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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. IIX. Julii Pflugs erinnerungs-schrifft.
[Spaltenumbruch] klagt hat. Jch will daraus nur die vorrede
zur probe hieher setzen/ welche nebenst dem titel
folgende ist:

Christliche erinnerung und ermah-
nung Herrn Julii Bischoffens zu
Naumburg: An sein volck.

Von GOttes gnaden wir Julius, bestätigter
zum Bischoffe zur Naumburg/ wünschen allen
und jeden unsers stiffts unterthanen und ver-
wandten gnade von GOTT/ durch JEsum
CHristum unsern Heiland.

Wohlgeborne/ Ehrnveste/ Gestrenge/
Hochgelahrte/ Ersame/ liebe Getreuen
und Besondere.

Wie wol wir uns getröstet/ die eingefalle-
nen schweren läuffte solten sich nunmehr bey
uns in Teutscher nation gemildert/ und die din-
ge allenthalben zu Christlicher besserung/ ruhe
und friede geschickt haben/ darum wir es dann
bey unserer vorigen gethanen ermahnung zur
busse biß daher bewenden lassen. Weil wir aber
nicht ohne sonderlichen schmertzen unsers ge-
müths befinden/ daß die welt von ihrem rohen/
wilden und sträfflichen leben nicht abstehet/
sondern darauff verharret/ und dadurch GOt-
tes straffe noch weiter über sich einführet/ kön-
nen wir aus tragendem amte nicht umgehen/
nachfolgende erinnerung/ warnung und ermah-
nung an euch ausgehen zulassen; und soll uns
daran nicht hindern/ daß ihrer viel bey dem er-
regten hochnachtheiligen mißverstande in reli-
gions-sachen niemand unlieber denn eben ihre or-
dentliche hirten und geistliche Obrigkeiten hö-
ren; denn wir wollen uns zu euch eines bessern
versehen/ und der gnaden GOttes trösten/ daß
diß von uns vorgenommene werck nicht werde
ohne frucht abgehen; zuföderst/ weil wir im
vorhaben seind/ nicht was unsereigen/ sondern
was unsers HErrn CHristi ist/ zu verrichten/
und in dem unsern getreuen dienst/ GOtt zu lo-
be/ euch zum heil/ und unsern befohlnen kirchen
zu nothdürfftiger erbauung anzuwenden. Und
nach dem uns gebühren will/ was in solchen un-
sern kirchen kranck ist/ durch GOttes verleihung
zu heilen/ was verwundet zu binden/ und was
irre geht/ wieder auff den rechten weg zu füh-
ren/ wollen wir erstlich nach rechter ordnung die
gebrechen und übertretungen/ dadurch man
GOtt jetziger zeit erzürnet/ anrühren und entde-
cken; und soll euch solches destoweniger beschwe-
ren/ weil es niemand zu leide oder nachtheil/
sondern allein euch zu gut und nothdürfftiger
warnung vorgenommen wird. Und auff daß
wir uns desto besser verwahren mögen/ wollen
wir die dinge nicht anders vorbringen und an-
ziehen/ denn wie sie sich selbst angeben/ und män-
niglich vor augen stellen; denn was der Prophet
Oseas zu seiner zeit geklagt: Es ist auff dem erd-
reich weder wahrheit noch gerechtigkeit/ schmä-
hen/ lügen/ trügen hat gar überhand genommen/
und das blut hat das blutgetroffen; Solches se-
hen/ befinden und klagen jetzo alle guthertzige
und fromme Christen bey uns Und läst sich an/ als
sey die zeit kommen/ in welcher/ wie unser lieber
HErr CHristus verkündiget/ die liebe bey vie-
len erkaltet/ und die boßheit zunimmet; denn
wir erfahren leider täglich/ welcher gestalt
Gottesfurcht/ und was züchtig/ erbar und tu-
gendlich ist/ abnimmet/ und fast erlischet/ und
[Spaltenumbruch] dagegen die viehische trunckenheit/ unzucht des
fleisches/ wuchern/ lügen und trügen/ frevel
und muthwill/ gewalt und unrecht/ ungehor-
sam und untreu/ neid und haß/ stehlen und rau-
ben/ morden und friede-brechen/ schweren und
GOtteslästern/ und andere grobe und boß-
hafftige laster mehr allenthalben sehr eingeris-
sen und gar gemein worden.

Und wiewol solches an ihm selber hoch be-
schwerlich/ so ist es doch um so viel beschwerli-
cher/ weil es die rohe welt nicht allein nicht ab-
stellt/ sondern auch CHristum dahin mißbrau-
chen will/ daß er dazu über helffen/ und gleich
diß ihr schändliches wesen decken und vermän-
teln soll. Daher kommt es/ daß die kinder der
welt nicht nachlassen/ sünden mit sünden zu
häuffen/ und ob sie gleich auff ihrem sträfflichen
leben/ darein sie einmal gerathen/ verharren/
dürffen sie sich doch CHristi unsers Heilandes
nichts desto weniger berühmen/ machen seinen
heiligen namen zu ihrem schand-deckel/ scheuen
nicht sein heiliges blut dadurch zu schmähen/
und gleich mit füssen zu treten/ zu was er-
schrecklicher GOtteslästerung/ ist leicht abzu-
nehmen. Desto weniger ist sich zu verwun-
dern/ daß GOtt/ welcher die boßheit hasset/
jetziger zeit über uns erzürnet ist/ und die welt
hefftiger strafft/ denn er in vorigen zeiten ge-
than; seine geissel nimmet der HErrzur hand/
und sucht uns ernstlich heim/ schier mit schwerer
theurung/ schier mit der grausamen pestilentz.
Hierneben aber hat das schwerd/ welches der
erschrecklichsten GOttes straffen eine ist/ in unse-
rer nation eine zeit her auch nicht gefeyert/ son-
dern gräßlich gewütet/ viel blut vergossen/ auch
etliche feine und ansehnliche länder mit mord/
brennen und plündern jämmerlich verheeret/
und neulicher weile viel weidlicher und theurer
männer/ auch hohen standes/ die dem gemei-
nen nutz in viel wege hätten dienen können/ um-
bracht. Welches angezündete erschreckliche
feuer noch auff diesen tag nicht gar verloschen.
Uber das alles ist unverborgen/ welcher massen
der grausame Türcke seinen fuß weiter denn vor-
hin je in das löbliche und Christliche König-
reich Hungarn das vergangene jahr gesetzet/
und da ihm nicht stattlicher/ denn wie bißher/
begegnet und wiederstanden solte werden/ hät-
ten wir nichts gewissers/ denn daß er uns solch
Königreich/ als unsere beste vormauer und
Pasteyen/ bald abdringen/ und dann aus gefa-
stem blutdürstigen grimm an uns setzen/ auch
damit nicht auffziehen würde/ darzu er dieser
zeit gar viel besser/ denn wir bey unserm parthey-
ischem wesen zur gegenwehr/ gefast ist. Und
weil denn auß allen umständen zu befinden/ daß
der Türcke bey unsern zeiten nicht weniger Got-
tes ruthe und geissel ist über die boßhafftige
welt/ denn bey zeiten des A. Testam. die Assyrer
gewesen/ so mögen wir wol mit dem lieben Da-
vid euch warnen: Es sey dann/ daß ihr euch be-
kehret/ fo hat der HErr sein schwerd geschwun-
gen/ seinen bogen gespannet/ und darauff die
gefässe des todes gelegt. Wie er denn durch
etliche erschreckliche zeichen/ insonderheit aber
durch blut regen/ und etliche erdbeben/ auch an-
dere mehr nicht ferne von hinnen/ uns selbst
neulicher weise gewarnet.

Warlich/ warlich/ es ziehen sich alle dinge
zu unserm endlichen verderben. GOtt zürnet/

der

Th. IV. Sect. II. Num. IIX. Julii Pflugs erinnerungs-ſchrifft.
[Spaltenumbruch] klagt hat. Jch will daraus nur die vorrede
zur probe hieher ſetzen/ welche nebenſt dem titel
folgende iſt:

Chriſtliche erinnerung und ermah-
nung Herꝛn Julii Biſchoffens zu
Naumburg: An ſein volck.

Von GOttes gnaden wir Julius, beſtaͤtigter
zum Biſchoffe zur Naumburg/ wuͤnſchen allen
und jeden unſers ſtiffts unterthanen und ver-
wandten gnade von GOTT/ durch JEſum
CHriſtum unſern Heiland.

Wohlgeborne/ Ehrnveſte/ Geſtrenge/
Hochgelahrte/ Erſame/ liebe Getreuen
und Beſondere.

Wie wol wir uns getroͤſtet/ die eingefalle-
nen ſchweren laͤuffte ſolten ſich nunmehr bey
uns in Teutſcher nation gemildert/ und die din-
ge allenthalben zu Chriſtlicher beſſerung/ ruhe
und friede geſchickt haben/ darum wir es dann
bey unſerer vorigen gethanen ermahnung zur
buſſe biß daher bewenden laſſen. Weil wir aber
nicht ohne ſonderlichen ſchmertzen unſers ge-
muͤths befinden/ daß die welt von ihrem rohen/
wilden und ſtraͤfflichen leben nicht abſtehet/
ſondern darauff verharret/ und dadurch GOt-
tes ſtraffe noch weiter uͤber ſich einfuͤhret/ koͤn-
nen wir aus tragendem amte nicht umgehen/
nachfolgende erinnerung/ warnung und ermah-
nung an euch ausgehen zulaſſen; und ſoll uns
daran nicht hindern/ daß ihrer viel bey dem er-
regten hochnachtheiligen mißverſtande in reli-
gions-ſachen niemand unlieber deñ eben ihre or-
dentliche hirten und geiſtliche Obrigkeiten hoͤ-
ren; denn wir wollen uns zu euch eines beſſern
verſehen/ und der gnaden GOttes troͤſten/ daß
diß von uns vorgenommene werck nicht werde
ohne frucht abgehen; zufoͤderſt/ weil wir im
vorhaben ſeind/ nicht was unſereigen/ ſondern
was unſers HErꝛn CHriſti iſt/ zu verrichten/
und in dem unſern getreuen dienſt/ GOtt zu lo-
be/ euch zum heil/ und unſern befohlnen kirchen
zu nothduͤrfftiger erbauung anzuwenden. Und
nach dem uns gebuͤhren will/ was in ſolchen un-
ſern kirchen kranck iſt/ durch GOttes verleihung
zu heilen/ was verwundet zu binden/ und was
irre geht/ wieder auff den rechten weg zu fuͤh-
ren/ wollen wir erſtlich nach rechter ordnung die
gebrechen und uͤbertretungen/ dadurch man
GOtt jetziger zeit erzuͤrnet/ anruͤhren und entde-
cken; und ſoll euch ſolches deſtoweniger beſchwe-
ren/ weil es niemand zu leide oder nachtheil/
ſondern allein euch zu gut und nothduͤrfftiger
warnung vorgenommen wird. Und auff daß
wir uns deſto beſſer verwahren moͤgen/ wollen
wir die dinge nicht anders vorbringen und an-
ziehen/ denn wie ſie ſich ſelbſt angeben/ und maͤn-
niglich vor augen ſtellen; denn was der Prophet
Oſeas zu ſeiner zeit geklagt: Es iſt auff dem erd-
reich weder wahrheit noch gerechtigkeit/ ſchmaͤ-
hen/ luͤgen/ tꝛuͤgen hat gar uͤberhand genommen/
und das blut hat das blutgetroffen; Solches ſe-
hen/ befinden und klagen jetzo alle guthertzige
und fꝛom̃e Chriſten bey uns Und laͤſt ſich an/ als
ſey die zeit kommen/ in welcher/ wie unſer lieber
HErꝛ CHriſtus verkuͤndiget/ die liebe bey vie-
len erkaltet/ und die boßheit zunimmet; denn
wir erfahren leider taͤglich/ welcher geſtalt
Gottesfurcht/ und was zuͤchtig/ erbar und tu-
gendlich iſt/ abnimmet/ und faſt erliſchet/ und
[Spaltenumbruch] dagegen die viehiſche trunckenheit/ unzucht des
fleiſches/ wuchern/ luͤgen und truͤgen/ frevel
und muthwill/ gewalt und unrecht/ ungehor-
ſam und untreu/ neid und haß/ ſtehlen und rau-
ben/ morden und friede-brechen/ ſchweren und
GOtteslaͤſtern/ und andere grobe und boß-
hafftige laſter mehr allenthalben ſehr eingeriſ-
ſen und gar gemein worden.

Und wiewol ſolches an ihm ſelber hoch be-
ſchwerlich/ ſo iſt es doch um ſo viel beſchwerli-
cher/ weil es die rohe welt nicht allein nicht ab-
ſtellt/ ſondern auch CHriſtum dahin mißbrau-
chen will/ daß er dazu uͤber helffen/ und gleich
diß ihr ſchaͤndliches weſen decken und vermaͤn-
teln ſoll. Daher kommt es/ daß die kinder der
welt nicht nachlaſſen/ ſuͤnden mit ſuͤnden zu
haͤuffen/ und ob ſie gleich auff ihrem ſtraͤfflichen
leben/ darein ſie einmal gerathen/ verharren/
duͤrffen ſie ſich doch CHriſti unſers Heilandes
nichts deſto weniger beruͤhmen/ machen ſeinen
heiligen namen zu ihrem ſchand-deckel/ ſcheuen
nicht ſein heiliges blut dadurch zu ſchmaͤhen/
und gleich mit fuͤſſen zu treten/ zu was er-
ſchrecklicher GOtteslaͤſterung/ iſt leicht abzu-
nehmen. Deſto weniger iſt ſich zu verwun-
dern/ daß GOtt/ welcher die boßheit haſſet/
jetziger zeit uͤber uns erzuͤrnet iſt/ und die welt
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than; ſeine geiſſel nimmet der HErꝛzur hand/
und ſucht uns ernſtlich heim/ ſchier mit ſchwerer
theurung/ ſchier mit der grauſamen peſtilentz.
Hierneben aber hat das ſchwerd/ welches der
erſchrecklichſten GOttes ſtraffen eine iſt/ in unſe-
rer nation eine zeit her auch nicht gefeyert/ ſon-
dern graͤßlich gewuͤtet/ viel blut vergoſſen/ auch
etliche feine und anſehnliche laͤnder mit mord/
brennen und pluͤndern jaͤmmerlich verheeret/
und neulicher weile viel weidlicher und theurer
maͤnner/ auch hohen ſtandes/ die dem gemei-
nen nutz in viel wege haͤtten dienen koͤnnen/ um-
bracht. Welches angezuͤndete erſchreckliche
feuer noch auff dieſen tag nicht gar verloſchen.
Uber das alles iſt unverborgen/ welcher maſſen
der grauſame Tuͤrcke ſeinen fuß weiter denn vor-
hin je in das loͤbliche und Chriſtliche Koͤnig-
reich Hungarn das vergangene jahr geſetzet/
und da ihm nicht ſtattlicher/ denn wie bißher/
begegnet und wiederſtanden ſolte werden/ haͤt-
ten wir nichts gewiſſers/ denn daß er uns ſolch
Koͤnigreich/ als unſere beſte vormauer und
Paſteyen/ bald abdringen/ und dann aus gefa-
ſtem blutduͤrſtigen grimm an uns ſetzen/ auch
damit nicht auffziehen wuͤrde/ darzu er dieſer
zeit gar viel beſſer/ denn wir bey unſerm parthey-
iſchem weſen zur gegenwehr/ gefaſt iſt. Und
weil denn auß allen umſtaͤnden zu befinden/ daß
der Tuͤrcke bey unſern zeiten nicht weniger Got-
tes ruthe und geiſſel iſt uͤber die boßhafftige
welt/ denn bey zeiten des A. Teſtam. die Aſſyrer
geweſen/ ſo moͤgen wir wol mit dem lieben Da-
vid euch warnen: Es ſey dann/ daß ihr euch be-
kehret/ fo hat der HErꝛ ſein ſchwerd geſchwun-
gen/ ſeinen bogen geſpannet/ und darauff die
gefaͤſſe des todes gelegt. Wie er denn durch
etliche erſchreckliche zeichen/ inſonderheit aber
durch blut regen/ und etliche erdbeben/ auch an-
dere mehr nicht ferne von hinnen/ uns ſelbſt
neulicher weiſe gewarnet.

Waꝛlich/ warlich/ es ziehen ſich alle dinge
zu unſerm endlichen verderben. GOtt zuͤrnet/

der
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[106/0402] Th. IV. Sect. II. Num. IIX. Julii Pflugs erinnerungs-ſchrifft. klagt hat. Jch will daraus nur die vorrede zur probe hieher ſetzen/ welche nebenſt dem titel folgende iſt: Chriſtliche erinnerung und ermah- nung Herꝛn Julii Biſchoffens zu Naumburg: An ſein volck. Von GOttes gnaden wir Julius, beſtaͤtigter zum Biſchoffe zur Naumburg/ wuͤnſchen allen und jeden unſers ſtiffts unterthanen und ver- wandten gnade von GOTT/ durch JEſum CHriſtum unſern Heiland. Wohlgeborne/ Ehrnveſte/ Geſtrenge/ Hochgelahrte/ Erſame/ liebe Getreuen und Beſondere. Wie wol wir uns getroͤſtet/ die eingefalle- nen ſchweren laͤuffte ſolten ſich nunmehr bey uns in Teutſcher nation gemildert/ und die din- ge allenthalben zu Chriſtlicher beſſerung/ ruhe und friede geſchickt haben/ darum wir es dann bey unſerer vorigen gethanen ermahnung zur buſſe biß daher bewenden laſſen. Weil wir aber nicht ohne ſonderlichen ſchmertzen unſers ge- muͤths befinden/ daß die welt von ihrem rohen/ wilden und ſtraͤfflichen leben nicht abſtehet/ ſondern darauff verharret/ und dadurch GOt- tes ſtraffe noch weiter uͤber ſich einfuͤhret/ koͤn- nen wir aus tragendem amte nicht umgehen/ nachfolgende erinnerung/ warnung und ermah- nung an euch ausgehen zulaſſen; und ſoll uns daran nicht hindern/ daß ihrer viel bey dem er- regten hochnachtheiligen mißverſtande in reli- gions-ſachen niemand unlieber deñ eben ihre or- dentliche hirten und geiſtliche Obrigkeiten hoͤ- ren; denn wir wollen uns zu euch eines beſſern verſehen/ und der gnaden GOttes troͤſten/ daß diß von uns vorgenommene werck nicht werde ohne frucht abgehen; zufoͤderſt/ weil wir im vorhaben ſeind/ nicht was unſereigen/ ſondern was unſers HErꝛn CHriſti iſt/ zu verrichten/ und in dem unſern getreuen dienſt/ GOtt zu lo- be/ euch zum heil/ und unſern befohlnen kirchen zu nothduͤrfftiger erbauung anzuwenden. Und nach dem uns gebuͤhren will/ was in ſolchen un- ſern kirchen kranck iſt/ durch GOttes verleihung zu heilen/ was verwundet zu binden/ und was irre geht/ wieder auff den rechten weg zu fuͤh- ren/ wollen wir erſtlich nach rechter ordnung die gebrechen und uͤbertretungen/ dadurch man GOtt jetziger zeit erzuͤrnet/ anruͤhren und entde- cken; und ſoll euch ſolches deſtoweniger beſchwe- ren/ weil es niemand zu leide oder nachtheil/ ſondern allein euch zu gut und nothduͤrfftiger warnung vorgenommen wird. Und auff daß wir uns deſto beſſer verwahren moͤgen/ wollen wir die dinge nicht anders vorbringen und an- ziehen/ denn wie ſie ſich ſelbſt angeben/ und maͤn- niglich vor augen ſtellen; denn was der Prophet Oſeas zu ſeiner zeit geklagt: Es iſt auff dem erd- reich weder wahrheit noch gerechtigkeit/ ſchmaͤ- hen/ luͤgen/ tꝛuͤgen hat gar uͤberhand genommen/ und das blut hat das blutgetroffen; Solches ſe- hen/ befinden und klagen jetzo alle guthertzige und fꝛom̃e Chriſten bey uns Und laͤſt ſich an/ als ſey die zeit kommen/ in welcher/ wie unſer lieber HErꝛ CHriſtus verkuͤndiget/ die liebe bey vie- len erkaltet/ und die boßheit zunimmet; denn wir erfahren leider taͤglich/ welcher geſtalt Gottesfurcht/ und was zuͤchtig/ erbar und tu- gendlich iſt/ abnimmet/ und faſt erliſchet/ und dagegen die viehiſche trunckenheit/ unzucht des fleiſches/ wuchern/ luͤgen und truͤgen/ frevel und muthwill/ gewalt und unrecht/ ungehor- ſam und untreu/ neid und haß/ ſtehlen und rau- ben/ morden und friede-brechen/ ſchweren und GOtteslaͤſtern/ und andere grobe und boß- hafftige laſter mehr allenthalben ſehr eingeriſ- ſen und gar gemein worden. Und wiewol ſolches an ihm ſelber hoch be- ſchwerlich/ ſo iſt es doch um ſo viel beſchwerli- cher/ weil es die rohe welt nicht allein nicht ab- ſtellt/ ſondern auch CHriſtum dahin mißbrau- chen will/ daß er dazu uͤber helffen/ und gleich diß ihr ſchaͤndliches weſen decken und vermaͤn- teln ſoll. Daher kommt es/ daß die kinder der welt nicht nachlaſſen/ ſuͤnden mit ſuͤnden zu haͤuffen/ und ob ſie gleich auff ihrem ſtraͤfflichen leben/ darein ſie einmal gerathen/ verharren/ duͤrffen ſie ſich doch CHriſti unſers Heilandes nichts deſto weniger beruͤhmen/ machen ſeinen heiligen namen zu ihrem ſchand-deckel/ ſcheuen nicht ſein heiliges blut dadurch zu ſchmaͤhen/ und gleich mit fuͤſſen zu treten/ zu was er- ſchrecklicher GOtteslaͤſterung/ iſt leicht abzu- nehmen. Deſto weniger iſt ſich zu verwun- dern/ daß GOtt/ welcher die boßheit haſſet/ jetziger zeit uͤber uns erzuͤrnet iſt/ und die welt hefftiger ſtrafft/ denn er in vorigen zeiten ge- than; ſeine geiſſel nimmet der HErꝛzur hand/ und ſucht uns ernſtlich heim/ ſchier mit ſchwerer theurung/ ſchier mit der grauſamen peſtilentz. Hierneben aber hat das ſchwerd/ welches der erſchrecklichſten GOttes ſtraffen eine iſt/ in unſe- rer nation eine zeit her auch nicht gefeyert/ ſon- dern graͤßlich gewuͤtet/ viel blut vergoſſen/ auch etliche feine und anſehnliche laͤnder mit mord/ brennen und pluͤndern jaͤmmerlich verheeret/ und neulicher weile viel weidlicher und theurer maͤnner/ auch hohen ſtandes/ die dem gemei- nen nutz in viel wege haͤtten dienen koͤnnen/ um- bracht. Welches angezuͤndete erſchreckliche feuer noch auff dieſen tag nicht gar verloſchen. Uber das alles iſt unverborgen/ welcher maſſen der grauſame Tuͤrcke ſeinen fuß weiter denn vor- hin je in das loͤbliche und Chriſtliche Koͤnig- reich Hungarn das vergangene jahr geſetzet/ und da ihm nicht ſtattlicher/ denn wie bißher/ begegnet und wiederſtanden ſolte werden/ haͤt- ten wir nichts gewiſſers/ denn daß er uns ſolch Koͤnigreich/ als unſere beſte vormauer und Paſteyen/ bald abdringen/ und dann aus gefa- ſtem blutduͤrſtigen grimm an uns ſetzen/ auch damit nicht auffziehen wuͤrde/ darzu er dieſer zeit gar viel beſſer/ denn wir bey unſerm parthey- iſchem weſen zur gegenwehr/ gefaſt iſt. Und weil denn auß allen umſtaͤnden zu befinden/ daß der Tuͤrcke bey unſern zeiten nicht weniger Got- tes ruthe und geiſſel iſt uͤber die boßhafftige welt/ denn bey zeiten des A. Teſtam. die Aſſyrer geweſen/ ſo moͤgen wir wol mit dem lieben Da- vid euch warnen: Es ſey dann/ daß ihr euch be- kehret/ fo hat der HErꝛ ſein ſchwerd geſchwun- gen/ ſeinen bogen geſpannet/ und darauff die gefaͤſſe des todes gelegt. Wie er denn durch etliche erſchreckliche zeichen/ inſonderheit aber durch blut regen/ und etliche erdbeben/ auch an- dere mehr nicht ferne von hinnen/ uns ſelbſt neulicher weiſe gewarnet. Waꝛlich/ warlich/ es ziehen ſich alle dinge zu unſerm endlichen verderben. GOtt zuͤrnet/ der

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/402>, abgerufen am 29.03.2024.