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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annä Vetterin.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
bey dem Vater/ so seye es der Geist GOttes
in ihr bey CHristo/ und daß drey staffeln in
den himmel wären/ die erste GOtt der Va-
ter/ im A. Testament/ die andere GOtt der
Sohn im N. Testament/ die dritte GOtt der
H. Geist beym jetzigen neuen bund in ihr/ als
einem vorbild der kirche der letzten zeit.

(d) Jm gesicht sahe sie/ als wenn sie geld nach
Nürnberg geschicket und einen scharmutzel be-
kommen/ der aber halb leer gewesen. Den
betrug der krämer anzudeuten; item, sie sa-
he die Nürnberger strasse voll handels-leute
sitzen/ welche alle eitrige fliessende köpffe hat-
ten.

(e) Das erstemal sahe sie die hölle/ und die teuf-
fel jagten die Catholischen Pfaffen häuffig
hinein/ welche der hölle willig zu lieffen;
theils fasten sie vornen/ theils bey dem strick/
theils bey dem arm an. Das andere mal
sahe sie in der hölle die gewissenlosen beam-
ten auff grossen rösten liegen/ waren dick und
gemästet/ feuerroth/ ohne leiblich feuer/ die
schrien zu ihr: O rühre mich nicht an/ rühre
mich nicht an. Das drittemal sahe sie die
verdammten in särgen liegen/ welche voll lö-
cher waren/ wo durch würme eines kindes und
klaffter lang krochen/ hatten hinten und vor-
nen mäuler/ und durchnagten die leiber der
unseligen. Das vierte mal erschien ihr die
hölle unter des Fürsten lusthaus; welches sie
erklärte/ es sey unter des Fürsten lusthaus er-
schienen/ weil der teuffel ein fürst dieser welt/
und daregieret als in seinem hauß; unter dem
lusthaus aber/ weil der teuffel durch die lüste
die menschen in sein reich zöge; das feuer
schlug aus dem lusthaus heraus/ und sie mu-
ste an einer eingeschlossenen mauer um das
lusthaus herum so frey an der wand kriechen/
das ist/ selber alles prüfen/ und rief dabey aus:
O ihr lieben kinder/ fallt nicht! Jnerzehlung
dieses gesichts/ setzte sie dazu/ es hätten alle gut-
gesinnte menschen eine warnung/ wie gefähr-
lich man in diesem leben wandern müsse/
wie leicht es sey in des satans reich zu fallen.
Das fünffte mal sahe sie zu Kefferbach/ einem
Dörfflein/ einen neu umgekehrten acker/ und
da sie auff den acker gieng/ fieng der erdboden
unten an zu wancken/ es war alles unten hohl/
und hörte und sahe kinsterenden und brennen-
den schweffel darinnen/ stunde daher sehr ge-
fährlich und in furchten; diß legte sie also aus:
diese welt als des satans reich hätte aussen ein
feines ansehe/ als ein neugepflügter acker/ von
dem man schliesset/ er habe schöne früchte ge-
tragen/ und würde es noch tragen; nichts de-
stoweniger sey unten das höllen-reich verbor-
gen/ und stünden die menschen sehr gefährlich
verschlungen zu werden etc.

(f) Sie kam auch persönlich zu zeiten des Dill-
herrn/ damaligen Predigers zu St. Sebald/
auff Nürnberg/ welcher/ wie sie sagte/ we-
gen der mißbräuche itziger zeit ihr beyfall gebe
und zu ihr sagte/ wenn sie es dahin brächte/
daß das böse abgeschafft würde/ so wäre sie
werth in güldenen kutschen geführet zu wer-
den; er und die Stadt Nürnberg könten sich
dieser Reformation nicht unterfange; sie solte
zu denen Churfürsten gehen. Sie gieng auch
einmal auff das Nürnbergische Rathhaus/
[Spaltenumbruch] woselbst man ihr/ da sie von ihrem beruf rede-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

te/ einen 1/2. fl. geld anbote/ aber sie nahm keines;
wie sie denn niemals/ ob sie gleich sehr arm/ ei-
nig almosen begehret/ oder auch das ange-
botene von jedermann annimmt. Jn dem
Dominicaner kloster fieng sie einmal in der
kirche dem volck an zu predigen/ worauff sie
ein geistlicher in die sacristey foderte/ und die
stunde und zeit ihrer geburt/ auch anders der-
gleichen von ihr forschete/ woraus sie schlosse/
er habe ihr ihren planeten stellen wollen! Nach
der kirche/ da das volck in stattlichen kleidern
daher prangte/ hub sie an den stoltz öffentlich
zu straffen; worauff sie bald mit etlichen
schergen zur stadt hinaus geschaffet wurde.

(g) Auff befragen wie es dann unter der erden
aussehe/ weil sie hinab geführet worden/ sag-
te sie mehr nicht/ als daß es lauter finsterniß
und grosse angst und quaal sey/ etc.

I.
Ein brieff an das Anspachische Consi-
storium.
Meinenfreundlichen gruß
und zu tausendmal alles liebes und
gutes/ denen Herren Doctoren und
Geistlichen Herren/ die hie beysam-
men seyn/ in dem namen JEsus
CHristus. Der HErr sey mit euch
im gericht allezeit!

Jch Anna/ heist mein nam/ kan mich nicht
länger enthalten euch zu berichten/ daß mich
GOtt zu einer wittfrauen gemacht/ seit anno
1662. her/ und muß in diesem kümmerlichen stand
leben/ und ein fußlump seyn aller menschen/ vor
ihren augen/ daß ich vor weinen nicht schreiben
kan; so hat mir GOtt diese stadt gegeben zu ei-
nem eheschatz (a) und ehemann/ zu freyen um
sie; denn sie ist auch ein wittmann/ wie ich eine
wittfrau; wo aber mann und frau zu witben
und wäisen gemacht werden/ da ist es zu erbar-
men/ das haußhalten gehet zu grunde; der leibli-
che mann ist mir zu einem abtrünnigen und ehe-
brecherischen volck worden/ (b) und bildet euch
Lutheraner ab/ die ihr von dem HErrn gelauffen
der hurerey nach/ seine gesetze und rechte verlas-
sen. Jch bin zu euch gesandt als euer rechter
eheschatz und ehgemahl/ daß ich um euch solte
hier freyen/ und ihr um mich/ auf daß euer huren-
buhle/ der schwartze drach/ das Papstthum/ euch
nicht möge ergreiffen und euch verschlingen mit
vollem maul/ welches ich vom jahr 62. her gnug
verkündiget; der Papst und Türck seyn 2. wehe-
stäbe/ die der HErr in seiner hand hat zu straffen
die übertretung des abtrünnigen und ehebreche-
rischen volcks; aber der HErr spricht zu mir/
man werde einen feyer- und festtag durch das
gantze land ausruffen/ alle gefangenen sollen er-
löset werden; bißher habt ihr mir wiederstan-
den/ in allem was ich von GOtt empfangen/
das ihr thun/ und lassen sollt/ was ich gesagt/
daß ihr worde seyd/ nemlich daß ihr euch sollt zum
gesetz Mosis kehren/ und zu der alte gerechtigkeit/
davon ihr gewichen seyd; aber ihr widerstrebt
Gott und der H. Dreyfaltigkeit/ und ruffet mich
als einenthoren und narren in der stadt aus/ als
wenn ich sinn- oder witzloß worden wäre; und ob
ich euch gleich alles gutes von dem himmel
bringe/ so ist keine erhörung noch bekehrung bey
euch; so macht euch her zu mir/ ich heisse jetzt An
mich/ an mich sollt ihr euch halten/ und ins werck

stellen/

Th. III. C. XXVII. Von denen geſichten Annaͤ Vetterin.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
bey dem Vater/ ſo ſeye es der Geiſt GOttes
in ihr bey CHriſto/ und daß drey ſtaffeln in
den himmel waͤren/ die erſte GOtt der Va-
ter/ im A. Teſtament/ die andere GOtt der
Sohn im N. Teſtament/ die dritte GOtt der
H. Geiſt beym jetzigen neuen bund in ihr/ als
einem vorbild der kirche der letzten zeit.

(d) Jm geſicht ſahe ſie/ als wenn ſie geld nach
Nuͤrnberg geſchicket und einen ſcharmutzel be-
kommen/ der aber halb leer geweſen. Den
betrug der kraͤmer anzudeuten; item, ſie ſa-
he die Nuͤrnberger ſtraſſe voll handels-leute
ſitzen/ welche alle eitrige flieſſende koͤpffe hat-
ten.

(e) Das erſtemal ſahe ſie die hoͤlle/ und die teuf-
fel jagten die Catholiſchen Pfaffen haͤuffig
hinein/ welche der hoͤlle willig zu lieffen;
theils faſten ſie vornen/ theils bey dem ſtrick/
theils bey dem arm an. Das andere mal
ſahe ſie in der hoͤlle die gewiſſenloſen beam-
ten auff groſſen roͤſten liegen/ waren dick und
gemaͤſtet/ feuerroth/ ohne leiblich feuer/ die
ſchrien zu ihr: O ruͤhre mich nicht an/ ruͤhre
mich nicht an. Das drittemal ſahe ſie die
verdammten in ſaͤrgen liegen/ welche voll loͤ-
cher waren/ wo durch wuͤrme eines kindes und
klaffter lang krochen/ hatten hinten und vor-
nen maͤuler/ und duꝛchnagten die leiber der
unſeligen. Das vierte mal erſchien ihr die
hoͤlle unter des Fuͤrſten luſthaus; welches ſie
erklaͤrte/ es ſey unter des Fuͤrſten luſthaus er-
ſchienen/ weil der teuffel ein fuͤrſt dieſer welt/
und daregieret als in ſeinem hauß; unter dem
luſthaus aber/ weil der teuffel durch die luͤſte
die menſchen in ſein reich zoͤge; das feuer
ſchlug aus dem luſthaus heraus/ und ſie mu-
ſte an einer eingeſchloſſenen mauer um das
luſthaus herum ſo frey an der wand kriechen/
das iſt/ ſelber alles pruͤfen/ und rief dabey aus:
O ihr lieben kinder/ fallt nicht! Jnerzehlung
dieſes geſichts/ ſetzte ſie dazu/ es haͤttẽ alle gut-
geſinnte menſchen eine warnung/ wie gefaͤhr-
lich man in dieſem leben wandern muͤſſe/
wie leicht es ſey in des ſatans reich zu fallen.
Das fuͤnffte mal ſahe ſie zu Kefferbach/ einem
Doͤrfflein/ einen neu umgekehrten acker/ und
da ſie auff den acker gieng/ fieng der erdboden
unten an zu wancken/ es war alles unten hohl/
und hoͤrte und ſahe kinſterenden und brennen-
den ſchweffel darinnen/ ſtunde daher ſehr ge-
faͤhrlich und in furchten; diß legte ſie alſo aus:
dieſe welt als des ſatans reich haͤtte auſſen ein
feines anſehē/ als ein neugepfluͤgter acker/ von
dem man ſchlieſſet/ er habe ſchoͤne fruͤchte ge-
tragen/ und wuͤrde es noch tragen; nichts de-
ſtoweniger ſey unten das hoͤllen-reich verbor-
gen/ und ſtuͤnden die menſchen ſehr gefaͤhrlich
verſchlungen zu werden ꝛc.

(f) Sie kam auch perſoͤnlich zu zeiten des Dill-
herꝛn/ damaligen Predigers zu St. Sebald/
auff Nuͤrnberg/ welcher/ wie ſie ſagte/ we-
gen der mißbraͤuche itziger zeit ihr beyfall gebe
und zu ihr ſagte/ wenn ſie es dahin braͤchte/
daß das boͤſe abgeſchafft wuͤrde/ ſo waͤre ſie
werth in guͤldenen kutſchen gefuͤhret zu wer-
den; er und die Stadt Nuͤrnberg koͤnten ſich
dieſer Reformation nicht unterfangē; ſie ſolte
zu denen Churfuͤrſten gehen. Sie gieng auch
einmal auff das Nuͤrnbergiſche Rathhaus/
[Spaltenumbruch] woſelbſt man ihr/ da ſie von ihrem beruf rede-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

te/ einen ½. fl. geld anbote/ abeꝛ ſie nahm keines;
wie ſie denn niemals/ ob ſie gleich ſehr arm/ ei-
nig almoſen begehret/ oder auch das ange-
botene von jedermann annimmt. Jn dem
Dominicaner kloſter fieng ſie einmal in der
kirche dem volck an zu predigen/ worauff ſie
ein geiſtlicher in die ſacriſtey foderte/ und die
ſtunde und zeit ihrer geburt/ auch anders der-
gleichen von ihr forſchete/ woraus ſie ſchloſſe/
er habe ihꝛ ihꝛen planeten ſtellen wollen! Nach
der kirche/ da das volck in ſtattlichen kleidern
daher prangte/ hub ſie an den ſtoltz oͤffentlich
zu ſtraffen; worauff ſie bald mit etlichen
ſchergen zur ſtadt hinaus geſchaffet wurde.

(g) Auff befragen wie es dann unter der erden
ausſehe/ weil ſie hinab gefuͤhret worden/ ſag-
te ſie mehr nicht/ als daß es lauter finſterniß
und groſſe angſt und quaal ſey/ ꝛc.

I.
Ein brieff an das Anſpachiſche Conſi-
ſtorium.
Meinenfreundlichen gruß
und zu tauſendmal alles liebes und
gutes/ denen Herren Doctoren und
Geiſtlichen Herren/ die hie beyſam-
men ſeyn/ in dem namen JEſus
CHriſtus. Der HErꝛ ſey mit euch
im gericht allezeit!

Jch Anna/ heiſt mein nam/ kan mich nicht
laͤnger enthalten euch zu berichten/ daß mich
GOtt zu einer wittfrauen gemacht/ ſeit anno
1662. her/ und muß in dieſem kuͤm̃eꝛlichen ſtand
leben/ und ein fußlump ſeyn aller menſchen/ vor
ihren augen/ daß ich vor weinen nicht ſchreiben
kan; ſo hat mir GOtt dieſe ſtadt gegeben zu ei-
nem eheſchatz (a) und ehemann/ zu freyen um
ſie; denn ſie iſt auch ein wittmann/ wie ich eine
wittfrau; wo aber mann und frau zu witben
und waͤiſen gemacht werden/ da iſt es zu erbar-
men/ das haußhalten gehet zu grunde; der leibli-
che mann iſt mir zu einem abtruͤnnigen und ehe-
brecheriſchen volck worden/ (b) und bildet euch
Lutheraner ab/ die ihr von dem HErꝛn gelauffen
der hurerey nach/ ſeine geſetze und rechte verlaſ-
ſen. Jch bin zu euch geſandt als euer rechter
eheſchatz und ehgemahl/ daß ich um euch ſolte
hier freyen/ und ihr um mich/ auf daß euer huꝛen-
buhle/ der ſchwartze drach/ das Papſtthum/ euch
nicht moͤge ergreiffen und euch verſchlingen mit
vollem maul/ welches ich vom jahr 62. her gnug
verkuͤndiget; der Papſt und Tuͤrck ſeyn 2. wehe-
ſtaͤbe/ die der HErꝛ in ſeiner hand hat zu ſtraffen
die uͤbertretung des abtruͤnnigen und ehebreche-
riſchen volcks; aber der HErꝛ ſpricht zu mir/
man werde einen feyer- und feſttag durch das
gantze land ausruffen/ alle gefangenen ſollen er-
loͤſet werden; bißher habt ihr mir wiederſtan-
den/ in allem was ich von GOtt empfangen/
das ihr thun/ und laſſen ſollt/ was ich geſagt/
daß ihꝛ woꝛdē ſeyd/ nemlich daß ihꝛ euch ſollt zum
geſetz Moſis kehren/ uñ zu der altē gerechtigkeit/
davon ihr gewichen ſeyd; aber ihr widerſtrebt
Gott und der H. Dreyfaltigkeit/ und ruffet mich
als einenthoren und narren in der ſtadt aus/ als
wenn ich ſinn- oder witzloß worden waͤre; und ob
ich euch gleich alles gutes von dem himmel
bringe/ ſo iſt keine erhoͤrung noch bekehrung bey
euch; ſo macht euch her zu mir/ ich heiſſe jetzt An
mich/ an mich ſollt ihr euch halten/ und ins werck

ſtellen/
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[264/0276] Th. III. C. XXVII. Von denen geſichten Annaͤ Vetterin. bey dem Vater/ ſo ſeye es der Geiſt GOttes in ihr bey CHriſto/ und daß drey ſtaffeln in den himmel waͤren/ die erſte GOtt der Va- ter/ im A. Teſtament/ die andere GOtt der Sohn im N. Teſtament/ die dritte GOtt der H. Geiſt beym jetzigen neuen bund in ihr/ als einem vorbild der kirche der letzten zeit. Jahr MDC. biß MDCC. (d) Jm geſicht ſahe ſie/ als wenn ſie geld nach Nuͤrnberg geſchicket und einen ſcharmutzel be- kommen/ der aber halb leer geweſen. Den betrug der kraͤmer anzudeuten; item, ſie ſa- he die Nuͤrnberger ſtraſſe voll handels-leute ſitzen/ welche alle eitrige flieſſende koͤpffe hat- ten. (e) Das erſtemal ſahe ſie die hoͤlle/ und die teuf- fel jagten die Catholiſchen Pfaffen haͤuffig hinein/ welche der hoͤlle willig zu lieffen; theils faſten ſie vornen/ theils bey dem ſtrick/ theils bey dem arm an. Das andere mal ſahe ſie in der hoͤlle die gewiſſenloſen beam- ten auff groſſen roͤſten liegen/ waren dick und gemaͤſtet/ feuerroth/ ohne leiblich feuer/ die ſchrien zu ihr: O ruͤhre mich nicht an/ ruͤhre mich nicht an. Das drittemal ſahe ſie die verdammten in ſaͤrgen liegen/ welche voll loͤ- cher waren/ wo durch wuͤrme eines kindes und klaffter lang krochen/ hatten hinten und vor- nen maͤuler/ und duꝛchnagten die leiber der unſeligen. Das vierte mal erſchien ihr die hoͤlle unter des Fuͤrſten luſthaus; welches ſie erklaͤrte/ es ſey unter des Fuͤrſten luſthaus er- ſchienen/ weil der teuffel ein fuͤrſt dieſer welt/ und daregieret als in ſeinem hauß; unter dem luſthaus aber/ weil der teuffel durch die luͤſte die menſchen in ſein reich zoͤge; das feuer ſchlug aus dem luſthaus heraus/ und ſie mu- ſte an einer eingeſchloſſenen mauer um das luſthaus herum ſo frey an der wand kriechen/ das iſt/ ſelber alles pruͤfen/ und rief dabey aus: O ihr lieben kinder/ fallt nicht! Jnerzehlung dieſes geſichts/ ſetzte ſie dazu/ es haͤttẽ alle gut- geſinnte menſchen eine warnung/ wie gefaͤhr- lich man in dieſem leben wandern muͤſſe/ wie leicht es ſey in des ſatans reich zu fallen. Das fuͤnffte mal ſahe ſie zu Kefferbach/ einem Doͤrfflein/ einen neu umgekehrten acker/ und da ſie auff den acker gieng/ fieng der erdboden unten an zu wancken/ es war alles unten hohl/ und hoͤrte und ſahe kinſterenden und brennen- den ſchweffel darinnen/ ſtunde daher ſehr ge- faͤhrlich und in furchten; diß legte ſie alſo aus: dieſe welt als des ſatans reich haͤtte auſſen ein feines anſehē/ als ein neugepfluͤgter acker/ von dem man ſchlieſſet/ er habe ſchoͤne fruͤchte ge- tragen/ und wuͤrde es noch tragen; nichts de- ſtoweniger ſey unten das hoͤllen-reich verbor- gen/ und ſtuͤnden die menſchen ſehr gefaͤhrlich verſchlungen zu werden ꝛc. (f) Sie kam auch perſoͤnlich zu zeiten des Dill- herꝛn/ damaligen Predigers zu St. Sebald/ auff Nuͤrnberg/ welcher/ wie ſie ſagte/ we- gen der mißbraͤuche itziger zeit ihr beyfall gebe und zu ihr ſagte/ wenn ſie es dahin braͤchte/ daß das boͤſe abgeſchafft wuͤrde/ ſo waͤre ſie werth in guͤldenen kutſchen gefuͤhret zu wer- den; er und die Stadt Nuͤrnberg koͤnten ſich dieſer Reformation nicht unterfangē; ſie ſolte zu denen Churfuͤrſten gehen. Sie gieng auch einmal auff das Nuͤrnbergiſche Rathhaus/ woſelbſt man ihr/ da ſie von ihrem beruf rede- te/ einen ½. fl. geld anbote/ abeꝛ ſie nahm keines; wie ſie denn niemals/ ob ſie gleich ſehr arm/ ei- nig almoſen begehret/ oder auch das ange- botene von jedermann annimmt. Jn dem Dominicaner kloſter fieng ſie einmal in der kirche dem volck an zu predigen/ worauff ſie ein geiſtlicher in die ſacriſtey foderte/ und die ſtunde und zeit ihrer geburt/ auch anders der- gleichen von ihr forſchete/ woraus ſie ſchloſſe/ er habe ihꝛ ihꝛen planeten ſtellen wollen! Nach der kirche/ da das volck in ſtattlichen kleidern daher prangte/ hub ſie an den ſtoltz oͤffentlich zu ſtraffen; worauff ſie bald mit etlichen ſchergen zur ſtadt hinaus geſchaffet wurde. Jahr MDC. biß MDCC. (g) Auff befragen wie es dann unter der erden ausſehe/ weil ſie hinab gefuͤhret worden/ ſag- te ſie mehr nicht/ als daß es lauter finſterniß und groſſe angſt und quaal ſey/ ꝛc. I. Ein brieff an das Anſpachiſche Conſi- ſtorium. Meinenfreundlichen gruß und zu tauſendmal alles liebes und gutes/ denen Herren Doctoren und Geiſtlichen Herren/ die hie beyſam- men ſeyn/ in dem namen JEſus CHriſtus. Der HErꝛ ſey mit euch im gericht allezeit! Jch Anna/ heiſt mein nam/ kan mich nicht laͤnger enthalten euch zu berichten/ daß mich GOtt zu einer wittfrauen gemacht/ ſeit anno 1662. her/ und muß in dieſem kuͤm̃eꝛlichen ſtand leben/ und ein fußlump ſeyn aller menſchen/ vor ihren augen/ daß ich vor weinen nicht ſchreiben kan; ſo hat mir GOtt dieſe ſtadt gegeben zu ei- nem eheſchatz (a) und ehemann/ zu freyen um ſie; denn ſie iſt auch ein wittmann/ wie ich eine wittfrau; wo aber mann und frau zu witben und waͤiſen gemacht werden/ da iſt es zu erbar- men/ das haußhalten gehet zu grunde; der leibli- che mann iſt mir zu einem abtruͤnnigen und ehe- brecheriſchen volck worden/ (b) und bildet euch Lutheraner ab/ die ihr von dem HErꝛn gelauffen der hurerey nach/ ſeine geſetze und rechte verlaſ- ſen. Jch bin zu euch geſandt als euer rechter eheſchatz und ehgemahl/ daß ich um euch ſolte hier freyen/ und ihr um mich/ auf daß euer huꝛen- buhle/ der ſchwartze drach/ das Papſtthum/ euch nicht moͤge ergreiffen und euch verſchlingen mit vollem maul/ welches ich vom jahr 62. her gnug verkuͤndiget; der Papſt und Tuͤrck ſeyn 2. wehe- ſtaͤbe/ die der HErꝛ in ſeiner hand hat zu ſtraffen die uͤbertretung des abtruͤnnigen und ehebreche- riſchen volcks; aber der HErꝛ ſpricht zu mir/ man werde einen feyer- und feſttag durch das gantze land ausruffen/ alle gefangenen ſollen er- loͤſet werden; bißher habt ihr mir wiederſtan- den/ in allem was ich von GOtt empfangen/ das ihr thun/ und laſſen ſollt/ was ich geſagt/ daß ihꝛ woꝛdē ſeyd/ nemlich daß ihꝛ euch ſollt zum geſetz Moſis kehren/ uñ zu der altē gerechtigkeit/ davon ihr gewichen ſeyd; aber ihr widerſtrebt Gott und der H. Dreyfaltigkeit/ und ruffet mich als einenthoren und narren in der ſtadt aus/ als wenn ich ſinn- oder witzloß worden waͤre; und ob ich euch gleich alles gutes von dem himmel bringe/ ſo iſt keine erhoͤrung noch bekehrung bey euch; ſo macht euch her zu mir/ ich heiſſe jetzt An mich/ an mich ſollt ihr euch halten/ und ins werck ſtellen/

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/276>, abgerufen am 16.04.2024.