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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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von denen ketzer-geschichten.
[Spaltenumbruch] den nächsten nach beschehener insinuation die-
ses/ deren wie euch zehen vor den ersten/ zehen
vor den andern/ zehen vor den dritten/ letzten und
endlichen rechts-tag setzen/ und benennen per-
emtorie,
oder ob derselbe nicht ein gerichts-tag
seyn würde/ den nächsten darnach/ durch eure
gevollmächtigte anwälde an diesem unsern
Käyserlichen Cammer-Gericht zu erscheinen/
glaubliche anzeig und beweiß zu thun/ daß die-
sem unserm Käyserlichen gebot alles seines inn-
halts gehorsamlich gelebt seye/ oder wo nicht/
alsdann zu sehen und zu hören/ euch in vorge-
melte poen gefallen seyn/ mit urthel und recht-
sprechen erkennen und erklären/ oder aber er-
hebliche ursachen und einreden/ ob ihr einige
hättet/ warum solche erklärung nicht geschehen
solte/ rechtlich vorzubringen/ und entscheids
darüber zu gewarten. Wann ihr kommet/ und
erscheinet alsdann also oder nicht/ so wird
doch nichts desto weniger auff des gegentheils
oder seines anwalts anruffen und erfordern
[Spaltenumbruch] hierin in rechten mit gemelter erkäntniß/
erklärung und anderem gegen euch verhandelt
und procediret/ wie sich das/ seiner ordnung
nach gebühret. Darnach ihr euch zu richten.
Geben in unserer und des H. Reichs stadt
Wetzlar/ den 17. monats Septemb. nach
CHristi unsers lieben HErrn geburt im 1694.
unserer Reiche des Römischen im 37. des Hun-
garischen im 40. und des Böheimischen im 39.
jahr.

Admandatum Domini Electi
Imperatoris proprium.

Johann Adam Wecckart D.
Käyserlichen Cammer-ge-
richts Cantzeley-Verwal-
ter.

(L.S.)
Jacobus Michael, Lic. Judicii Ca-
merae Imperialis Protonotar.


Des IV. Theils
Erste SECTION,
Begreiffend einige überbliebene schrifften von denen
wichtigsten alten Religions-streitigkeiten.
[Spaltenumbruch]
Num. I.

DIe im II. buch der kirchen-hiftorie
am 4. Cap. §. | 16. u. f. vorgestellete lehre
der Valentinianer wird noch etwas ge-
nauer aus folgendem fragmento zu ersehenseyn/
welches bey den meiste editionen des Clementis
Alexandrini,
und noch bey der letzteren (1688)
pag. 789. u. f. pur Griechisch ohne version mit
angehencket zu befinden ist/ von mir treulich
übersetzet werden soll.

Der titul ist folgender:

Ein kurtzer auszug aus Teodoti
schrifften und der so genanten leh-
re vom auffgang/ nach denen zei-
ten (oder
AEonibus) Valentini.

Die schrifft selber lautet zu Teutsch von wort
zu wort also:

1. CHristus spricht: Vater/ ich befehle
meinen geist in deine hände.
Der Hei-
land hat das fleisch angezogen und ist hernieder
kommen/ welches die weißheit als den geistli-
chen samen dem worte hervorgebracht hatte.
dahero er in seinem leiden die weißheit dem va-
ter übergibt/ auff daß er sie von dem vater em-
pfange/ und darinne (im leiden) nicht gehalten
würde von denen/ die sie ihm rauben konten.
Eben also übergibt er auch allen geistlichen sa-
men als die auserwehlten/ nemlich durch diese
besagte worte; wir sagen aber von dem auser-
wehlten samen/ und von dem funcken/
[Spaltenumbruch] der von dem wort lebendig gemachet worden/
und von dem augapffel/ von dem senff-
körnlein und dem sauerteig/ welche dasjenige/
was getheilet zu seyn schiene/ zu einem glauben
eins machet.

2. Die Valentinianer aber sagen/ daß der
auserwehlten Jungfrau (Marien) im schla-
fe von dem worte ein männlicher same eingege-
ben worden/ da der seelische leib gebildet wor-
den sey/ welches ein ausfluß des Englischen
gewesen/ damit es kein mangelhafftes wesen
(ueserkma) wäre. Und dieses hat durchsäuert/
was da schiene getheilt zu seyn/ in dem es die
seele und das fleisch vereiniget/ welche auch von
der weißheit in der eintheilung darzu gebracht
worden. Der schlaff aber in Adam war eine
vergessenheit der seelen die er zusammen hielte/
damit sie nicht auffgelöset würde/ wie das geist-
liche/ welches der Heiland der seelen eingegeben
hat. Der same war ein ausfluß des man-
nes und des Englischen. Dahero spricht der
Heiland: werde du und deine seele erlöset.

3. Als nun der Heiland kam/ hat er die see-
le aus dem schlaff erwecket/ und den funcken
auffgeblasen. Denn die worte des Herrn sind
krafft. Darum sprach er: Es leuchte eu-
er licht vor den leuten.
Und als er nach
der aufferstehung den geist denen Aposteln ein-
bliesse/ so hat er die erde wie asche hinweg ge-
blasen. Der Herr hat auch den funcken auff-
geblasen und lebendig gemacht/ da er in seiner
grossen niederträchtigkeit nicht als ein Engel/
sondern als ein mensch gesehen ward. Und als er

denen
A. K. H. Vierter Theil. F

von denen ketzer-geſchichten.
[Spaltenumbruch] den naͤchſten nach beſchehener inſinuation die-
ſes/ deren wie euch zehen vor den erſten/ zehen
voꝛ den andern/ zehen voꝛ den dritten/ letzten und
endlichen rechts-tag ſetzen/ und benennen per-
emtorie,
oder ob derſelbe nicht ein gerichts-tag
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Kaͤyſerlichen Cammer-Gericht zu erſcheinen/
glaubliche anzeig und beweiß zu thun/ daß die-
ſem unſerm Kaͤyſerlichen gebot alles ſeines inn-
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melte pœn gefallen ſeyn/ mit urthel und recht-
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daruͤber zu gewarten. Wann ihr kommet/ und
erſcheinet alsdann alſo oder nicht/ ſo wird
doch nichts deſto weniger auff des gegentheils
oder ſeines anwalts anruffen und erfordern
[Spaltenumbruch] hierin in rechten mit gemelter erkaͤntniß/
erklaͤrung und anderem gegen euch verhandelt
und procediret/ wie ſich das/ ſeiner ordnung
nach gebuͤhret. Darnach ihr euch zu richten.
Geben in unſerer und des H. Reichs ſtadt
Wetzlar/ den 17. monats Septemb. nach
CHriſti unſers lieben HErꝛn geburt im 1694.
unſerer Reiche des Roͤmiſchen im 37. des Hun-
gariſchen im 40. und des Boͤheimiſchen im 39.
jahr.

Admandatum Domini Electi
Imperatoris proprium.

Johann Adam Wecckart D.
Kaͤyſerlichen Cammer-ge-
richts Cantzeley-Verwal-
ter.

(L.S.)
Jacobus Michael, Lic. Judicii Ca-
meræ Imperialis Protonotar.


Des IV. Theils
Erſte SECTION,
Begreiffend einige uͤberbliebene ſchrifften von denen
wichtigſten alten Religions-ſtreitigkeiten.
[Spaltenumbruch]
Num. I.

DIe im II. buch der kirchen-hiftorie
am 4. Cap. §. | 16. u. f. vorgeſtellete lehre
der Valentinianer wird noch etwas ge-
nauer aus folgendem fragmento zu erſehenſeyn/
welches bey den meiſtē editionen des Clementis
Alexandrini,
und noch bey der letzteren (1688)
pag. 789. u. f. pur Griechiſch ohne verſion mit
angehencket zu befinden iſt/ von mir treulich
uͤberſetzet werden ſoll.

Der titul iſt folgender:

Ein kurtzer auszug aus Teodoti
ſchrifften und der ſo genanten leh-
re vom auffgang/ nach denen zei-
ten (oder
Æonibus) Valentini.

Die ſchrifft ſelber lautet zu Teutſch von wort
zu wort alſo:

1. CHriſtus ſpricht: Vater/ ich befehle
meinen geiſt in deine haͤnde.
Der Hei-
land hat das fleiſch angezogen und iſt hernieder
kommen/ welches die weißheit als den geiſtli-
chen ſamen dem worte hervorgebracht hatte.
dahero er in ſeinem leiden die weißheit dem va-
ter uͤbergibt/ auff daß er ſie von dem vater em-
pfange/ und darinne (im leiden) nicht gehalten
wuͤrde von denen/ die ſie ihm rauben konten.
Eben alſo uͤbergibt er auch allen geiſtlichen ſa-
men als die auserwehlten/ nemlich durch dieſe
beſagte worte; wir ſagen aber von dem auser-
wehlten ſamen/ und von dem funcken/
[Spaltenumbruch] der von dem wort lebendig gemachet worden/
und von dem augapffel/ von dem ſenff-
koͤrnlein und dem ſauerteig/ welche dasjenige/
was getheilet zu ſeyn ſchiene/ zu einem glauben
eins machet.

2. Die Valentinianer aber ſagen/ daß der
auserwehlten Jungfrau (Marien) im ſchla-
fe von dem worte ein maͤnnlicher ſame eingege-
ben worden/ da der ſeeliſche leib gebildet wor-
den ſey/ welches ein ausfluß des Engliſchen
geweſen/ damit es kein mangelhafftes weſen
(υͤςέϱϰμα) waͤre. Und dieſes hat durchſaͤuert/
was da ſchiene getheilt zu ſeyn/ in dem es die
ſeele und das fleiſch vereiniget/ welche auch von
der weißheit in der eintheilung darzu gebracht
worden. Der ſchlaff aber in Adam war eine
vergeſſenheit der ſeelen die er zuſammen hielte/
damit ſie nicht auffgeloͤſet wuͤrde/ wie das geiſt-
liche/ welches der Heiland der ſeelen eingegeben
hat. Der ſame war ein ausfluß des man-
nes und des Engliſchen. Dahero ſpricht der
Heiland: werde du und deine ſeele erloͤſet.

3. Als nun der Heiland kam/ hat er die ſee-
le aus dem ſchlaff erwecket/ und den funcken
auffgeblaſen. Denn die worte des Herrn ſind
krafft. Darum ſprach er: Es leuchte eu-
er licht vor den leuten.
Und als er nach
der aufferſtehung den geiſt denen Apoſteln ein-
blieſſe/ ſo hat er die erde wie aſche hinweg ge-
blaſen. Der Herr hat auch den funcken auff-
geblaſen und lebendig gemacht/ da er in ſeiner
groſſen niedertraͤchtigkeit nicht als ein Engel/
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denen
A. K. H. Vierter Theil. F
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[41/0337] von denen ketzer-geſchichten. den naͤchſten nach beſchehener inſinuation die- ſes/ deren wie euch zehen vor den erſten/ zehen voꝛ den andern/ zehen voꝛ den dritten/ letzten und endlichen rechts-tag ſetzen/ und benennen per- emtorie, oder ob derſelbe nicht ein gerichts-tag ſeyn wuͤrde/ den naͤchſten darnach/ durch eure gevollmaͤchtigte anwaͤlde an dieſem unſern Kaͤyſerlichen Cammer-Gericht zu erſcheinen/ glaubliche anzeig und beweiß zu thun/ daß die- ſem unſerm Kaͤyſerlichen gebot alles ſeines inn- halts gehorſamlich gelebt ſeye/ oder wo nicht/ alsdann zu ſehen und zu hoͤren/ euch in vorge- melte pœn gefallen ſeyn/ mit urthel und recht- ſprechen erkennen und erklaͤren/ oder aber er- hebliche urſachen und einreden/ ob ihr einige haͤttet/ warum ſolche erklaͤrung nicht geſchehen ſolte/ rechtlich vorzubringen/ und entſcheids daruͤber zu gewarten. Wann ihr kommet/ und erſcheinet alsdann alſo oder nicht/ ſo wird doch nichts deſto weniger auff des gegentheils oder ſeines anwalts anruffen und erfordern hierin in rechten mit gemelter erkaͤntniß/ erklaͤrung und anderem gegen euch verhandelt und procediret/ wie ſich das/ ſeiner ordnung nach gebuͤhret. Darnach ihr euch zu richten. Geben in unſerer und des H. Reichs ſtadt Wetzlar/ den 17. monats Septemb. nach CHriſti unſers lieben HErꝛn geburt im 1694. unſerer Reiche des Roͤmiſchen im 37. des Hun- gariſchen im 40. und des Boͤheimiſchen im 39. jahr. Admandatum Domini Electi Imperatoris proprium. Johann Adam Wecckart D. Kaͤyſerlichen Cammer-ge- richts Cantzeley-Verwal- ter. (L.S.) Jacobus Michael, Lic. Judicii Ca- meræ Imperialis Protonotar. Des IV. Theils Erſte SECTION, Begreiffend einige uͤberbliebene ſchrifften von denen wichtigſten alten Religions-ſtreitigkeiten. Num. I. DIe im II. buch der kirchen-hiftorie am 4. Cap. §. | 16. u. f. vorgeſtellete lehre der Valentinianer wird noch etwas ge- nauer aus folgendem fragmento zu erſehenſeyn/ welches bey den meiſtē editionen des Clementis Alexandrini, und noch bey der letzteren (1688) pag. 789. u. f. pur Griechiſch ohne verſion mit angehencket zu befinden iſt/ von mir treulich uͤberſetzet werden ſoll. Der titul iſt folgender: Ein kurtzer auszug aus Teodoti ſchrifften und der ſo genanten leh- re vom auffgang/ nach denen zei- ten (oder Æonibus) Valentini. Die ſchrifft ſelber lautet zu Teutſch von wort zu wort alſo: 1. CHriſtus ſpricht: Vater/ ich befehle meinen geiſt in deine haͤnde. Der Hei- land hat das fleiſch angezogen und iſt hernieder kommen/ welches die weißheit als den geiſtli- chen ſamen dem worte hervorgebracht hatte. dahero er in ſeinem leiden die weißheit dem va- ter uͤbergibt/ auff daß er ſie von dem vater em- pfange/ und darinne (im leiden) nicht gehalten wuͤrde von denen/ die ſie ihm rauben konten. Eben alſo uͤbergibt er auch allen geiſtlichen ſa- men als die auserwehlten/ nemlich durch dieſe beſagte worte; wir ſagen aber von dem auser- wehlten ſamen/ und von dem funcken/ der von dem wort lebendig gemachet worden/ und von dem augapffel/ von dem ſenff- koͤrnlein und dem ſauerteig/ welche dasjenige/ was getheilet zu ſeyn ſchiene/ zu einem glauben eins machet. 2. Die Valentinianer aber ſagen/ daß der auserwehlten Jungfrau (Marien) im ſchla- fe von dem worte ein maͤnnlicher ſame eingege- ben worden/ da der ſeeliſche leib gebildet wor- den ſey/ welches ein ausfluß des Engliſchen geweſen/ damit es kein mangelhafftes weſen (υͤςέϱϰμα) waͤre. Und dieſes hat durchſaͤuert/ was da ſchiene getheilt zu ſeyn/ in dem es die ſeele und das fleiſch vereiniget/ welche auch von der weißheit in der eintheilung darzu gebracht worden. Der ſchlaff aber in Adam war eine vergeſſenheit der ſeelen die er zuſammen hielte/ damit ſie nicht auffgeloͤſet wuͤrde/ wie das geiſt- liche/ welches der Heiland der ſeelen eingegeben hat. Der ſame war ein ausfluß des man- nes und des Engliſchen. Dahero ſpricht der Heiland: werde du und deine ſeele erloͤſet. 3. Als nun der Heiland kam/ hat er die ſee- le aus dem ſchlaff erwecket/ und den funcken auffgeblaſen. Denn die worte des Herrn ſind krafft. Darum ſprach er: Es leuchte eu- er licht vor den leuten. Und als er nach der aufferſtehung den geiſt denen Apoſteln ein- blieſſe/ ſo hat er die erde wie aſche hinweg ge- blaſen. Der Herr hat auch den funcken auff- geblaſen und lebendig gemacht/ da er in ſeiner groſſen niedertraͤchtigkeit nicht als ein Engel/ ſondeꝛn als ein menſch geſehen ward. Und als er denen A. K. H. Vierter Theil. F

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/337>, abgerufen am 20.04.2024.