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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Fortgesetzte allgemeine anmerckungen
[Spaltenumbruch]
Antwort.

Daß der Väter sinn solches einträchtiglich
halte/ mag gantz nicht/ sondern leicht das ge-
gentheil bewiesen werden/ daß die Väter nicht
weniger in diesen als in vielen andern stücken
uneins sind/ nicht allein ein jeder insonderheit
wider den andern/ sondern auch meist jeder wi-
der sich selbst/ und vornemlich der berühmteste
unter allen S. Augustinus. Das ist ein unterfan-
gen ohne wahrheit/ und macht gar keinen gu-
ten credit. Hiermit aber meinet dieser Pame-
lius
gnugsam bewiesen zu haben/ daß der vor-
erzehlten Käyser ihre gesetze nach art des gesetzes
gemacht gewesen sind. Und daß nun der vor-
besagten Väter sinn zubeweisen recht sey/ bestä-
tiget er damit/ daß er mit der H. Schrifft zum
vorschein kommet. Das solte nun das rechte
mittel seyn/ als welches allein glaubwür-
dig ist/ daß alle die andern vorhergehenden be-
sten beweißthümer/ so aus menschen vernunfft/
opinionen und gutdüncken herkommen/ nicht
nöthig und wahr gewest/ noch auch der Väter
sinn nicht/ als nur CHristi und seiner Aposteln
sinn scheinet gewesen zu seyn. Also setzet er
CHristi eingesetzten weg vor an/ daß man die
verbanneten zu halten habe vor Heiden und
Zöllner/ dazu setzet er CHristi und Pauli worte
Matth. XVI. 1. Tim. I. 2. Tim. III. und Tit.
III.
das ist CHristi gesetz/ das ist auffrichtig
und nützlich das ärgerniß von der kirchen auff-
zuheben und zur besserung des ketzers. Diese
ketzer-straffe CHristi und Pauli/ sagt ihr/ sey ge-
handelt worden von den Aposteln an in der kir-
che/ auch in allen concilien gebraucht worden/
und pflege noch biß jetzo in der Römischen kir-
che zu dauren. Das ist die zweyte unwahrheit
noch im anfang dieses hauptstücks. Denn
das ist nicht wahr/ ich nehms nur von dem
Costnitzer concilio an: Warum ward Johann
Huß verbrandt? weiter/ warum hat die Rö-
mische kirche binnen unserer kurtzen zeit so manch
tausend menschen lassen verbrennen und köpffen
unter dem namen/ ketzer? was vor glauben/
lieber leser/ verdienen die schreiber/ die sich nicht
scheuen so offenbare lügen zu schreiben? befiehlt
CHristus und Paulus in dem vorbesagten ge-
setz die ketzer zu tödten? Nein/ sondern nur aus
der kirche zu bannen und vor heyden zuhalten.
So brecht ihr ja CHristi gesetz/ das heist nicht
halten. Oder habt ihr macht CHristi gesetz zu
verändern nach eurem gutdüncken. Zeiget
diese eure macht/ so wird man glauben müssen/
daß CHristi gesetz eine nase sey von wachs oder
leimen/ die ihr möget beugen und krümmen
nach eurem belieben/ und dabey auch glauben
müssen/ daß eure Römische/ nicht CHristi ge-
setze/ der Christen gesetze seyn darnach zule-
ben/ als die ihr aus CHristi gesetzen durch ver-
änderung derselben nach eurem gutdüncken eu-
re Päbstliche ges[e]tze machet/ so daß wir nicht
mehr Christen/ sondern mit recht Papisten
müsten genennet werden.

Darnach bringt ihr Mosis gesetz vor/ von
den falschen Propheten/ als welche vorhersa-
gende kamen und sprachen: kommt/ lasset uns
gehen und fremden göttern/ die ihr nicht ken-
net/ folgen und dienen. 5. B. Mos. XIII.
auch dergleichen verbot Cap. XVII. Hier ist
euch alsobald Christi gesetz zu linde/ das ver-
[Spaltenumbruch] last ihr und laufft zu Mosis strengem gesetz
das nicht von einem ketzer/ sondern von einem
falschen Propheten redet/ damit ihr öffentlich
euren verkehrten geist zu erkennen gebt/ und
lieber Mosis als CHristi diener seyd. Jst denn
Moses euer Herr und gesetzgeber/ warum nen-
net ihr euch Christen und nicht Juden? Jst
aber CHristus euer Herr/ warum folgt ihr nicht
CHristi/ sondern Mosis gesetz? Aber wie last
ihr zu/ daß ein ketzer und ein solcher falscher
Prophet ein ding sey? wo wolt ihr uns nun sol-
che falsche Prophete weisen? oder wolt ihr straf-
fen/ was nicht im wesen ist? oder dünckt euch
gut mit den Apothekern zu nehmen quid pro
quo?
oder ists euch alles eins/ wenn ihr einen
als des todes schuldig nach dem gesetze oder un-
schuldig urtheilet/ daß ihr nur möget euren
blut-durst löschen? Doch ist von dem Mo-
saischen proceß überflüßig gehandelt in dem
zweyten proceß von dem ketzer-tödten/ da kan der
leser/ so er ein mehrers begehret/ lesen.

Von Mose kommt er auff Tertullianum,
der (wie Augustinus von ihm zeuget de haere-
sibus ad Quod vult-Deum num.
66.) nach sei-
nem eignem urtheil müst ein ketzer seyn bey
der Römischen kirchen/ und nach ihrem urtheil
getödtet werden. Haben denn bey den Ca-
tholischen die ketzer selber/ wenn sie nur fein
scharff sind/ solchen glauben/ daß sie mit der
ketzer worten pochen zubeweisen/ wie man
schuldig sey/ auff den rechten weg die ketzer zu
bringen/ nicht mit anlockungen/ sondern mit
zwang? daß man die ketzer mit härtigkeit/ nicht
aber mit friedfertigkeit müsse überwinden. Der-
selbe Tertullianus schreibt gleichfalls (wie
der anmercker über die heutische friedens-
tractaten erzehlet. Th. IV. vers. --) daß es
kein werck der religion sey/ die religion
zu zwingen/ als welche williglich und
nicht mit gewalt müsse angenommen
seyn.
So eins ist er mit sich selbst. Und dieß
sollen nun feste beweißthümer seyn in so gros-
ser sache/ es sey denn/ daß man auch lobe und
vor auffrichtig halte den rath Caiphä/ nach sei-
ner falschen theiding den sohn GOttes tödten
zulassen. Darnach holt er herfür das Arimi-
nenser concilium,
das von dem Käyser verlang-
te bey ihrer vorväter satzungen zu bleiben. Es
erhellet aber noch nicht/ daß der menschen sa-
tzungen allesammt Göttlich seyn. Dis erhellet
aber an CHristi satzungen. Warum wollen
sie nicht leiden/ daß andere nach Christi einse-
tzungen leben/ die allesamt Göttlich sind/ die
älter und besser sind denn alle menschen-satzun-
gen. So sie der Väter eigen sind/ wird Christo
damit nichts gedienet seyn. Oder hat die
Römische kirche macht und recht/ andern das/
was recht ist und sie begehren/ zu entziehen/ und
selbst das/ was sie unrecht verlanget/ zugenies-
sen. Wer merckt nicht/ daß solch ihr thun un-
recht gegen GOtt und gegen das gesetz der na-
tur selbst sey?

Hier war das gütige gesetz CHristi/ von dem
bann/ ihnen wieder zu gelinde/ das schütten sie
vom halse/ lauffen von CHristo zu Mose und
desselben streng[e] gesetze/ und loben deß Pinehas
und Eliäblutige bestraffung über die götzen-die-
ner und hurer wider Mosis gesetz. Hört diß

noch
Th. IV. Fortgeſetzte allgemeine anmerckungen
[Spaltenumbruch]
Antwort.

Daß der Vaͤter ſinn ſolches eintraͤchtiglich
halte/ mag gantz nicht/ ſondern leicht das ge-
gentheil bewieſen werden/ daß die Vaͤter nicht
weniger in dieſen als in vielen andern ſtuͤcken
uneins ſind/ nicht allein ein jeder inſonderheit
wider den andern/ ſondern auch meiſt jeder wi-
der ſich ſelbſt/ und vornemlich der beruͤhmteſte
unter allen S. Auguſtinus. Das iſt ein unterfan-
gen ohne wahrheit/ und macht gar keinen gu-
ten credit. Hiermit aber meinet dieſer Pame-
lius
gnugſam bewieſen zu haben/ daß der vor-
erzehlten Kaͤyſer ihre geſetze nach art des geſetzes
gemacht geweſen ſind. Und daß nun der vor-
beſagten Vaͤter ſinn zubeweiſen recht ſey/ beſtaͤ-
tiget er damit/ daß er mit der H. Schrifft zum
vorſchein kommet. Das ſolte nun das rechte
mittel ſeyn/ als welches allein glaubwuͤr-
dig iſt/ daß alle die andern vorhergehenden be-
ſten beweißthuͤmer/ ſo aus menſchen vernunfft/
opinionen und gutduͤncken herkommen/ nicht
noͤthig und wahr geweſt/ noch auch der Vaͤter
ſinn nicht/ als nur CHriſti und ſeiner Apoſteln
ſinn ſcheinet geweſen zu ſeyn. Alſo ſetzet er
CHriſti eingeſetzten weg vor an/ daß man die
verbanneten zu halten habe vor Heiden und
Zoͤllner/ dazu ſetzet er CHriſti und Pauli worte
Matth. XVI. 1. Tim. I. 2. Tim. III. und Tit.
III.
das iſt CHriſti geſetz/ das iſt auffrichtig
und nuͤtzlich das aͤrgerniß von der kirchen auff-
zuheben und zur beſſerung des ketzers. Dieſe
ketzer-ſtraffe CHriſti und Pauli/ ſagt ihr/ ſey ge-
handelt worden von den Apoſteln an in der kir-
che/ auch in allen concilien gebraucht worden/
und pflege noch biß jetzo in der Roͤmiſchen kir-
che zu dauren. Das iſt die zweyte unwahrheit
noch im anfang dieſes hauptſtuͤcks. Denn
das iſt nicht wahr/ ich nehms nur von dem
Coſtnitzer concilio an: Warum ward Johann
Huß verbrandt? weiter/ warum hat die Roͤ-
miſche kirche binnen unſerer kurtzen zeit ſo manch
tauſend menſchen laſſen verbrennen und koͤpffen
unter dem namen/ ketzer? was vor glauben/
lieber leſer/ verdienen die ſchreiber/ die ſich nicht
ſcheuen ſo offenbare luͤgen zu ſchreiben? befiehlt
CHriſtus und Paulus in dem vorbeſagten ge-
ſetz die ketzer zu toͤdten? Nein/ ſondern nur aus
der kirche zu bannen und vor heyden zuhalten.
So brecht ihr ja CHriſti geſetz/ das heiſt nicht
halten. Oder habt ihr macht CHriſti geſetz zu
veraͤndern nach eurem gutduͤncken. Zeiget
dieſe eure macht/ ſo wird man glauben muͤſſen/
daß CHriſti geſetz eine naſe ſey von wachs oder
leimen/ die ihr moͤget beugen und kruͤmmen
nach eurem belieben/ und dabey auch glauben
muͤſſen/ daß eure Roͤmiſche/ nicht CHriſti ge-
ſetze/ der Chriſten geſetze ſeyn darnach zule-
ben/ als die ihr aus CHriſti geſetzen durch ver-
aͤnderung derſelben nach eurem gutduͤncken eu-
re Paͤbſtliche geſ[e]tze machet/ ſo daß wir nicht
mehr Chriſten/ ſondern mit recht Papiſten
muͤſten genennet werden.

Darnach bringt ihr Moſis geſetz vor/ von
den falſchen Propheten/ als welche vorherſa-
gende kamen und ſprachen: kommt/ laſſet uns
gehen und fremden goͤttern/ die ihr nicht ken-
net/ folgen und dienen. 5. B. Moſ. XIII.
auch dergleichen verbot Cap. XVII. Hier iſt
euch alſobald Chriſti geſetz zu linde/ das ver-
[Spaltenumbruch] laſt ihr und laufft zu Moſis ſtrengem geſetz
das nicht von einem ketzer/ ſondern von einem
falſchen Propheten redet/ damit ihr oͤffentlich
euren verkehrten geiſt zu erkennen gebt/ und
lieber Moſis als CHriſti diener ſeyd. Jſt denn
Moſes euer Herꝛ und geſetzgeber/ warum nen-
net ihr euch Chriſten und nicht Juden? Jſt
aber CHriſtus euer Herꝛ/ warum folgt ihr nicht
CHriſti/ ſondern Moſis geſetz? Aber wie laſt
ihr zu/ daß ein ketzer und ein ſolcher falſcher
Prophet ein ding ſey? wo wolt ihr uns nun ſol-
che falſche Prophetē weiſen? oder wolt ihr ſtraf-
fen/ was nicht im weſen iſt? oder duͤnckt euch
gut mit den Apothekern zu nehmen quid pro
quo?
oder iſts euch alles eins/ wenn ihr einen
als des todes ſchuldig nach dem geſetze oder un-
ſchuldig urtheilet/ daß ihr nur moͤget euren
blut-durſt loͤſchen? Doch iſt von dem Mo-
ſaiſchen proceß uͤberfluͤßig gehandelt in dem
zweyten pꝛoceß von dem ketzer-toͤdten/ da kan deꝛ
leſer/ ſo er ein mehrers begehret/ leſen.

Von Moſe kommt er auff Tertullianum,
der (wie Auguſtinus von ihm zeuget de hære-
ſibus ad Quod vult-Deum num.
66.) nach ſei-
nem eignem urtheil muͤſt ein ketzer ſeyn bey
der Roͤmiſchen kirchen/ und nach ihrem urtheil
getoͤdtet werden. Haben denn bey den Ca-
tholiſchen die ketzer ſelber/ wenn ſie nur fein
ſcharff ſind/ ſolchen glauben/ daß ſie mit der
ketzer worten pochen zubeweiſen/ wie man
ſchuldig ſey/ auff den rechten weg die ketzer zu
bringen/ nicht mit anlockungen/ ſondern mit
zwang? daß man die ketzer mit haͤrtigkeit/ nicht
aber mit friedfertigkeit muͤſſe uͤberwinden. Der-
ſelbe Tertullianus ſchreibt gleichfalls (wie
der anmercker uͤber die heutiſche friedens-
tractaten erzehlet. Th. IV. verſ. —) daß es
kein werck der religion ſey/ die religion
zu zwingen/ als welche williglich und
nicht mit gewalt muͤſſe angenommen
ſeyn.
So eins iſt er mit ſich ſelbſt. Und dieß
ſollen nun feſte beweißthuͤmer ſeyn in ſo groſ-
ſer ſache/ es ſey denn/ daß man auch lobe und
vor auffrichtig halte den rath Caiphaͤ/ nach ſei-
ner falſchen theiding den ſohn GOttes toͤdten
zulaſſen. Darnach holt er herfuͤr das Arimi-
nenſer concilium,
das von dem Kaͤyſer verlang-
te bey ihrer vorvaͤter ſatzungen zu bleiben. Es
erhellet aber noch nicht/ daß der menſchen ſa-
tzungen alleſammt Goͤttlich ſeyn. Dis erhellet
aber an CHriſti ſatzungen. Warum wollen
ſie nicht leiden/ daß andere nach Chriſti einſe-
tzungen leben/ die alleſamt Goͤttlich ſind/ die
aͤlter und beſſer ſind denn alle menſchen-ſatzun-
gen. So ſie der Vaͤter eigen ſind/ wird Chriſto
damit nichts gedienet ſeyn. Oder hat die
Roͤmiſche kirche macht und recht/ andern das/
was recht iſt und ſie begehren/ zu entziehen/ und
ſelbſt das/ was ſie unrecht verlanget/ zugenieſ-
ſen. Wer merckt nicht/ daß ſolch ihr thun un-
recht gegen GOtt und gegen das geſetz der na-
tur ſelbſt ſey?

Hier war das guͤtige geſetz CHriſti/ von dem
bann/ ihnen wieder zu gelinde/ das ſchuͤtten ſie
vom halſe/ lauffen von CHriſto zu Moſe und
deſſelben ſtreng[ē] geſetzē/ und loben deß Pinehas
und Eliaͤblutige beſtraffung uͤber die goͤtzen-die-
ner und hurer wider Moſis geſetz. Hoͤrt diß

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[28/0324] Th. IV. Fortgeſetzte allgemeine anmerckungen Antwort. Daß der Vaͤter ſinn ſolches eintraͤchtiglich halte/ mag gantz nicht/ ſondern leicht das ge- gentheil bewieſen werden/ daß die Vaͤter nicht weniger in dieſen als in vielen andern ſtuͤcken uneins ſind/ nicht allein ein jeder inſonderheit wider den andern/ ſondern auch meiſt jeder wi- der ſich ſelbſt/ und vornemlich der beruͤhmteſte unter allen S. Auguſtinus. Das iſt ein unterfan- gen ohne wahrheit/ und macht gar keinen gu- ten credit. Hiermit aber meinet dieſer Pame- lius gnugſam bewieſen zu haben/ daß der vor- erzehlten Kaͤyſer ihre geſetze nach art des geſetzes gemacht geweſen ſind. Und daß nun der vor- beſagten Vaͤter ſinn zubeweiſen recht ſey/ beſtaͤ- tiget er damit/ daß er mit der H. Schrifft zum vorſchein kommet. Das ſolte nun das rechte mittel ſeyn/ als welches allein glaubwuͤr- dig iſt/ daß alle die andern vorhergehenden be- ſten beweißthuͤmer/ ſo aus menſchen vernunfft/ opinionen und gutduͤncken herkommen/ nicht noͤthig und wahr geweſt/ noch auch der Vaͤter ſinn nicht/ als nur CHriſti und ſeiner Apoſteln ſinn ſcheinet geweſen zu ſeyn. Alſo ſetzet er CHriſti eingeſetzten weg vor an/ daß man die verbanneten zu halten habe vor Heiden und Zoͤllner/ dazu ſetzet er CHriſti und Pauli worte Matth. XVI. 1. Tim. I. 2. Tim. III. und Tit. III. das iſt CHriſti geſetz/ das iſt auffrichtig und nuͤtzlich das aͤrgerniß von der kirchen auff- zuheben und zur beſſerung des ketzers. Dieſe ketzer-ſtraffe CHriſti und Pauli/ ſagt ihr/ ſey ge- handelt worden von den Apoſteln an in der kir- che/ auch in allen concilien gebraucht worden/ und pflege noch biß jetzo in der Roͤmiſchen kir- che zu dauren. Das iſt die zweyte unwahrheit noch im anfang dieſes hauptſtuͤcks. Denn das iſt nicht wahr/ ich nehms nur von dem Coſtnitzer concilio an: Warum ward Johann Huß verbrandt? weiter/ warum hat die Roͤ- miſche kirche binnen unſerer kurtzen zeit ſo manch tauſend menſchen laſſen verbrennen und koͤpffen unter dem namen/ ketzer? was vor glauben/ lieber leſer/ verdienen die ſchreiber/ die ſich nicht ſcheuen ſo offenbare luͤgen zu ſchreiben? befiehlt CHriſtus und Paulus in dem vorbeſagten ge- ſetz die ketzer zu toͤdten? Nein/ ſondern nur aus der kirche zu bannen und vor heyden zuhalten. So brecht ihr ja CHriſti geſetz/ das heiſt nicht halten. Oder habt ihr macht CHriſti geſetz zu veraͤndern nach eurem gutduͤncken. Zeiget dieſe eure macht/ ſo wird man glauben muͤſſen/ daß CHriſti geſetz eine naſe ſey von wachs oder leimen/ die ihr moͤget beugen und kruͤmmen nach eurem belieben/ und dabey auch glauben muͤſſen/ daß eure Roͤmiſche/ nicht CHriſti ge- ſetze/ der Chriſten geſetze ſeyn darnach zule- ben/ als die ihr aus CHriſti geſetzen durch ver- aͤnderung derſelben nach eurem gutduͤncken eu- re Paͤbſtliche geſetze machet/ ſo daß wir nicht mehr Chriſten/ ſondern mit recht Papiſten muͤſten genennet werden. Darnach bringt ihr Moſis geſetz vor/ von den falſchen Propheten/ als welche vorherſa- gende kamen und ſprachen: kommt/ laſſet uns gehen und fremden goͤttern/ die ihr nicht ken- net/ folgen und dienen. 5. B. Moſ. XIII. auch dergleichen verbot Cap. XVII. Hier iſt euch alſobald Chriſti geſetz zu linde/ das ver- laſt ihr und laufft zu Moſis ſtrengem geſetz das nicht von einem ketzer/ ſondern von einem falſchen Propheten redet/ damit ihr oͤffentlich euren verkehrten geiſt zu erkennen gebt/ und lieber Moſis als CHriſti diener ſeyd. Jſt denn Moſes euer Herꝛ und geſetzgeber/ warum nen- net ihr euch Chriſten und nicht Juden? Jſt aber CHriſtus euer Herꝛ/ warum folgt ihr nicht CHriſti/ ſondern Moſis geſetz? Aber wie laſt ihr zu/ daß ein ketzer und ein ſolcher falſcher Prophet ein ding ſey? wo wolt ihr uns nun ſol- che falſche Prophetē weiſen? oder wolt ihr ſtraf- fen/ was nicht im weſen iſt? oder duͤnckt euch gut mit den Apothekern zu nehmen quid pro quo? oder iſts euch alles eins/ wenn ihr einen als des todes ſchuldig nach dem geſetze oder un- ſchuldig urtheilet/ daß ihr nur moͤget euren blut-durſt loͤſchen? Doch iſt von dem Mo- ſaiſchen proceß uͤberfluͤßig gehandelt in dem zweyten pꝛoceß von dem ketzer-toͤdten/ da kan deꝛ leſer/ ſo er ein mehrers begehret/ leſen. Von Moſe kommt er auff Tertullianum, der (wie Auguſtinus von ihm zeuget de hære- ſibus ad Quod vult-Deum num. 66.) nach ſei- nem eignem urtheil muͤſt ein ketzer ſeyn bey der Roͤmiſchen kirchen/ und nach ihrem urtheil getoͤdtet werden. Haben denn bey den Ca- tholiſchen die ketzer ſelber/ wenn ſie nur fein ſcharff ſind/ ſolchen glauben/ daß ſie mit der ketzer worten pochen zubeweiſen/ wie man ſchuldig ſey/ auff den rechten weg die ketzer zu bringen/ nicht mit anlockungen/ ſondern mit zwang? daß man die ketzer mit haͤrtigkeit/ nicht aber mit friedfertigkeit muͤſſe uͤberwinden. Der- ſelbe Tertullianus ſchreibt gleichfalls (wie der anmercker uͤber die heutiſche friedens- tractaten erzehlet. Th. IV. verſ. —) daß es kein werck der religion ſey/ die religion zu zwingen/ als welche williglich und nicht mit gewalt muͤſſe angenommen ſeyn. So eins iſt er mit ſich ſelbſt. Und dieß ſollen nun feſte beweißthuͤmer ſeyn in ſo groſ- ſer ſache/ es ſey denn/ daß man auch lobe und vor auffrichtig halte den rath Caiphaͤ/ nach ſei- ner falſchen theiding den ſohn GOttes toͤdten zulaſſen. Darnach holt er herfuͤr das Arimi- nenſer concilium, das von dem Kaͤyſer verlang- te bey ihrer vorvaͤter ſatzungen zu bleiben. Es erhellet aber noch nicht/ daß der menſchen ſa- tzungen alleſammt Goͤttlich ſeyn. Dis erhellet aber an CHriſti ſatzungen. Warum wollen ſie nicht leiden/ daß andere nach Chriſti einſe- tzungen leben/ die alleſamt Goͤttlich ſind/ die aͤlter und beſſer ſind denn alle menſchen-ſatzun- gen. So ſie der Vaͤter eigen ſind/ wird Chriſto damit nichts gedienet ſeyn. Oder hat die Roͤmiſche kirche macht und recht/ andern das/ was recht iſt und ſie begehren/ zu entziehen/ und ſelbſt das/ was ſie unrecht verlanget/ zugenieſ- ſen. Wer merckt nicht/ daß ſolch ihr thun un- recht gegen GOtt und gegen das geſetz der na- tur ſelbſt ſey? Hier war das guͤtige geſetz CHriſti/ von dem bann/ ihnen wieder zu gelinde/ das ſchuͤtten ſie vom halſe/ lauffen von CHriſto zu Moſe und deſſelben ſtrengē geſetzē/ und loben deß Pinehas und Eliaͤblutige beſtraffung uͤber die goͤtzen-die- ner und hurer wider Moſis geſetz. Hoͤrt diß noch

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/324>, abgerufen am 23.04.2024.