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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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von denen ketzer-geschichten.
[Spaltenumbruch] man weiß/ daß die schafe von den wölffen/ aber
nicht die wölffe von den schafen leiden.

Deß 10. Hauptstücks.

Daß auch die Heiden keine verneue-
rung der alten religion wolten zulassen.

Antwort.

Jst das euer recht ernster/ beständiger be-
weiß? Die Heiden/ so falsche GOttes-dienste
hatten/ litten in einem Lande nicht zwey religi-
onen/ darum gebühret uns Romanisten/ die der
Heiden/ und nicht CHristi nachfolger sind/
auch nicht zwey religionen zu dulden. Leidet
ihr das/ daß ihr Heiden und nicht CHristen
seyd/ so solte man nicht übel von euch schliessen.
Doch euer geschwätz ist unwahrheit/ nicht al-
lein von den Heiden in voriger zeit/ sondern
auch nun zu unsrer zeit. Denn der grosse Tür-
cke/ der allzuwol kan über uns herrschen/ leidet
auch Christen und Juden. Aus unwahr-
haffter vorstellung ziehet man keinen warhaften
schluß. Aber warum soll man nicht mehr denn eine
religion im land leiden? Aus furcht vor Christi/
oder des Käysers/ oder Pabsts oder anderer welt-
lichen Fürsten Reichs verringerung? Wider
CHristi reich vermögen auch die höllen-pforten
nichts. So hindert noch vermindert keine
wahre religion/ sondern sie ehret und vermehret
alle weltliche reiche der Fürsten/ die sich nicht mit
gewalt wider die wahrheit setzen.

Aber sind auch die andern religionen falsch/
die zugelassen wollen seyn. Was könt ihr da-
für/ habt ihr die wahre/ doch ohne einige furcht?
Jst GOtt mit euch/ wer mag wider euch seyn/
wider CHristum und die seinen/ welcher rede
bestehet in leiden und meiden/ nicht andere zu
bestreiten? Diß sucht ihr/ aber nicht das leiden.
Das mühselige streiten in der welt möchtet ihr
gerne meiden/ so wol hier in der welt ruhe zu ha-
ben/ als hernach mit CHristo sich freuen. Hier/
nemlich in dieser welt nicht CHristi fried zu ha-
ben/ ist Lipsius mit euch gäntzlich eins/ denn der
hält mit euch das alte vor ärger; als wäre das
neue auch besser/ und viel besser vor das gemei-
ne beste. Wessen denn? des himmlischen
Königes? Nein/ sondern der irrdischen könige
bestes/ das achtet man am meisten/ das suchet
man am meisten/ das hat auch die meisten an-
hänger. Solches solte wol mit euch bey den
und allen euren gesellen auch der teuffel selbst
vor besser halten/ seinen tyrannischen sitz fried-
lich inne zubehalten in den alten Heidnischen
abgöttischen götzen-diensten/ ja nicht aber zu
verneuren in den wahren GOttes-dienst Chri-
sti. Und das hielten die Atheniensische götzen-
diener auch vor besser erst wider Socratem, dar-
nach wieder Paulum. Und das finden auch
vor sich besser die leichtfertigen fledermäuse/
denn daß sie vor der sonnen ankunfft aus ihrer
blinden ruhe müsten aus ihren löchern wandern.

Des 11. hauptstücks.

Durch diese furcht entstunden auch
der Christen erste verfolgungen/ weil
ihre verfolger meineten/ daß unterschied-
liche Gottes-dienste nicht müsten zuge-
lassen werden ohne des gemeinen bestens
aufruhr und grossen schaden?

Antwort:

Das ist aber wol wahrheit. Wer waren
aber die Verfolger? die Bischöffe und Pha-
riseer/ sagt ihr: also/ wer die Verfolgte? Chri-
[Spaltenumbruch] stus selber (Joh. XI.) und seine Apostel (Ap.
Gesch. IV. VI. XVII. XIIX. XIX.) welche (wie
auch Christus) beschuldiget wurden/ als Ver-
störer des gemeinen bestens. Das sagt ihr
fein selbst/ und das mit wahrheit. Wem folgt
ihr nun hierinnen mit dem euren nach? Den
verfolgenden Bischöffen und Phariseern/ oder
dem verfolgten Christo mit seinen Aposteln?
Mit nichten diesen letzten/ sondern den erstbe-
nanten. O Christ-mörderische/ O Apostel-
mordende Bischöffe und Phariseer! Hier rufft
recht der Gukuk seinen eignen namen aus/ und
so meldet ihr fein selbst öffentlich/ daß ihr Cai-
phass
e und Phariseer seyd. Meinet ihr auch/
daß der alte Fuchs mit seinen rothen Füchsen/
den blutigen Cardinälen/ euch ein Bisthum
solle schencken/ darum daß ihr Bileam gleich
thut/ und die wahrheit sagt? Wer sind
nun die Pilati in diesem blutspiel? Die Käy-
ser/ so wol Heidnische als Christliche genante/
die fürchten sich eben wie Pilatus durch ein-
geben eurer abgöttischen und Phariseischen
Pfaffen vor aufruhr der wahren Christen;
wiewol diese unschuldig/ auch keine aufrührer/
sondern den weltlichen Gesetzen gehorsam sind.
Dergleichen unnöthige furcht habt ihr Leute
auch/ die ihr mit den alten Phariseern auch
eure ehre/ stand und staat fürchtet zu verlieh-
ren/ dessen sich eure Fürsten auch mit befürch-
ten von den unschuldigen Christen oder un-
schuldigen betriegern/ die ihr so furchtsam übel
tractiret mit brennen und abschneiden/ daß euch
die furcht der verachtung/ schadens und verder-
bens hier und anderweit überall trifft/ und gantz
Europa beginnet mit lauter furcht zu drohen.

Jn diesem gantzen Hauptstück finde ich
nichts zu straffen (denn es ist lauter wahrheit)
als daß ihr gar wol habet mögen hinzu setzen
alle sondere vermahnungen an die weltlichen
Oberherren: O ihr Käyser/ Könige und Für-
sten/ (hier habt ihr gar Lipsium zu einem Ge-
sellen bekommen als der sich selbst mit seinem
Rath bloß gegeben hat) die ihr eure Reiche
verlanget zu vermehren und geruhig zu besi-
tzen/ folgt ihr hierin eurem Pilato nach/ wie
diese den Jüdischen Bischöffen und Phariseern/
und die neue den alten Bischöffen und Phari-
seern nachfolgen/ die liessen Christo nichts zu/
weil er andere/ und nicht die Mosaische cere-
moni
en und neue aufsätze an statt der alten
einbrachte; noch auch Christi Jüngern/ die ei-
nen andern und unbekanten Gott/ nemlich Chri-
stum/ aber nicht Mosen predigten. Solches
haben auch/ nebst Pilato/ aus furcht vor verän-
derung der Reiche/ viele vernünfftige Heidnische
und alle gottsfürchtige Christliche genante Käy-
ser nicht geduldet/ sondern verfolgten mit feuer
und schwerdt solche verneurer und verstörer der
Reiche. Solches vermahnet/ ruffet und leh-
ret/ es sey zu rechter zeit oder zur unzeit/ mit
mir alle ihr gelehrte Mit-diener des Heiligen
Römischen und Catholischen Reichs/ und du
hochgelehrter Justus Lipsius auch mit/ ob schon
einer oder dr andere recht klugscheinende un-
sere vorgeschriebene weise oder unterweisung
unrecht verstehen und wenig achten/ ja verach-
ten möchte. Der gröste sich klug-dünckende
hauffe wirds hoch achten/ ja vor Göttliche
weisheit halten/ und um ihrer Reiche nutzens
willen so wol weißlich als begierlich folgen.

Diese
A. K. H. Vierter Theil. D

von denen ketzer-geſchichten.
[Spaltenumbruch] man weiß/ daß die ſchafe von den woͤlffen/ aber
nicht die woͤlffe von den ſchafen leiden.

Deß 10. Hauptſtuͤcks.

Daß auch die Heiden keine verneue-
rung der alten religion wolten zulaſſen.

Antwort.

Jſt das euer recht ernſter/ beſtaͤndiger be-
weiß? Die Heiden/ ſo falſche GOttes-dienſte
hatten/ litten in einem Lande nicht zwey religi-
onen/ darum gebuͤhret uns Romaniſten/ die der
Heiden/ und nicht CHriſti nachfolger ſind/
auch nicht zwey religionen zu dulden. Leidet
ihr das/ daß ihr Heiden und nicht CHriſten
ſeyd/ ſo ſolte man nicht uͤbel von euch ſchlieſſen.
Doch euer geſchwaͤtz iſt unwahrheit/ nicht al-
lein von den Heiden in voriger zeit/ ſondern
auch nun zu unſrer zeit. Denn der groſſe Tuͤr-
cke/ der allzuwol kan uͤber uns herꝛſchen/ leidet
auch Chriſten und Juden. Aus unwahr-
haffter vorſtellung ziehet man keinen warhaften
ſchluß. Aber warum ſoll man nicht mehr deñ eine
religion im land leiden? Aus furcht vor Chriſti/
odeꝛ des Kaͤyſers/ odeꝛ Pabſts oder anderer welt-
lichen Fuͤrſten Reichs verringerung? Wider
CHriſti reich vermoͤgen auch die hoͤllen-pforten
nichts. So hindert noch vermindert keine
wahre religion/ ſondern ſie ehret und vermehret
alle weltliche reiche der Fuͤrſten/ die ſich nicht mit
gewalt wider die wahrheit ſetzen.

Aber ſind auch die andern religionen falſch/
die zugelaſſen wollen ſeyn. Was koͤnt ihr da-
fuͤr/ habt ihr die wahre/ doch ohne einige furcht?
Jſt GOtt mit euch/ wer mag wider euch ſeyn/
wider CHriſtum und die ſeinen/ welcher rede
beſtehet in leiden und meiden/ nicht andere zu
beſtreiten? Diß ſucht ihr/ aber nicht das leiden.
Das muͤhſelige ſtreiten in der welt moͤchtet ihr
gerne meiden/ ſo wol hier in der welt ruhe zu ha-
ben/ als hernach mit CHriſto ſich freuen. Hier/
nemlich in dieſer welt nicht CHriſti fried zu ha-
ben/ iſt Lipſius mit euch gaͤntzlich eins/ denn der
haͤlt mit euch das alte vor aͤrger; als waͤre das
neue auch beſſer/ und viel beſſer vor das gemei-
ne beſte. Weſſen denn? des himmliſchen
Koͤniges? Nein/ ſondern der irꝛdiſchen koͤnige
beſtes/ das achtet man am meiſten/ das ſuchet
man am meiſten/ das hat auch die meiſten an-
haͤnger. Solches ſolte wol mit euch bey den
und allen euren geſellen auch der teuffel ſelbſt
vor beſſer halten/ ſeinen tyranniſchen ſitz fried-
lich inne zubehalten in den alten Heidniſchen
abgoͤttiſchen goͤtzen-dienſten/ ja nicht aber zu
verneuren in den wahren GOttes-dienſt Chri-
ſti. Und das hielten die Athenienſiſche goͤtzen-
diener auch vor beſſer erſt wider Socratem, dar-
nach wieder Paulum. Und das finden auch
vor ſich beſſer die leichtfertigen fledermaͤuſe/
denn daß ſie vor der ſonnen ankunfft aus ihrer
blinden ruhe muͤſten aus ihꝛen loͤcheꝛn wandeꝛn.

Des 11. hauptſtuͤcks.

Durch dieſe furcht entſtunden auch
der Chriſten erſte verfolgungen/ weil
ihre verfolger meineten/ daß unterſchied-
liche Gottes-dienſte nicht muͤſten zuge-
laſſen werden ohne des gemeinen beſtens
aufruhr und groſſen ſchaden?

Antwort:

Das iſt aber wol wahrheit. Wer waren
aber die Verfolger? die Biſchoͤffe und Pha-
riſeer/ ſagt ihr: alſo/ wer die Verfolgte? Chri-
[Spaltenumbruch] ſtus ſelber (Joh. XI.) und ſeine Apoſtel (Ap.
Geſch. IV. VI. XVII. XIIX. XIX.) welche (wie
auch Chriſtus) beſchuldiget wurden/ als Ver-
ſtoͤrer des gemeinen beſtens. Das ſagt ihr
fein ſelbſt/ und das mit wahrheit. Wem folgt
ihr nun hierinnen mit dem euren nach? Den
verfolgenden Biſchoͤffen und Phariſeern/ oder
dem verfolgten Chriſto mit ſeinen Apoſteln?
Mit nichten dieſen letzten/ ſondern den erſtbe-
nanten. O Chriſt-moͤrderiſche/ O Apoſtel-
mordende Biſchoͤffe und Phariſeer! Hier rufft
recht der Gukuk ſeinen eignen namen aus/ und
ſo meldet ihr fein ſelbſt oͤffentlich/ daß ihr Cai-
phaſſ
e und Phariſeer ſeyd. Meinet ihr auch/
daß der alte Fuchs mit ſeinen rothen Fuͤchſen/
den blutigen Cardinaͤlen/ euch ein Biſthum
ſolle ſchencken/ darum daß ihr Bileam gleich
thut/ und die wahrheit ſagt? Wer ſind
nun die Pilati in dieſem blutſpiel? Die Kaͤy-
ſer/ ſo wol Heidniſche als Chriſtliche genante/
die fuͤrchten ſich eben wie Pilatus durch ein-
geben eurer abgoͤttiſchen und Phariſeiſchen
Pfaffen vor aufruhr der wahren Chriſten;
wiewol dieſe unſchuldig/ auch keine aufruͤhrer/
ſondern den weltlichen Geſetzen gehorſam ſind.
Dergleichen unnoͤthige furcht habt ihr Leute
auch/ die ihr mit den alten Phariſeern auch
eure ehre/ ſtand und ſtaat fuͤrchtet zu verlieh-
ren/ deſſen ſich eure Fuͤrſten auch mit befuͤrch-
ten von den unſchuldigen Chriſten oder un-
ſchuldigen betriegern/ die ihr ſo furchtſam uͤbel
tractiret mit brennen und abſchneiden/ daß euch
die furcht der verachtung/ ſchadens und verder-
bens hier und anderweit uͤberall trifft/ und gantz
Europa beginnet mit lauter furcht zu drohen.

Jn dieſem gantzen Hauptſtuͤck finde ich
nichts zu ſtraffen (denn es iſt lauter wahrheit)
als daß ihr gar wol habet moͤgen hinzu ſetzen
alle ſondere vermahnungen an die weltlichen
Oberherren: O ihr Kaͤyſer/ Koͤnige und Fuͤr-
ſten/ (hier habt ihr gar Lipſium zu einem Ge-
ſellen bekommen als der ſich ſelbſt mit ſeinem
Rath bloß gegeben hat) die ihr eure Reiche
verlanget zu vermehren und geruhig zu beſi-
tzen/ folgt ihr hierin eurem Pilato nach/ wie
dieſe den Juͤdiſchen Biſchoͤffen und Phariſeern/
und die neue den alten Biſchoͤffen und Phari-
ſeern nachfolgen/ die lieſſen Chriſto nichts zu/
weil er andere/ und nicht die Moſaiſche cere-
moni
en und neue aufſaͤtze an ſtatt der alten
einbrachte; noch auch Chriſti Juͤngern/ die ei-
nen andern und unbekanten Gott/ nemlich Chri-
ſtum/ aber nicht Moſen predigten. Solches
haben auch/ nebſt Pilato/ aus furcht vor veraͤn-
derung der Reiche/ viele vernuͤnfftige Heidniſche
uñ alle gottsfuͤrchtige Chriſtliche genante Kaͤy-
ſer nicht geduldet/ ſondern verfolgten mit feuer
und ſchwerdt ſolche verneurer und verſtoͤrer der
Reiche. Solches vermahnet/ ruffet und leh-
ret/ es ſey zu rechter zeit oder zur unzeit/ mit
mir alle ihr gelehrte Mit-diener des Heiligen
Roͤmiſchen und Catholiſchen Reichs/ und du
hochgelehrter Juſtus Lipſius auch mit/ ob ſchon
einer oder dr andere recht klugſcheinende un-
ſere vorgeſchriebene weiſe oder unterweiſung
unrecht verſtehen und wenig achten/ ja verach-
ten moͤchte. Der groͤſte ſich klug-duͤnckende
hauffe wirds hoch achten/ ja vor Goͤttliche
weisheit halten/ und um ihrer Reiche nutzens
willen ſo wol weißlich als begierlich folgen.

Dieſe
A. K. H. Vierter Theil. D
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[25/0321] von denen ketzer-geſchichten. man weiß/ daß die ſchafe von den woͤlffen/ aber nicht die woͤlffe von den ſchafen leiden. Deß 10. Hauptſtuͤcks. Daß auch die Heiden keine verneue- rung der alten religion wolten zulaſſen. Antwort. Jſt das euer recht ernſter/ beſtaͤndiger be- weiß? Die Heiden/ ſo falſche GOttes-dienſte hatten/ litten in einem Lande nicht zwey religi- onen/ darum gebuͤhret uns Romaniſten/ die der Heiden/ und nicht CHriſti nachfolger ſind/ auch nicht zwey religionen zu dulden. Leidet ihr das/ daß ihr Heiden und nicht CHriſten ſeyd/ ſo ſolte man nicht uͤbel von euch ſchlieſſen. Doch euer geſchwaͤtz iſt unwahrheit/ nicht al- lein von den Heiden in voriger zeit/ ſondern auch nun zu unſrer zeit. Denn der groſſe Tuͤr- cke/ der allzuwol kan uͤber uns herꝛſchen/ leidet auch Chriſten und Juden. Aus unwahr- haffter vorſtellung ziehet man keinen warhaften ſchluß. Aber warum ſoll man nicht mehr deñ eine religion im land leiden? Aus furcht vor Chriſti/ odeꝛ des Kaͤyſers/ odeꝛ Pabſts oder anderer welt- lichen Fuͤrſten Reichs verringerung? Wider CHriſti reich vermoͤgen auch die hoͤllen-pforten nichts. So hindert noch vermindert keine wahre religion/ ſondern ſie ehret und vermehret alle weltliche reiche der Fuͤrſten/ die ſich nicht mit gewalt wider die wahrheit ſetzen. Aber ſind auch die andern religionen falſch/ die zugelaſſen wollen ſeyn. Was koͤnt ihr da- fuͤr/ habt ihr die wahre/ doch ohne einige furcht? Jſt GOtt mit euch/ wer mag wider euch ſeyn/ wider CHriſtum und die ſeinen/ welcher rede beſtehet in leiden und meiden/ nicht andere zu beſtreiten? Diß ſucht ihr/ aber nicht das leiden. Das muͤhſelige ſtreiten in der welt moͤchtet ihr gerne meiden/ ſo wol hier in der welt ruhe zu ha- ben/ als hernach mit CHriſto ſich freuen. Hier/ nemlich in dieſer welt nicht CHriſti fried zu ha- ben/ iſt Lipſius mit euch gaͤntzlich eins/ denn der haͤlt mit euch das alte vor aͤrger; als waͤre das neue auch beſſer/ und viel beſſer vor das gemei- ne beſte. Weſſen denn? des himmliſchen Koͤniges? Nein/ ſondern der irꝛdiſchen koͤnige beſtes/ das achtet man am meiſten/ das ſuchet man am meiſten/ das hat auch die meiſten an- haͤnger. Solches ſolte wol mit euch bey den und allen euren geſellen auch der teuffel ſelbſt vor beſſer halten/ ſeinen tyranniſchen ſitz fried- lich inne zubehalten in den alten Heidniſchen abgoͤttiſchen goͤtzen-dienſten/ ja nicht aber zu verneuren in den wahren GOttes-dienſt Chri- ſti. Und das hielten die Athenienſiſche goͤtzen- diener auch vor beſſer erſt wider Socratem, dar- nach wieder Paulum. Und das finden auch vor ſich beſſer die leichtfertigen fledermaͤuſe/ denn daß ſie vor der ſonnen ankunfft aus ihrer blinden ruhe muͤſten aus ihꝛen loͤcheꝛn wandeꝛn. Des 11. hauptſtuͤcks. Durch dieſe furcht entſtunden auch der Chriſten erſte verfolgungen/ weil ihre verfolger meineten/ daß unterſchied- liche Gottes-dienſte nicht muͤſten zuge- laſſen werden ohne des gemeinen beſtens aufruhr und groſſen ſchaden? Antwort: Das iſt aber wol wahrheit. Wer waren aber die Verfolger? die Biſchoͤffe und Pha- riſeer/ ſagt ihr: alſo/ wer die Verfolgte? Chri- ſtus ſelber (Joh. XI.) und ſeine Apoſtel (Ap. Geſch. IV. VI. XVII. XIIX. XIX.) welche (wie auch Chriſtus) beſchuldiget wurden/ als Ver- ſtoͤrer des gemeinen beſtens. Das ſagt ihr fein ſelbſt/ und das mit wahrheit. Wem folgt ihr nun hierinnen mit dem euren nach? Den verfolgenden Biſchoͤffen und Phariſeern/ oder dem verfolgten Chriſto mit ſeinen Apoſteln? Mit nichten dieſen letzten/ ſondern den erſtbe- nanten. O Chriſt-moͤrderiſche/ O Apoſtel- mordende Biſchoͤffe und Phariſeer! Hier rufft recht der Gukuk ſeinen eignen namen aus/ und ſo meldet ihr fein ſelbſt oͤffentlich/ daß ihr Cai- phaſſe und Phariſeer ſeyd. Meinet ihr auch/ daß der alte Fuchs mit ſeinen rothen Fuͤchſen/ den blutigen Cardinaͤlen/ euch ein Biſthum ſolle ſchencken/ darum daß ihr Bileam gleich thut/ und die wahrheit ſagt? Wer ſind nun die Pilati in dieſem blutſpiel? Die Kaͤy- ſer/ ſo wol Heidniſche als Chriſtliche genante/ die fuͤrchten ſich eben wie Pilatus durch ein- geben eurer abgoͤttiſchen und Phariſeiſchen Pfaffen vor aufruhr der wahren Chriſten; wiewol dieſe unſchuldig/ auch keine aufruͤhrer/ ſondern den weltlichen Geſetzen gehorſam ſind. Dergleichen unnoͤthige furcht habt ihr Leute auch/ die ihr mit den alten Phariſeern auch eure ehre/ ſtand und ſtaat fuͤrchtet zu verlieh- ren/ deſſen ſich eure Fuͤrſten auch mit befuͤrch- ten von den unſchuldigen Chriſten oder un- ſchuldigen betriegern/ die ihr ſo furchtſam uͤbel tractiret mit brennen und abſchneiden/ daß euch die furcht der verachtung/ ſchadens und verder- bens hier und anderweit uͤberall trifft/ und gantz Europa beginnet mit lauter furcht zu drohen. Jn dieſem gantzen Hauptſtuͤck finde ich nichts zu ſtraffen (denn es iſt lauter wahrheit) als daß ihr gar wol habet moͤgen hinzu ſetzen alle ſondere vermahnungen an die weltlichen Oberherren: O ihr Kaͤyſer/ Koͤnige und Fuͤr- ſten/ (hier habt ihr gar Lipſium zu einem Ge- ſellen bekommen als der ſich ſelbſt mit ſeinem Rath bloß gegeben hat) die ihr eure Reiche verlanget zu vermehren und geruhig zu beſi- tzen/ folgt ihr hierin eurem Pilato nach/ wie dieſe den Juͤdiſchen Biſchoͤffen und Phariſeern/ und die neue den alten Biſchoͤffen und Phari- ſeern nachfolgen/ die lieſſen Chriſto nichts zu/ weil er andere/ und nicht die Moſaiſche cere- monien und neue aufſaͤtze an ſtatt der alten einbrachte; noch auch Chriſti Juͤngern/ die ei- nen andern und unbekanten Gott/ nemlich Chri- ſtum/ aber nicht Moſen predigten. Solches haben auch/ nebſt Pilato/ aus furcht vor veraͤn- derung der Reiche/ viele vernuͤnfftige Heidniſche uñ alle gottsfuͤrchtige Chriſtliche genante Kaͤy- ſer nicht geduldet/ ſondern verfolgten mit feuer und ſchwerdt ſolche verneurer und verſtoͤrer der Reiche. Solches vermahnet/ ruffet und leh- ret/ es ſey zu rechter zeit oder zur unzeit/ mit mir alle ihr gelehrte Mit-diener des Heiligen Roͤmiſchen und Catholiſchen Reichs/ und du hochgelehrter Juſtus Lipſius auch mit/ ob ſchon einer oder dr andere recht klugſcheinende un- ſere vorgeſchriebene weiſe oder unterweiſung unrecht verſtehen und wenig achten/ ja verach- ten moͤchte. Der groͤſte ſich klug-duͤnckende hauffe wirds hoch achten/ ja vor Goͤttliche weisheit halten/ und um ihrer Reiche nutzens willen ſo wol weißlich als begierlich folgen. Dieſe A. K. H. Vierter Theil. D

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/321>, abgerufen am 18.04.2024.