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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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von denen ketzer-geschichten.
[Spaltenumbruch] menschen gabe. Diese kan kein mensch dem
andern geben noch nehmen/ an-noch abzwin-
"gen. David konte keinen frieden haben/ denn
"durch seines sohns Absolons tod/ der krieg ge-
"gen ihn führte/ und vertröstete seine traurigkeit
"mit des bekriegten friede. Also vertröstet sich
"die Catholische mutter in verderbung einiger
"widerspenstigen kinder mit der erlösung so vie-
ler völcker. Antwort: Wenn der wall ein ende
hat/ hält man sich an das meer graß. Dieser weil
er siehet/ daß ihm der wall der schrifft entgehet/
beginnet er sich an das trifftige meergraß der Al-
legori
en zu halten/ und zwar ohne noth/ wegen
einiger ungeschickligkeit/ die man in dem texte
mag warnehmen. Wird eurekirche von ihren
kindern mit gewalt angefochten/ so sind alle
Fürsten schuldig/ sie|mit gewalt zu beschirmen/
was wolt ihr denn mehr? Aber bestreiten denn
Martin Luther/ Zwingel/ Calvinus, Beza,
Menno &c.
und andere/ ihre erste mutter die
Catholische kirche mit lügen/ nicht aber mit ge-
walt/ so widerstehet ihnen mit wahrheit/ und
nicht mit gewalt. Hat sie aber die wahrheit
nicht/ wie kan sie denn die wahre kirche seyn?

Wenn ihrer zwey in einem baufälligen hause
"wohneten/ und wir wüsten es/ daß selbiges
"wolte über einen hauffen stürtzen/ wir warne-
"ten sie auch/ und sie woltens nicht glauben/
"sondern drinnen bleiben/ solte man uns nicht
"mit recht unbarmhertzig nennen/ in dem wir
"sie wider ihren willen könten heraus ziehen/
"es aber doch unterliessen. Hier komt er von der
Allegorie auff die gleichnisse/ das ist/ von ei-
nem gleichniß auffs andere. Beyde dienen
dazu/ daß sie einerley meinung erklären/ aber
nicht das geringste beweisen. Man mag ja
wol jemands leib wider seinen willen aus dem
hause ziehen oder tragen; aber kein mensch
mag den andern wider seinen willen zwingen
zu glauben/ daß die kirche/ darinn er ist/ und
meinet oder weiß/ daß sie die rechte/ falsch sey/
ohne welches zu glauben er nicht mit willen
mag herausgehen. Solte das ein gleichniß
seyn/ das zum beweiß des zwangs in glau-
bens-sachen dienete? Man mag wol je-
"manden (schreibt der Canonicus ferner)
"zwingen zu einem Bischoffs amte/ welches ei-
"ne gute sache ist; warum nicht einen verderbli-
"chen irrthum zuverlassen/ das auch eine gute
sache ist? fol. 94. Man überzeuge erstlich die
verirrten mit wahrheit/ daß ihre lehre ein ver-
derblicher irthum sey. Wie euer volck gemei-
niglich meinet/ daß des Bischoffs amt ein
herrlicher/ lustiger und delicater/ aber auch ein
mühseliger/ lastbarer und sorgfältiger stand
ist; so wird man finden/ daß der verirrte so
williglich seinen irrthum verlasse/ als man eure
Theologanten findet die Bistümer anzuneh-
men; Denn da findet man derer viel mehr/
die darnach jagen/ aber wenig/ denen man das
Bistum muß anzwingen.

Weiter fortfahrende in solchem seinem wahn-
witz und beweißlosem beweiß schreibt er also:
"Einige verwundern sich/ daß die Christliche
"Potentaten bewegt worden wider der kirchen
"verfluchte auffrührer/ ketzer/ störenfried u. d. g.
wie wollen sie GOtt rechenschafft geben von
ihrem reich? Antwort. Was ihnen nicht an-
befohlen ist/ das wird nicht von ihnen gefo-
dert werden/ und davon sind sie auch nicht
[Spaltenumbruch] schuldig GOtt rechnung zugeben. Moses
soll der Richter nicht seyn/ sondern JEsus
CHristus/ der hat ihnen nirgends befohlen ei-
nen menschen zum glauben zuzwingen/ noch
sein reich/ welches geistlich ist/ mit ihrem
weltlichen schwerd zu beschirmen/ denn er thut
solches mit dem geistlichen schwerd seines mun-
des selber/ d. i. mit seiner allmächtigen warheit.
Deßwegen dürffen sich die Fürsten nicht besor-
gen davon rechnung zuthun/ als welches ihnen
nicht/ wol aber von ihrer weltlichen Herrschafft/
die ihre ist/ befohlen. Denn man hat sich
wol mit recht zu verwundern/ daß nun alle die-
se Phariseische anhetzer die Fürsten zum brennen
und abschneiden um glaubens sachen auffwie-
geln/ ohne eigne wahrnehmung/ geschwei-
ge erwägung des verbots ihrer eignen alten un-
verfälschten regel von der geistligkeit: Daß kei-
ne geistliche person um keiner welt-"
lichen sache/ noch auch um des glaubens"
oder ketzerey willen jemanden solte helf-"
fen zum tode bringen/ weder durch sich"
selbst/ noch durch andere u. s. w. Besiehe oben"
im 1. Process. p. 88. n. 82. Derjenig irrthum
dem man nicht widerstehet/ wird dadurch vor
gut oder wahr gehalten. f. 96. Der irrthum/ wel-
chem man boßhafftig widerstehet/ wird in den
verirreten verhärtet und vor recht gehalten. Diß
hat uns die erfahrung in diesen zeiten mehr denn
zu viel gelehrt; indem die wahrheit auff kei-"
nerley weise beschirmet wird/ so wird sie unter-"
gedruckt. fol. 96. Wer die wahrheit ohne war-"
heit suchet zubeschirmen/ unterdruckt sie/ so viel
an ihm ist/ mit lügen. Aber wer die wahrheit
mit gewalt will beschirmen/ und hat sie nicht/
kennet sie auch nicht/ der beschirmet sie nicht/
sondern die lügen/ welcher selbe dadurch als
lügen verdächtig machet. Das verdorbene
glied muß man mit dem|eisen abschneiden/ auf"
daß der leib nicht verderbet werde. Antwort:"
Wenn man mit der wahrheit die lügen des"
ketzers tödtet/ so bleibet der leib des ketzers leben-
dig/ und die seele geneset. Aber tödtet man mit
dem schwerde den ketzer/ so tödtet man nicht den
ketzer/ sondern des ketzers leib und seele zugleich.

Welche wider den Käyser mißhandeln/"
die müssen vertrieben werden. Solte man"
denn die ketzer/ die wider GOtt mißhan-"
deln/ nicht ausschliessen? Antwort. Der
Käyser und GOTT haben ein jeder seine ge-
setze. Nach solchen/ und nicht anders/ müs-
sen die übelthäter gegen jedweden von
beyden gestrafft werden. Straffet man
die übelthäter wider den Käyser mit dem bann
aus seinem reiche/ nemlich aus seinen landen;
so straffe man die missethäter mit dem bann aus
GOttes reiche/ nemlich aus der kirche oder ge-
meine GOttes. Dis gebeut der König CHri-
stus/ aber nicht das brennen und abschneiden.
Dis lehret CHristus nicht/ aber ihr mit all eu-
ren gleich-gesinnten/ auch mit Just. Lipsio leh-
ret es.

Des 22. hauptstücks.

Das meist alle gesetze der Käyser auff
begehren der kirche sind ausgegeben.
Die gesetze wieder die ketzer sind nicht al-
len bey den altvätern bewilliget/ son-
dern es sind derer auch viel auff d[er] [k]ir-
chen ansuchung gemacht. u. s. [w.] [Und]
solches zur nachfolge des Aposte[ls]
[Pauli],

welcher

von denen ketzer-geſchichten.
[Spaltenumbruch] menſchen gabe. Dieſe kan kein menſch dem
andern geben noch nehmen/ an-noch abzwin-
„gen. David konte keinen frieden haben/ denn
„durch ſeines ſohns Abſolons tod/ der krieg ge-
„gen ihn fuͤhrte/ und vertroͤſtete ſeine traurigkeit
„mit des bekriegten friede. Alſo vertroͤſtet ſich
„die Catholiſche mutter in verderbung einiger
„widerſpenſtigen kinder mit der erloͤſung ſo vie-
ler voͤlcker. Antwort: Wenn der wall ein ende
hat/ haͤlt man ſich an das meeꝛ graß. Dieſeꝛ weil
er ſiehet/ daß ihm der wall der ſchrifft entgehet/
begiñet er ſich an das trifftige meergraß der Al-
legori
en zu halten/ und zwar ohne noth/ wegen
einiger ungeſchickligkeit/ die man in dem texte
mag warnehmen. Wird eurekirche von ihren
kindern mit gewalt angefochten/ ſo ſind alle
Fuͤrſten ſchuldig/ ſie|mit gewalt zu beſchirmen/
was wolt ihr denn mehr? Aber beſtreiten denn
Martin Luther/ Zwingel/ Calvinus, Beza,
Menno &c.
und andere/ ihre erſte mutter die
Catholiſche kirche mit luͤgen/ nicht aber mit ge-
walt/ ſo widerſtehet ihnen mit wahrheit/ und
nicht mit gewalt. Hat ſie aber die wahrheit
nicht/ wie kan ſie denn die wahre kirche ſeyn?

Wenn ihrer zwey in einem baufaͤlligen hauſe
„wohneten/ und wir wuͤſten es/ daß ſelbiges
„wolte uͤber einen hauffen ſtuͤrtzen/ wir warne-
„ten ſie auch/ und ſie woltens nicht glauben/
„ſondern drinnen bleiben/ ſolte man uns nicht
„mit recht unbarmhertzig nennen/ in dem wir
„ſie wider ihren willen koͤnten heraus ziehen/
„es aber doch unterlieſſen. Hier komt er von der
Allegorie auff die gleichniſſe/ das iſt/ von ei-
nem gleichniß auffs andere. Beyde dienen
dazu/ daß ſie einerley meinung erklaͤren/ aber
nicht das geringſte beweiſen. Man mag ja
wol jemands leib wider ſeinen willen aus dem
hauſe ziehen oder tragen; aber kein menſch
mag den andern wider ſeinen willen zwingen
zu glauben/ daß die kirche/ darinn er iſt/ und
meinet oder weiß/ daß ſie die rechte/ falſch ſey/
ohne welches zu glauben er nicht mit willen
mag herausgehen. Solte das ein gleichniß
ſeyn/ das zum beweiß des zwangs in glau-
bens-ſachen dienete? Man mag wol je-
„manden (ſchreibt der Canonicus ferner)
„zwingen zu einem Biſchoffs amte/ welches ei-
„ne gute ſache iſt; warum nicht einen verderbli-
„chen irꝛthum zuverlaſſen/ das auch eine gute
ſache iſt? fol. 94. Man uͤberzeuge erſtlich die
verirꝛten mit wahrheit/ daß ihre lehre ein ver-
derblicher irthum ſey. Wie euer volck gemei-
niglich meinet/ daß des Biſchoffs amt ein
herꝛlicher/ luſtiger und delicater/ aber auch ein
muͤhſeliger/ laſtbarer und ſorgfaͤltiger ſtand
iſt; ſo wird man finden/ daß der verirꝛte ſo
williglich ſeinen irꝛthum verlaſſe/ als man eure
Theologanten findet die Biſtuͤmer anzuneh-
men; Denn da findet man derer viel mehr/
die darnach jagen/ aber wenig/ denen man das
Biſtum muß anzwingen.

Weiter fortfahrende in ſolchem ſeinem wahn-
witz und beweißloſem beweiß ſchreibt er alſo:
„Einige verwundern ſich/ daß die Chriſtliche
Potentaten bewegt worden wider der kirchen
„verfluchte auffruͤhrer/ ketzer/ ſtoͤrenfried u. d. g.
wie wollen ſie GOtt rechenſchafft geben von
ihrem reich? Antwort. Was ihnen nicht an-
befohlen iſt/ das wird nicht von ihnen gefo-
dert werden/ und davon ſind ſie auch nicht
[Spaltenumbruch] ſchuldig GOtt rechnung zugeben. Moſes
ſoll der Richter nicht ſeyn/ ſondern JEſus
CHriſtus/ der hat ihnen nirgends befohlen ei-
nen menſchen zum glauben zuzwingen/ noch
ſein reich/ welches geiſtlich iſt/ mit ihrem
weltlichen ſchwerd zu beſchirmen/ denn er thut
ſolches mit dem geiſtlichen ſchwerd ſeines mun-
des ſelber/ d. i. mit ſeiner allmaͤchtigen warheit.
Deßwegen duͤrffen ſich die Fuͤrſten nicht beſor-
gen davon rechnung zuthun/ als welches ihnen
nicht/ wol aber von ihrer weltlichen Herꝛſchafft/
die ihre iſt/ befohlen. Denn man hat ſich
wol mit recht zu verwundern/ daß nun alle die-
ſe Phariſeiſche anhetzer die Fuͤrſten zum brennen
und abſchneiden um glaubens ſachen auffwie-
geln/ ohne eigne wahrnehmung/ geſchwei-
ge erwaͤgung des verbots ihrer eignen alten un-
verfaͤlſchten regel von der geiſtligkeit: Daß kei-
ne geiſtliche perſon um keiner welt-“
lichen ſache/ noch auch um des glaubens“
oder ketzerey willen jemanden ſolte helf-“
fen zum tode bringen/ weder durch ſich“
ſelbſt/ noch durch andere u. ſ. w. Beſiehe oben“
im 1. Proceſſ. p. 88. n. 82. Derjenig irꝛthum
dem man nicht widerſtehet/ wird dadurch vor
gut oder wahr gehalten. f. 96. Der irꝛthum/ wel-
chem man boßhafftig widerſtehet/ wird in den
veriꝛreten verhaͤrtet und vor recht gehalten. Diß
hat uns die eꝛfahrung in dieſen zeiten mehꝛ denn
zu viel gelehrt; indem die wahrheit auff kei-“
nerley weiſe beſchirmet wird/ ſo wird ſie unter-“
gedruckt. fol. 96. Wer die wahrheit ohne war-“
heit ſuchet zubeſchirmen/ unterdruckt ſie/ ſo viel
an ihm iſt/ mit luͤgen. Aber wer die wahrheit
mit gewalt will beſchiꝛmen/ und hat ſie nicht/
kennet ſie auch nicht/ der beſchirmet ſie nicht/
ſondern die luͤgen/ welcher ſelbe dadurch als
luͤgen verdaͤchtig machet. Das verdorbene
glied muß man mit dem|eiſen abſchneiden/ auf“
daß der leib nicht verderbet werde. Antwort:“
Wenn man mit der wahrheit die luͤgen des“
ketzers toͤdtet/ ſo bleibet der leib des ketzers leben-
dig/ und die ſeele geneſet. Aber toͤdtet man mit
dem ſchwerde den ketzer/ ſo toͤdtet man nicht den
ketzer/ ſondern des ketzers leib und ſeele zugleich.

Welche wider den Kaͤyſer mißhandeln/“
die muͤſſen vertrieben werden. Solte man“
denn die ketzer/ die wider GOtt mißhan-“
deln/ nicht ausſchlieſſen? Antwort. Der
Kaͤyſer und GOTT haben ein jeder ſeine ge-
ſetze. Nach ſolchen/ und nicht anders/ muͤſ-
ſen die uͤbelthaͤter gegen jedweden von
beyden geſtrafft werden. Straffet man
die uͤbelthaͤter wider den Kaͤyſer mit dem bann
aus ſeinem reiche/ nemlich aus ſeinen landen;
ſo ſtraffe man die miſſethaͤter mit dem bann aus
GOttes reiche/ nemlich aus der kirche oder ge-
meine GOttes. Dis gebeut der Koͤnig CHri-
ſtus/ aber nicht das brennen und abſchneiden.
Dis lehret CHriſtus nicht/ aber ihr mit all eu-
ren gleich-geſinnten/ auch mit Juſt. Lipſio leh-
ret es.

Des 22. hauptſtuͤcks.

Das meiſt alle geſetze der Kaͤyſer auff
begehren der kirche ſind ausgegeben.
Die geſetze wieder die ketzer ſind nicht al-
len bey den altvaͤtern bewilliget/ ſon-
dern es ſind derer auch viel auff d[er] [k]ir-
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ſolches zur nachfolge des Apoſte[ls]
[Pauli],

welcher
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[31/0327] von denen ketzer-geſchichten. menſchen gabe. Dieſe kan kein menſch dem andern geben noch nehmen/ an-noch abzwin- „gen. David konte keinen frieden haben/ denn „durch ſeines ſohns Abſolons tod/ der krieg ge- „gen ihn fuͤhrte/ und vertroͤſtete ſeine traurigkeit „mit des bekriegten friede. Alſo vertroͤſtet ſich „die Catholiſche mutter in verderbung einiger „widerſpenſtigen kinder mit der erloͤſung ſo vie- ler voͤlcker. Antwort: Wenn der wall ein ende hat/ haͤlt man ſich an das meeꝛ graß. Dieſeꝛ weil er ſiehet/ daß ihm der wall der ſchrifft entgehet/ begiñet er ſich an das trifftige meergraß der Al- legorien zu halten/ und zwar ohne noth/ wegen einiger ungeſchickligkeit/ die man in dem texte mag warnehmen. Wird eurekirche von ihren kindern mit gewalt angefochten/ ſo ſind alle Fuͤrſten ſchuldig/ ſie|mit gewalt zu beſchirmen/ was wolt ihr denn mehr? Aber beſtreiten denn Martin Luther/ Zwingel/ Calvinus, Beza, Menno &c. und andere/ ihre erſte mutter die Catholiſche kirche mit luͤgen/ nicht aber mit ge- walt/ ſo widerſtehet ihnen mit wahrheit/ und nicht mit gewalt. Hat ſie aber die wahrheit nicht/ wie kan ſie denn die wahre kirche ſeyn? Wenn ihrer zwey in einem baufaͤlligen hauſe „wohneten/ und wir wuͤſten es/ daß ſelbiges „wolte uͤber einen hauffen ſtuͤrtzen/ wir warne- „ten ſie auch/ und ſie woltens nicht glauben/ „ſondern drinnen bleiben/ ſolte man uns nicht „mit recht unbarmhertzig nennen/ in dem wir „ſie wider ihren willen koͤnten heraus ziehen/ „es aber doch unterlieſſen. Hier komt er von der Allegorie auff die gleichniſſe/ das iſt/ von ei- nem gleichniß auffs andere. Beyde dienen dazu/ daß ſie einerley meinung erklaͤren/ aber nicht das geringſte beweiſen. Man mag ja wol jemands leib wider ſeinen willen aus dem hauſe ziehen oder tragen; aber kein menſch mag den andern wider ſeinen willen zwingen zu glauben/ daß die kirche/ darinn er iſt/ und meinet oder weiß/ daß ſie die rechte/ falſch ſey/ ohne welches zu glauben er nicht mit willen mag herausgehen. Solte das ein gleichniß ſeyn/ das zum beweiß des zwangs in glau- bens-ſachen dienete? Man mag wol je- „manden (ſchreibt der Canonicus ferner) „zwingen zu einem Biſchoffs amte/ welches ei- „ne gute ſache iſt; warum nicht einen verderbli- „chen irꝛthum zuverlaſſen/ das auch eine gute ſache iſt? fol. 94. Man uͤberzeuge erſtlich die verirꝛten mit wahrheit/ daß ihre lehre ein ver- derblicher irthum ſey. Wie euer volck gemei- niglich meinet/ daß des Biſchoffs amt ein herꝛlicher/ luſtiger und delicater/ aber auch ein muͤhſeliger/ laſtbarer und ſorgfaͤltiger ſtand iſt; ſo wird man finden/ daß der verirꝛte ſo williglich ſeinen irꝛthum verlaſſe/ als man eure Theologanten findet die Biſtuͤmer anzuneh- men; Denn da findet man derer viel mehr/ die darnach jagen/ aber wenig/ denen man das Biſtum muß anzwingen. Weiter fortfahrende in ſolchem ſeinem wahn- witz und beweißloſem beweiß ſchreibt er alſo: „Einige verwundern ſich/ daß die Chriſtliche „Potentaten bewegt worden wider der kirchen „verfluchte auffruͤhrer/ ketzer/ ſtoͤrenfried u. d. g. wie wollen ſie GOtt rechenſchafft geben von ihrem reich? Antwort. Was ihnen nicht an- befohlen iſt/ das wird nicht von ihnen gefo- dert werden/ und davon ſind ſie auch nicht ſchuldig GOtt rechnung zugeben. Moſes ſoll der Richter nicht ſeyn/ ſondern JEſus CHriſtus/ der hat ihnen nirgends befohlen ei- nen menſchen zum glauben zuzwingen/ noch ſein reich/ welches geiſtlich iſt/ mit ihrem weltlichen ſchwerd zu beſchirmen/ denn er thut ſolches mit dem geiſtlichen ſchwerd ſeines mun- des ſelber/ d. i. mit ſeiner allmaͤchtigen warheit. Deßwegen duͤrffen ſich die Fuͤrſten nicht beſor- gen davon rechnung zuthun/ als welches ihnen nicht/ wol aber von ihrer weltlichen Herꝛſchafft/ die ihre iſt/ befohlen. Denn man hat ſich wol mit recht zu verwundern/ daß nun alle die- ſe Phariſeiſche anhetzer die Fuͤrſten zum brennen und abſchneiden um glaubens ſachen auffwie- geln/ ohne eigne wahrnehmung/ geſchwei- ge erwaͤgung des verbots ihrer eignen alten un- verfaͤlſchten regel von der geiſtligkeit: Daß kei- ne geiſtliche perſon um keiner welt-“ lichen ſache/ noch auch um des glaubens“ oder ketzerey willen jemanden ſolte helf-“ fen zum tode bringen/ weder durch ſich“ ſelbſt/ noch durch andere u. ſ. w. Beſiehe oben“ im 1. Proceſſ. p. 88. n. 82. Derjenig irꝛthum dem man nicht widerſtehet/ wird dadurch vor gut oder wahr gehalten. f. 96. Der irꝛthum/ wel- chem man boßhafftig widerſtehet/ wird in den veriꝛreten verhaͤrtet und vor recht gehalten. Diß hat uns die eꝛfahrung in dieſen zeiten mehꝛ denn zu viel gelehrt; indem die wahrheit auff kei-“ nerley weiſe beſchirmet wird/ ſo wird ſie unter-“ gedruckt. fol. 96. Wer die wahrheit ohne war-“ heit ſuchet zubeſchirmen/ unterdruckt ſie/ ſo viel an ihm iſt/ mit luͤgen. Aber wer die wahrheit mit gewalt will beſchiꝛmen/ und hat ſie nicht/ kennet ſie auch nicht/ der beſchirmet ſie nicht/ ſondern die luͤgen/ welcher ſelbe dadurch als luͤgen verdaͤchtig machet. Das verdorbene glied muß man mit dem|eiſen abſchneiden/ auf“ daß der leib nicht verderbet werde. Antwort:“ Wenn man mit der wahrheit die luͤgen des“ ketzers toͤdtet/ ſo bleibet der leib des ketzers leben- dig/ und die ſeele geneſet. Aber toͤdtet man mit dem ſchwerde den ketzer/ ſo toͤdtet man nicht den ketzer/ ſondern des ketzers leib und ſeele zugleich. Welche wider den Kaͤyſer mißhandeln/“ die muͤſſen vertrieben werden. Solte man“ denn die ketzer/ die wider GOtt mißhan-“ deln/ nicht ausſchlieſſen? Antwort. Der Kaͤyſer und GOTT haben ein jeder ſeine ge- ſetze. Nach ſolchen/ und nicht anders/ muͤſ- ſen die uͤbelthaͤter gegen jedweden von beyden geſtrafft werden. Straffet man die uͤbelthaͤter wider den Kaͤyſer mit dem bann aus ſeinem reiche/ nemlich aus ſeinen landen; ſo ſtraffe man die miſſethaͤter mit dem bann aus GOttes reiche/ nemlich aus der kirche oder ge- meine GOttes. Dis gebeut der Koͤnig CHri- ſtus/ aber nicht das brennen und abſchneiden. Dis lehret CHriſtus nicht/ aber ihr mit all eu- ren gleich-geſinnten/ auch mit Juſt. Lipſio leh- ret es. Des 22. hauptſtuͤcks. Das meiſt alle geſetze der Kaͤyſer auff begehren der kirche ſind ausgegeben. Die geſetze wieder die ketzer ſind nicht al- len bey den altvaͤtern bewilliget/ ſon- dern es ſind derer auch viel auff der kir- chen anſuchung gemacht. u. ſ. w. Und ſolches zur nachfolge des Apoſtels Pauli, welcher

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/327>, abgerufen am 19.04.2024.