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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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von denen ketzer-geschichten.
[Spaltenumbruch] dientem gesetzbuche angefangen/ nemlich mit
Davids vermahnung an die Könige (Ps. II.)
Dem HErren zu dienen mit furcht/ um dieselbe
anzuspornen/ die übertretungen wider GOtt
mit strengigkeit zu belegen. Welche vermah-
nung an die Könige eben so eigentlich dienet
die ketzer gestrenge zustraffen mit verfolgen/ ver-
jagen/ verbrennen/ köpffen und tödten/ als j.
Lipsii
ernstliche vermahnung (im vorigen
proceß) bequemlich dienet zur nachfolge des
Ciceronis mit brennen und abschneiden/ und
des Lactantii schrifft/ mit höchster macht die re-
ligion zu beschirmen; Worinnen nicht weni-
ger des Lipsii vorherige/ als dieses Pamelii un-
weise härtigkeit und untreue verkehrtheit hier in
anziehung der zeugnisse aus der schrifft/ der Vä-
ter oder Heiden/ gleichsam mit der hand mag ge-
tastet werden. Wie reimen sich hieher Pame-
lii
anweisung zu den exempeln der Mosaischen
Könige/ welche solches nach Mosis gesetz thun
musten an den groben götzen-dienern/ deren
tempel und abgötter/ auch derselben Hayne sie
abbrachen? Was vor gemeinschafft hat darum
solches hier in unsers Königes CHristi/ gesetze/
da man nicht steinerne tempel oder götzen ab-
bricht/ sondern verirrte schafe/ unrecht gesinnte
ketzer/ ja auch meistens lebendige tempel und glie-
der Christi mit solcher greulichen strengigkeit ver-
folgt und tödtet. Diß war den Mosaischen Köni-
gen geboten den offenbaren götzen-dienern also
mitzufahren. Wer will aber beweisen/ daß unser
gütiger König JEsus/ irgends wo einen ketzer
zu verfolgen/ oder zu tödten befahlen habe?
Das kan noch vermag niemand/ sondern das
wol/ daß sie die kirche soll halten vor Heiden.
Dis ist nun diesem Pamelio und Lipsio mit den
ihrigen viel zu gelinde straffe von dem gütigen
Könige/ dessen joch achten sie zu leicht/ und spornen
die Könige an das liebes-joch CHristi und den
himmlischen König selbst mit den gottlosen Jü-
dischen Königen und neidischen Phariseern zu
verwerffen/ (Ps. II.) Damit sie den Nacken
der Könige dem schweren und unerträglichem
joch Mosis wieder unterwerffen mögen. Sol-
ches rathen sie/ nicht aber mit CHristi schwerd
der wahrheit die ketzereyen zu tödten und den ke-
tzern das leben zulassen/ sondern mit Mosis
strengem schwerde die ketzerey/ da es doch nir-
gends geboten/ an statt der öffentlichen götzen-
diener mit den verirrten ketzern (so es anders
ketzer sind) durch brennen und abschneiden/
mit ausschliessen von der zeit der gnaden/ leib
und seele zugleich zu vernichten/ zu verderben und
zu tödten.

Des 23. haubtstücks.

Daß die Käyser/ als sie anfienge zu con-
nivir
en/ scharffbestrafft oder zum wenig-
sten angemahnt worden sind von den H.
Bischöfen/ ja auch von
S. Athanasio selbst/
wiewol andere von ihm anders halten.
Diese meinung/ den
secten keine freyheit
zuzulassen/ wird befestiget durch exem-
peleiniger H. Bischöffe/ welche/ als
sie sahen/ daß der Käyser hertzen geneigt
worden/ durch verschiedene friedens-
tra-
ctat
en und bestraffungen solches abrie-
then.

Antwort:

Daß ein ketzer den andern ungern neben sich
kan leiden/ weiß man gar wol. Daß die ketzer
auch vieler Käyser macht listiglich mißbraucht
[Spaltenumbruch] haben/ lieset man auch wol; Daß auch einige
Römische Bischöffe den Käysern gerathen ha-
ben keine religions-freyheit zuzulassen/ lobet
man wol. Aber wobey soll man wissen/ daß sie
recht dran gethan haben und ihren exempeln
hierinnen nachzufolgen sey. Diß soltet ihr
thun/ so ihrs bey dem HErrn CHristo/ oder
bey seinen jüngern befohlen zu seyn/ findet/ daß
man der Obrigkeit macht ersuchen solle alle an-
dere religionen/ als die seine/ aus dem lande zu
verjagen/ und über diß dann auch noch/ daß die
Römisch-Catholische religion allein die wahre/
und alle andere falsch seyen. Wer soll hierinn
der richter seyn? Die Römische kirche? Wer
der ankläger? Die Romanisten? Wer der
verwehrer? Die Römische? Wer die zeugen?
Die Römische? Lehren diß euere decreta? Die
zeugen aber hievon also II. par. decret. Causa.
IV. quaest. IV.
Niemand vermesse sich jemals"
beydes richter und zeuge zu seyn. Denn in"
allen urtheilen müssen allezeit nothwendig 4."
personen seyn/ nemlich ein erkohrner richter/"
bequemer ankläger/ fügliche beschirmer und"
rechtmäßige zeugen. Denn dem richter ge-"
bühret zu gebrauchen gleichheit/ den zeugen"
wahrheit/ den anklägern vorstellung die sache"
zu vergrössern/ und den beschirmern/ untersu-"
chung die sache zu verkleinern. Sodanige ur-"
theil müste man hier auch gehalten seyn richtig
nach dem gesetz hervor zu bringen. Das thut ihr
aberhier nicht/ das hat man auch zu unsern zei-
ten zu Trente nicht gesehen/ sondern wol das
gegentheil. Denn der Pabst selbst war allda
richter und die seinigen zeugen/ auch zugleich
ankläger über und wieder den abwesenden ver-
wehrer/ welche unverhört als ketzer verurtheilt
sind. Solte das ein recht urtheil seyn? Wo
ists befohlen den exempeln nachzufolgen? Wo
ists befohlen die andern mit gewalt aus dem
lande zujagen? Nirgendswo im Evangelio.

Des 24. hauptstücks.

Daß keine vorstellung bey uns etwas
thue/ ob schon einige Catholische Käy-
ser durch verführung und durch furcht
oder allzuviel nachgeben den Secten
freyheit zuliessen/ welches sie hernach ge-
reuet.

Antwort:

So liederlich als die erzehlungen der Kirchen-
historien bißhero erscheinen zu seyn/ so liederlich
sind dieses Pamelii wahnsinnige beweißthümer
von zwey oder drey Käysern. Denn diese sind be-
schrieben von der parthey selber. Daß aber die
historien mit unwahrheiten gantz voll ange-
füllet/ auch voll träume und närrische ausbu-
tzungen sind/ kan ein jeder/ der da will/ gnug
aus meinem Synodo sehen/ und aus dem klei-
nen lichtlein mercken die grosse menge der un-
wahrheiten. Aber gesetzt/ daß diß sein Geschwätz
wahr sey/ was soll denn hier bewiesen seyn?
was folgt hieraus? daß es ihnen allesamt ge-
reuet. Jst das ein guter Schluß? So muß
man auch diß schliessen: Einige Käyser/ waren
Ketzer/ das könt ihr nicht leugnen; Ergo, so
waren alle Käyser Ketzer. Soltet ihr solchen
schluß zulassen? Möget ihr widersprechen? Se-
het doch/ was doch alle eure vorige vorgebrach-
te exempel zu eures vornehmens beweiß beför-
dern sollen wegen eurer folge der Ketzer/ nichts

anders/
A. K. H. Vierter Theil. E

von denen ketzer-geſchichten.
[Spaltenumbruch] dientem geſetzbuche angefangen/ nemlich mit
Davids vermahnung an die Koͤnige (Pſ. II.)
Dem HErren zu dienen mit furcht/ um dieſelbe
anzuſpornen/ die uͤbertretungen wider GOtt
mit ſtrengigkeit zu belegen. Welche vermah-
nung an die Koͤnige eben ſo eigentlich dienet
die ketzer geſtrenge zuſtraffen mit verfolgen/ ver-
jagen/ verbrennen/ koͤpffen und toͤdten/ als j.
Lipſii
ernſtliche vermahnung (im vorigen
proceß) bequemlich dienet zur nachfolge des
Ciceronis mit brennen und abſchneiden/ und
des Lactantii ſchrifft/ mit hoͤchſter macht die re-
ligion zu beſchirmen; Worinnen nicht weni-
ger des Lipſii vorherige/ als dieſes Pamelii un-
weiſe haͤrtigkeit und untreue verkehrtheit hier in
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ter oder Heiden/ gleichſam mit der hand mag ge-
taſtet werden. Wie reimen ſich hieher Pame-
lii
anweiſung zu den exempeln der Moſaiſchen
Koͤnige/ welche ſolches nach Moſis geſetz thun
muſten an den groben goͤtzen-dienern/ deren
tempel und abgoͤtter/ auch derſelben Hayne ſie
abbrachen? Was vor gemeinſchafft hat darum
ſolches hier in unſers Koͤniges CHriſti/ geſetze/
da man nicht ſteinerne tempel oder goͤtzen ab-
bricht/ ſondern verirꝛte ſchafe/ unrecht geſinnte
ketzer/ ja auch meiſtens lebendige tempel uñ glie-
deꝛ Chriſti mit ſolcheꝛ gꝛeulichen ſtrengigkeit veꝛ-
folgt uñ toͤdtet. Diß war den Moſaiſchen Koͤni-
gen geboten den offenbaren goͤtzen-dienern alſo
mitzufahren. Wer will aber beweiſen/ daß unſer
guͤtiger Koͤnig JEſus/ irgends wo einen ketzer
zu verfolgen/ oder zu toͤdten befahlen habe?
Das kan noch vermag niemand/ ſondern das
wol/ daß ſie die kirche ſoll halten vor Heiden.
Dis iſt nun dieſem Pamelio und Lipſio mit den
ihrigen viel zu gelinde ſtraffe von dem guͤtigen
Koͤnige/ deſſen joch achten ſie zu leicht/ uñ ſpornẽ
die Koͤnige an das liebes-joch CHriſti und den
himmliſchen Koͤnig ſelbſt mit den gottloſen Juͤ-
diſchen Koͤnigen und neidiſchen Phariſeern zu
verwerffen/ (Pſ. II.) Damit ſie den Nacken
der Koͤnige dem ſchweren und unertraͤglichem
joch Moſis wieder unterwerffen moͤgen. Sol-
ches rathen ſie/ nicht aber mit CHriſti ſchwerd
der wahrheit die ketzereyen zu toͤdten und den ke-
tzern das leben zulaſſen/ ſondern mit Moſis
ſtrengem ſchwerde die ketzerey/ da es doch nir-
gends geboten/ an ſtatt der oͤffentlichen goͤtzen-
diener mit den verirꝛten ketzern (ſo es anders
ketzer ſind) durch brennen und abſchneiden/
mit ausſchlieſſen von der zeit der gnaden/ leib
und ſeele zugleich zu vernichten/ zu veꝛderben und
zu toͤdten.

Des 23. haubtſtuͤcks.

Daß die Kaͤyſeꝛ/ als ſie anfiengē zu con-
nivir
en/ ſcharffbeſtrafft oder zum wenig-
ſten angemahnt worden ſind von den H.
Biſchoͤfen/ ja auch von
S. Athanaſio ſelbſt/
wiewol andere von ihm anders halten.
Dieſe meinung/ den
ſecten keine freyheit
zuzulaſſen/ wird befeſtiget durch exem-
peleiniger H. Biſchoͤffe/ welche/ als
ſie ſahen/ daß der Kaͤyſer hertzen geneigt
worden/ durch verſchiedene friedens-
tra-
ctat
en und beſtraffungen ſolches abrie-
then.

Antwort:

Daß ein ketzer den andern ungern neben ſich
kan leiden/ weiß man gar wol. Daß die ketzer
auch vieler Kaͤyſer macht liſtiglich mißbraucht
[Spaltenumbruch] haben/ lieſet man auch wol; Daß auch einige
Roͤmiſche Biſchoͤffe den Kaͤyſern gerathen ha-
ben keine religions-freyheit zuzulaſſen/ lobet
man wol. Aber wobey ſoll man wiſſen/ daß ſie
recht dran gethan haben und ihren exempeln
hierinnen nachzufolgen ſey. Diß ſoltet ihr
thun/ ſo ihrs bey dem HErrn CHriſto/ oder
bey ſeinen juͤngern befohlen zu ſeyn/ findet/ daß
man der Obrigkeit macht erſuchen ſolle alle an-
dere religionen/ als die ſeine/ aus dem lande zu
verjagen/ und uͤber diß dann auch noch/ daß die
Roͤmiſch-Catholiſche religion allein die wahre/
und alle andere falſch ſeyen. Wer ſoll hierinn
der richter ſeyn? Die Roͤmiſche kirche? Wer
der anklaͤger? Die Romaniſten? Wer der
verwehrer? Die Roͤmiſche? Wer die zeugen?
Die Roͤmiſche? Lehren diß euere decreta? Die
zeugen aber hievon alſo II. par. decret. Cauſa.
IV. quæſt. IV.
Niemand vermeſſe ſich jemals“
beydes richter und zeuge zu ſeyn. Denn in“
allen urtheilen muͤſſen allezeit nothwendig 4.“
perſonen ſeyn/ nemlich ein erkohrner richter/“
bequemer anklaͤger/ fuͤgliche beſchirmer und“
rechtmaͤßige zeugen. Denn dem richter ge-“
buͤhret zu gebrauchen gleichheit/ den zeugen“
wahrheit/ den anklaͤgern vorſtellung die ſache“
zu vergroͤſſern/ und den beſchirmern/ unterſu-“
chung die ſache zu verkleinern. Sodanige ur-“
theil muͤſte man hier auch gehalten ſeyn richtig
nach dem geſetz hervor zu bringen. Das thut ihr
aberhier nicht/ das hat man auch zu unſern zei-
ten zu Trente nicht geſehen/ ſondern wol das
gegentheil. Denn der Pabſt ſelbſt war allda
richter und die ſeinigen zeugen/ auch zugleich
anklaͤger uͤber und wieder den abweſenden ver-
wehrer/ welche unverhoͤrt als ketzer verurtheilt
ſind. Solte das ein recht urtheil ſeyn? Wo
iſts befohlen den exempeln nachzufolgen? Wo
iſts befohlen die andern mit gewalt aus dem
lande zujagen? Nirgendswo im Evangelio.

Des 24. hauptſtuͤcks.

Daß keine vorſtellung bey uns etwas
thue/ ob ſchon einige Catholiſche Kaͤy-
ſer durch verfuͤhrung und durch furcht
oder allzuviel nachgeben den Secten
freyheit zulieſſen/ welches ſie hernach ge-
reuet.

Antwort:

So liederlich als die erzehlungen der Kirchen-
hiſtorien bißhero erſcheinen zu ſeyn/ ſo liederlich
ſind dieſes Pamelii wahnſinnige beweißthuͤmer
von zwey oder drey Kaͤyſern. Denn dieſe ſind be-
ſchrieben von der parthey ſelber. Daß aber die
hiſtorien mit unwahrheiten gantz voll ange-
fuͤllet/ auch voll traͤume und naͤrriſche ausbu-
tzungen ſind/ kan ein jeder/ der da will/ gnug
aus meinem Synodo ſehen/ und aus dem klei-
nen lichtlein mercken die groſſe menge der un-
wahrheiten. Aber geſetzt/ daß diß ſein Geſchwaͤtz
wahr ſey/ was ſoll denn hier bewieſen ſeyn?
was folgt hieraus? daß es ihnen alleſamt ge-
reuet. Jſt das ein guter Schluß? So muß
man auch diß ſchlieſſen: Einige Kaͤyſer/ waren
Ketzer/ das koͤnt ihr nicht leugnen; Ergò, ſo
waren alle Kaͤyſer Ketzer. Soltet ihr ſolchen
ſchluß zulaſſen? Moͤget ihr widerſprechen? Se-
het doch/ was doch alle eure vorige vorgebrach-
te exempel zu eures vornehmens beweiß befoͤr-
dern ſollen wegen eurer folge der Ketzer/ nichts

anders/
A. K. H. Vierter Theil. E
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[33/0329] von denen ketzer-geſchichten. dientem geſetzbuche angefangen/ nemlich mit Davids vermahnung an die Koͤnige (Pſ. II.) Dem HErren zu dienen mit furcht/ um dieſelbe anzuſpornen/ die uͤbertretungen wider GOtt mit ſtrengigkeit zu belegen. Welche vermah- nung an die Koͤnige eben ſo eigentlich dienet die ketzer geſtrenge zuſtraffen mit verfolgen/ ver- jagen/ verbrennen/ koͤpffen und toͤdten/ als j. Lipſii ernſtliche vermahnung (im vorigen proceß) bequemlich dienet zur nachfolge des Ciceronis mit brennen und abſchneiden/ und des Lactantii ſchrifft/ mit hoͤchſter macht die re- ligion zu beſchirmen; Worinnen nicht weni- ger des Lipſii vorherige/ als dieſes Pamelii un- weiſe haͤrtigkeit und untreue verkehrtheit hier in anziehung der zeugniſſe aus der ſchrifft/ der Vaͤ- ter oder Heiden/ gleichſam mit der hand mag ge- taſtet werden. Wie reimen ſich hieher Pame- lii anweiſung zu den exempeln der Moſaiſchen Koͤnige/ welche ſolches nach Moſis geſetz thun muſten an den groben goͤtzen-dienern/ deren tempel und abgoͤtter/ auch derſelben Hayne ſie abbrachen? Was vor gemeinſchafft hat darum ſolches hier in unſers Koͤniges CHriſti/ geſetze/ da man nicht ſteinerne tempel oder goͤtzen ab- bricht/ ſondern verirꝛte ſchafe/ unrecht geſinnte ketzer/ ja auch meiſtens lebendige tempel uñ glie- deꝛ Chriſti mit ſolcheꝛ gꝛeulichen ſtrengigkeit veꝛ- folgt uñ toͤdtet. Diß war den Moſaiſchen Koͤni- gen geboten den offenbaren goͤtzen-dienern alſo mitzufahren. Wer will aber beweiſen/ daß unſer guͤtiger Koͤnig JEſus/ irgends wo einen ketzer zu verfolgen/ oder zu toͤdten befahlen habe? Das kan noch vermag niemand/ ſondern das wol/ daß ſie die kirche ſoll halten vor Heiden. Dis iſt nun dieſem Pamelio und Lipſio mit den ihrigen viel zu gelinde ſtraffe von dem guͤtigen Koͤnige/ deſſen joch achten ſie zu leicht/ uñ ſpornẽ die Koͤnige an das liebes-joch CHriſti und den himmliſchen Koͤnig ſelbſt mit den gottloſen Juͤ- diſchen Koͤnigen und neidiſchen Phariſeern zu verwerffen/ (Pſ. II.) Damit ſie den Nacken der Koͤnige dem ſchweren und unertraͤglichem joch Moſis wieder unterwerffen moͤgen. Sol- ches rathen ſie/ nicht aber mit CHriſti ſchwerd der wahrheit die ketzereyen zu toͤdten und den ke- tzern das leben zulaſſen/ ſondern mit Moſis ſtrengem ſchwerde die ketzerey/ da es doch nir- gends geboten/ an ſtatt der oͤffentlichen goͤtzen- diener mit den verirꝛten ketzern (ſo es anders ketzer ſind) durch brennen und abſchneiden/ mit ausſchlieſſen von der zeit der gnaden/ leib und ſeele zugleich zu vernichten/ zu veꝛderben und zu toͤdten. Des 23. haubtſtuͤcks. Daß die Kaͤyſeꝛ/ als ſie anfiengē zu con- niviren/ ſcharffbeſtrafft oder zum wenig- ſten angemahnt worden ſind von den H. Biſchoͤfen/ ja auch von S. Athanaſio ſelbſt/ wiewol andere von ihm anders halten. Dieſe meinung/ den ſecten keine freyheit zuzulaſſen/ wird befeſtiget durch exem- peleiniger H. Biſchoͤffe/ welche/ als ſie ſahen/ daß der Kaͤyſer hertzen geneigt worden/ durch verſchiedene friedens-tra- ctaten und beſtraffungen ſolches abrie- then. Antwort: Daß ein ketzer den andern ungern neben ſich kan leiden/ weiß man gar wol. Daß die ketzer auch vieler Kaͤyſer macht liſtiglich mißbraucht haben/ lieſet man auch wol; Daß auch einige Roͤmiſche Biſchoͤffe den Kaͤyſern gerathen ha- ben keine religions-freyheit zuzulaſſen/ lobet man wol. Aber wobey ſoll man wiſſen/ daß ſie recht dran gethan haben und ihren exempeln hierinnen nachzufolgen ſey. Diß ſoltet ihr thun/ ſo ihrs bey dem HErrn CHriſto/ oder bey ſeinen juͤngern befohlen zu ſeyn/ findet/ daß man der Obrigkeit macht erſuchen ſolle alle an- dere religionen/ als die ſeine/ aus dem lande zu verjagen/ und uͤber diß dann auch noch/ daß die Roͤmiſch-Catholiſche religion allein die wahre/ und alle andere falſch ſeyen. Wer ſoll hierinn der richter ſeyn? Die Roͤmiſche kirche? Wer der anklaͤger? Die Romaniſten? Wer der verwehrer? Die Roͤmiſche? Wer die zeugen? Die Roͤmiſche? Lehren diß euere decreta? Die zeugen aber hievon alſo II. par. decret. Cauſa. IV. quæſt. IV. Niemand vermeſſe ſich jemals“ beydes richter und zeuge zu ſeyn. Denn in“ allen urtheilen muͤſſen allezeit nothwendig 4.“ perſonen ſeyn/ nemlich ein erkohrner richter/“ bequemer anklaͤger/ fuͤgliche beſchirmer und“ rechtmaͤßige zeugen. Denn dem richter ge-“ buͤhret zu gebrauchen gleichheit/ den zeugen“ wahrheit/ den anklaͤgern vorſtellung die ſache“ zu vergroͤſſern/ und den beſchirmern/ unterſu-“ chung die ſache zu verkleinern. Sodanige ur-“ theil muͤſte man hier auch gehalten ſeyn richtig nach dem geſetz hervor zu bringen. Das thut ihr aberhier nicht/ das hat man auch zu unſern zei- ten zu Trente nicht geſehen/ ſondern wol das gegentheil. Denn der Pabſt ſelbſt war allda richter und die ſeinigen zeugen/ auch zugleich anklaͤger uͤber und wieder den abweſenden ver- wehrer/ welche unverhoͤrt als ketzer verurtheilt ſind. Solte das ein recht urtheil ſeyn? Wo iſts befohlen den exempeln nachzufolgen? Wo iſts befohlen die andern mit gewalt aus dem lande zujagen? Nirgendswo im Evangelio. Des 24. hauptſtuͤcks. Daß keine vorſtellung bey uns etwas thue/ ob ſchon einige Catholiſche Kaͤy- ſer durch verfuͤhrung und durch furcht oder allzuviel nachgeben den Secten freyheit zulieſſen/ welches ſie hernach ge- reuet. Antwort: So liederlich als die erzehlungen der Kirchen- hiſtorien bißhero erſcheinen zu ſeyn/ ſo liederlich ſind dieſes Pamelii wahnſinnige beweißthuͤmer von zwey oder drey Kaͤyſern. Denn dieſe ſind be- ſchrieben von der parthey ſelber. Daß aber die hiſtorien mit unwahrheiten gantz voll ange- fuͤllet/ auch voll traͤume und naͤrriſche ausbu- tzungen ſind/ kan ein jeder/ der da will/ gnug aus meinem Synodo ſehen/ und aus dem klei- nen lichtlein mercken die groſſe menge der un- wahrheiten. Aber geſetzt/ daß diß ſein Geſchwaͤtz wahr ſey/ was ſoll denn hier bewieſen ſeyn? was folgt hieraus? daß es ihnen alleſamt ge- reuet. Jſt das ein guter Schluß? So muß man auch diß ſchlieſſen: Einige Kaͤyſer/ waren Ketzer/ das koͤnt ihr nicht leugnen; Ergò, ſo waren alle Kaͤyſer Ketzer. Soltet ihr ſolchen ſchluß zulaſſen? Moͤget ihr widerſprechen? Se- het doch/ was doch alle eure vorige vorgebrach- te exempel zu eures vornehmens beweiß befoͤr- dern ſollen wegen eurer folge der Ketzer/ nichts anders/ A. K. H. Vierter Theil. E

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/329>, abgerufen am 20.04.2024.