rechten
CHRistum mit seiner creutz-kirche und
dienern der wahrheit/ wie die thür zu Loths
hause unter uns nicht mehr finden kön-
nen? Ob wir denn durch GOttes wort
verbunden sind solchen falschen Aposteln/
Propheten und lehrern zu gläuben/ gehor-
chen und folgen/ die nicht zur rechten thür
eingehen/ sondern CHRisto zuvor lauf-
fen/ und als diebe und mörder in den
schaaf-stall hinein steigen und herrschen?
Ob der Satan mit seinen falschen Lehrern
und Propheten nicht unter dem schaafs-
kleide/ und namen CHRisti/ als ein En-
gel des Lichts vielmehr schaden thut/ und
vielmehr von uns zu meiden ist/ als die of-
fenbahre teuffel und wölffe? Ob der Sa-
tan nicht alle seine falsche waare und leh-
rer unter dem schein und namen Christi
und seines worts wie gifft mit zucker ver-
menget/ auffpruncket und verkaufft in der
welt/ und was von CHRisto kömmt/
für lauter böse und verkehrt außruffet?
Ob die verkehrte menschen nicht das gute
für böse/ und das böse für gut ansehen
und erwehlen/ weil diß mit ihrem fleisch-
lichen sinn überein kömmt/ darinnen sie
auch alles gute/ wie die spinnen den ho-
nig in gifft mit sich verkehren und ver-
derben/ und also GOttes wort gantz
verkehret nach dem fleische predigen und
lehren? Ob der Satan nicht alles bes-
ser und scheinheiliger/ als solche/ lehren
und vorstellen kan? Ob GOttes wort
uns nicht für solchem falschem schein am
meisten warnet? Hierauff bedencke und
urtheile ein jeder selbst/ was ihm heut
im Gottesdienst/ sache und werck von
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Wie und wovon man sich heut abson-
dern und außgehen müsse mit Paulo
nach GOttes wort/ und CHRisti exem-
pel/ und wovon man nicht außgehen
[Spaltenumbruch] müsse mit Judas. Was und welche
man für freunde oder feinde in CHRisto
halten und erklären müsse. Ob wir nicht
alle feinde CHRisti für unsere feinde hal-
ten und bestreiten müssen biß in den
tod; und alle freunde CHRisti biß in
den tod lieben und erretten müssen? Ob
nicht CHRisti volck und reich ein von
der welt abgesondert volck ist/ und ob
man solches mit der welt-reich vermen-
gen solle? Ob man sich selbst da und
von solchen absondern solle/ wo und mit
welchen sich CHRistus vermenget hat/
oder hingegen mit solchen vermengen/ da-
von sich CHRistus nach dem Geist ab-
gesondert hat? Ob man von GOtt zu
dem menschen/ und ihrem Babel-wesen
in der welt/ oder von der welt und ihren
Priestern zu GOtt wieder kehren solle?
Ob man sich von der wahrheit und ver-
folgten Creutz-kindern absondern solle?
Oder ob man von den verfolgern auß-
gehen/ und den verfolgten biß in den tod
beystehen/ und sie wider ihre verfolger
verthädigen solle oder nicht? Ob wir
nicht mit dem leidenden mitleiden/ und
die gemeinschafft der creutz-kirchen für al-
ler welt und ihrer Secten und Welt-Prie-
ster freundschafft erwehlen müssen nach
GOttes wort? Urtheilet selbst/ ob nicht
alle euere bücher ohne geist/ licht/ saltz/
feuer/ leben/ safft und krafft/ anfang
und ende/ kopff und schwantz sind?

Und da GOtt etwas vollkommenes
unter euch geben wil/ ob ihr solches nicht
hasset und ausstosset? Ob ihr denn nicht
wieder als thumm saltz werdet außgeworf-
fen werden? Die selbst kein geist/ licht/
krafft in sich haben/ wie können die
was gutes außlieffern? und die alle ih-
re auch beste dinge nicht mit Paulo für
schaden und dreck achten/ wie mögen diese
Christen gewinnen und finden? Musten
nicht alle Juden zu Jerusalem mit ihren
Pharisäern untergehen/ darüber daß sie
ihnen mehr als CHRisto anhiengen?
Wie wird es euch denn endlich gehen?
wenn CHristus sagen wird: Freund/ wie
bistu herein kommen? Der Satan selber
wird euer spotten? und sagen: Wer seyd
ihr? Actor. 19. und wozu ist solches thumm
saltz nütze? Aber wer glaubet unser pre-
digt? Da Christus selbst heut kaum
glauben noch gehör findet/ wie solten
wirs dann finden? Luc. 18. 19.

Num. XXI.
Frid.
Brecklings Schrifft vom bösen
Hertzen der Menschen und
Secten.

Das eigensinnige/ unglaubige
und abgöttische hertz der welt/ und
aller menschen und Secten/ als ei-
ne wurtzel aller abgötterey und

boß-

Th. IV. Sect. III. Num. XXI. Frid. Brecklings Schrifft
[Spaltenumbruch] volck ſind nach dem vorbild Jſrael/ oder
ob wir uns mit der welt und Heyden
vermenget/ und ihre weiſen angenommen
haben/ biß aus der kirchen ein welt-reich
worden/ darin der welt-geiſt/ reichthum
und hochheit herrſchet/ und die oberhand
hat? Ob GOtt uns nicht daher mit
falſchen lehrern und ſecten geſtraffet/ weil
wir nicht mit CHRiſto dem gecreutzig-
ten und GOttes creutz-wort/ darin alle
fuͤlle und ſchaͤtze der weißheit verborgen/
danckbahr vergnuͤget geweſen/ ſondern
an ſolchem him̃liſchem Manna uͤberdruͤßig
worden/ und alle nach was neues mit
dem abtruͤnnigen Jſrael geluͤſtert haben/
oder mit den Heyden und Juden nach
weißheit und zeichen/ traͤumen und ge-
ſichtern gefraget/ daher der Satan alle
thuͤren bey uns offen funden/ uns wie die
Evam durch ſeine neue Propheten falſche
Chriſtos und Fladder-Geiſter zu verfuͤh-
ren/ und zu bezaubern/ weil ſie alle nach
unſerm ſinn ſind/ und reden einmuͤthig
gutes fuͤr uns/ wie fuͤr Ahab/ Reg. 22.
Daß wir unſere blindheit und verfall
nicht mehr erkennen/ und den rechten
CHRiſtum mit ſeiner creutz-kirche und
dienern der wahrheit/ wie die thuͤr zu Loths
hauſe unter uns nicht mehr finden koͤn-
nen? Ob wir denn durch GOttes wort
verbunden ſind ſolchen falſchen Apoſteln/
Propheten und lehrern zu glaͤuben/ gehor-
chen und folgen/ die nicht zur rechten thuͤr
eingehen/ ſondern CHRiſto zuvor lauf-
fen/ und als diebe und moͤrder in den
ſchaaf-ſtall hinein ſteigen und herrſchen?
Ob der Satan mit ſeinen falſchen Lehrern
und Propheten nicht unter dem ſchaafs-
kleide/ und namen CHRiſti/ als ein En-
gel des Lichts vielmehr ſchaden thut/ und
vielmehr von uns zu meiden iſt/ als die of-
fenbahre teuffel und woͤlffe? Ob der Sa-
tan nicht alle ſeine falſche waare und leh-
rer unter dem ſchein und namen Chriſti
und ſeines worts wie gifft mit zucker ver-
menget/ auffpruncket und verkaufft in der
welt/ und was von CHRiſto koͤmmt/
fuͤr lauter boͤſe und verkehrt außruffet?
Ob die verkehrte menſchen nicht das gute
fuͤr boͤſe/ und das boͤſe fuͤr gut anſehen
und erwehlen/ weil diß mit ihrem fleiſch-
lichen ſinn uͤberein koͤmmt/ darinnen ſie
auch alles gute/ wie die ſpinnen den ho-
nig in gifft mit ſich verkehren und ver-
derben/ und alſo GOttes wort gantz
verkehret nach dem fleiſche predigen und
lehren? Ob der Satan nicht alles beſ-
ſer und ſcheinheiliger/ als ſolche/ lehren
und vorſtellen kan? Ob GOttes wort
uns nicht fuͤr ſolchem falſchem ſchein am
meiſten warnet? Hierauff bedencke und
urtheile ein jeder ſelbſt/ was ihm heut
im Gottesdienſt/ ſache und werck von
Gottes wegen zu thun und zu laſſen iſt.
Wie und wovon man ſich heut abſon-
dern und außgehen muͤſſe mit Paulo
nach GOttes wort/ und CHRiſti exem-
pel/ und wovon man nicht außgehen
[Spaltenumbruch] muͤſſe mit Judas. Was und welche
man fuͤr freunde oder feinde in CHRiſto
halten und erklaͤren muͤſſe. Ob wir nicht
alle feinde CHRiſti fuͤr unſere feinde hal-
ten und beſtreiten muͤſſen biß in den
tod; und alle freunde CHRiſti biß in
den tod lieben und erretten muͤſſen? Ob
nicht CHRiſti volck und reich ein von
der welt abgeſondert volck iſt/ und ob
man ſolches mit der welt-reich vermen-
gen ſolle? Ob man ſich ſelbſt da und
von ſolchen abſondern ſolle/ wo und mit
welchen ſich CHRiſtus vermenget hat/
oder hingegen mit ſolchen vermengen/ da-
von ſich CHRiſtus nach dem Geiſt ab-
geſondert hat? Ob man von GOtt zu
dem menſchen/ und ihrem Babel-weſen
in der welt/ oder von der welt und ihren
Prieſtern zu GOtt wieder kehren ſolle?
Ob man ſich von der wahrheit und ver-
folgten Creutz-kindern abſondern ſolle?
Oder ob man von den verfolgern auß-
gehen/ und den verfolgten biß in den tod
beyſtehen/ und ſie wider ihre verfolger
verthaͤdigen ſolle oder nicht? Ob wir
nicht mit dem leidenden mitleiden/ und
die gemeinſchafft der creutz-kirchen fuͤr al-
ler welt und ihrer Secten und Welt-Prie-
ſter freundſchafft erwehlen muͤſſen nach
GOttes wort? Urtheilet ſelbſt/ ob nicht
alle euere buͤcher ohne geiſt/ licht/ ſaltz/
feuer/ leben/ ſafft und krafft/ anfang
und ende/ kopff und ſchwantz ſind?

Und da GOtt etwas vollkommenes
unter euch geben wil/ ob ihr ſolches nicht
haſſet und ausſtoſſet? Ob ihr denn nicht
wieder als thum̃ ſaltz werdet außgeworf-
fen werden? Die ſelbſt kein geiſt/ licht/
krafft in ſich haben/ wie koͤnnen die
was gutes außlieffern? und die alle ih-
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ſchaden und dreck achten/ wie moͤgen dieſe
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Wie wird es euch denn endlich gehen?
wenn CHriſtus ſagen wird: Freund/ wie
biſtu herein kommen? Der Satan ſelber
wird euer ſpotten? und ſagen: Wer ſeyd
ihr? Actor. 19. und wozu iſt ſolches thum̃
ſaltz nuͤtze? Aber wer glaubet unſer pre-
digt? Da Chriſtus ſelbſt heut kaum
glauben noch gehoͤr findet/ wie ſolten
wirs dann finden? Luc. 18. 19.

Num. XXI.
Frid.
Brecklings Schrifft vom boͤſen
Hertzen der Menſchen und
Secten.

Das eigenſinnige/ unglaubige
und abgoͤttiſche hertz der welt/ und
aller menſchen und Secten/ als ei-
ne wurtzel aller abgoͤtterey und

boß-
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[796/1104] Th. IV. Sect. III. Num. XXI. Frid. Brecklings Schrifft volck ſind nach dem vorbild Jſrael/ oder ob wir uns mit der welt und Heyden vermenget/ und ihre weiſen angenommen haben/ biß aus der kirchen ein welt-reich worden/ darin der welt-geiſt/ reichthum und hochheit herrſchet/ und die oberhand hat? Ob GOtt uns nicht daher mit falſchen lehrern und ſecten geſtraffet/ weil wir nicht mit CHRiſto dem gecreutzig- ten und GOttes creutz-wort/ darin alle fuͤlle und ſchaͤtze der weißheit verborgen/ danckbahr vergnuͤget geweſen/ ſondern an ſolchem him̃liſchem Manna uͤberdruͤßig worden/ und alle nach was neues mit dem abtruͤnnigen Jſrael geluͤſtert haben/ oder mit den Heyden und Juden nach weißheit und zeichen/ traͤumen und ge- ſichtern gefraget/ daher der Satan alle thuͤren bey uns offen funden/ uns wie die Evam durch ſeine neue Propheten falſche Chriſtos und Fladder-Geiſter zu verfuͤh- ren/ und zu bezaubern/ weil ſie alle nach unſerm ſinn ſind/ und reden einmuͤthig gutes fuͤr uns/ wie fuͤr Ahab/ Reg. 22. Daß wir unſere blindheit und verfall nicht mehr erkennen/ und den rechten CHRiſtum mit ſeiner creutz-kirche und dienern der wahrheit/ wie die thuͤr zu Loths hauſe unter uns nicht mehr finden koͤn- nen? Ob wir denn durch GOttes wort verbunden ſind ſolchen falſchen Apoſteln/ Propheten und lehrern zu glaͤuben/ gehor- chen und folgen/ die nicht zur rechten thuͤr eingehen/ ſondern CHRiſto zuvor lauf- fen/ und als diebe und moͤrder in den ſchaaf-ſtall hinein ſteigen und herrſchen? Ob der Satan mit ſeinen falſchen Lehrern und Propheten nicht unter dem ſchaafs- kleide/ und namen CHRiſti/ als ein En- gel des Lichts vielmehr ſchaden thut/ und vielmehr von uns zu meiden iſt/ als die of- fenbahre teuffel und woͤlffe? Ob der Sa- tan nicht alle ſeine falſche waare und leh- rer unter dem ſchein und namen Chriſti und ſeines worts wie gifft mit zucker ver- menget/ auffpruncket und verkaufft in der welt/ und was von CHRiſto koͤmmt/ fuͤr lauter boͤſe und verkehrt außruffet? Ob die verkehrte menſchen nicht das gute fuͤr boͤſe/ und das boͤſe fuͤr gut anſehen und erwehlen/ weil diß mit ihrem fleiſch- lichen ſinn uͤberein koͤmmt/ darinnen ſie auch alles gute/ wie die ſpinnen den ho- nig in gifft mit ſich verkehren und ver- derben/ und alſo GOttes wort gantz verkehret nach dem fleiſche predigen und lehren? Ob der Satan nicht alles beſ- ſer und ſcheinheiliger/ als ſolche/ lehren und vorſtellen kan? Ob GOttes wort uns nicht fuͤr ſolchem falſchem ſchein am meiſten warnet? Hierauff bedencke und urtheile ein jeder ſelbſt/ was ihm heut im Gottesdienſt/ ſache und werck von Gottes wegen zu thun und zu laſſen iſt. Wie und wovon man ſich heut abſon- dern und außgehen muͤſſe mit Paulo nach GOttes wort/ und CHRiſti exem- pel/ und wovon man nicht außgehen muͤſſe mit Judas. Was und welche man fuͤr freunde oder feinde in CHRiſto halten und erklaͤren muͤſſe. Ob wir nicht alle feinde CHRiſti fuͤr unſere feinde hal- ten und beſtreiten muͤſſen biß in den tod; und alle freunde CHRiſti biß in den tod lieben und erretten muͤſſen? Ob nicht CHRiſti volck und reich ein von der welt abgeſondert volck iſt/ und ob man ſolches mit der welt-reich vermen- gen ſolle? Ob man ſich ſelbſt da und von ſolchen abſondern ſolle/ wo und mit welchen ſich CHRiſtus vermenget hat/ oder hingegen mit ſolchen vermengen/ da- von ſich CHRiſtus nach dem Geiſt ab- geſondert hat? Ob man von GOtt zu dem menſchen/ und ihrem Babel-weſen in der welt/ oder von der welt und ihren Prieſtern zu GOtt wieder kehren ſolle? Ob man ſich von der wahrheit und ver- folgten Creutz-kindern abſondern ſolle? Oder ob man von den verfolgern auß- gehen/ und den verfolgten biß in den tod beyſtehen/ und ſie wider ihre verfolger verthaͤdigen ſolle oder nicht? Ob wir nicht mit dem leidenden mitleiden/ und die gemeinſchafft der creutz-kirchen fuͤr al- ler welt und ihrer Secten und Welt-Prie- ſter freundſchafft erwehlen muͤſſen nach GOttes wort? Urtheilet ſelbſt/ ob nicht alle euere buͤcher ohne geiſt/ licht/ ſaltz/ feuer/ leben/ ſafft und krafft/ anfang und ende/ kopff und ſchwantz ſind? Und da GOtt etwas vollkommenes unter euch geben wil/ ob ihr ſolches nicht haſſet und ausſtoſſet? Ob ihr denn nicht wieder als thum̃ ſaltz werdet außgeworf- fen werden? Die ſelbſt kein geiſt/ licht/ krafft in ſich haben/ wie koͤnnen die was gutes außlieffern? und die alle ih- re auch beſte dinge nicht mit Paulo fuͤr ſchaden und dreck achten/ wie moͤgen dieſe Chriſten gewinnen und finden? Muſten nicht alle Juden zu Jeruſalem mit ihren Phariſaͤern untergehen/ daruͤber daß ſie ihnen mehr als CHRiſto anhiengen? Wie wird es euch denn endlich gehen? wenn CHriſtus ſagen wird: Freund/ wie biſtu herein kommen? Der Satan ſelber wird euer ſpotten? und ſagen: Wer ſeyd ihr? Actor. 19. und wozu iſt ſolches thum̃ ſaltz nuͤtze? Aber wer glaubet unſer pre- digt? Da Chriſtus ſelbſt heut kaum glauben noch gehoͤr findet/ wie ſolten wirs dann finden? Luc. 18. 19. Num. XXI. Frid. Brecklings Schrifft vom boͤſen Hertzen der Menſchen und Secten. Das eigenſinnige/ unglaubige und abgoͤttiſche hertz der welt/ und aller menſchen und Secten/ als ei- ne wurtzel aller abgoͤtterey und boß-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 796. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1104>, abgerufen am 19.04.2024.