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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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moderation in religions-sachen.
[Spaltenumbruch] "die Ceremonien mittel-dinge/ darum einer
"den andern nicht also verachten und schänden
"solle. Wie lange ist bey Lutheri zeiten die ele-
"vation
des Sacraments nicht gelästert wor-
"den? Wir mögen auch mit wahrheit sagen/
"daß auff unser und anderer ermahnung Lu-
"therus
und der Pfarrer Bugenhagius solche
"abgestellet. Es soll ein theil mit dem andern
"gedult haben/ einander freundlich und brü-
"derlich tragen und dulten/ zu hauffe kommen/
"und mit einander Christlich reden und verglei-
"chen/ nicht aus pracht/ hochmuth oder etwas
"andern guten leimund abschneiden/ oder et-
"was anders suchen: Das wäre Christlich/
"und löblich/ und aufferbaulich: Da würden
"alle Nationes sich desto lieber zu dieser Religi-
"on begeben. GOtt! Wie ist die liebe noch so
"kalt bey denen/ die wir uns Christen nennen.
"Es werden/ die/ so ein solch ärgerniß anrich-
"ten/ für GOtt darum rede und antwort geben
"müssen/ und ein schwer urtheil tragen. Der
"allmächtige GOtt verleihe gnade durch seinen
"H. Geist/ daß sie von allen theilen mögen zu
"hauffe kommen/ und sich Christlich verglei-
"chen/ daß zu guter einigkeit und aufferbauung
"Christlichen glaubens der name Christi
"groß gemacht/ geehret/ und seine Kirche
"erweitert werde/ seinen lieben Christen zu
"besserung ihres lebens/ um folgends zu erschei-
"nen bey CHristo/ daß da erfüllet werde/ was
"CHristus sagt: Wo ich bin/ da solt ihr auch
"seyn. Dieses haben wir Euer Liebden auff
"dasselbige schreiben freundlich antworten wol-
"len; Und wo etwas drinnen wäre/ das Euer
"Liebden mißfiele/ wolle mirs Euer Liebden nicht
"verdencken. Dann was wir hierinn geschrie-
"ben/ thun wir aus gutem gewissen/ und haben
"Euer Liebden/ als einem Fürsten/ aus Christli-
"cher liebe/ und aus grund des hertzens nicht
"verhalten wollen/ sie freundlich zu ermahnen.
"Und Euer Liebden freundlich zu dienen/ sind
"wir willig. Datum Cassel/ den 7. Martii
"anno
1559.

NUM. VII.

Eben von diesem Libro Confutationum
haben die Leipziger und Wittenbergische
Theologi anno 1571. in ihrem endlichen be-
richt und erklärung folgendes öffentlich ge-
schrieben:

Aber hiermit war Flacius noch nicht be-
gnüget/ daß er das Colloquium gehindert
und zerstöret hatte/ sondern auf daß er alle
mittel und wege/ so etwan zu frieden dienlich
seyn möchten/ abschnitte und verschlösse/ und
die Durchleuchtige Hochgebohrne Fürsten
und Herren/ die Hertzogen zu Sachsen mit
einflöchte in seine verwirrte opiniones, und
durch ihre Fürstliche namen und auctorität
dieselbe den leuten ansehnlicher machte/ und
leichter einschieben und aufdringen könte/ läs-
set er dieselben in ein buch verfassen/ welches
Liber Consultationum genennet wurde/ darinn
auch etliche dieser Kirchen Lehrer verdammet
waren/ und bringet so viel zu wege/ daß solches
buch nicht allein unter ihrer Fürstlichen Gna-
den namen und subscription gedrucket/ son-
dern auch den Kirchen aufgedrungen wird/
mit dem harten Mandat, daß man dasselbige/
oder ja ein stück daraus alle Sonntage vor
und nach den Predigten von der cantzel für der
[Spaltenumbruch] Gemeine ablesen solt/ damit es ja jedermann
bekannt/ und dieser Kirchen Lehrer und Pre-
diger ohn unterlaß und aufhören ihren leuten
verdächtig und verdammlich gemacht werden
und bleiben. Noch ist er auch mit diesem nicht
gesättiget/ daß er solches in Thüringen aus-
richtet/ sondern nach seinen wunderlichen Wel-
schen practiken sucht er wege und gelegenheit/
wie er dasselbe buch auch etlichen dieser Lande Pa-
sto
ren und zuhörern/ vom Adel und andern/ die
er zuvor ihm anhängig gemacht hatte/ beybrin-
ge und zuschiebe/ mit neben-vermahnung/ sol-
ches als ein reines Christliches buch fleißig zu
lesen/ daraus sich für allen corruptelen und irr-
thumen wissen zu hüten/ deren etliche auch in Cor-
pore doctrinae
befunden würden/ darum sie sich
für demselben buch wol solten fürsehen/ und es
verdächtig halten/ und da sie ja darinne lesen
wolten/ daß sie solches mit grosser fürsichtig-
keit und aufachtung thun solten/ damit sie nicht
von der reinen Lehre/ die allein in diesem Libro
Confutationum
gefast und gegründet wäre/ in
die darinn wiederlegte und verdammte irr-
thüme gerathen wöchten.

Was sonst des Landgrafens sinn wegen
der damahligen Theologischen streitigkeiten
betrifft/ hat denselben auch Hottingerus aus
vielen Manuscriptis entdecket in Historia Ec-
cles. Sec. XVI. P. II. cap. 3. pag.
503. allwo er
unter andern einen eigenhändigen brieff an
Zwinglium produciret/ darinne der Landgraf
also geschrieben: "Lieber Meister Ulrich/ ich"
habe euer schreiben wohl verstanden/ und es"
ist fürwahr nicht weniger/ Luther und Me-"
lanchthon
haben zu viel gethan/ daß sie sol-"
che Trennung anrichten/ und es ist mir je"
und alleweg zuwider gewesen; Jch habs"
auch gnugsam angezeigt/ und gründe aus"
der Schrifft/ und auch aus menschlichen ur-"
sachen dermassen dargethan/ daß man mir"
mit keiner beständigen antwort die zu wider-"
legen gewust: Es hat aber nicht wollen ge-"
höret seyn/ was ich gesagt/ und gebeten auf"
das höchste hab; welches ich muß GOTT"
befehlen. Jhr dürfft aber nicht zweiffeln an"
mir; (ob GOTT will) ich will bey der wahr-"
heit beständig bleiben/ und darum weder"
Pabst/ Käyser/ oder Luther oder Melan-"
chthon
darinn ansehen; hoffe auch mit der zeit"
die übrigen mißbräuche in besserung zubrin-"
gen; Diß wolt ich euch getreuer meinung/"
mein gemüth desto besser zu vernehmen/"
unangezeigt nicht lassen. Mein begehr ist/"
schreibt mir die Predigt/ die ihr thatet zu"
Marpurg/ der vorsehung GOttes halber."
Deßgleichen euren verstand in den worten"
Pauli zu den Corinthern Ep. I. am 11. nem-"
lich: Darmit/ daß er nicht unterscheidet den|"
leib des HErrn/ und machts klar".

NUM. IIX.

Julii Pflugs erinnerungs-schrifft.

Was den in der historie offt erwehnten Bi-
schoff zu Naumburg Julium Pflug betrifft/
kan man dessen sinn und andere umstände auch
aus diesem seinem folgenden ausschreiben erken-
nen/ welches er ohne benennung des jahrs dru-
cken lassen/ und darinn er so wol die falsche frey-
heit derer falsch-evangelischen/ und das einge-
rissene allgemeine verderbniß/ als auch viele
mißbräuche des Pabstthums bekant und be-

klagt
A. K. H. Vierter Theil. O

moderation in religions-ſachen.
[Spaltenumbruch] „die Ceremonien mittel-dinge/ darum einer
„den andern nicht alſo verachten und ſchaͤnden
„ſolle. Wie lange iſt bey Lutheri zeiten die ele-
„vation
des Sacraments nicht gelaͤſtert wor-
„den? Wir moͤgen auch mit wahrheit ſagen/
„daß auff unſer und anderer ermahnung Lu-
„therus
und der Pfarrer Bugenhagius ſolche
„abgeſtellet. Es ſoll ein theil mit dem andern
„gedult haben/ einander freundlich und bruͤ-
„derlich tragen und dulten/ zu hauffe kommen/
„und mit einander Chriſtlich reden und verglei-
„chen/ nicht aus pracht/ hochmuth oder etwas
„andern guten leimund abſchneiden/ oder et-
„was anders ſuchen: Das waͤre Chriſtlich/
„und loͤblich/ und aufferbaulich: Da wuͤrden
„alle Nationes ſich deſto lieber zu dieſer Religi-
„on begeben. GOtt! Wie iſt die liebe noch ſo
„kalt bey denen/ die wir uns Chriſten nennen.
„Es werden/ die/ ſo ein ſolch aͤrgerniß anrich-
„ten/ fuͤr GOtt darum rede und antwort geben
„muͤſſen/ und ein ſchwer urtheil tragen. Der
„allmaͤchtige GOtt verleihe gnade durch ſeinen
„H. Geiſt/ daß ſie von allen theilen moͤgen zu
„hauffe kommen/ und ſich Chriſtlich verglei-
„chen/ daß zu guter einigkeit und aufferbauung
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„erweitert werde/ ſeinen lieben Chriſten zu
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„ben/ thun wir aus gutem gewiſſen/ und haben
„Euer Liebden/ als einem Fuͤrſten/ aus Chriſtli-
„cher liebe/ und aus grund des hertzens nicht
„verhalten wollen/ ſie freundlich zu ermahnen.
„Und Euer Liebden freundlich zu dienen/ ſind
„wir willig. Datum Caſſel/ den 7. Martii
„anno
1559.

NUM. VII.

Eben von dieſem Libro Confutationum
haben die Leipziger und Wittenbergiſche
Theologi anno 1571. in ihrem endlichen be-
richt und erklaͤrung folgendes oͤffentlich ge-
ſchrieben:

Aber hiermit war Flacius noch nicht be-
gnuͤget/ daß er das Colloquium gehindert
und zerſtoͤret hatte/ ſondern auf daß er alle
mittel und wege/ ſo etwan zu frieden dienlich
ſeyn moͤchten/ abſchnitte und verſchloͤſſe/ und
die Durchleuchtige Hochgebohrne Fuͤrſten
und Herren/ die Hertzogen zu Sachſen mit
einfloͤchte in ſeine verwirrte opiniones, und
durch ihre Fuͤrſtliche namen und auctoritaͤt
dieſelbe den leuten anſehnlicher machte/ und
leichter einſchieben und aufdringen koͤnte/ laͤſ-
ſet er dieſelben in ein buch verfaſſen/ welches
Liber Conſultationum genennet wurde/ darinn
auch etliche dieſer Kirchen Lehrer verdammet
waren/ und bringet ſo viel zu wege/ daß ſolches
buch nicht allein unter ihrer Fuͤrſtlichen Gna-
den namen und ſubſcription gedrucket/ ſon-
dern auch den Kirchen aufgedrungen wird/
mit dem harten Mandat, daß man daſſelbige/
oder ja ein ſtuͤck daraus alle Sonntage vor
und nach den Predigten von der cantzel fuͤr der
[Spaltenumbruch] Gemeine ableſen ſolt/ damit es ja jedermann
bekannt/ und dieſer Kirchen Lehrer und Pre-
diger ohn unterlaß und aufhoͤren ihren leuten
verdaͤchtig und verdammlich gemacht werden
und bleiben. Noch iſt er auch mit dieſem nicht
geſaͤttiget/ daß er ſolches in Thuͤringen aus-
richtet/ ſondern nach ſeinen wunderlichen Wel-
ſchen practiken ſucht er wege und gelegenheit/
wie er daſſelbe buch auch etlichen dieſer Lande Pa-
ſto
ren und zuhoͤrern/ vom Adel und andern/ die
er zuvor ihm anhaͤngig gemacht hatte/ beybrin-
ge und zuſchiebe/ mit neben-vermahnung/ ſol-
ches als ein reines Chriſtliches buch fleißig zu
leſen/ daraus ſich fuͤr allen corruptelen und irr-
thumen wiſſen zu huͤten/ derẽ etliche auch in Cor-
pore doctrinæ
befunden wuͤrden/ darum ſie ſich
fuͤr demſelben buch wol ſolten fuͤrſehen/ und es
verdaͤchtig halten/ und da ſie ja darinne leſen
wolten/ daß ſie ſolches mit groſſer fuͤrſichtig-
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von der reinen Lehre/ die allein in dieſem Libro
Confutationum
gefaſt und gegruͤndet waͤre/ in
die darinn wiederlegte und verdammte irr-
thuͤme gerathen woͤchten.

Was ſonſt des Landgrafens ſinn wegen
der damahligen Theologiſchen ſtreitigkeiten
betrifft/ hat denſelben auch Hottingerus aus
vielen Manuſcriptis entdecket in Hiſtoria Ec-
cleſ. Sec. XVI. P. II. cap. 3. pag.
503. allwo er
unter andern einen eigenhaͤndigen brieff an
Zwinglium produciret/ darinne der Landgraf
alſo geſchrieben: “Lieber Meiſter Ulrich/ ich“
habe euer ſchreiben wohl verſtanden/ und es“
iſt fuͤrwahr nicht weniger/ Luther und Me-“
lanchthon
haben zu viel gethan/ daß ſie ſol-“
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Marpurg/ der vorſehung GOttes halber.“
Deßgleichen euren verſtand in den worten“
Pauli zu den Corinthern Ep. I. am 11. nem-“
lich: Darmit/ daß er nicht unterſcheidet den|“
leib des HErrn/ und machts klar”.

NUM. IIX.

Julii Pflugs erinnerungs-ſchrifft.

Was den in der hiſtorie offt erwehnten Bi-
ſchoff zu Naumburg Julium Pflug betrifft/
kan man deſſen ſinn und andere umſtaͤnde auch
aus dieſem ſeinem folgenden ausſchꝛeiben eꝛken-
nen/ welches er ohne benennung des jahrs dru-
cken laſſen/ und darinn er ſo wol die falſche frey-
heit derer falſch-evangeliſchen/ und das einge-
riſſene allgemeine verderbniß/ als auch viele
mißbraͤuche des Pabſtthums bekant und be-

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A. K. H. Vierter Theil. O
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[105/0401] moderation in religions-ſachen. „die Ceremonien mittel-dinge/ darum einer „den andern nicht alſo verachten und ſchaͤnden „ſolle. Wie lange iſt bey Lutheri zeiten die ele- „vation des Sacraments nicht gelaͤſtert wor- „den? Wir moͤgen auch mit wahrheit ſagen/ „daß auff unſer und anderer ermahnung Lu- „therus und der Pfarrer Bugenhagius ſolche „abgeſtellet. Es ſoll ein theil mit dem andern „gedult haben/ einander freundlich und bruͤ- „derlich tragen und dulten/ zu hauffe kommen/ „und mit einander Chriſtlich reden und verglei- „chen/ nicht aus pracht/ hochmuth oder etwas „andern guten leimund abſchneiden/ oder et- „was anders ſuchen: Das waͤre Chriſtlich/ „und loͤblich/ und aufferbaulich: Da wuͤrden „alle Nationes ſich deſto lieber zu dieſer Religi- „on begeben. GOtt! Wie iſt die liebe noch ſo „kalt bey denen/ die wir uns Chriſten nennen. „Es werden/ die/ ſo ein ſolch aͤrgerniß anrich- „ten/ fuͤr GOtt darum rede und antwort geben „muͤſſen/ und ein ſchwer urtheil tragen. Der „allmaͤchtige GOtt verleihe gnade durch ſeinen „H. Geiſt/ daß ſie von allen theilen moͤgen zu „hauffe kommen/ und ſich Chriſtlich verglei- „chen/ daß zu guter einigkeit und aufferbauung „Chriſtlichen glaubens der name Chriſti „groß gemacht/ geehret/ und ſeine Kirche „erweitert werde/ ſeinen lieben Chriſten zu „beſſerung ihres lebens/ um folgends zu erſchei- „nen bey CHriſto/ daß da erfuͤllet werde/ was „CHriſtus ſagt: Wo ich bin/ da ſolt ihr auch „ſeyn. Dieſes haben wir Euer Liebden auff „daſſelbige ſchreiben freundlich antworten wol- „len; Und wo etwas drinnen waͤre/ das Euer „Liebden mißfiele/ wolle mirs Euer Liebden nicht „verdencken. Dann was wir hierinn geſchrie- „ben/ thun wir aus gutem gewiſſen/ und haben „Euer Liebden/ als einem Fuͤrſten/ aus Chriſtli- „cher liebe/ und aus grund des hertzens nicht „verhalten wollen/ ſie freundlich zu ermahnen. „Und Euer Liebden freundlich zu dienen/ ſind „wir willig. Datum Caſſel/ den 7. Martii „anno 1559. NUM. VII. Eben von dieſem Libro Confutationum haben die Leipziger und Wittenbergiſche Theologi anno 1571. in ihrem endlichen be- richt und erklaͤrung folgendes oͤffentlich ge- ſchrieben: Aber hiermit war Flacius noch nicht be- gnuͤget/ daß er das Colloquium gehindert und zerſtoͤret hatte/ ſondern auf daß er alle mittel und wege/ ſo etwan zu frieden dienlich ſeyn moͤchten/ abſchnitte und verſchloͤſſe/ und die Durchleuchtige Hochgebohrne Fuͤrſten und Herren/ die Hertzogen zu Sachſen mit einfloͤchte in ſeine verwirrte opiniones, und durch ihre Fuͤrſtliche namen und auctoritaͤt dieſelbe den leuten anſehnlicher machte/ und leichter einſchieben und aufdringen koͤnte/ laͤſ- ſet er dieſelben in ein buch verfaſſen/ welches Liber Conſultationum genennet wurde/ darinn auch etliche dieſer Kirchen Lehrer verdammet waren/ und bringet ſo viel zu wege/ daß ſolches buch nicht allein unter ihrer Fuͤrſtlichen Gna- den namen und ſubſcription gedrucket/ ſon- dern auch den Kirchen aufgedrungen wird/ mit dem harten Mandat, daß man daſſelbige/ oder ja ein ſtuͤck daraus alle Sonntage vor und nach den Predigten von der cantzel fuͤr der Gemeine ableſen ſolt/ damit es ja jedermann bekannt/ und dieſer Kirchen Lehrer und Pre- diger ohn unterlaß und aufhoͤren ihren leuten verdaͤchtig und verdammlich gemacht werden und bleiben. Noch iſt er auch mit dieſem nicht geſaͤttiget/ daß er ſolches in Thuͤringen aus- richtet/ ſondern nach ſeinen wunderlichen Wel- ſchen practiken ſucht er wege und gelegenheit/ wie er daſſelbe buch auch etlichen dieſer Lande Pa- ſtoren und zuhoͤrern/ vom Adel und andern/ die er zuvor ihm anhaͤngig gemacht hatte/ beybrin- ge und zuſchiebe/ mit neben-vermahnung/ ſol- ches als ein reines Chriſtliches buch fleißig zu leſen/ daraus ſich fuͤr allen corruptelen und irr- thumen wiſſen zu huͤten/ derẽ etliche auch in Cor- pore doctrinæ befunden wuͤrden/ darum ſie ſich fuͤr demſelben buch wol ſolten fuͤrſehen/ und es verdaͤchtig halten/ und da ſie ja darinne leſen wolten/ daß ſie ſolches mit groſſer fuͤrſichtig- keit und aufachtung thun ſolten/ damit ſie nicht von der reinen Lehre/ die allein in dieſem Libro Confutationum gefaſt und gegruͤndet waͤre/ in die darinn wiederlegte und verdammte irr- thuͤme gerathen woͤchten. Was ſonſt des Landgrafens ſinn wegen der damahligen Theologiſchen ſtreitigkeiten betrifft/ hat denſelben auch Hottingerus aus vielen Manuſcriptis entdecket in Hiſtoria Ec- cleſ. Sec. XVI. P. II. cap. 3. pag. 503. allwo er unter andern einen eigenhaͤndigen brieff an Zwinglium produciret/ darinne der Landgraf alſo geſchrieben: “Lieber Meiſter Ulrich/ ich“ habe euer ſchreiben wohl verſtanden/ und es“ iſt fuͤrwahr nicht weniger/ Luther und Me-“ lanchthon haben zu viel gethan/ daß ſie ſol-“ che Trennung anrichten/ und es iſt mir je“ und alleweg zuwider geweſen; Jch habs“ auch gnugſam angezeigt/ und gruͤnde aus“ der Schrifft/ und auch aus menſchlichen ur-“ ſachen dermaſſen dargethan/ daß man mir“ mit keiner beſtaͤndigen antwort die zu wider-“ legen gewuſt: Es hat aber nicht wollen ge-“ hoͤret ſeyn/ was ich geſagt/ und gebeten auf“ das hoͤchſte hab; welches ich muß GOTT“ befehlen. Jhr duͤrfft aber nicht zweiffeln an“ mir; (ob GOTT will) ich will bey der wahr-“ heit beſtaͤndig bleiben/ und darum weder“ Pabſt/ Kaͤyſer/ oder Luther oder Melan-“ chthon dariñ anſehen; hoffe auch mit der zeit“ die uͤbrigen mißbraͤuche in beſſerung zubrin-“ gen; Diß wolt ich euch getreuer meinung/“ mein gemuͤth deſto beſſer zu vernehmen/“ unangezeigt nicht laſſen. Mein begehr iſt/“ ſchreibt mir die Predigt/ die ihr thatet zu“ Marpurg/ der vorſehung GOttes halber.“ Deßgleichen euren verſtand in den worten“ Pauli zu den Corinthern Ep. I. am 11. nem-“ lich: Darmit/ daß er nicht unterſcheidet den|“ leib des HErrn/ und machts klar”. NUM. IIX. Julii Pflugs erinnerungs-ſchrifft. Was den in der hiſtorie offt erwehnten Bi- ſchoff zu Naumburg Julium Pflug betrifft/ kan man deſſen ſinn und andere umſtaͤnde auch aus dieſem ſeinem folgenden ausſchꝛeiben eꝛken- nen/ welches er ohne benennung des jahrs dru- cken laſſen/ und darinn er ſo wol die falſche frey- heit derer falſch-evangeliſchen/ und das einge- riſſene allgemeine verderbniß/ als auch viele mißbraͤuche des Pabſtthums bekant und be- klagt A. K. H. Vierter Theil. O

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/401>, abgerufen am 25.04.2024.