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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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zur keuschheit an einen wittber.
[Spaltenumbruch] den/ so wol nach des geschlechts grund/ als nach
CHristi bestätigung: wir werden beiderseits
nach einem Ehestand geachtet/ fleischlich in
Adam/ geistlich in CHristo: eine vorschrifft
der eintzeln ehe gehet die zwey geburten
an: wer aus der eintzeln ehe schreitet/ der schrei-
tet aus beyden aus.

Das 6. Cap.

Das öfftere heyrathen hat sich mit einem ver-
fluchten mann angefangen. Lamech hat zu
erst zwey weiber genommen/ und drey in ein
fleisch gebracht. 1. B. Mos. IV. Man möchte
aber sagen: haben doch auch die gesegneten Pa-
triarchen nicht allein mehr weiber/ sondern auch
mehr kebsweiber gehabt: drum dürffen wirs
wol auch thun. Ja du dürfftest wol/ wenn
noch einige vorbilder eines künfftigen geheimnis-
ses übrig wären/ die du mit deiner ehe vorbilden
köntest/ oder wenn auch ietzo noch die worte statt
haben: Wachset und mehret euch 1. B.
Mos. I. das ist/ wenn noch nie eine andere stim-
me darüber kommen ist/ nehmlich/ daß die zeit
nun sehr enge eingeschränket sey/ und
daß es übrig sey/ daß/ die da weiber ha-
ben/ seyn/ als hätten sie keine
1. Cor. VII.
Denn gewißlich in dem er die enthaltung auff-
erlegt/ und die fleischliche vermischung dämpfet/
so schaffet er damit dieses ab: Wachset und
mehret euch!
Jch achte aber/ daß beydes
von GOtt geordnet und befohlen sey/ welcher
damals zwar im anfang das geschlecht vermeh-
ren/ und dazu der ehe ihren zügel lassen wolte/
biß die erde erfüllet und zu einer neuen zucht ma-
teri
e hervor bracht wäre. Nunmehr aber hat er
zugleich mit den letzten zeiten eingeschräncket
und wiederruffen/ was er zugelassen und ver-
gönnt hatte/ nicht ohne grund der fortpflantzung
im anfang und der zurückhaltung amende. Al-
lezeit ist der anfang weit und das ende enge.
Man pflantzt deswegen einen wald/ und läst ihn
wachsen/ daß man ihn endlich behaue. Je-
nes war eine alte ordnung/ die auch im neuen
Evangelio abgethan wird/ in welchem die axt
dem baum auch an die wurtzel gelegt ist. Der-
gestalt ist auch das gebot abkommen: Auge
um auge/ zahn um zahn/
nachdem das an-
dere geboren ist: Niemund vergelte böses
mit bösen.
Matth V. 2. B. Mos. XII. Nun
meine ich ja/ daß auch menschliche ordnungen
denen alten vorgehen.

Das 7. Cap.

Warum wollen wir aber nicht aus den alten
Exempeln vielmehr die erkennen/ welche den
nachkommen eine gute disciplin geben/ und die
form des alterthums erneuren? Denn siehe/ ich
sehe/ daß im alten gesetz die freyheit offt zu heyra-
then beschnitten. Jm 3. B. Mos. XXI. ist ge-
boten: Meine Priester sollen nicht viel-
mal heyrathen.
Da man denn sagen kan/
auch das sey schon vielmal/ was nicht einmal
ist; was nicht eins ist/ ist viel/ denn nach eins folgt
die viele zahl. Eins aber ist alles/ was einmal
ist. Aber es wurde CHristo allein die erfül-
lung des gesetzes hierinne/ wie in andern/ bey-
behalten. Dahero wirds bey uns völliger
und genauer vorgeschrieben/ daß man nur ein-
mal heyrathen solle/ wer ein Priester seyn wolle.
1. Tim. III. so gar/ daß ich auch weiß/ wie etli-
che zweymal verheyrathete abgesetzet worden.
Sprichstu: So ists doch andern vergönnt/
[Spaltenumbruch] weil die/ so nicht dürffen/ ausgenommen sind.
Allein wir werden unverständig seyn/ wo wir
meinen/ das sey den Layen vergönnt/ was den
Priestern nicht vergönnt ist. Sind denn wir Laye
nicht auch Priester? Es stehet geschrieben: Er
hat uns zum Königreich und zu Prie-
stern GOtt und seinem Vater gemacht.

Offenb. Joh. 1. Den unterscheid zwischen dem
lehrstand und dem volck hat die kirche angefan-
gen/ und diese ehre ist durch des lehrstands sitz
von GOtt geheiliget/ wo nur ein sitz des lehr-
stands ist/ da opffert und tauffet der Priester/
der daselbst allein ist. Ja auch wo nur dreye
sind/ da ist schon eine gemeine/ ob es gleich layen
seyn. Denn ein jeder lebet aus seinem
glauben:
Und bey GOtt ist kein ansehen
der personen/
Matth. XIIX. Weil nicht die
hörer des gesetzes/ sondern die thäter ge-
rechtfertiget werden sollen/
wie der Apostel
sagt Rom. II. Hast du nun das rechtdes Priester-
thums in dir selber/ wie du es denn haben must/
so muß das Priester-recht auch die Priester-zucht
haben. Du tauffest oder opfferst als einer/ der
zweymal gefreyet hat/ wie vielmehr solte ers ei-
nem Läyen sagen/ was zum heil dienet vor den
Priester zu thun. Aber du sprichst: Man muß
aus der noth eine tugend machen. Keine noth
kan entschuldigen/ die nicht könte noth seyn.
Ja daß die/ so zweymal heyrathen/ alle geschol-
ten werden/ auch die/ welche aus noth etwas un-
zuläßiges thun/ will ich sagen/ daß GOtt uns
alle also geschickt haben wolle/ damit wir über-
all seine befehl zu vollbringen verbunden wären.
Wenn nun die Läyen das nicht halten/ wodurch
sie zu Aeltesten erwehlet werden/ wie werden die
können Aeltisten seyn/ welche aus den Läyen er-
wählet werden? Darum müssen wir auch einen
Läyen von der andern ehe abhalten/ weil kein an-
derer ein Aeltister seyn kan/ als ein Läye/ der ein-
mal verheyrathet ist.

Das 8. Cap.

Wenn alles/ was nur vergönnet ist/ stracks
gut ist/ so darff man auch wol zum zweytenmal
heyrathen. Aber der Apostel ruffte: Alles ist
vergönnt/ aber nicht alles zum heil.
1.
Cor. VI. Jch bitte dich aber/ kan wol etwas gut
heissen/ das nicht nützlich ist? Jst das vergönnt/
was auch nicht heilsam ist/ so ist auch vergönnt/
was nicht gut ist. Was solst du aber lieber
wollen/ was deßwegen gut ist/ weil es vergönnt
ist/ oder deßwegen/ weil es nutzet? Jch sehe ei-
nen grossen unterscheid zwischen der erlaubniß
und dem heil. Vom guten behältest du nicht recht/
weil das gute nicht erst darff vergönnet werden:
das aber wird nur zugelassen/ woran man zwei-
felt/ daß es gut sey/ und auch wol nicht kan zu-
gelassen werden/ wenn es nicht eine wichtigere
ursache vorher hat. Denn wegen der gefahr
der unkeuschheit ist die andere heyrath zu-
gelassen/ nachdem man sonst nicht prüffen kön-
te/ wer dem willen GOttes oder wer seinem ei-
genen folgte/ woferne es nicht eine vergünsti-
gung einer nicht guten sache wäre: Man könte
auch sonst nicht sehen/ wer den gegenwärtigen
vortheil suchen/ oder gelegenheit zur freyheit
daraus nehmen wolte/ wer dem willen
GOTTes oder wer seiner lust folgte. Die
freyheit ist gemeiniglich eine versuchung
vor die mäßigkeit/ weil diese durch versuchung
geprüfet wird/ die versuchung aber durch die

freyheit

zur keuſchheit an einen wittber.
[Spaltenumbruch] den/ ſo wol nach des geſchlechts grund/ als nach
CHriſti beſtaͤtigung: wir werden beiderſeits
nach einem Eheſtand geachtet/ fleiſchlich in
Adam/ geiſtlich in CHriſto: eine vorſchrifft
der eintzeln ehe gehet die zwey geburten
an: wer aus der eintzeln ehe ſchreitet/ der ſchrei-
tet aus beyden aus.

Das 6. Cap.

Das oͤfftere heyrathen hat ſich mit einem ver-
fluchten mann angefangen. Lamech hat zu
erſt zwey weiber genommen/ und drey in ein
fleiſch gebracht. 1. B. Moſ. IV. Man moͤchte
aber ſagen: haben doch auch die geſegneten Pa-
triarchen nicht allein mehr weiber/ ſondern auch
mehr kebsweiber gehabt: drum duͤrffen wirs
wol auch thun. Ja du duͤrffteſt wol/ wenn
noch einige vorbilder eines kuͤnfftigen geheimniſ-
ſes uͤbrig waͤren/ die du mit deiner ehe vorbilden
koͤnteſt/ oder wenn auch ietzo noch die worte ſtatt
haben: Wachſet und mehret euch 1. B.
Moſ. I. das iſt/ wenn noch nie eine andere ſtim-
me daruͤber kommen iſt/ nehmlich/ daß die zeit
nun ſehr enge eingeſchraͤnket ſey/ und
daß es uͤbrig ſey/ daß/ die da weiber ha-
ben/ ſeyn/ als haͤtten ſie keine
1. Cor. VII.
Denn gewißlich in dem er die enthaltung auff-
erlegt/ und die fleiſchliche vermiſchung daͤmpfet/
ſo ſchaffet er damit dieſes ab: Wachſet und
mehret euch!
Jch achte aber/ daß beydes
von GOtt geordnet und befohlen ſey/ welcher
damals zwar im anfang das geſchlecht vermeh-
ren/ und dazu der ehe ihren zuͤgel laſſen wolte/
biß die erde erfuͤllet und zu einer neuen zucht ma-
teri
e hervor bracht waͤre. Nunmehr aber hat er
zugleich mit den letzten zeiten eingeſchraͤncket
und wiederruffen/ was er zugelaſſen und ver-
goͤñt hatte/ nicht ohne grund der fortpflantzung
im anfang und der zuruͤckhaltung amende. Al-
lezeit iſt der anfang weit und das ende enge.
Man pflantzt deswegen einen wald/ und laͤſt ihn
wachſen/ daß man ihn endlich behaue. Je-
nes war eine alte ordnung/ die auch im neuen
Evangelio abgethan wird/ in welchem die axt
dem baum auch an die wurtzel gelegt iſt. Der-
geſtalt iſt auch das gebot abkommen: Auge
um auge/ zahn um zahn/
nachdem das an-
dere geboren iſt: Niemund vergelte boͤſes
mit boͤſen.
Matth V. 2. B. Moſ. XII. Nun
meine ich ja/ daß auch menſchliche ordnungen
denen alten vorgehen.

Das 7. Cap.

Warum wollen wir aber nicht aus den alten
Exempeln vielmehr die erkennen/ welche den
nachkommen eine gute diſciplin geben/ und die
form des alterthums erneuren? Denn ſiehe/ ich
ſehe/ daß im alten geſetz die freyheit offt zu heyra-
then beſchnitten. Jm 3. B. Moſ. XXI. iſt ge-
boten: Meine Prieſter ſollen nicht viel-
mal heyrathen.
Da man denn ſagen kan/
auch das ſey ſchon vielmal/ was nicht einmal
iſt; was nicht eins iſt/ iſt viel/ deñ nach eins folgt
die viele zahl. Eins aber iſt alles/ was einmal
iſt. Aber es wurde CHriſto allein die erfuͤl-
lung des geſetzes hierinne/ wie in andern/ bey-
behalten. Dahero wirds bey uns voͤlliger
und genauer vorgeſchrieben/ daß man nur ein-
mal heyrathen ſolle/ wer ein Prieſter ſeyn wolle.
1. Tim. III. ſo gar/ daß ich auch weiß/ wie etli-
che zweymal verheyrathete abgeſetzet worden.
Sprichſtu: So iſts doch andern vergoͤnnt/
[Spaltenumbruch] weil die/ ſo nicht duͤrffen/ ausgenommen ſind.
Allein wir werden unverſtaͤndig ſeyn/ wo wir
meinen/ das ſey den Layen vergoͤnnt/ was den
Prieſtern nicht vergoͤnnt iſt. Sind deñ wir Layē
nicht auch Prieſter? Es ſtehet geſchrieben: Er
hat uns zum Koͤnigreich und zu Prie-
ſtern GOtt und ſeinem Vater gemacht.

Offenb. Joh. 1. Den unterſcheid zwiſchen dem
lehrſtand und dem volck hat die kirche angefan-
gen/ und dieſe ehre iſt durch des lehrſtands ſitz
von GOtt geheiliget/ wo nur ein ſitz des lehr-
ſtands iſt/ da opffert und tauffet der Prieſter/
der daſelbſt allein iſt. Ja auch wo nur dreye
ſind/ da iſt ſchon eine gemeine/ ob es gleich layen
ſeyn. Denn ein jeder lebet aus ſeinem
glauben:
Und bey GOtt iſt kein anſehen
der perſonen/
Matth. XIIX. Weil nicht die
hoͤrer des geſetzes/ ſondern die thaͤter ge-
rechtfeꝛtiget werden ſollen/
wie der Apoſtel
ſagt Rom. II. Haſt du nun das rechtdes Prieſteꝛ-
thums in dir ſelber/ wie du es denn haben muſt/
ſo muß das Prieſter-recht auch die Prieſter-zucht
haben. Du tauffeſt oder opfferſt als einer/ der
zweymal gefreyet hat/ wie vielmehr ſolte ers ei-
nem Laͤyen ſagen/ was zum heil dienet vor den
Prieſter zu thun. Aber du ſprichſt: Man muß
aus der noth eine tugend machen. Keine noth
kan entſchuldigen/ die nicht koͤnte noth ſeyn.
Ja daß die/ ſo zweymal heyrathen/ alle geſchol-
ten werden/ auch die/ welche aus noth etwas un-
zulaͤßiges thun/ will ich ſagen/ daß GOtt uns
alle alſo geſchickt haben wolle/ damit wir uͤber-
all ſeine befehl zu vollbringen verbunden waͤren.
Wenn nun die Laͤyen das nicht halten/ wodurch
ſie zu Aelteſten erwehlet werden/ wie werden die
koͤnnen Aeltiſten ſeyn/ welche aus den Laͤyen er-
waͤhlet werden? Darum muͤſſen wir auch einen
Laͤyen von der andern ehe abhalten/ weil kein an-
derer ein Aeltiſter ſeyn kan/ als ein Laͤye/ der ein-
mal verheyrathet iſt.

Das 8. Cap.

Wenn alles/ was nur vergoͤnnet iſt/ ſtracks
gut iſt/ ſo darff man auch wol zum zweytenmal
heyrathen. Aber der Apoſtel ruffte: Alles iſt
vergoͤnnt/ aber nicht alles zum heil.
1.
Cor. VI. Jch bitte dich aber/ kan wol etwas gut
heiſſen/ das nicht nuͤtzlich iſt? Jſt das vergoͤnnt/
was auch nicht heilſam iſt/ ſo iſt auch vergoͤnnt/
was nicht gut iſt. Was ſolſt du aber lieber
wollen/ was deßwegen gut iſt/ weil es vergoͤnnt
iſt/ oder deßwegen/ weil es nutzet? Jch ſehe ei-
nen groſſen unterſcheid zwiſchen der erlaubniß
uñ dem heil. Vom guten behaͤlteſt du nicht recht/
weil das gute nicht erſt darff vergoͤnnet werden:
das aber wird nur zugelaſſen/ woran man zwei-
felt/ daß es gut ſey/ und auch wol nicht kan zu-
gelaſſen werden/ wenn es nicht eine wichtigere
urſache vorher hat. Denn wegen der gefahr
der unkeuſchheit iſt die andere heyrath zu-
gelaſſen/ nachdem man ſonſt nicht pruͤffen koͤn-
te/ wer dem willen GOttes oder wer ſeinem ei-
genen folgte/ woferne es nicht eine verguͤnſti-
gung einer nicht guten ſache waͤre: Man koͤnte
auch ſonſt nicht ſehen/ wer den gegenwaͤrtigen
vortheil ſuchen/ oder gelegenheit zur freyheit
daraus nehmen wolte/ wer dem willen
GOTTes oder wer ſeiner luſt folgte. Die
freyheit iſt gemeiniglich eine verſuchung
vor die maͤßigkeit/ weil dieſe durch verſuchung
gepruͤfet wird/ die verſuchung aber durch die

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[71/0367] zur keuſchheit an einen wittber. den/ ſo wol nach des geſchlechts grund/ als nach CHriſti beſtaͤtigung: wir werden beiderſeits nach einem Eheſtand geachtet/ fleiſchlich in Adam/ geiſtlich in CHriſto: eine vorſchrifft der eintzeln ehe gehet die zwey geburten an: wer aus der eintzeln ehe ſchreitet/ der ſchrei- tet aus beyden aus. Das 6. Cap. Das oͤfftere heyrathen hat ſich mit einem ver- fluchten mann angefangen. Lamech hat zu erſt zwey weiber genommen/ und drey in ein fleiſch gebracht. 1. B. Moſ. IV. Man moͤchte aber ſagen: haben doch auch die geſegneten Pa- triarchen nicht allein mehr weiber/ ſondern auch mehr kebsweiber gehabt: drum duͤrffen wirs wol auch thun. Ja du duͤrffteſt wol/ wenn noch einige vorbilder eines kuͤnfftigen geheimniſ- ſes uͤbrig waͤren/ die du mit deiner ehe vorbilden koͤnteſt/ oder wenn auch ietzo noch die worte ſtatt haben: Wachſet und mehret euch 1. B. Moſ. I. das iſt/ wenn noch nie eine andere ſtim- me daruͤber kommen iſt/ nehmlich/ daß die zeit nun ſehr enge eingeſchraͤnket ſey/ und daß es uͤbrig ſey/ daß/ die da weiber ha- ben/ ſeyn/ als haͤtten ſie keine 1. Cor. VII. Denn gewißlich in dem er die enthaltung auff- erlegt/ und die fleiſchliche vermiſchung daͤmpfet/ ſo ſchaffet er damit dieſes ab: Wachſet und mehret euch! Jch achte aber/ daß beydes von GOtt geordnet und befohlen ſey/ welcher damals zwar im anfang das geſchlecht vermeh- ren/ und dazu der ehe ihren zuͤgel laſſen wolte/ biß die erde erfuͤllet und zu einer neuen zucht ma- terie hervor bracht waͤre. Nunmehr aber hat er zugleich mit den letzten zeiten eingeſchraͤncket und wiederruffen/ was er zugelaſſen und ver- goͤñt hatte/ nicht ohne grund der fortpflantzung im anfang und der zuruͤckhaltung amende. Al- lezeit iſt der anfang weit und das ende enge. Man pflantzt deswegen einen wald/ und laͤſt ihn wachſen/ daß man ihn endlich behaue. Je- nes war eine alte ordnung/ die auch im neuen Evangelio abgethan wird/ in welchem die axt dem baum auch an die wurtzel gelegt iſt. Der- geſtalt iſt auch das gebot abkommen: Auge um auge/ zahn um zahn/ nachdem das an- dere geboren iſt: Niemund vergelte boͤſes mit boͤſen. Matth V. 2. B. Moſ. XII. Nun meine ich ja/ daß auch menſchliche ordnungen denen alten vorgehen. Das 7. Cap. Warum wollen wir aber nicht aus den alten Exempeln vielmehr die erkennen/ welche den nachkommen eine gute diſciplin geben/ und die form des alterthums erneuren? Denn ſiehe/ ich ſehe/ daß im alten geſetz die freyheit offt zu heyra- then beſchnitten. Jm 3. B. Moſ. XXI. iſt ge- boten: Meine Prieſter ſollen nicht viel- mal heyrathen. Da man denn ſagen kan/ auch das ſey ſchon vielmal/ was nicht einmal iſt; was nicht eins iſt/ iſt viel/ deñ nach eins folgt die viele zahl. Eins aber iſt alles/ was einmal iſt. Aber es wurde CHriſto allein die erfuͤl- lung des geſetzes hierinne/ wie in andern/ bey- behalten. Dahero wirds bey uns voͤlliger und genauer vorgeſchrieben/ daß man nur ein- mal heyrathen ſolle/ wer ein Prieſter ſeyn wolle. 1. Tim. III. ſo gar/ daß ich auch weiß/ wie etli- che zweymal verheyrathete abgeſetzet worden. Sprichſtu: So iſts doch andern vergoͤnnt/ weil die/ ſo nicht duͤrffen/ ausgenommen ſind. Allein wir werden unverſtaͤndig ſeyn/ wo wir meinen/ das ſey den Layen vergoͤnnt/ was den Prieſtern nicht vergoͤnnt iſt. Sind deñ wir Layē nicht auch Prieſter? Es ſtehet geſchrieben: Er hat uns zum Koͤnigreich und zu Prie- ſtern GOtt und ſeinem Vater gemacht. Offenb. Joh. 1. Den unterſcheid zwiſchen dem lehrſtand und dem volck hat die kirche angefan- gen/ und dieſe ehre iſt durch des lehrſtands ſitz von GOtt geheiliget/ wo nur ein ſitz des lehr- ſtands iſt/ da opffert und tauffet der Prieſter/ der daſelbſt allein iſt. Ja auch wo nur dreye ſind/ da iſt ſchon eine gemeine/ ob es gleich layen ſeyn. Denn ein jeder lebet aus ſeinem glauben: Und bey GOtt iſt kein anſehen der perſonen/ Matth. XIIX. Weil nicht die hoͤrer des geſetzes/ ſondern die thaͤter ge- rechtfeꝛtiget werden ſollen/ wie der Apoſtel ſagt Rom. II. Haſt du nun das rechtdes Prieſteꝛ- thums in dir ſelber/ wie du es denn haben muſt/ ſo muß das Prieſter-recht auch die Prieſter-zucht haben. Du tauffeſt oder opfferſt als einer/ der zweymal gefreyet hat/ wie vielmehr ſolte ers ei- nem Laͤyen ſagen/ was zum heil dienet vor den Prieſter zu thun. Aber du ſprichſt: Man muß aus der noth eine tugend machen. Keine noth kan entſchuldigen/ die nicht koͤnte noth ſeyn. Ja daß die/ ſo zweymal heyrathen/ alle geſchol- ten werden/ auch die/ welche aus noth etwas un- zulaͤßiges thun/ will ich ſagen/ daß GOtt uns alle alſo geſchickt haben wolle/ damit wir uͤber- all ſeine befehl zu vollbringen verbunden waͤren. Wenn nun die Laͤyen das nicht halten/ wodurch ſie zu Aelteſten erwehlet werden/ wie werden die koͤnnen Aeltiſten ſeyn/ welche aus den Laͤyen er- waͤhlet werden? Darum muͤſſen wir auch einen Laͤyen von der andern ehe abhalten/ weil kein an- derer ein Aeltiſter ſeyn kan/ als ein Laͤye/ der ein- mal verheyrathet iſt. Das 8. Cap. Wenn alles/ was nur vergoͤnnet iſt/ ſtracks gut iſt/ ſo darff man auch wol zum zweytenmal heyrathen. Aber der Apoſtel ruffte: Alles iſt vergoͤnnt/ aber nicht alles zum heil. 1. Cor. VI. Jch bitte dich aber/ kan wol etwas gut heiſſen/ das nicht nuͤtzlich iſt? Jſt das vergoͤnnt/ was auch nicht heilſam iſt/ ſo iſt auch vergoͤnnt/ was nicht gut iſt. Was ſolſt du aber lieber wollen/ was deßwegen gut iſt/ weil es vergoͤnnt iſt/ oder deßwegen/ weil es nutzet? Jch ſehe ei- nen groſſen unterſcheid zwiſchen der erlaubniß uñ dem heil. Vom guten behaͤlteſt du nicht recht/ weil das gute nicht erſt darff vergoͤnnet werden: das aber wird nur zugelaſſen/ woran man zwei- felt/ daß es gut ſey/ und auch wol nicht kan zu- gelaſſen werden/ wenn es nicht eine wichtigere urſache vorher hat. Denn wegen der gefahr der unkeuſchheit iſt die andere heyrath zu- gelaſſen/ nachdem man ſonſt nicht pruͤffen koͤn- te/ wer dem willen GOttes oder wer ſeinem ei- genen folgte/ woferne es nicht eine verguͤnſti- gung einer nicht guten ſache waͤre: Man koͤnte auch ſonſt nicht ſehen/ wer den gegenwaͤrtigen vortheil ſuchen/ oder gelegenheit zur freyheit daraus nehmen wolte/ wer dem willen GOTTes oder wer ſeiner luſt folgte. Die freyheit iſt gemeiniglich eine verſuchung vor die maͤßigkeit/ weil dieſe durch verſuchung gepruͤfet wird/ die verſuchung aber durch die freyheit

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/367>, abgerufen am 23.04.2024.