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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XI. Von Peter Moritzen zu Halle/
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
vom H. Geist. Item Joh. VI. daß das brod
vom himmel kommen ist die rechte speise
und das brod/ das ich euch geben werde/
ist mein fleisch etc.
Item 1. Cor. XV. der
erste mensch ist von der erden/ und irr-
disch/ und der andere mensch (ist ja Chri-
sti fleisch) ist vom himmel etc.

Andere
puncte.

27. Die übrigen puncte haben sie mit denen
andern Enthusiasten gemein gehabt/ wie es die
3. Ministeria am gedachten ort also zusammen
fassen: Sie hätten gelehret von wesend-
licher leibhafftiger einwohnung des
HErrn CHristi mit seinem leib und blut
im H. Abendmahl/ vom innerlichen und
äusserlichen menschen/ vom lehren und
predigen ohne öffentlichen beruff/ von
der inwendigen lehre und salbung des
H. Geistes/ von dem inwendigen gehör
Göttliches worts/ von erwartung der
inwendigen offenbarung des Reichs
GOttes in sich selbst/ von der gelassen-
heit/ und abziehung aller sinne und ge-
dancken von allen creaturen/ auch von
der verleugnung/ vergessung/ hassung
und lassung seiner selbst. Sie hätten
auch vor unchristlich gehalten/ mit sei-
nem nächsten für gericht zu gehen/ eide
zu schweren/ zinß zu nehmen/ krieg zu
führen etc.
Und endlich daß sie von den pre-
digten und sacramenten schimpfflich gelehret/
und die leute mit einbildung einer bevorste-
henden güldenen zeit
von wartung ihres
beruffs abgeführet. Wie dieses alles daselbst p.
13. 14. 15. und auch aus D. Johann Hülse-
manns
Calixtinischem gewissens-wurm
c. VIII. p. 1118. wiederholet wird.

28. Von dieser materie, nemlich von ab-
sonderung der Gläubigen und der vereinigung
Christi mit der seelen ist auch mit denen Lu-
therischen Predigern um das Jahr 1635. in
streit gerathen Pantel Trapp/ ein Bürger-
meister zu Havelberg in der Marck Branden-
burg/ und ein guter Freund von Gifftheilen/ zu
welchem er durch Grammendorffen gebracht
worden/ und ihm mit seinen gütern gedienet.
Diesen Grammendorff hat er erst selbst von den
vermeinten Enthusiasten bekehren wollen/ ist
aber von ihm gerühret worden/ daß er bereits
Anno 1637. in Holland in 4to eine eigene
Schrifft drucken lassen/ deren titel folgender ist:

Eine Christliche beständige und gründ-
liche erklärung auf die schweren beschul-
digungen/ so heute ohn unterscheid/ so
wol über die rechtschaffene wahre Glie-
der Christi/ als auch über meine nichtige
person also geführet werden/ als verach-
tete ich (wie dessen die Weigelianer/
En-
[Spaltenumbruch] thusia
sten/ Phantasten/ neuen ProphetenJahr
MDC.
biß
MDCC.

insgemein/ und ein ieder insonderheit
unter diesen Namen mit beschuldiget
wird/) die H. Schrifft/ die heiligen Sacra-
menta/ das wahre Apostolische Predig-
amt/ den stand der Obrigkeit/ und alle
andere stände/ und wartete nur auf son-
derbare
Raptus. Allen Christlichen Her-
tzen zur nachricht aufgesetzet/ nebenst
einem kurtzen
Extract des seligen Joh.
Arnds Christenthum.
Matth. V. 11. Nächst
dieser Schrifft hat er auch eine von der Nini-
vitischen Busse geschrieben/ und etliche ande-
re/ die mir nicht vorgekommen.

So viel die art seines vortrags betrifft/ so ist
dieselbe gantz gelinde/ bescheiden und mitlei-
dig/ ob er wol über den gemeinen verfall schmertz-
liche und sehr gründliche klagen führet/ und da-
bey mit grossein nachdruck den wahren grund
des inwendigen Gottes-dienstes und Christen-
stenthums bezeuget. Er beweiset auch die sachen
durchgehends mit der Schrifft und Johann
Arnds beystimmung/ und vornehmlich auf den
wahren dienst Gottes im Geist und die vereini-
gung mit JEsu Christo zur wahren herwie-
derbringung des verlohrnen ebenbildes: wo-
bey er zugleich immer den falschen wahn der
Heuchel-Lehrer und Mund-Christen bestrafft
und widerleget.

29. Weil aber die obige Schrifft selbst hier
zu wiederholen allzu weitläufftig fällt/ will ich
nur den anfang undsummarischen vortrag all-
hier beyfügen/ wie er ihn selbst pag. B. 1. kurtz
zusammen gefasset hat:

Christus allein ists/ und sonsten weder
wort/ namen/ weg/ wahrheit und leben
in den menschen/ dadurch sie können o-
der müssen seelig werden. Darum wer
von diesem in den menschen gelegten
grund zur rechten oder lincken abwei-
chet/ und einem andern nacheilet/ der ist
verdüstert/ und weiß nicht/ wohin er ge-
het. Denn er hat das licht/ so ihm eine
leuchte seyn soll und muß/ auf allen sei-
nen wegen und in allem seinem thun
nicht in sich scheinend/ und also weiß er
nicht in der krafft von diesem licht/ so
da alle menschen erleuchtet zum ewi-
gen leben/ zu reden/ predigen und zeu-
gen.

Dieses ist die summa und der zweck gedach-
ter Schrifft/ welchen der Leser noch besser aus
dem Extract erkennen mag/ wie er unten im
IV. theil etwa zu finden seyn wird. Hier muß
ich um der kürtze willen zu den geschichten ei-
len.

Das XI. Capitel.
Von Peter Moritzen zu Halle/ Kozak, Regero, und andern Adeptis.
[Spaltenumbruch]

§. 1.

DIeweil wir in beschreibung solcher per-
sonen begriffen sind/ die wegen ein und
anderer lehr-puncte/ und sonderlich
wegen verlassung deren gewöhnlichen übungen
in den kirchhäusern von den Predigern ausge-
stossen worden/ müssen wir auch annoch einige
[Spaltenumbruch] exempel beybringen/ ehe wir noch diejenigen
Prediger selbsten vornehmen/ die das gemeine
verderbniß erkant und verlassen haben. Unter
jenen privat-personen finden sich über die oben
im 8. Cap. erzehlten noch einige/ die der Medicin
obgelegen/ darunter sich auch Petrus Mauri-
tius
zu Halle gerechnet gehabt. Dieses war

seiner

Th. III. C. XI. Von Peter Moritzen zu Halle/
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
vom H. Geiſt. Item Joh. VI. daß das brod
vom himmel kommen iſt die rechte ſpeiſe
und das brod/ das ich euch geben werde/
iſt mein fleiſch ꝛc.
Item 1. Cor. XV. der
erſte menſch iſt von der erden/ und irr-
diſch/ und der andere menſch (iſt ja Chri-
ſti fleiſch) iſt vom himmel ꝛc.

Andere
puncte.

27. Die uͤbrigen puncte haben ſie mit denen
andern Enthuſiaſten gemein gehabt/ wie es die
3. Miniſteria am gedachten ort alſo zuſammen
faſſen: Sie haͤtten gelehret von weſend-
licher leibhafftiger einwohnung des
HErrn CHriſti mit ſeinem leib und blut
im H. Abendmahl/ vom innerlichen und
aͤuſſerlichen menſchen/ vom lehren und
predigen ohne oͤffentlichen beruff/ von
der inwendigen lehre und ſalbung des
H. Geiſtes/ von dem inwendigen gehoͤr
Goͤttliches worts/ von erwartung der
inwendigen offenbarung des Reichs
GOttes in ſich ſelbſt/ von der gelaſſen-
heit/ und abziehung aller ſinne und ge-
dancken von allen creaturen/ auch von
der verleugnung/ vergeſſung/ haſſung
und laſſung ſeiner ſelbſt. Sie haͤtten
auch vor unchriſtlich gehalten/ mit ſei-
nem naͤchſten fuͤr gericht zu gehen/ eide
zu ſchweren/ zinß zu nehmen/ krieg zu
fuͤhren ꝛc.
Und endlich daß ſie von den pre-
digten und ſacramenten ſchimpfflich gelehret/
und die leute mit einbildung einer bevorſte-
henden guͤldenen zeit
von wartung ihres
beruffs abgefuͤhret. Wie dieſes alles daſelbſt p.
13. 14. 15. und auch aus D. Johann Huͤlſe-
manns
Calixtiniſchem gewiſſens-wurm
c. VIII. p. 1118. wiederholet wird.

28. Von dieſer materie, nemlich von ab-
ſonderung der Glaͤubigen und der vereinigung
Chriſti mit der ſeelen iſt auch mit denen Lu-
theriſchen Predigern um das Jahr 1635. in
ſtreit gerathen Pantel Trapp/ ein Buͤrger-
meiſter zu Havelberg in der Marck Branden-
burg/ und ein guter Freund von Gifftheilen/ zu
welchem er durch Grammendorffen gebracht
worden/ und ihm mit ſeinen guͤtern gedienet.
Dieſen Grammendorff hat er erſt ſelbſt von den
vermeinten Enthuſiaſten bekehren wollen/ iſt
aber von ihm geruͤhret worden/ daß er bereits
Anno 1637. in Holland in 4to eine eigene
Schrifft drucken laſſen/ deren titel folgender iſt:

Eine Chriſtliche beſtaͤndige und gruͤnd-
liche erklaͤrung auf die ſchweren beſchul-
digungen/ ſo heute ohn unterſcheid/ ſo
wol uͤber die rechtſchaffene wahre Glie-
der Chriſti/ als auch uͤber meine nichtige
perſon alſo gefuͤhret werden/ als verach-
tete ich (wie deſſen die Weigelianer/
En-
[Spaltenumbruch] thuſia
ſten/ Phantaſten/ neuen ProphetenJahr
MDC.
biß
MDCC.

insgemein/ und ein ieder inſonderheit
unter dieſen Namen mit beſchuldiget
wird/) die H. Schrifft/ die heiligen Sacra-
menta/ das wahre Apoſtoliſche Predig-
amt/ den ſtand der Obrigkeit/ und alle
andere ſtaͤnde/ und wartete nur auf ſon-
derbare
Raptus. Allen Chriſtlichen Her-
tzen zur nachricht aufgeſetzet/ nebenſt
einem kurtzen
Extract des ſeligen Joh.
Arnds Chriſtenthum.
Matth. V. 11. Naͤchſt
dieſer Schrifft hat er auch eine von der Nini-
vitiſchen Buſſe geſchrieben/ und etliche ande-
re/ die mir nicht vorgekommen.

So viel die art ſeines vortrags betrifft/ ſo iſt
dieſelbe gantz gelinde/ beſcheiden und mitlei-
dig/ ob er wol uͤber den gemeinen verfall ſchmertz-
liche und ſehr gruͤndliche klagen fuͤhret/ und da-
bey mit groſſein nachdruck den wahren grund
des inwendigen Gottes-dienſtes und Chriſten-
ſtenthums bezeuget. Er beweiſet auch die ſachen
durchgehends mit der Schrifft und Johann
Arnds beyſtimmung/ und vornehmlich auf den
wahren dienſt Gottes im Geiſt und die vereini-
gung mit JEſu Chriſto zur wahren herwie-
derbringung des verlohrnen ebenbildes: wo-
bey er zugleich immer den falſchen wahn der
Heuchel-Lehrer und Mund-Chriſten beſtrafft
und widerleget.

29. Weil aber die obige Schrifft ſelbſt hier
zu wiederholen allzu weitlaͤufftig faͤllt/ will ich
nur den anfang undſummariſchen vortrag all-
hier beyfuͤgen/ wie er ihn ſelbſt pag. B. 1. kurtz
zuſammen gefaſſet hat:

Chriſtus allein iſts/ und ſonſten weder
wort/ namen/ weg/ wahrheit und leben
in den menſchen/ dadurch ſie koͤnnen o-
der muͤſſen ſeelig werden. Darum wer
von dieſem in den menſchen gelegten
grund zur rechten oder lincken abwei-
chet/ und einem andern nacheilet/ der iſt
verduͤſtert/ und weiß nicht/ wohin er ge-
het. Denn er hat das licht/ ſo ihm eine
leuchte ſeyn ſoll und muß/ auf allen ſei-
nen wegen und in allem ſeinem thun
nicht in ſich ſcheinend/ und alſo weiß er
nicht in der krafft von dieſem licht/ ſo
da alle menſchen erleuchtet zum ewi-
gen leben/ zu reden/ predigen und zeu-
gen.

Dieſes iſt die ſumma und der zweck gedach-
ter Schrifft/ welchen der Leſer noch beſſer aus
dem Extract erkennen mag/ wie er unten im
IV. theil etwa zu finden ſeyn wird. Hier muß
ich um der kuͤrtze willen zu den geſchichten ei-
len.

Das XI. Capitel.
Von Peter Moritzen zu Halle/ Kozak, Regero, und andern Adeptis.
[Spaltenumbruch]

§. 1.

DIeweil wir in beſchreibung ſolcher per-
ſonen begriffen ſind/ die wegen ein und
anderer lehr-puncte/ und ſonderlich
wegen verlaſſung deren gewoͤhnlichen uͤbungen
in den kirchhaͤuſern von den Predigern ausge-
ſtoſſen worden/ muͤſſen wir auch annoch einige
[Spaltenumbruch] exempel beybringen/ ehe wir noch diejenigen
Prediger ſelbſten vornehmen/ die das gemeine
verderbniß erkant und verlaſſen haben. Unter
jenen privat-perſonen finden ſich uͤber die oben
im 8. Cap. erzehlten noch einige/ die der Medicin
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zu Halle gerechnet gehabt. Dieſes war

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[106/0118] Th. III. C. XI. Von Peter Moritzen zu Halle/ vom H. Geiſt. Item Joh. VI. daß das brod vom himmel kommen iſt die rechte ſpeiſe und das brod/ das ich euch geben werde/ iſt mein fleiſch ꝛc. Item 1. Cor. XV. der erſte menſch iſt von der erden/ und irr- diſch/ und der andere menſch (iſt ja Chri- ſti fleiſch) iſt vom himmel ꝛc. Jahr MDC. biß MDCC. 27. Die uͤbrigen puncte haben ſie mit denen andern Enthuſiaſten gemein gehabt/ wie es die 3. Miniſteria am gedachten ort alſo zuſammen faſſen: Sie haͤtten gelehret von weſend- licher leibhafftiger einwohnung des HErrn CHriſti mit ſeinem leib und blut im H. Abendmahl/ vom innerlichen und aͤuſſerlichen menſchen/ vom lehren und predigen ohne oͤffentlichen beruff/ von der inwendigen lehre und ſalbung des H. Geiſtes/ von dem inwendigen gehoͤr Goͤttliches worts/ von erwartung der inwendigen offenbarung des Reichs GOttes in ſich ſelbſt/ von der gelaſſen- heit/ und abziehung aller ſinne und ge- dancken von allen creaturen/ auch von der verleugnung/ vergeſſung/ haſſung und laſſung ſeiner ſelbſt. Sie haͤtten auch vor unchriſtlich gehalten/ mit ſei- nem naͤchſten fuͤr gericht zu gehen/ eide zu ſchweren/ zinß zu nehmen/ krieg zu fuͤhren ꝛc. Und endlich daß ſie von den pre- digten und ſacramenten ſchimpfflich gelehret/ und die leute mit einbildung einer bevorſte- henden guͤldenen zeit von wartung ihres beruffs abgefuͤhret. Wie dieſes alles daſelbſt p. 13. 14. 15. und auch aus D. Johann Huͤlſe- manns Calixtiniſchem gewiſſens-wurm c. VIII. p. 1118. wiederholet wird. 28. Von dieſer materie, nemlich von ab- ſonderung der Glaͤubigen und der vereinigung Chriſti mit der ſeelen iſt auch mit denen Lu- theriſchen Predigern um das Jahr 1635. in ſtreit gerathen Pantel Trapp/ ein Buͤrger- meiſter zu Havelberg in der Marck Branden- burg/ und ein guter Freund von Gifftheilen/ zu welchem er durch Grammendorffen gebracht worden/ und ihm mit ſeinen guͤtern gedienet. Dieſen Grammendorff hat er erſt ſelbſt von den vermeinten Enthuſiaſten bekehren wollen/ iſt aber von ihm geruͤhret worden/ daß er bereits Anno 1637. in Holland in 4to eine eigene Schrifft drucken laſſen/ deren titel folgender iſt: Eine Chriſtliche beſtaͤndige und gruͤnd- liche erklaͤrung auf die ſchweren beſchul- digungen/ ſo heute ohn unterſcheid/ ſo wol uͤber die rechtſchaffene wahre Glie- der Chriſti/ als auch uͤber meine nichtige perſon alſo gefuͤhret werden/ als verach- tete ich (wie deſſen die Weigelianer/ En- thuſiaſten/ Phantaſten/ neuen Propheten insgemein/ und ein ieder inſonderheit unter dieſen Namen mit beſchuldiget wird/) die H. Schrifft/ die heiligen Sacra- menta/ das wahre Apoſtoliſche Predig- amt/ den ſtand der Obrigkeit/ und alle andere ſtaͤnde/ und wartete nur auf ſon- derbare Raptus. Allen Chriſtlichen Her- tzen zur nachricht aufgeſetzet/ nebenſt einem kurtzen Extract des ſeligen Joh. Arnds Chriſtenthum. Matth. V. 11. Naͤchſt dieſer Schrifft hat er auch eine von der Nini- vitiſchen Buſſe geſchrieben/ und etliche ande- re/ die mir nicht vorgekommen. Jahr MDC. biß MDCC. So viel die art ſeines vortrags betrifft/ ſo iſt dieſelbe gantz gelinde/ beſcheiden und mitlei- dig/ ob er wol uͤber den gemeinen verfall ſchmertz- liche und ſehr gruͤndliche klagen fuͤhret/ und da- bey mit groſſein nachdruck den wahren grund des inwendigen Gottes-dienſtes und Chriſten- ſtenthums bezeuget. Er beweiſet auch die ſachen durchgehends mit der Schrifft und Johann Arnds beyſtimmung/ und vornehmlich auf den wahren dienſt Gottes im Geiſt und die vereini- gung mit JEſu Chriſto zur wahren herwie- derbringung des verlohrnen ebenbildes: wo- bey er zugleich immer den falſchen wahn der Heuchel-Lehrer und Mund-Chriſten beſtrafft und widerleget. 29. Weil aber die obige Schrifft ſelbſt hier zu wiederholen allzu weitlaͤufftig faͤllt/ will ich nur den anfang undſummariſchen vortrag all- hier beyfuͤgen/ wie er ihn ſelbſt pag. B. 1. kurtz zuſammen gefaſſet hat: Chriſtus allein iſts/ und ſonſten weder wort/ namen/ weg/ wahrheit und leben in den menſchen/ dadurch ſie koͤnnen o- der muͤſſen ſeelig werden. Darum wer von dieſem in den menſchen gelegten grund zur rechten oder lincken abwei- chet/ und einem andern nacheilet/ der iſt verduͤſtert/ und weiß nicht/ wohin er ge- het. Denn er hat das licht/ ſo ihm eine leuchte ſeyn ſoll und muß/ auf allen ſei- nen wegen und in allem ſeinem thun nicht in ſich ſcheinend/ und alſo weiß er nicht in der krafft von dieſem licht/ ſo da alle menſchen erleuchtet zum ewi- gen leben/ zu reden/ predigen und zeu- gen. Dieſes iſt die ſumma und der zweck gedach- ter Schrifft/ welchen der Leſer noch beſſer aus dem Extract erkennen mag/ wie er unten im IV. theil etwa zu finden ſeyn wird. Hier muß ich um der kuͤrtze willen zu den geſchichten ei- len. Das XI. Capitel. Von Peter Moritzen zu Halle/ Kozak, Regero, und andern Adeptis. §. 1. DIeweil wir in beſchreibung ſolcher per- ſonen begriffen ſind/ die wegen ein und anderer lehr-puncte/ und ſonderlich wegen verlaſſung deren gewoͤhnlichen uͤbungen in den kirchhaͤuſern von den Predigern ausge- ſtoſſen worden/ muͤſſen wir auch annoch einige exempel beybringen/ ehe wir noch diejenigen Prediger ſelbſten vornehmen/ die das gemeine verderbniß erkant und verlaſſen haben. Unter jenen privat-perſonen finden ſich uͤber die oben im 8. Cap. erzehlten noch einige/ die der Medicin obgelegen/ darunter ſich auch Petrus Mauri- tius zu Halle gerechnet gehabt. Dieſes war ſeiner

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/118>, abgerufen am 24.04.2024.