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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annä Vetterin.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
geschrey. Jch bitte den Herrn D. Händel/ daß
diese sachen mögen fortgeschicket werden/ damit
diese stück/ deren fünffe sind/ mögen ins werck
gestellet werden/ nehmet euch doch meiner an/
auff daß der befehl möge ausgehen/ was zu
thun und zulassen ist; denn CHristus gebeut es
euch/ ich bin eine magd meines HErrn. Endlich
macht mich dem Printzen bekant/ auff daß er
möge seine mutter hören/ und ich ihme einen
schönen candirten (e) zuckerstrauß in die hän-
de geben möge; wir haben wol achtung zu geben
auff den Fürsten/ und nicht so schläfferig dahin
zu fahren. Es ist der tod schon wieder gedrohet/
GOTT wolle es zum besten wenden! was hab
ich für eine freude an einem todten cörper/ wenn
er todt ist/ kan er GOtt nicht loben.

Zum I. brieff an Anspach.

(a) Anderswo schreibt sie also: Es kam JE-
sus Christus auf einem grossen wasser zu
mir in einem schiff/ und stellet mir die zwey
städte für das gesicht/ Onoldsbach und
Weissenburg; die zwey städte liegen in dem
grossen wasser/ und ist dickfinster bey ih-
nen; und der HErr JEsus spricht zu mir/
Gehe hin/ und nimm die zwey städte ein/
darnach wirds besser mit dir werden/ fürch-
te dich nicht/ es geschicht dir nichts/ spricht
der Sohn GOttes. Und ich gedachte/ wie
soll denn ich die zwey städte einnehmen?
Solte ich denn kriegen und streiten? bin ich
doch ein weib; da muste ich auf den Pre-
dig-stuhl gehen/ wurde aber darüber in ket-
ten geschlossen. Es zeigete mir der HERR
auch einsmal an/ ich solle gen Weissenburg
gehen/ und darinnen predigen; da stunde ich
von meinem bett auf und betet: Ach HErr/
wiltu mich denn zu dieser stadt auch schi-
cken/ und siehest und hörest/ daß mich ja kei-
ner hören will/ weder Anspach noch Weis-
senburg. Da kam des HERRN wort
zu mir und sprach: Siehe/ ich habe dir ein
gewisses zeugnis gegeben/ meine worte laß
du dir gewiß seyn/ derer soltu dich trösten/
und meinen namen preisen; da gehe ich
nach Weissenburg/ so lassen sie mich nicht
in die stadt hinein/ und muß den gantzen
tag vor dem thor sitzen/ und des nachts in
einer bauren-scheuren liegen. Jch ginge
darauf in eine Catholische stadt: und pre-
digte darinnen/ da wurde ich greulich
darinnen geschlagen/ daß mir das blut vom
kopff auf die erden floß/ daß ich sehr weine-
te/ und zu GOTT betet/ warum er
mich zu einem schmied-amboß gemacht/ daß
ich stäts müste geschlagen und gestossen
werden; da kam des HERRN wort zu
mir und sprach: Bleibe bey deinen zwey
häusern? Sie sahe im gesicht die Bibel/
und eine leiter/ auf welcher sie viel kinder hin-
auf führete/ in der kirche aber einen hauffen
todtenbeine/ welchen sie predigen solte; bey
der Bibel lagen zwey städte abgebildet/ und
auf dem Pappier darunter geschrieben:
Das ist die alte Gerechtigkeit. Die
leiter sey sie/ und die todtenbeine die heuti-
gen Christen/ die zwey städte Weissenburg
und Onoldsbach oder Anspach. Diese zwey
städte vergliche sie einem fleischtopff/ da-
von das untere noch etwas mehr saltz hät-
[Spaltenumbruch] te/ nemlich Weissenburg/ das obere aberJahr
MDC.
biß
MDCC.

Onoldsbach grausam zu stincken anhübe.

(b) Dieweil sie von der zeit ihres beruffs an/
dem mann nicht mehr beygewohnet/ hat er
unterdessen andere verbotene gänge gesu-
chet/ welches sie in abwesenheit allezeit im
geist ansehen müssen/ auch deswegen nach
hauß gegangen/ es öffters zu verhindern/
und deswegen etliche mahl übel von ihm
tractirt worden; daher nennt sie ihn ein vor-
bild der Lutheraner/ als eines thebrecheri-
schen volcks/ das dem Pabst wieder nach-
lauffe/ welche sie bey Gott zu versöhnen suche;
aber sie wollen/ schreibt sie/ mir nicht glau-
ben/ daß sie mir mit hülff und rath einen
vorschub thäten/ so kan ich GOTTes be-
fehl nicht vollkömmlich ausrichten/ und
muß viel gute buß lassen anstehen/ daß JE-
sus Christus böß über mich worden ist/ und
spricht der HERR HERR: Du Hu-
re/
warum thustu nicht busse? da bin ich in
der ehebrecher bette geworffen/ das ist des
ehebrecherischen und abtrünnigen volcks
sünde/ wie die Offenbarung Joh. cap. 2. be-
zeugt. So muß ich selbst aus JESUS
mund eine hure gescholten seyn um meines
abtrünnigen volcks willen/ daß ich tag und
nacht solte für GOTT stehen in buß und
schweren seuffzen; aber ich bin keines hun-
des werth bey ihnen geachtet/ darum werde
ich gehindert/ und das ist meine gröste klag.
Abermahl spricht der HERR HERR:
Du Sauhirtin/ warum thustu nicht busse?
Das volck ist den heerden der schweinen
verglichen/ die den tummen schweinen und
vieh gleich leben/ und ich zur hirtin und
wächterin über sie gesetzet bin/ ich bin mein
tag keine Sauhirtin gewesen/ aber 30. jahr
her muß ich eine Sauhirtin seyn deren/ die
sich in den sünden weltzen/ wie die schwein
in dem koth/ die doch wollen die besten
Christen seyn; also sind heimlicher und
öffentlicher ehebruch und greuliche hurerey
bey den vorgesetzten und alten greissen der
Susanna/ die sitzen im gericht zu scheu der
menschen/ aber voll hurerey und ehebruch/
mit geitz und rauben der armen/ mit wit-
ben und wäisen verstossen/ mit stoltz und
grossem pracht/ falsch schweren/ lügen/ mein-
eydigkeit/ GOTTes heiligen namen uneh-
ren/ fluchen/ die heilige tauffe mit füssen
tretten/ wenn etwas bestättiget und in ei-
nem brieff bekräfftiget soll werden/ so muß
der Teuffel und seine helffers-helffer den
siegel auf den brieff machen/ sonst findets
keinen glauben noch statt mehr. Wenn
man mir nicht hilfft/ so läst das sündi-
ge säuleben nicht ab; denn sie warten alle
auf den jüngsten tag und gericht Gottes/
aber das wird ihnen keine freude bringen.
dann sie sind alle nackend im glauben/ ha-
ben kein hochzeitlich kleid an/ und müssen
alle verstummen für ihrem König JEsus
Christus und obs gleich alle getauffte Chri-
sten sind/ so ist es doch bloß ein äusserlicher
schein/ und blosse Ceremonie. So spricht der
HErr HErr von seinem hohe thron: Warum
toben und wüten die Heiden so/ und führen
so ein vergeblich geschwätz? Heiden/ Heiden
heist sie der HErr/ und keine Christen/ dieweil

sie ih-

Th. III. C. XXVII. Von denen geſichten Annaͤ Vetterin.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
geſchrey. Jch bitte den Herꝛn D. Haͤndel/ daß
dieſe ſachen moͤgen foꝛtgeſchicket weꝛden/ damit
dieſe ſtuͤck/ deren fuͤnffe ſind/ moͤgen ins werck
geſtellet werden/ nehmet euch doch meiner an/
auff daß der befehl moͤge ausgehen/ was zu
thun und zulaſſen iſt; denn CHriſtus gebeut es
euch/ ich bin eine magd meines HErꝛn. Endlich
macht mich dem Printzen bekant/ auff daß er
moͤge ſeine mutter hoͤren/ und ich ihme einen
ſchoͤnen candirten (e) zuckerſtrauß in die haͤn-
de geben moͤge; wir haben wol achtung zu geben
auff den Fuͤrſten/ und nicht ſo ſchlaͤfferig dahin
zu fahren. Es iſt der tod ſchon wieder gedrohet/
GOTT wolle es zum beſten wenden! was hab
ich fuͤr eine freude an einem todten coͤrper/ wenn
er todt iſt/ kan er GOtt nicht loben.

Zum I. brieff an Anſpach.

(a) Anderswo ſchreibt ſie alſo: Es kam JE-
ſus Chriſtus auf einem groſſen waſſer zu
mir in einem ſchiff/ und ſtellet mir die zwey
ſtaͤdte fuͤr das geſicht/ Onoldsbach und
Weiſſenburg; die zwey ſtaͤdte liegen in dem
groſſen waſſer/ und iſt dickfinſter bey ih-
nen; und der HErr JEſus ſpricht zu mir/
Gehe hin/ und nimm die zwey ſtaͤdte ein/
darnach wirds beſſer mit dir werden/ fuͤrch-
te dich nicht/ es geſchicht dir nichts/ ſpricht
der Sohn GOttes. Und ich gedachte/ wie
ſoll denn ich die zwey ſtaͤdte einnehmen?
Solte ich denn kriegen und ſtreiten? bin ich
doch ein weib; da muſte ich auf den Pre-
dig-ſtuhl gehen/ wurde aber daruͤber in ket-
ten geſchloſſen. Es zeigete mir der HERR
auch einsmal an/ ich ſolle gen Weiſſenburg
gehen/ und dariñen predigen; da ſtunde ich
von meinem bett auf und betet: Ach HErr/
wiltu mich denn zu dieſer ſtadt auch ſchi-
cken/ und ſieheſt und hoͤreſt/ daß mich ja kei-
ner hoͤren will/ weder Anſpach noch Weiſ-
ſenburg. Da kam des HERRN wort
zu mir und ſprach: Siehe/ ich habe dir ein
gewiſſes zeugnis gegeben/ meine worte laß
du dir gewiß ſeyn/ derer ſoltu dich troͤſten/
und meinen namen preiſen; da gehe ich
nach Weiſſenburg/ ſo laſſen ſie mich nicht
in die ſtadt hinein/ und muß den gantzen
tag vor dem thor ſitzen/ und des nachts in
einer bauren-ſcheuren liegen. Jch ginge
darauf in eine Catholiſche ſtadt: und pre-
digte darinnen/ da wurde ich greulich
darinnen geſchlagen/ daß mir das blut vom
kopff auf die erden floß/ daß ich ſehr weine-
te/ und zu GOTT betet/ warum er
mich zu einem ſchmied-amboß gemacht/ daß
ich ſtaͤts muͤſte geſchlagen und geſtoſſen
werden; da kam des HERRN wort zu
mir und ſprach: Bleibe bey deinen zwey
haͤuſern? Sie ſahe im geſicht die Bibel/
und eine leiter/ auf welcher ſie viel kinder hin-
auf fuͤhrete/ in der kirche aber einen hauffen
todtenbeine/ welchen ſie predigen ſolte; bey
der Bibel lagen zwey ſtaͤdte abgebildet/ und
auf dem Pappier darunter geſchrieben:
Das iſt die alte Gerechtigkeit. Die
leiter ſey ſie/ und die todtenbeine die heuti-
gen Chriſten/ die zwey ſtaͤdte Weiſſenburg
und Onoldsbach oder Anſpach. Dieſe zwey
ſtaͤdte vergliche ſie einem fleiſchtopff/ da-
von das untere noch etwas mehr ſaltz haͤt-
[Spaltenumbruch] te/ nemlich Weiſſenburg/ das obere aberJahr
MDC.
biß
MDCC.

Onoldsbach grauſam zu ſtincken anhuͤbe.

(b) Dieweil ſie von der zeit ihres beruffs an/
dem mann nicht mehr beygewohnet/ hat er
unterdeſſen andere verbotene gaͤnge geſu-
chet/ welches ſie in abweſenheit allezeit im
geiſt anſehen muͤſſen/ auch deswegen nach
hauß gegangen/ es oͤffters zu verhindern/
und deswegen etliche mahl uͤbel von ihm
tractirt worden; daher nennt ſie ihn ein vor-
bild der Lutheraner/ als eines thebrecheri-
ſchen volcks/ das dem Pabſt wieder nach-
lauffe/ welche ſie bey Gott zu verſoͤhnen ſuche;
aber ſie wollen/ ſchreibt ſie/ mir nicht glau-
ben/ daß ſie mir mit huͤlff und rath einen
vorſchub thaͤten/ ſo kan ich GOTTes be-
fehl nicht vollkoͤmmlich ausrichten/ und
muß viel gute buß laſſen anſtehen/ daß JE-
ſus Chriſtus boͤß uͤber mich worden iſt/ und
ſpricht der HERR HERR: Du Hu-
re/
warum thuſtu nicht buſſe? da bin ich in
der ehebrecher bette geworffen/ das iſt des
ehebrecheriſchen und abtruͤnnigen volcks
ſuͤnde/ wie die Offenbarung Joh. cap. 2. be-
zeugt. So muß ich ſelbſt aus JESUS
mund eine hure geſcholten ſeyn um meines
abtruͤnnigen volcks willen/ daß ich tag und
nacht ſolte fuͤr GOTT ſtehen in buß und
ſchweren ſeuffzen; aber ich bin keines hun-
des werth bey ihnen geachtet/ darum werde
ich gehindert/ und das iſt meine groͤſte klag.
Abermahl ſpricht der HERR HERR:
Du Sauhirtin/ warum thuſtu nicht buſſe?
Das volck iſt den heerden der ſchweinen
verglichen/ die den tummen ſchweinen und
vieh gleich leben/ und ich zur hirtin und
waͤchterin uͤber ſie geſetzet bin/ ich bin mein
tag keine Sauhirtin geweſen/ aber 30. jahr
her muß ich eine Sauhirtin ſeyn deren/ die
ſich in den ſuͤnden weltzen/ wie die ſchwein
in dem koth/ die doch wollen die beſten
Chriſten ſeyn; alſo ſind heimlicher und
oͤffentlicher ehebruch und greuliche hurerey
bey den vorgeſetzten und alten greiſſen der
Suſanna/ die ſitzen im gericht zu ſcheu der
menſchen/ aber voll hurerey und ehebruch/
mit geitz und rauben der armen/ mit wit-
ben und waͤiſen verſtoſſen/ mit ſtoltz und
groſſem pracht/ falſch ſchweren/ luͤgen/ mein-
eydigkeit/ GOTTes heiligen namen uneh-
ren/ fluchen/ die heilige tauffe mit fuͤſſen
tretten/ wenn etwas beſtaͤttiget und in ei-
nem brieff bekraͤfftiget ſoll werden/ ſo muß
der Teuffel und ſeine helffers-helffer den
ſiegel auf den brieff machen/ ſonſt findets
keinen glauben noch ſtatt mehr. Wenn
man mir nicht hilfft/ ſo laͤſt das ſuͤndi-
ge ſaͤuleben nicht ab; denn ſie warten alle
auf den juͤngſten tag und gericht Gottes/
aber das wird ihnen keine freude bringen.
dann ſie ſind alle nackend im glauben/ ha-
ben kein hochzeitlich kleid an/ und muͤſſen
alle verſtummen fuͤr ihrem Koͤnig JEſus
Chriſtus und obs gleich alle getauffte Chri-
ſten ſind/ ſo iſt es doch bloß ein aͤuſſerlicher
ſchein/ und bloſſe Ceremonie. So ſpricht der
HErꝛ HErꝛ von ſeinem hohē thron: Warum
toben und wuͤten die Heiden ſo/ und fuͤhren
ſo ein vergeblich geſchwaͤtz? Heiden/ Heiden
heiſt ſie der HErꝛ/ und keine Chriſten/ dieweil

ſie ih-
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[268/0280] Th. III. C. XXVII. Von denen geſichten Annaͤ Vetterin. geſchrey. Jch bitte den Herꝛn D. Haͤndel/ daß dieſe ſachen moͤgen foꝛtgeſchicket weꝛden/ damit dieſe ſtuͤck/ deren fuͤnffe ſind/ moͤgen ins werck geſtellet werden/ nehmet euch doch meiner an/ auff daß der befehl moͤge ausgehen/ was zu thun und zulaſſen iſt; denn CHriſtus gebeut es euch/ ich bin eine magd meines HErꝛn. Endlich macht mich dem Printzen bekant/ auff daß er moͤge ſeine mutter hoͤren/ und ich ihme einen ſchoͤnen candirten (e) zuckerſtrauß in die haͤn- de geben moͤge; wir haben wol achtung zu geben auff den Fuͤrſten/ und nicht ſo ſchlaͤfferig dahin zu fahren. Es iſt der tod ſchon wieder gedrohet/ GOTT wolle es zum beſten wenden! was hab ich fuͤr eine freude an einem todten coͤrper/ wenn er todt iſt/ kan er GOtt nicht loben. Jahr MDC. biß MDCC. Zum I. brieff an Anſpach. (a) Anderswo ſchreibt ſie alſo: Es kam JE- ſus Chriſtus auf einem groſſen waſſer zu mir in einem ſchiff/ und ſtellet mir die zwey ſtaͤdte fuͤr das geſicht/ Onoldsbach und Weiſſenburg; die zwey ſtaͤdte liegen in dem groſſen waſſer/ und iſt dickfinſter bey ih- nen; und der HErr JEſus ſpricht zu mir/ Gehe hin/ und nimm die zwey ſtaͤdte ein/ darnach wirds beſſer mit dir werden/ fuͤrch- te dich nicht/ es geſchicht dir nichts/ ſpricht der Sohn GOttes. Und ich gedachte/ wie ſoll denn ich die zwey ſtaͤdte einnehmen? Solte ich denn kriegen und ſtreiten? bin ich doch ein weib; da muſte ich auf den Pre- dig-ſtuhl gehen/ wurde aber daruͤber in ket- ten geſchloſſen. Es zeigete mir der HERR auch einsmal an/ ich ſolle gen Weiſſenburg gehen/ und dariñen predigen; da ſtunde ich von meinem bett auf und betet: Ach HErr/ wiltu mich denn zu dieſer ſtadt auch ſchi- cken/ und ſieheſt und hoͤreſt/ daß mich ja kei- ner hoͤren will/ weder Anſpach noch Weiſ- ſenburg. Da kam des HERRN wort zu mir und ſprach: Siehe/ ich habe dir ein gewiſſes zeugnis gegeben/ meine worte laß du dir gewiß ſeyn/ derer ſoltu dich troͤſten/ und meinen namen preiſen; da gehe ich nach Weiſſenburg/ ſo laſſen ſie mich nicht in die ſtadt hinein/ und muß den gantzen tag vor dem thor ſitzen/ und des nachts in einer bauren-ſcheuren liegen. Jch ginge darauf in eine Catholiſche ſtadt: und pre- digte darinnen/ da wurde ich greulich darinnen geſchlagen/ daß mir das blut vom kopff auf die erden floß/ daß ich ſehr weine- te/ und zu GOTT betet/ warum er mich zu einem ſchmied-amboß gemacht/ daß ich ſtaͤts muͤſte geſchlagen und geſtoſſen werden; da kam des HERRN wort zu mir und ſprach: Bleibe bey deinen zwey haͤuſern? Sie ſahe im geſicht die Bibel/ und eine leiter/ auf welcher ſie viel kinder hin- auf fuͤhrete/ in der kirche aber einen hauffen todtenbeine/ welchen ſie predigen ſolte; bey der Bibel lagen zwey ſtaͤdte abgebildet/ und auf dem Pappier darunter geſchrieben: Das iſt die alte Gerechtigkeit. Die leiter ſey ſie/ und die todtenbeine die heuti- gen Chriſten/ die zwey ſtaͤdte Weiſſenburg und Onoldsbach oder Anſpach. Dieſe zwey ſtaͤdte vergliche ſie einem fleiſchtopff/ da- von das untere noch etwas mehr ſaltz haͤt- te/ nemlich Weiſſenburg/ das obere aber Onoldsbach grauſam zu ſtincken anhuͤbe. Jahr MDC. biß MDCC. (b) Dieweil ſie von der zeit ihres beruffs an/ dem mann nicht mehr beygewohnet/ hat er unterdeſſen andere verbotene gaͤnge geſu- chet/ welches ſie in abweſenheit allezeit im geiſt anſehen muͤſſen/ auch deswegen nach hauß gegangen/ es oͤffters zu verhindern/ und deswegen etliche mahl uͤbel von ihm tractirt worden; daher nennt ſie ihn ein vor- bild der Lutheraner/ als eines thebrecheri- ſchen volcks/ das dem Pabſt wieder nach- lauffe/ welche ſie bey Gott zu verſoͤhnen ſuche; aber ſie wollen/ ſchreibt ſie/ mir nicht glau- ben/ daß ſie mir mit huͤlff und rath einen vorſchub thaͤten/ ſo kan ich GOTTes be- fehl nicht vollkoͤmmlich ausrichten/ und muß viel gute buß laſſen anſtehen/ daß JE- ſus Chriſtus boͤß uͤber mich worden iſt/ und ſpricht der HERR HERR: Du Hu- re/ warum thuſtu nicht buſſe? da bin ich in der ehebrecher bette geworffen/ das iſt des ehebrecheriſchen und abtruͤnnigen volcks ſuͤnde/ wie die Offenbarung Joh. cap. 2. be- zeugt. So muß ich ſelbſt aus JESUS mund eine hure geſcholten ſeyn um meines abtruͤnnigen volcks willen/ daß ich tag und nacht ſolte fuͤr GOTT ſtehen in buß und ſchweren ſeuffzen; aber ich bin keines hun- des werth bey ihnen geachtet/ darum werde ich gehindert/ und das iſt meine groͤſte klag. Abermahl ſpricht der HERR HERR: Du Sauhirtin/ warum thuſtu nicht buſſe? Das volck iſt den heerden der ſchweinen verglichen/ die den tummen ſchweinen und vieh gleich leben/ und ich zur hirtin und waͤchterin uͤber ſie geſetzet bin/ ich bin mein tag keine Sauhirtin geweſen/ aber 30. jahr her muß ich eine Sauhirtin ſeyn deren/ die ſich in den ſuͤnden weltzen/ wie die ſchwein in dem koth/ die doch wollen die beſten Chriſten ſeyn; alſo ſind heimlicher und oͤffentlicher ehebruch und greuliche hurerey bey den vorgeſetzten und alten greiſſen der Suſanna/ die ſitzen im gericht zu ſcheu der menſchen/ aber voll hurerey und ehebruch/ mit geitz und rauben der armen/ mit wit- ben und waͤiſen verſtoſſen/ mit ſtoltz und groſſem pracht/ falſch ſchweren/ luͤgen/ mein- eydigkeit/ GOTTes heiligen namen uneh- ren/ fluchen/ die heilige tauffe mit fuͤſſen tretten/ wenn etwas beſtaͤttiget und in ei- nem brieff bekraͤfftiget ſoll werden/ ſo muß der Teuffel und ſeine helffers-helffer den ſiegel auf den brieff machen/ ſonſt findets keinen glauben noch ſtatt mehr. Wenn man mir nicht hilfft/ ſo laͤſt das ſuͤndi- ge ſaͤuleben nicht ab; denn ſie warten alle auf den juͤngſten tag und gericht Gottes/ aber das wird ihnen keine freude bringen. dann ſie ſind alle nackend im glauben/ ha- ben kein hochzeitlich kleid an/ und muͤſſen alle verſtummen fuͤr ihrem Koͤnig JEſus Chriſtus und obs gleich alle getauffte Chri- ſten ſind/ ſo iſt es doch bloß ein aͤuſſerlicher ſchein/ und bloſſe Ceremonie. So ſpricht der HErꝛ HErꝛ von ſeinem hohē thron: Warum toben und wuͤten die Heiden ſo/ und fuͤhren ſo ein vergeblich geſchwaͤtz? Heiden/ Heiden heiſt ſie der HErꝛ/ und keine Chriſten/ dieweil ſie ih-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/280>, abgerufen am 23.04.2024.