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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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von denen ketzer-geschichten.
[Spaltenumbruch] dig seyn werden. Er weiset anfänglich/ mit
"was vor list der satan die uneinigkeit in die kir-
"che bringe/ und secten anrichte/ die sich unter-
"einander biß auff den tod anfeinden. Er kla-
"get ferner über der menschen nachläßigkeit in
"lesung der H. Schrifft/ und untersuchung der
"wahrheit/ woraus die grosse dummheit und un-
"wissenheit/ falsche meinungen und irrthümer
"erfolgten/ daß die lehrer/ so bald nur jemand
"ein wenig über ihre gesetzte schrancke ausschrei-
"te/ flugs lermen machten/ und über unleidliche
"neuerungen alles mit schreyen/ lästern und
"schelten anfülleten. Da doch/ wenn man al-
"les/ was einen schein der neuerung hat/ ver-
"werffen solte/ die kirche nimmermehr würde
"von irrthümern gereiniget werden. Er berufft
"sich hiebey auff etliche/ unter den Reformirten/
"welche/ wenn einiger mißverstand vorgienge/
"nicht in ihren urtheilen sich übereilten/ sondern
"ein wenig behutsam giengen/ biß man die re-
"den angehört und wol erwogen/ zumal man
"ja auch in dem/ was einmal vor gantz gewiß
"und sicher angenommen/ wol kan betrogen
"seyn/ und selbstirren. Und ob jemand schon
"sagte/ dieses oder jenes wäre eine alte ketzerey
"und vor diesem gnug wiederlegt/ so müsse man
"doch auff solches sagen nicht viel achten/ son-
"dern dencken/ daß die sache zuvor vielleicht
"nicht wol verthädigt seyn möchte/ oder daß
"der teuffel zu selbiger zeit eben auch wol ein ver-
"führer und verwirrer seyn können.

"Ferner erinnert er auch/ daß wenn von et-
"was gestritten wird/ man fleißig untersuche/
"ob selbiges auch einen nutzen bringe/ zu dem
"zweck der Christlichen religion/ welcher da sey;
"daß man glaube/ Jesus sey Christus der
"Sohn GOttes/ und daß man durch den
"glauben das leben haben soll in seinem
"namen
Joh. XX. Wo sie nun nicht dazu dien-
"ten/ so wären sie undütz/ und bestünden nur in ei-
"teln speculationen/ gleich wie alle die lehr-pun-
"cten/ welche in dem von GOtt angewiesenen
"werck keinen nutzen hätten. Wenn aber etwas
"in streit gezogen werde/ so müsse man mit dem/
"welchen man vor irrig hielte/ in aller freundlig-
"keit handeln/ ihn seine worte selbst lassen aus-
"legen/ auch nicht leichtlich unwissenheit/ be-
"trug/ unverschamheit und dergleichen schuld
"geben/ oder etwas sagen oder thun/ das ihn
"möchte kräncken/ und mehr abwendig und
"verbittert machen: Sondern vielmehr dem
"zug der liebe folgen/ welche hier allein herrschen
"solle/ und anweise/ daß man alles zum besten
"kehren müsse. Weiter hin/ da er seinen sinn
von den grund-artickeln entdecket/ welcher
an gedachtem ort gezeiget worden/ discurriret
er weitläufftig wider die blut-urtheile gegen
"die ketzer/ und beweist: daß zwar eine obrig-
"keit möge und solle auch von dem was gestrit-
"ten werde/ erkäntniß einholen/ aber durchaus
"nicht richter seyn über einen/ der sich dem wor-
"te GOttes unterwerffe/ vielweniger gewalt
"wider ihn brauchen/ am allerwenigsten auff
"das urtheil eines andern. Er vermahnet hier-
"auff die lehrer/ daß sie die lehre in gehöriger rei-
"nigkeit halten ohne viel disputirens: Die zu-
"hörer aber/ daß sie wol unterscheiden zwischen
"GOttes wort und zwischen den glossen und
"auslegungen. Daß sie auch die gegenwär-
"tige lehre mit der vorhergehenden offte zu-
[Spaltenumbruch] sammen halten/ nicht mit der/ welche im an-"
fang der Reformation erst eingeführet wor-"
den/ sondern mit der allerersten Apostolischen."
Hiebey wünschet er auch/ daß diejenige frey-"
heit zu weissagen wiederum möchte eingefuh-"
ret werden/ die I. Cor. XIV. beschrieben ist."
Die Synodos oder Concilia, und folglich die"
Consistoria hält er vor kein bequem mittel die"
spaltungen auffzuheben/ so daß man ihnen"
schlecht hin folgen müste. Denn spricht er/"
ist ein Synodus in CHristi namen recht zusam-"
men kommen/ so will ich ihm glauben. Aber"
woher soll ich das wissen? Darum daß sie es"
so sagen? Das kan der allerliederlichste bube"
auch sagen. Dahero kan man niemand zwin-"
gen/ mit solchen urtheilen zu frieden zu seyn."
Er vermahnet ferner die kirchen vorste-"
her/ daß sie in ihren Censuren mit liebe ohne"
störrigkeit/ trutz und herrsucht verfahren/"
nicht wie jener/ der an seine thür geschrieben"
gehabt: Niemand komme hierein/ der"
nicht von mir lernen will!
Welcher sich"
eingebildet hatte/ er hätte den baum des er-"
käntnisses gantz alleine auffgegessen."

Num. IV.

Von denen Symbolischen Büchern schreibet
gedachter Acontius ferner daselbst: Daß zwar"
bekäntnisse an sich selbst nicht zu verwerffen/"
wann sie nur die vornehmsten Hauptstücke des"
Christenthums vortrügen/ aber jemand zu"
dringen/ und einander daran zu binden/ sey"
nicht gut/ viel weniger sey es Christlich/ daß"
man jemand mit vielen fragen presse und zwin-"
ge/ seine meinung von diesen und jenen zu offen-"
baren/ welches eine tyranney sey/ die man un-"
ter dem namen der guten Kirchen-ordnun-"
gen bedecke. Wo man auch die angefan-"
gene besserung nicht alsbald wieder wolle"
vernichten/ so dürffe man ja keine Gesetze"
machen/ die Gewissen immer mehr zu ver-"
stricken. Endlich schleust er mit diesen ernst-"
lichen worten: Wehe euch/ die ihr um ei-
teler ehre willen/ und damit ihr scheinet
gelehrt zu seyn/ oder aus grosser
curiosi-
tät nimmermehr aufhöret/ zwistigkei-
ten/
disputiren und spaltungen auszu-
streuen! Wehe euch/ die ihr eurem haß/
neid und groll den zaum lasset/ und euch
selbst bey ehren zu behalten/ den zanck
nicht allein nicht hemmet- und stillet/
sondern auch die Gemüther je mehr und
mehr entrüstet/ und alle die streitigkei-
ten unsterblich machet! Wehe euch/ die
ihr entweder aus verkehrtem oder auch
leichtsinnigem gemüth solche wichtige
dinge nicht ehrerbietig handelt/ noch
zuvor wol erweget/ was ihr thut/ und
also alles mit anstoß und ärgernissen
erfüllet! Wehe euch/ die ihr auf nichts
anders sehet/ als daß ihr bey den Men-
schen als Götter geachtet werdet/ eure
Brüder verachtet/ betrübet/ drucket/ ü-
ber ihre Gewissen herrschet/ und also das
reich des Teuffels weiter verbollwercket
und verpallisadiret. Weh/ sage ich/ weh!
weh! was greuliche Straffen hangen
euch über eurem Haupt auf jenem Tag!
Jch rede diese dinge nicht allein zu den
Römischen Päbsten/ Cardinälen und an-
dern dergleichen; sondern ich spreche die

an/
A. K. H. Vierter Theil. B

von denen ketzer-geſchichten.
[Spaltenumbruch] dig ſeyn werden. Er weiſet anfaͤnglich/ mit
„was vor liſt der ſatan die uneinigkeit in die kir-
„che bringe/ und ſecten anrichte/ die ſich unter-
„einander biß auff den tod anfeinden. Er kla-
„get ferner uͤber der menſchen nachlaͤßigkeit in
„leſung der H. Schrifft/ und unterſuchung der
„wahrheit/ woraus die groſſe dum̃heit und un-
„wiſſenheit/ falſche meinungen und irꝛthuͤmer
„erfolgten/ daß die lehrer/ ſo bald nur jemand
„ein wenig uͤber ihre geſetzte ſchranckē ausſchrei-
„te/ flugs lermen machten/ und uͤber unleidliche
„neuerungen alles mit ſchreyen/ laͤſtern und
„ſchelten anfuͤlleten. Da doch/ wenn man al-
„les/ was einen ſchein der neuerung hat/ ver-
„werffen ſolte/ die kirche nimmermehr wuͤrde
„von irꝛthuͤmern gereiniget werden. Er berufft
„ſich hiebey auff etliche/ unter den Reformirten/
„welche/ wenn einiger mißverſtand vorgienge/
„nicht in ihren urtheilen ſich uͤbereilten/ ſondern
„ein wenig behutſam giengen/ biß man die re-
„den angehoͤrt und wol erwogen/ zumal man
„ja auch in dem/ was einmal vor gantz gewiß
„und ſicher angenommen/ wol kan betrogen
„ſeyn/ und ſelbſtirren. Und ob jemand ſchon
„ſagte/ dieſes oder jenes waͤre eine alte ketzerey
„und vor dieſem gnug wiederlegt/ ſo muͤſſe man
„doch auff ſolches ſagen nicht viel achten/ ſon-
„dern dencken/ daß die ſache zuvor vielleicht
„nicht wol verthaͤdigt ſeyn moͤchte/ oder daß
„der teuffel zu ſelbiger zeit eben auch wol ein ver-
„fuͤhrer und verwirrer ſeyn koͤnnen.

„Ferner erinnert er auch/ daß wenn von et-
„was geſtritten wird/ man fleißig unterſuche/
„ob ſelbiges auch einen nutzen bringe/ zu dem
„zweck der Chriſtlichen religion/ welcher da ſey;
daß man glaube/ Jeſus ſey Chriſtus der
„Sohn GOttes/ und daß man durch den
„glauben das leben haben ſoll in ſeinem
„namen
Joh. XX. Wo ſie nun nicht dazu dien-
„ten/ ſo waͤren ſie uñuͤtz/ und beſtuͤnden nur in ei-
„teln ſpeculationen/ gleich wie alle die lehr-pun-
„cten/ welche in dem von GOtt angewieſenen
„werck keinen nutzen haͤtten. Wenn aber etwas
„in ſtreit gezogen werde/ ſo muͤſſe man mit dem/
„welchen man vor irrig hielte/ in aller freundlig-
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„legen/ auch nicht leichtlich unwiſſenheit/ be-
„trug/ unverſchamheit und dergleichen ſchuld
„geben/ oder etwas ſagen oder thun/ das ihn
„moͤchte kraͤncken/ und mehr abwendig und
„verbittert machen: Sondern vielmehr dem
„zug der liebe folgen/ welche hier allein herꝛſchen
„ſolle/ und anweiſe/ daß man alles zum beſten
„kehren muͤſſe. Weiter hin/ da er ſeinen ſinn
von den grund-artickeln entdecket/ welcher
an gedachtem ort gezeiget worden/ diſcurriret
er weitlaͤufftig wider die blut-urtheile gegen
„die ketzer/ und beweiſt: daß zwar eine obrig-
„keit moͤge und ſolle auch von dem was geſtrit-
„ten werde/ erkaͤntniß einholen/ aber durchaus
„nicht richter ſeyn uͤber einen/ der ſich dem wor-
„te GOttes unterwerffe/ vielweniger gewalt
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„das urtheil eines andern. Er vermahnet hier-
„auff die lehrer/ daß ſie die lehre in gehoͤriger rei-
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„hoͤrer aber/ daß ſie wol unterſcheiden zwiſchen
„GOttes wort und zwiſchen den gloſſen und
„auslegungen. Daß ſie auch die gegenwaͤr-
„tige lehre mit der vorhergehenden offte zu-
[Spaltenumbruch] ſammen halten/ nicht mit der/ welche im an-“
fang der Reformation erſt eingefuͤhret wor-“
den/ ſondern mit der allererſten Apoſtoliſchen.“
Hiebey wuͤnſchet er auch/ daß diejenige frey-“
heit zu weiſſagen wiederum moͤchte eingefuh-“
ret werden/ die I. Cor. XIV. beſchrieben iſt.“
Die Synodos oder Concilia, und folglich die“
Conſiſtoria haͤlt er vor kein bequem mittel die“
ſpaltungen auffzuheben/ ſo daß man ihnen“
ſchlecht hin folgen muͤſte. Denn ſpricht er/“
iſt ein Synodus in CHriſti namen recht zuſam-“
men kommen/ ſo will ich ihm glauben. Aber“
woher ſoll ich das wiſſen? Darum daß ſie es“
ſo ſagen? Das kan der allerliederlichſte bube“
auch ſagen. Dahero kan man niemand zwin-“
gen/ mit ſolchen urtheilen zu frieden zu ſeyn.“
Er vermahnet ferner die kirchen vorſte-“
her/ daß ſie in ihren Cenſuren mit liebe ohne“
ſtoͤrrigkeit/ trutz und herrſucht verfahren/“
nicht wie jener/ der an ſeine thuͤr geſchrieben“
gehabt: Niemand komme hierein/ der“
nicht von mir lernen will!
Welcher ſich“
eingebildet hatte/ er haͤtte den baum des er-“
kaͤntniſſes gantz alleine auffgegeſſen.‟

Num. IV.

Von denen Symboliſchen Buͤchern ſchreibet
gedachter Acontius ferner daſelbſt: Daß zwar“
bekaͤntniſſe an ſich ſelbſt nicht zu verwerffen/“
wann ſie nur die vornehmſten Hauptſtuͤcke des“
Chriſtenthums vortruͤgen/ aber jemand zu“
dringen/ und einander daran zu binden/ ſey“
nicht gut/ viel weniger ſey es Chriſtlich/ daß“
man jemand mit vielen fragen preſſe uñ zwin-“
ge/ ſeine meinung von dieſen uñ jenen zu offen-“
baren/ welches eine tyranney ſey/ die man un-“
ter dem namen der guten Kirchen-ordnun-“
gen bedecke. Wo man auch die angefan-“
gene beſſerung nicht alsbald wieder wolle“
vernichten/ ſo duͤrffe man ja keine Geſetze“
machen/ die Gewiſſen immer mehr zu ver-“
ſtricken. Endlich ſchleuſt er mit dieſen ernſt-“
lichen worten: Wehe euch/ die ihr um ei-
teler ehre willen/ und damit ihr ſcheinet
gelehrt zu ſeyn/ oder aus groſſer
curioſi-
taͤt nimmermehr aufhoͤret/ zwiſtigkei-
ten/
diſputiren und ſpaltungen auszu-
ſtreuen! Wehe euch/ die ihr eurem haß/
neid und groll den zaum laſſet/ und euch
ſelbſt bey ehren zu behalten/ den zanck
nicht allein nicht hemmet- und ſtillet/
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mehr entruͤſtet/ und alle die ſtreitigkei-
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ihr entweder aus verkehrtem oder auch
leichtſinnigem gemuͤth ſolche wichtige
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zuvor wol erweget/ was ihr thut/ und
alſo alles mit anſtoß und aͤrgerniſſen
erfuͤllet! Wehe euch/ die ihr auf nichts
anders ſehet/ als daß ihr bey den Men-
ſchen als Goͤtter geachtet werdet/ eure
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ber ihre Gewiſſen herrſchet/ und alſo das
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und verpalliſadiret. Weh/ ſage ich/ weh!
weh! was greuliche Straffen hangen
euch uͤber eurem Haupt auf jenem Tag!
Jch rede dieſe dinge nicht allein zu den
Roͤmiſchen Paͤbſten/ Cardinaͤlen und an-
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an/
A. K. H. Vierter Theil. B
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[9/0305] von denen ketzer-geſchichten. dig ſeyn werden. Er weiſet anfaͤnglich/ mit „was vor liſt der ſatan die uneinigkeit in die kir- „che bringe/ und ſecten anrichte/ die ſich unter- „einander biß auff den tod anfeinden. Er kla- „get ferner uͤber der menſchen nachlaͤßigkeit in „leſung der H. Schrifft/ und unterſuchung der „wahrheit/ woraus die groſſe dum̃heit und un- „wiſſenheit/ falſche meinungen und irꝛthuͤmer „erfolgten/ daß die lehrer/ ſo bald nur jemand „ein wenig uͤber ihre geſetzte ſchranckē ausſchrei- „te/ flugs lermen machten/ und uͤber unleidliche „neuerungen alles mit ſchreyen/ laͤſtern und „ſchelten anfuͤlleten. Da doch/ wenn man al- „les/ was einen ſchein der neuerung hat/ ver- „werffen ſolte/ die kirche nimmermehr wuͤrde „von irꝛthuͤmern gereiniget werden. Er berufft „ſich hiebey auff etliche/ unter den Reformirten/ „welche/ wenn einiger mißverſtand vorgienge/ „nicht in ihren urtheilen ſich uͤbereilten/ ſondern „ein wenig behutſam giengen/ biß man die re- „den angehoͤrt und wol erwogen/ zumal man „ja auch in dem/ was einmal vor gantz gewiß „und ſicher angenommen/ wol kan betrogen „ſeyn/ und ſelbſtirren. Und ob jemand ſchon „ſagte/ dieſes oder jenes waͤre eine alte ketzerey „und vor dieſem gnug wiederlegt/ ſo muͤſſe man „doch auff ſolches ſagen nicht viel achten/ ſon- „dern dencken/ daß die ſache zuvor vielleicht „nicht wol verthaͤdigt ſeyn moͤchte/ oder daß „der teuffel zu ſelbiger zeit eben auch wol ein ver- „fuͤhrer und verwirrer ſeyn koͤnnen. „Ferner erinnert er auch/ daß wenn von et- „was geſtritten wird/ man fleißig unterſuche/ „ob ſelbiges auch einen nutzen bringe/ zu dem „zweck der Chriſtlichen religion/ welcher da ſey; „daß man glaube/ Jeſus ſey Chriſtus der „Sohn GOttes/ und daß man durch den „glauben das leben haben ſoll in ſeinem „namen Joh. XX. Wo ſie nun nicht dazu dien- „ten/ ſo waͤren ſie uñuͤtz/ und beſtuͤnden nur in ei- „teln ſpeculationen/ gleich wie alle die lehr-pun- „cten/ welche in dem von GOtt angewieſenen „werck keinen nutzen haͤtten. Wenn aber etwas „in ſtreit gezogen werde/ ſo muͤſſe man mit dem/ „welchen man vor irrig hielte/ in aller freundlig- „keit handeln/ ihn ſeine worte ſelbſt laſſen aus- „legen/ auch nicht leichtlich unwiſſenheit/ be- „trug/ unverſchamheit und dergleichen ſchuld „geben/ oder etwas ſagen oder thun/ das ihn „moͤchte kraͤncken/ und mehr abwendig und „verbittert machen: Sondern vielmehr dem „zug der liebe folgen/ welche hier allein herꝛſchen „ſolle/ und anweiſe/ daß man alles zum beſten „kehren muͤſſe. Weiter hin/ da er ſeinen ſinn von den grund-artickeln entdecket/ welcher an gedachtem ort gezeiget worden/ diſcurriret er weitlaͤufftig wider die blut-urtheile gegen „die ketzer/ und beweiſt: daß zwar eine obrig- „keit moͤge und ſolle auch von dem was geſtrit- „ten werde/ erkaͤntniß einholen/ aber durchaus „nicht richter ſeyn uͤber einen/ der ſich dem wor- „te GOttes unterwerffe/ vielweniger gewalt „wider ihn brauchen/ am allerwenigſten auff „das urtheil eines andern. Er vermahnet hier- „auff die lehrer/ daß ſie die lehre in gehoͤriger rei- „nigkeit halten ohne viel diſputirens: Die zu- „hoͤrer aber/ daß ſie wol unterſcheiden zwiſchen „GOttes wort und zwiſchen den gloſſen und „auslegungen. Daß ſie auch die gegenwaͤr- „tige lehre mit der vorhergehenden offte zu- ſammen halten/ nicht mit der/ welche im an-“ fang der Reformation erſt eingefuͤhret wor-“ den/ ſondern mit der allererſten Apoſtoliſchen.“ Hiebey wuͤnſchet er auch/ daß diejenige frey-“ heit zu weiſſagen wiederum moͤchte eingefuh-“ ret werden/ die I. Cor. XIV. beſchrieben iſt.“ Die Synodos oder Concilia, und folglich die“ Conſiſtoria haͤlt er vor kein bequem mittel die“ ſpaltungen auffzuheben/ ſo daß man ihnen“ ſchlecht hin folgen muͤſte. Denn ſpricht er/“ iſt ein Synodus in CHriſti namen recht zuſam-“ men kommen/ ſo will ich ihm glauben. Aber“ woher ſoll ich das wiſſen? Darum daß ſie es“ ſo ſagen? Das kan der allerliederlichſte bube“ auch ſagen. Dahero kan man niemand zwin-“ gen/ mit ſolchen urtheilen zu frieden zu ſeyn.“ Er vermahnet ferner die kirchen vorſte-“ her/ daß ſie in ihren Cenſuren mit liebe ohne“ ſtoͤrrigkeit/ trutz und herrſucht verfahren/“ nicht wie jener/ der an ſeine thuͤr geſchrieben“ gehabt: Niemand komme hierein/ der“ nicht von mir lernen will! Welcher ſich“ eingebildet hatte/ er haͤtte den baum des er-“ kaͤntniſſes gantz alleine auffgegeſſen.‟ Num. IV. Von denen Symboliſchen Buͤchern ſchreibet gedachter Acontius ferner daſelbſt: Daß zwar“ bekaͤntniſſe an ſich ſelbſt nicht zu verwerffen/“ wann ſie nur die vornehmſten Hauptſtuͤcke des“ Chriſtenthums vortruͤgen/ aber jemand zu“ dringen/ und einander daran zu binden/ ſey“ nicht gut/ viel weniger ſey es Chriſtlich/ daß“ man jemand mit vielen fragen preſſe uñ zwin-“ ge/ ſeine meinung von dieſen uñ jenen zu offen-“ baren/ welches eine tyranney ſey/ die man un-“ ter dem namen der guten Kirchen-ordnun-“ gen bedecke. Wo man auch die angefan-“ gene beſſerung nicht alsbald wieder wolle“ vernichten/ ſo duͤrffe man ja keine Geſetze“ machen/ die Gewiſſen immer mehr zu ver-“ ſtricken. Endlich ſchleuſt er mit dieſen ernſt-“ lichen worten: Wehe euch/ die ihr um ei- teler ehre willen/ und damit ihr ſcheinet gelehrt zu ſeyn/ oder aus groſſer curioſi- taͤt nimmermehr aufhoͤret/ zwiſtigkei- ten/ diſputiren und ſpaltungen auszu- ſtreuen! Wehe euch/ die ihr eurem haß/ neid und groll den zaum laſſet/ und euch ſelbſt bey ehren zu behalten/ den zanck nicht allein nicht hemmet- und ſtillet/ ſondern auch die Gemuͤther je mehr und mehr entruͤſtet/ und alle die ſtreitigkei- ten unſterblich machet! Wehe euch/ die ihr entweder aus verkehrtem oder auch leichtſinnigem gemuͤth ſolche wichtige dinge nicht ehrerbietig handelt/ noch zuvor wol erweget/ was ihr thut/ und alſo alles mit anſtoß und aͤrgerniſſen erfuͤllet! Wehe euch/ die ihr auf nichts anders ſehet/ als daß ihr bey den Men- ſchen als Goͤtter geachtet werdet/ eure Bruͤder verachtet/ betruͤbet/ drucket/ uͤ- ber ihre Gewiſſen herrſchet/ und alſo das reich des Teuffels weiter verbollwercket und verpalliſadiret. Weh/ ſage ich/ weh! weh! was greuliche Straffen hangen euch uͤber eurem Haupt auf jenem Tag! Jch rede dieſe dinge nicht allein zu den Roͤmiſchen Paͤbſten/ Cardinaͤlen und an- dern dergleichen; ſondern ich ſpreche die an/ A. K. H. Vierter Theil. B

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/305>, abgerufen am 28.03.2024.