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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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oder Zusätze.
[Spaltenumbruch] mit GOtt ein Geist/ wenn wir nicht zuvor mit
Christo ein Fleisch werden.

XXXIIX. So wohnet nun Christus durch
[Spaltenumbruch] den Glauben in uns/ als Paulus sagt/ und fol-
gends auch der Vater und der H. Geist/ als
Paulus sagt/ Eph. 3.

Eilffter Zusatz/
bestehend in
Kurtzen Anmerckungen
über die zu Wittenberg gegen diese
Kirchen-Historie
gehaltene Disputation.
[Spaltenumbruch]

1 JN denen vorher gehenden Additamentis
habe ich aus auffrichtiger Liebe zur
Wahrheit diejenigen Erinnerungen treulich
publiciren wollen/ welche über einige ange-
merckte Fehler von allerhand Personen auff die
in der ersten Vorrede geschehene Bitte freund-
lich und bescheidentlich communicirt worden
sind.

2 Daferne nun die Autores der Witten-
bergischen Disputation, und sonderlich der Hr.
Praeses D. Hannekenius gleichfals ihre wider
diß Buch gefaßte Vorurtheile in gehöriger und
nur natürlicher (will nicht sagen Christlicher)
Bescheidenheit vorgeleget hätten: so würde
ihre Bemühung etwan noch zu mehrer Unter-
suchung und Befestigung der Wahrheit und
zur Besserung derer Leser gereichet haben.

3 Wenn aber jenes (ungeacht der in der
Vorrede gesetzten auffrichtigen Obtestation)
nicht geschehen ist/ wie der Augenschein einem
ieden Verständigen weiset: So würde es auch
um die edle Zeit Schade seyn/ wenn man sie mit
weitläufftigen Gegen-Sätzen zubringen wol-
te. Absonderlich da nicht allein die Art des
Vortrags darinne wegen der unchristlichen
Schmäh-und Spott-Reden allen Verständi-
gen an sich selbst eckelhafft und abscheulich vor-
kommen muß/ sondern auch die gantze Materie
an sich selbst auff lauter falsche sectirische prae-
judicia
und [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] oder
väterliche Weisen/ traditiones und Satzungen
sich gründet/ womit doch keiner mehr gegen die
uhralte ewige Göttliche Wahrheit und Weiß-
heit aus-und durchkommen kan noch wird.

4. Uberdiß verrathen die Herrn Autores den
elenden Zustand ihrer Gemüther allzudeutlich
vor allen auch nur natürlich-erbaren Leuten/
wenn sie in der Disput. § X pag. F. 2 b. wegen
des ietzt-beruffenen Mosis Germani dergleichen
abscheuliche Expressiones brauchen/ die nicht an-
ders/ als unter die schandbaren Worte und un-
verantwortliche Beschuldigungen des unschul-
digen Nechstens gehören/ die arme Jugend auf
der Cathedra Lutheri gewaltig ärgern/ und so
schwere Verantwortung vor GOTT dem
Richter über alles denen Autoribus erwecken
müssen.

5 Solche liederliche Redens-Arten solte ein
so genannter Theologus nicht einmal in den
Gelagen derer Studenten/ geschweige in einer
Theologischen Disputation dulden: indem durch
solche und die gantze Schreib-Art durchgehends
klar worden ist/ wie man noch nicht einmal ei-
nige Scheu und Furcht vor dem allsehenden
Schöpffer/ oder die geringste Liebe zu dem
[Spaltenumbruch] Nechsten im Hertzen/ und folglich einer scharf-
fen Umkehrung und Reinigung nöthig haben
müsse/ wenn man aus so tieffem Elend nüchtern
werden solle. Wobey ich mich aber nicht auf-
halten will/ zumal die an gedachtem Ort ge-
schmähete Person sich zur Gnüge verantwor-
tet hat in der neulichen Schrifft/ unter dem Ti-
tul: Der Geist des Widerchrists/ und
noch ferner anderswo.

6 Jch werde auch anderer solcher klaren
Kennzeichen des Vewüstungs-Greuels allhier
weiter nichts gedencken/ viel weniger diejenigen
Fragen untersuchen (wie ich wohl könte) welche
viel Verständige über diese Disputation auffge-
worffen/ zum Exempel:

Warum doch diese pure historische Disputa-
tion
kein Historicus, sondern ein Professor Theo-
logiae
gehalten?

Warum der Herr Praeses keine Theologi-
sche Materien aus der Ketzer-Historie wider-
legt/ die doch ohne Zahl darinne stehen?

Und in specie: Warum man die fornen an
gesetzte Anmerckungen von dem Ketzer-machen
und die Lehren des I und II Seculi überhüpffet/
und so gleich von der geringen Controvers über
dem Dionysio Areopagita angefangen? Ob
man denn jene Puncte alle vor richtig und or-
thodox,
oder auch vor unwiderleglich achten
müssen?

Item: Weßwegen alle diejenigen Historien
unberühret blieben/ welche hauptsächlich den
Ort/ da die Disputation gehalten ist/ betreffen?

7 Es haben ferner kluge Leute gefragt:
Warum man doch auff dem Titul mich schon
Convictum oder überzeugt und überwun-
den
nennen dürffen/ gerade als wäre ich bey ih-
nen im Auditorio auff der Opponenten-Banck
gesessen/ und ad silentium gebracht? Und warum
man eben hiemit wircklich erfüllet und bekräff-
tiget/ was von solchen verkehrten modis con-
vincendi
schon in denen allgemeinen Anmer-
ckungen
im IV Punct § 28 stehet: Es sey ei-
ner nicht flugs damit widerlegt/ wenn einige
Theses zusammen gerafft/ etlichen Discipeln
oder
Clienten als Opponenten (die nicht
widersprechen können/ noch dürffen/) zu

ventiliren gegeben/ und der Actus mit
Schmeicheleyen
(darunter auch die magnifi-
qu
en Titul gehören) eignem Lob und Schmau-
sen beschlossen/ dem
Praesidi aber die Arbeit
2, 3 oder mehrfach bezahlet wird.

8. Weiter haben sich nicht wenige ver-
wundert/ was doch die Autores meine resi-
gnation
des Professorats angienge oder hin-
derte/ und woher sie selbige in der Praefat. mit

Carl-
A. K. H. Zusätze. c

oder Zuſaͤtze.
[Spaltenumbruch] mit GOtt ein Geiſt/ wenn wir nicht zuvor mit
Chriſto ein Fleiſch werden.

XXXIIX. So wohnet nun Chriſtus durch
[Spaltenumbruch] den Glauben in uns/ als Paulus ſagt/ und fol-
gends auch der Vater und der H. Geiſt/ als
Paulus ſagt/ Eph. 3.

Eilffter Zuſatz/
beſtehend in
Kurtzen Anmerckungen
uͤber die zu Wittenberg gegen dieſe
Kirchen-Hiſtorie
gehaltene Diſputation.
[Spaltenumbruch]

1 JN denen vorher gehenden Additamentis
habe ich aus auffrichtiger Liebe zur
Wahrheit diejenigen Erinnerungen treulich
publiciren wollen/ welche uͤber einige ange-
merckte Fehler von allerhand Perſonen auff die
in der erſten Vorrede geſchehene Bitte freund-
lich und beſcheidentlich communicirt worden
ſind.

2 Daferne nun die Autores der Witten-
bergiſchen Diſputation, und ſonderlich der Hr.
Præſes D. Hannekenius gleichfals ihre wider
diß Buch gefaßte Vorurtheile in gehoͤriger und
nur natuͤrlicher (will nicht ſagen Chriſtlicher)
Beſcheidenheit vorgeleget haͤtten: ſo wuͤrde
ihre Bemuͤhung etwan noch zu mehrer Unter-
ſuchung und Befeſtigung der Wahrheit und
zur Beſſerung derer Leſer gereichet haben.

3 Wenn aber jenes (ungeacht der in der
Vorrede geſetzten auffrichtigen Obteſtation)
nicht geſchehen iſt/ wie der Augenſchein einem
ieden Verſtaͤndigen weiſet: So wuͤrde es auch
um die edle Zeit Schade ſeyn/ wenn man ſie mit
weitlaͤufftigen Gegen-Saͤtzen zubringen wol-
te. Abſonderlich da nicht allein die Art des
Vortrags darinne wegen der unchriſtlichen
Schmaͤh-und Spott-Reden allen Verſtaͤndi-
gen an ſich ſelbſt eckelhafft und abſcheulich vor-
kommen muß/ ſondern auch die gantze Materie
an ſich ſelbſt auff lauter falſche ſectiriſche præ-
judicia
und [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] oder
vaͤterliche Weiſen/ traditiones und Satzungen
ſich gruͤndet/ womit doch keiner mehr gegen die
uhralte ewige Goͤttliche Wahrheit und Weiß-
heit aus-und durchkommen kan noch wird.

4. Uberdiß verrathen die Herrn Autores den
elenden Zuſtand ihrer Gemuͤther allzudeutlich
vor allen auch nur natuͤrlich-erbaren Leuten/
wenn ſie in der Diſput. § X pag. F. 2 b. wegen
des ietzt-beruffenen Moſis Germani dergleichen
abſcheuliche Expreſſiones bꝛauchen/ die nicht an-
ders/ als unter die ſchandbaren Worte und un-
verantwortliche Beſchuldigungen des unſchul-
digen Nechſtens gehoͤren/ die arme Jugend auf
der Cathedra Lutheri gewaltig aͤrgern/ und ſo
ſchwere Verantwortung vor GOTT dem
Richter uͤber alles denen Autoribus erwecken
muͤſſen.

5 Solche liederliche Redens-Arten ſolte ein
ſo genannter Theologus nicht einmal in den
Gelagen derer Studenten/ geſchweige in einer
Theologiſchen Diſputation dulden: indem durch
ſolche uñ die gantze Schreib-Art durchgehends
klar worden iſt/ wie man noch nicht einmal ei-
nige Scheu und Furcht vor dem allſehenden
Schoͤpffer/ oder die geringſte Liebe zu dem
[Spaltenumbruch] Nechſten im Hertzen/ und folglich einer ſcharf-
fen Umkehrung und Reinigung noͤthig haben
muͤſſe/ wenn man aus ſo tieffem Elend nuͤchtern
werden ſolle. Wobey ich mich aber nicht auf-
halten will/ zumal die an gedachtem Ort ge-
ſchmaͤhete Perſon ſich zur Gnuͤge verantwor-
tet hat in der neulichen Schrifft/ unter dem Ti-
tul: Der Geiſt des Widerchriſts/ und
noch ferner anderswo.

6 Jch werde auch anderer ſolcher klaren
Kennzeichen des Vewuͤſtungs-Greuels allhier
weiter nichts gedencken/ viel weniger diejenigen
Fragen unterſuchen (wie ich wohl koͤnte) welche
viel Verſtaͤndige uͤber dieſe Diſputation auffge-
worffen/ zum Exempel:

Warum doch dieſe purè hiſtoriſche Diſputa-
tion
kein Hiſtoricus, ſondern ein Profeſſor Theo-
logiæ
gehalten?

Warum der Herr Præſes keine Theologi-
ſche Materien aus der Ketzer-Hiſtorie wider-
legt/ die doch ohne Zahl darinne ſtehen?

Und in ſpecie: Warum man die fornen an
geſetzte Anmerckungen von dem Ketzer-machen
und die Lehren des I und II Seculi uͤberhuͤpffet/
und ſo gleich von der geringen Controvers uͤber
dem Dionyſio Areopagita angefangen? Ob
man denn jene Puncte alle vor richtig und or-
thodox,
oder auch vor unwiderleglich achten
muͤſſen?

Item: Weßwegen alle diejenigen Hiſtorien
unberuͤhret blieben/ welche hauptſaͤchlich den
Ort/ da die Diſputation gehalten iſt/ betreffen?

7 Es haben ferner kluge Leute gefragt:
Warum man doch auff dem Titul mich ſchon
Convictum oder uͤberzeugt und uͤberwun-
den
nennen duͤrffen/ gerade als waͤre ich bey ih-
nen im Auditorio auff der Opponenten-Banck
geſeſſen/ und ad ſilentium gebracht? Und waꝛum
man eben hiemit wircklich erfuͤllet und bekraͤff-
tiget/ was von ſolchen verkehrten modis con-
vincendi
ſchon in denen allgemeinen Anmer-
ckungen
im IV Punct § 28 ſtehet: Es ſey ei-
ner nicht flugs damit widerlegt/ wenn einige
Theſes zuſammen gerafft/ etlichen Diſcipeln
oder
Clienten als Opponenten (die nicht
widerſprechen koͤnnen/ noch duͤrffen/) zu

ventiliren gegeben/ und der Actus mit
Schmeicheleyen
(darunter auch die magnifi-
qu
en Titul gehoͤꝛen) eignem Lob uñ Schmau-
ſen beſchloſſen/ dem
Præſidi aber die Arbeit
2, 3 oder mehrfach bezahlet wird.

8. Weiter haben ſich nicht wenige ver-
wundert/ was doch die Autores meine reſi-
gnation
des Profeſſorats angienge oder hin-
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Carl-
A. K. H. Zuſaͤtze. c
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[17/1173] oder Zuſaͤtze. mit GOtt ein Geiſt/ wenn wir nicht zuvor mit Chriſto ein Fleiſch werden. XXXIIX. So wohnet nun Chriſtus durch den Glauben in uns/ als Paulus ſagt/ und fol- gends auch der Vater und der H. Geiſt/ als Paulus ſagt/ Eph. 3. Eilffter Zuſatz/ beſtehend in Kurtzen Anmerckungen uͤber die zu Wittenberg gegen dieſe Kirchen-Hiſtorie gehaltene Diſputation. 1 JN denen vorher gehenden Additamentis habe ich aus auffrichtiger Liebe zur Wahrheit diejenigen Erinnerungen treulich publiciren wollen/ welche uͤber einige ange- merckte Fehler von allerhand Perſonen auff die in der erſten Vorrede geſchehene Bitte freund- lich und beſcheidentlich communicirt worden ſind. 2 Daferne nun die Autores der Witten- bergiſchen Diſputation, und ſonderlich der Hr. Præſes D. Hannekenius gleichfals ihre wider diß Buch gefaßte Vorurtheile in gehoͤriger und nur natuͤrlicher (will nicht ſagen Chriſtlicher) Beſcheidenheit vorgeleget haͤtten: ſo wuͤrde ihre Bemuͤhung etwan noch zu mehrer Unter- ſuchung und Befeſtigung der Wahrheit und zur Beſſerung derer Leſer gereichet haben. 3 Wenn aber jenes (ungeacht der in der Vorrede geſetzten auffrichtigen Obteſtation) nicht geſchehen iſt/ wie der Augenſchein einem ieden Verſtaͤndigen weiſet: So wuͤrde es auch um die edle Zeit Schade ſeyn/ wenn man ſie mit weitlaͤufftigen Gegen-Saͤtzen zubringen wol- te. Abſonderlich da nicht allein die Art des Vortrags darinne wegen der unchriſtlichen Schmaͤh-und Spott-Reden allen Verſtaͤndi- gen an ſich ſelbſt eckelhafft und abſcheulich vor- kommen muß/ ſondern auch die gantze Materie an ſich ſelbſt auff lauter falſche ſectiriſche præ- judicia und _ oder vaͤterliche Weiſen/ traditiones und Satzungen ſich gruͤndet/ womit doch keiner mehr gegen die uhralte ewige Goͤttliche Wahrheit und Weiß- heit aus-und durchkommen kan noch wird. 4. Uberdiß verrathen die Herrn Autores den elenden Zuſtand ihrer Gemuͤther allzudeutlich vor allen auch nur natuͤrlich-erbaren Leuten/ wenn ſie in der Diſput. § X pag. F. 2 b. wegen des ietzt-beruffenen Moſis Germani dergleichen abſcheuliche Expreſſiones bꝛauchen/ die nicht an- ders/ als unter die ſchandbaren Worte und un- verantwortliche Beſchuldigungen des unſchul- digen Nechſtens gehoͤren/ die arme Jugend auf der Cathedra Lutheri gewaltig aͤrgern/ und ſo ſchwere Verantwortung vor GOTT dem Richter uͤber alles denen Autoribus erwecken muͤſſen. 5 Solche liederliche Redens-Arten ſolte ein ſo genannter Theologus nicht einmal in den Gelagen derer Studenten/ geſchweige in einer Theologiſchen Diſputation dulden: indem durch ſolche uñ die gantze Schreib-Art durchgehends klar worden iſt/ wie man noch nicht einmal ei- nige Scheu und Furcht vor dem allſehenden Schoͤpffer/ oder die geringſte Liebe zu dem Nechſten im Hertzen/ und folglich einer ſcharf- fen Umkehrung und Reinigung noͤthig haben muͤſſe/ wenn man aus ſo tieffem Elend nuͤchtern werden ſolle. Wobey ich mich aber nicht auf- halten will/ zumal die an gedachtem Ort ge- ſchmaͤhete Perſon ſich zur Gnuͤge verantwor- tet hat in der neulichen Schrifft/ unter dem Ti- tul: Der Geiſt des Widerchriſts/ und noch ferner anderswo. 6 Jch werde auch anderer ſolcher klaren Kennzeichen des Vewuͤſtungs-Greuels allhier weiter nichts gedencken/ viel weniger diejenigen Fragen unterſuchen (wie ich wohl koͤnte) welche viel Verſtaͤndige uͤber dieſe Diſputation auffge- worffen/ zum Exempel: Warum doch dieſe purè hiſtoriſche Diſputa- tion kein Hiſtoricus, ſondern ein Profeſſor Theo- logiæ gehalten? Warum der Herr Præſes keine Theologi- ſche Materien aus der Ketzer-Hiſtorie wider- legt/ die doch ohne Zahl darinne ſtehen? Und in ſpecie: Warum man die fornen an geſetzte Anmerckungen von dem Ketzer-machen und die Lehren des I und II Seculi uͤberhuͤpffet/ und ſo gleich von der geringen Controvers uͤber dem Dionyſio Areopagita angefangen? Ob man denn jene Puncte alle vor richtig und or- thodox, oder auch vor unwiderleglich achten muͤſſen? Item: Weßwegen alle diejenigen Hiſtorien unberuͤhret blieben/ welche hauptſaͤchlich den Ort/ da die Diſputation gehalten iſt/ betreffen? 7 Es haben ferner kluge Leute gefragt: Warum man doch auff dem Titul mich ſchon Convictum oder uͤberzeugt und uͤberwun- den nennen duͤrffen/ gerade als waͤre ich bey ih- nen im Auditorio auff der Opponenten-Banck geſeſſen/ und ad ſilentium gebracht? Und waꝛum man eben hiemit wircklich erfuͤllet und bekraͤff- tiget/ was von ſolchen verkehrten modis con- vincendi ſchon in denen allgemeinen Anmer- ckungen im IV Punct § 28 ſtehet: Es ſey ei- ner nicht flugs damit widerlegt/ wenn einige Theſes zuſammen gerafft/ etlichen Diſcipeln oder Clienten als Opponenten (die nicht widerſprechen koͤnnen/ noch duͤrffen/) zu ventiliren gegeben/ und der Actus mit Schmeicheleyen (darunter auch die magnifi- quen Titul gehoͤꝛen) eignem Lob uñ Schmau- ſen beſchloſſen/ dem Præſidi aber die Arbeit 2, 3 oder mehrfach bezahlet wird. 8. Weiter haben ſich nicht wenige ver- wundert/ was doch die Autores meine reſi- gnation des Profeſſorats angienge oder hin- derte/ und woher ſie ſelbige in der Præfat. mit Carl- A. K. H. Zuſaͤtze. c

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1173>, abgerufen am 28.03.2024.