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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers.
[Spaltenumbruch]

Beym 11. Weil er die Bücher excipiret haben
wollen/ welche ins künfftige von einem und dem
andern der unsern von diesem Dogmate (wie
er denn einen Fall setzte/ daß es möchte von dem
Fabricio zu Stettin oder M. Hogeln zu Erffurt
gegeschehen) geschrieben worden: So hat man
ihm gezeiget/ wohin dieser Punct gemeint/ nem-
lich/ daß er sich der Lesung solcher Bücher enthal-
ten solte/ durch welche er mehr in diese Meynung
geführet/ als darvon abgeführet werden möchte.

Resp. Studio wolle er sie nieht suchen zu
lesen/ aber wann sie ihm incidenter vorkämen/
so könte er solche nicht wol außschlagen/ und
wäre eine schwehre Sache/ Wann einer alle Bü-
cher/ wie man im Papsthum thun müste/ ver-
schwehren solte.

Beym 12. hat man ihnen gezeiget/ daß seine
Meynnung der receptae Interpretationi, der an-
gezogenen Sprüche/ und des 3ten Art. nicht
subalternirt, sondern opponirt würde/ und was
status Quaestionis sey/ erkläret.

Respond. Er wolte die Dicta, wie auch
die Worte des Catechismi publice in der
recepta interpretatione anführen/ und mit
seiner Meynung zurück halten/ er gab aber an
Tag/ daß er mit Fleiß vermeyden wolte was we-
gen seiner Meynung controversum wäre/ und
als man ihm zu Gemüth führete/ wie er ein an-
ders lehren/ und ein anders in seinem Hertzen
vor wahr halten könte/ wolte er solches mit dem
Exempel Pauli behaupten/ vorgebend/ daß der-
selbe auch ein anders in seinem Hertzen von der
Beschneidung gehalten/ als er öffentlich geleh-
ret: Und wiewohl ihm hinwiederum solche re-
monstration
geschahe/ daß er nichts darwider
uffbringen konte/ so war dochfast nicht zu ver-
mercken/ daß er solches Vorgeben hätte fallen
lassen wollen/ und gab also nicht undeutlich an
Tag/ was er ihm vor ein Fundament zu seiner
bißherigen vielmals an Tag gegebenen Tergi-
[Spaltenumbruch] versation
und Simulation gesetzt habe/ doch ließ
er sich endlich vernehmen/ wann man ihme da-
rinnen ein solch Gewissen machen wolte/ so mü-
ste er seine Meynung auch ändern/ nemlich daß
er die obgedachte Stücke nicht nach unser Kir-
chen-Meynung lehren könte. Als von ihm zu
wissen begehret ward: (x) Wenn einer seiner
Pfarr-Kinder von ihm forschete/ wie es um
der Aufferstehung der Elector. beschaffen/ ob sie
werde zugleich und auff einmal mit der Auffer-
stehung der Todten geschehen/ ingleichen/ wenn
diese seine Meynung ruchtbar worden/ ob ihnen
nicht vermöge seiner Pflicht derselben publice zu
contradiciren obliege?

. ad (1) Es wäre Casus vix dabilis, doch
wolle er einen solchem Nachforscher auff die
Worte deß Catechismi weisen. Ad (2) Wenn
das seine Pflicht erfordere/ so könte es freylich
beysammen stehen/ nemlich/ daß er seine Mey-
nung vor wahr hielte/ und doch derselben wieder-
spräche.

Beym 13. Hat man erinnert/ daß er abermals
nicht ad rem geantwortet/ denn es wäre die Fra-
ge/ ob er GOtt bitten wolte ihme die Scrupel zu
nehmen/ die er in diesem dogmate hätte.

. Da hielte ihn sein Gewissen zurück/ denn
ob er wol in einer und der andern Circumstantz
irren könte/ so wäre er doch wegen der Haupt-
Quaestion gewiß/ daß das Seculum Millennarium
noch futurum sey/ und wann er dieses fals Gott
bitten wolte/ ihm diese Meynung zu benehmen/
so wäre es eben/ als wenn er bäte/ daß ihn Gott
von der Wahrheit wolte abführen. Hierauff
ist er biß zu fernerer Verordnung in sein Hospi-
rium dimittirt,
jedoch biß zu Außgang der Sa-
chen allhier zu bleiben befehliget worden. Wel-
ches er versprochen.

Hierauff ist endlich die oben gedachte Remo-
tion
erfolget.



Beschluß
Dieses IV. Theils
und der gantzen
Kirchen-Historie.
[Spaltenumbruch]

DErgestalt wäre auch nun diese Arbeit end-
lich vollbracht/ nach welcher Vollendung
mich lange Zeit verlangt gehabt/ damit
mein Gemüthe von so mancherley Vorwürffen
und Bildern entlediget desto ungehinderter dem
einigen ewigen Guth alleine platz und freyen
Einfluß lassen möchte. Und eben dieser Sinn
und Vorsatz verursachet/ daß ich mich nieman-
den verbindlich machen kan/ entweder etwas
in diesem Wercke zuverbessern/ ab- und hinzu
zuthun/ oder auch auff einigen sich eräugenden
Widerspruch zu reflectiren. Zumahl ich ver-
sichert lebe/ daß es hinfüro an dergleichen Leu-
ten nicht fehlen werde/ welche diese und derglei-
[Spaltenumbruch] chen Arten des Vortrags ferner confirmiren
und noch ungleich besser außführen sollen.

2. Diesem nach sey hiermit dieser Historie
und dem buchstäblichen wissen/ lehren und
schreiben von mir ein endliches Valet gegeben!
Was nicht von GOtt selber mir aufferlegt
wird/ auch unmittelbar und allein zum Dienst
des Geistes gehöret/ müsse von mir weiterhin
unberühret bleiben! Dann ob mich wol mein
natürliches arbeitsames und actives wesen auch
unter guten Schein hiezu noch bewegen wolte:
so weiß ich doch/ daß es nicht mehr leben noch
sich bey dergleichen Arbeit nehren/ sondern durch
leydenden Gehorsam entkräfftet und getödtet

wer-
Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers.
[Spaltenumbruch]

Beym 11. Weil er die Buͤcher excipiret haben
wollen/ welche ins kuͤnfftige von einem und dem
andern der unſern von dieſem Dogmate (wie
er denn einen Fall ſetzte/ daß es moͤchte von dem
Fabricio zu Stettin oder M. Hogeln zu Erffurt
gegeſchehen) geſchrieben worden: So hat man
ihm gezeiget/ wohin dieſer Punct gemeint/ nem-
lich/ daß er ſich der Leſung ſolcher Buͤcher enthal-
ten ſolte/ durch welche er mehr in dieſe Meynung
gefuͤhret/ als darvon abgefuͤhret werden moͤchte.

Reſp. Studio wolle er ſie nieht ſuchen zu
leſen/ aber wann ſie ihm incidenter vorkaͤmen/
ſo koͤnte er ſolche nicht wol außſchlagen/ und
waͤre eine ſchwehre Sache/ Wann einer alle Buͤ-
cher/ wie man im Papſthum thun muͤſte/ ver-
ſchwehren ſolte.

Beym 12. hat man ihnen gezeiget/ daß ſeine
Meynnung der receptæ Interpretationi, der an-
gezogenen Spruͤche/ und des 3ten Art. nicht
ſubalternirt, ſondern opponirt wuͤrde/ und was
ſtatus Quæſtionis ſey/ erklaͤret.

Reſpond. Er wolte die Dicta, wie auch
die Worte des Catechiſmi publicè in der
recepta interpretatione anfuͤhren/ und mit
ſeiner Meynung zuruͤck halten/ er gab aber an
Tag/ daß er mit Fleiß vermeyden wolte was we-
gen ſeiner Meynung controverſum waͤre/ und
als man ihm zu Gemuͤth fuͤhrete/ wie er ein an-
ders lehren/ und ein anders in ſeinem Hertzen
vor wahr halten koͤnte/ wolte er ſolches mit dem
Exempel Pauli behaupten/ vorgebend/ daß der-
ſelbe auch ein anders in ſeinem Hertzen von der
Beſchneidung gehalten/ als er oͤffentlich geleh-
ret: Und wiewohl ihm hinwiederum ſolche re-
monſtration
geſchahe/ daß er nichts darwider
uffbringen konte/ ſo war dochfaſt nicht zu ver-
mercken/ daß er ſolches Vorgeben haͤtte fallen
laſſen wollen/ und gab alſo nicht undeutlich an
Tag/ was er ihm vor ein Fundament zu ſeiner
bißherigen vielmals an Tag gegebenen Tergi-
[Spaltenumbruch] verſation
und Simulation geſetzt habe/ doch ließ
er ſich endlich vernehmen/ wann man ihme da-
rinnen ein ſolch Gewiſſen machen wolte/ ſo muͤ-
ſte er ſeine Meynung auch aͤndern/ nemlich daß
er die obgedachte Stuͤcke nicht nach unſer Kir-
chen-Meynung lehren koͤnte. Als von ihm zu
wiſſen begehret ward: (x) Wenn einer ſeiner
Pfarr-Kinder von ihm forſchete/ wie es um
der Aufferſtehung der Elector. beſchaffen/ ob ſie
werde zugleich und auff einmal mit der Auffer-
ſtehung der Todten geſchehen/ ingleichen/ wenn
dieſe ſeine Meynung ruchtbar worden/ ob ihnen
nicht vermoͤge ſeiner Pflicht derſelben publicè zu
contradiciren obliege?

℞. ad (1) Es waͤre Caſus vix dabilis, doch
wolle er einen ſolchem Nachforſcher auff die
Worte deß Catechiſmi weiſen. Ad (2) Wenn
das ſeine Pflicht erfordere/ ſo koͤnte es freylich
beyſammen ſtehen/ nemlich/ daß er ſeine Mey-
nung vor wahr hielte/ und doch derſelben wieder-
ſpraͤche.

Beym 13. Hat man erinnert/ daß er abermals
nicht ad rem geantwortet/ denn es waͤre die Fra-
ge/ ob er GOtt bitten wolte ihme die Scrupel zu
nehmen/ die er in dieſem dogmate haͤtte.

℞. Da hielte ihn ſein Gewiſſen zuruͤck/ denn
ob er wol in einer und der andern Circumſtantz
irren koͤnte/ ſo waͤre er doch wegen der Haupt-
Quæſtion gewiß/ daß das Seculum Millennarium
noch futurum ſey/ und wann er dieſes fals Gott
bitten wolte/ ihm dieſe Meynung zu benehmen/
ſo waͤre es eben/ als wenn er baͤte/ daß ihn Gott
von der Wahrheit wolte abfuͤhren. Hierauff
iſt er biß zu fernerer Verordnung in ſein Hoſpi-
rium dimittirt,
jedoch biß zu Außgang der Sa-
chen allhier zu bleiben befehliget worden. Wel-
ches er verſprochen.

Hierauff iſt endlich die oben gedachte Remo-
tion
erfolget.



Beſchluß
Dieſes IV. Theils
und der gantzen
Kirchen-Hiſtorie.
[Spaltenumbruch]

DErgeſtalt waͤre auch nun dieſe Arbeit end-
lich vollbracht/ nach welcher Vollendung
mich lange Zeit verlangt gehabt/ damit
mein Gemuͤthe von ſo mancherley Vorwuͤrffen
und Bildern entlediget deſto ungehinderter dem
einigen ewigen Guth alleine platz und freyen
Einfluß laſſen moͤchte. Und eben dieſer Sinn
und Vorſatz verurſachet/ daß ich mich nieman-
den verbindlich machen kan/ entweder etwas
in dieſem Wercke zuverbeſſern/ ab- und hinzu
zuthun/ oder auch auff einigen ſich eraͤugenden
Widerſpruch zu reflectiren. Zumahl ich ver-
ſichert lebe/ daß es hinfuͤro an dergleichen Leu-
ten nicht fehlen werde/ welche dieſe und derglei-
[Spaltenumbruch] chen Arten des Vortrags ferner confirmiren
und noch ungleich beſſer außfuͤhren ſollen.

2. Dieſem nach ſey hiermit dieſer Hiſtorie
und dem buchſtaͤblichen wiſſen/ lehren und
ſchreiben von mir ein endliches Valet gegeben!
Was nicht von GOtt ſelber mir aufferlegt
wird/ auch unmittelbar und allein zum Dienſt
des Geiſtes gehoͤret/ muͤſſe von mir weiterhin
unberuͤhret bleiben! Dann ob mich wol mein
natuͤrliches arbeitſames und actives weſen auch
unter guten Schein hiezu noch bewegen wolte:
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ſich bey dergleichen Arbeit nehren/ ſondern durch
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[844/1152] Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers. Beym 11. Weil er die Buͤcher excipiret haben wollen/ welche ins kuͤnfftige von einem und dem andern der unſern von dieſem Dogmate (wie er denn einen Fall ſetzte/ daß es moͤchte von dem Fabricio zu Stettin oder M. Hogeln zu Erffurt gegeſchehen) geſchrieben worden: So hat man ihm gezeiget/ wohin dieſer Punct gemeint/ nem- lich/ daß er ſich der Leſung ſolcher Buͤcher enthal- ten ſolte/ durch welche er mehr in dieſe Meynung gefuͤhret/ als darvon abgefuͤhret werden moͤchte. Reſp. Studio wolle er ſie nieht ſuchen zu leſen/ aber wann ſie ihm incidenter vorkaͤmen/ ſo koͤnte er ſolche nicht wol außſchlagen/ und waͤre eine ſchwehre Sache/ Wann einer alle Buͤ- cher/ wie man im Papſthum thun muͤſte/ ver- ſchwehren ſolte. Beym 12. hat man ihnen gezeiget/ daß ſeine Meynnung der receptæ Interpretationi, der an- gezogenen Spruͤche/ und des 3ten Art. nicht ſubalternirt, ſondern opponirt wuͤrde/ und was ſtatus Quæſtionis ſey/ erklaͤret. Reſpond. Er wolte die Dicta, wie auch die Worte des Catechiſmi publicè in der recepta interpretatione anfuͤhren/ und mit ſeiner Meynung zuruͤck halten/ er gab aber an Tag/ daß er mit Fleiß vermeyden wolte was we- gen ſeiner Meynung controverſum waͤre/ und als man ihm zu Gemuͤth fuͤhrete/ wie er ein an- ders lehren/ und ein anders in ſeinem Hertzen vor wahr halten koͤnte/ wolte er ſolches mit dem Exempel Pauli behaupten/ vorgebend/ daß der- ſelbe auch ein anders in ſeinem Hertzen von der Beſchneidung gehalten/ als er oͤffentlich geleh- ret: Und wiewohl ihm hinwiederum ſolche re- monſtration geſchahe/ daß er nichts darwider uffbringen konte/ ſo war dochfaſt nicht zu ver- mercken/ daß er ſolches Vorgeben haͤtte fallen laſſen wollen/ und gab alſo nicht undeutlich an Tag/ was er ihm vor ein Fundament zu ſeiner bißherigen vielmals an Tag gegebenen Tergi- verſation und Simulation geſetzt habe/ doch ließ er ſich endlich vernehmen/ wann man ihme da- rinnen ein ſolch Gewiſſen machen wolte/ ſo muͤ- ſte er ſeine Meynung auch aͤndern/ nemlich daß er die obgedachte Stuͤcke nicht nach unſer Kir- chen-Meynung lehren koͤnte. Als von ihm zu wiſſen begehret ward: (x) Wenn einer ſeiner Pfarr-Kinder von ihm forſchete/ wie es um der Aufferſtehung der Elector. beſchaffen/ ob ſie werde zugleich und auff einmal mit der Auffer- ſtehung der Todten geſchehen/ ingleichen/ wenn dieſe ſeine Meynung ruchtbar worden/ ob ihnen nicht vermoͤge ſeiner Pflicht derſelben publicè zu contradiciren obliege? ℞. ad (1) Es waͤre Caſus vix dabilis, doch wolle er einen ſolchem Nachforſcher auff die Worte deß Catechiſmi weiſen. Ad (2) Wenn das ſeine Pflicht erfordere/ ſo koͤnte es freylich beyſammen ſtehen/ nemlich/ daß er ſeine Mey- nung vor wahr hielte/ und doch derſelben wieder- ſpraͤche. Beym 13. Hat man erinnert/ daß er abermals nicht ad rem geantwortet/ denn es waͤre die Fra- ge/ ob er GOtt bitten wolte ihme die Scrupel zu nehmen/ die er in dieſem dogmate haͤtte. ℞. Da hielte ihn ſein Gewiſſen zuruͤck/ denn ob er wol in einer und der andern Circumſtantz irren koͤnte/ ſo waͤre er doch wegen der Haupt- Quæſtion gewiß/ daß das Seculum Millennarium noch futurum ſey/ und wann er dieſes fals Gott bitten wolte/ ihm dieſe Meynung zu benehmen/ ſo waͤre es eben/ als wenn er baͤte/ daß ihn Gott von der Wahrheit wolte abfuͤhren. Hierauff iſt er biß zu fernerer Verordnung in ſein Hoſpi- rium dimittirt, jedoch biß zu Außgang der Sa- chen allhier zu bleiben befehliget worden. Wel- ches er verſprochen. Hierauff iſt endlich die oben gedachte Remo- tion erfolget. Beſchluß Dieſes IV. Theils und der gantzen Kirchen-Hiſtorie. DErgeſtalt waͤre auch nun dieſe Arbeit end- lich vollbracht/ nach welcher Vollendung mich lange Zeit verlangt gehabt/ damit mein Gemuͤthe von ſo mancherley Vorwuͤrffen und Bildern entlediget deſto ungehinderter dem einigen ewigen Guth alleine platz und freyen Einfluß laſſen moͤchte. Und eben dieſer Sinn und Vorſatz verurſachet/ daß ich mich nieman- den verbindlich machen kan/ entweder etwas in dieſem Wercke zuverbeſſern/ ab- und hinzu zuthun/ oder auch auff einigen ſich eraͤugenden Widerſpruch zu reflectiren. Zumahl ich ver- ſichert lebe/ daß es hinfuͤro an dergleichen Leu- ten nicht fehlen werde/ welche dieſe und derglei- chen Arten des Vortrags ferner confirmiren und noch ungleich beſſer außfuͤhren ſollen. 2. Dieſem nach ſey hiermit dieſer Hiſtorie und dem buchſtaͤblichen wiſſen/ lehren und ſchreiben von mir ein endliches Valet gegeben! Was nicht von GOtt ſelber mir aufferlegt wird/ auch unmittelbar und allein zum Dienſt des Geiſtes gehoͤret/ muͤſſe von mir weiterhin unberuͤhret bleiben! Dann ob mich wol mein natuͤrliches arbeitſames und actives weſen auch unter guten Schein hiezu noch bewegen wolte: ſo weiß ich doch/ daß es nicht mehr leben noch ſich bey dergleichen Arbeit nehren/ ſondern durch leydenden Gehorſam entkraͤfftet und getoͤdtet wer-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 844. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1152>, abgerufen am 19.04.2024.