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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XI. Jodoci von Lodenstein gehaltene rede.
[Spaltenumbruch] XIX. 11. noch das gute verwerffen/ Hos. VIII.
3. sondern rechtschaffen seyn in der liebe/ und
wachsen in allen stücken an dem/ der das haupt
ist. Eph. IV. 15. und täglich mit neuer und star-
cker speise gestärcket und zur vollkommenheit ge-
bracht werden/ das ist/ wachsen/ Hebr. VI. 1. V.
14. und immer die kräffte verneuren/ daß wir
nach dem exempel Eliae lauffen/ und nicht müde
werden/ fortfahren/ und nicht mattwerden. Jes.
LX. 31. 1. Reg. XIX.
5.--8. Uns gebühret/
nichts neues/ darum weil es neu ist/ zu verwerf-
fen/ oder zu lieben.

Stulta haec invidia est, cui cuncta recentia sor-
dent,
Invida stultitia, cui nova sola placent.

sondern wenn wir alles geprüfet haben/ das gu-
te behalten/ 1. Thess. V. 21. und die geister prü-
fen/ ob sie aus GOtt seyn 1. Joh. IV. 1. damit
wir nicht etwa/ wenn sie nicht aus GOtt seyn/
und wir dennoch ihnen nachfolgen und sie lie-
ben/ als [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] oder freund eder lügen; oder
wenn sie aus GOtt seyn/ und wir sie verach-
ten und ihnen wiederstreben als [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt], oder
die wider GOtt streiten/ erfunden werden. Act.
V. 39. Anonymus in demonstratione Allego-
riae historicae s. Historiae allegoricae V. & N.
T. P. I. L. I. §. 7. seqq. p. 5. seqq. (Gröningae
1690. ita editus)

Mit diesen sind hier die worte Grotii zu ver-
gleichen/ welche unten bey dem zusatz zu der Ar-
minian
er historie stehen/ und hier nicht eben zu
wiederholen sind.

Jngleichen der bedenckliche sermoneines Re-
formirten Predigers in Utrecht von der Refor-
mation,
welchem/ weil er kurtz/ und nicht überall
zu finden ist/ ein kleiner raum allhier vergönnet
werden mag.

NUM. XI.

Jodoci von Lodenstein in Utrecht/
nachdem die Frantzosen die stadt
wieder verlassen/ gehaltene rede
über
Ezech. 37. v. 7. 8. Aus dem Nie-
derländischen übergesetzt.

Jn der ersten helfte dieses cap. wird eine histo-
rie einer weissagung verhandelt/ von einer zeit/
da das Judische volck/ als kein volck mehr/ son-
dern als todt war. Dann der König von Ba-
bel/
hatte es allbereit fast gantz/ oder zum theil/
überwunden/ und stunde es also an dem/ daß es
unter die Babylonische regierung kommen
solte. Dieses wurde dem Ezechiel gezeigt in ei-
nem gesichte eines weiten felds oder thals/
so voller todtenbeine lag/ die sehr ver-
dorret waren.
Da sprach der HErr zu ihm:
Du menschen-kind/ meinest du auch/
daß diese beine wieder lebendig werden?

Und er antwortete; das weistu wol. Ja/ sagte
Gott/ komm/ weissage von ihnen; und als er von
ihnen weissagete/ da kam ein geräusch in die bei-
ne/ und ein jegliches bein kam zu seinem bein/
auch kam haut und fleisch über sie/ so daß es zu
einem leibe wurde. Hierdurch wurde vorge-
bildet die erlösung des volcks GOttes aus der
Babylonischen gefangenschafft/ dann der HErr
wolte an diesem volck thun/ als an einem todten/
denselben lebendig zu machen. Hierzu erweckte
der HErr einen Cyrum, der das volck hieß und
ließ wieder umkehren nach Jerusalem. Aber
[Spaltenumbruch] wir müssen wol wissen/ daß die Babylonische
gefängniß
auch ist ein vorbild des geistli-
chen todes
des menschen/ und die erlösung
ein vorbild der erlösung durch CHristum/
die derselbe durch sein leiden verdient hat/ und
durch die einwohnung seines geistes in unserer
seelen ferner ausführet. Ja/ daß es auch ist
ein vorbild der corruption und verderbens/ dar-
inn die kirche verfallen solte/ nach der prophezey-
ung JEsu und seiner Aposteln; dann sie sag-
ten alle/ es würde ein ab-oder verfall und ein
geheimnüß
der ungerechtigkeit/ oder des ab-
weichens von der regel CHristi
kommen/
so sich schon zu ihrer zeit regete; aber inden
letzten tagen/
nemlich nun/ würden men-
schen seyn/ die von sich selbst halten/ gei-
tzig/ ruhmredig/ hoffärtig/ etc. etc. auff-
geblasen.
Und das nennen wir Babel/ und
so wirds durchgehends in der Offenbahrung Jo-
hannis genommen/ weil die Babylonische ge-
fängniß ein vorbild davon war. Doch seynd
auch verheissungen eines lebens aus dem
tod
vorhanden/ und eben wie diese gebeine
wieder lebendig wurden/ so sollen wir auch noch
zu seiner zeit erlöset werden.

Gegenwärtig haben wir vor/ zu sprechen von
einem staffel zu dieser lebendigmachung/ und
zu sehen/ wie weit es damit gekommen/ und
wo es geblieben? Nemlich/ wie zwar die ge-
beine wieder zu einem leib worden/ aber noch
kein geist darein kommen. Zwey stücke seynd in
diesem Text: I. Der fortgang und zusam-
mensetzung/
die der Prophet diesen todten-
beinen/ durch den geist der weissagung/ zuwe-
gen brachte. II. Der stillstand/ wo es bey
bliebe. Da war kein geist in ihnen/ es wa-
ren todte cörper.

I. Der fortgang. Der Prophet sprach:
Und ich weissagete. Was für worte er ge-
braucht/ wird hier nicht gemeldet; Sie wer-
den zweiffels-ohn gewesen seyn nach GOttes
willen. Einmal/ er sprach zu den todtenbeinen/
und da kam ein geräusch in sie/ und ein jegliches
bein suchte sein bein/ biß sie zusammen kamen/
und adern/ nerven/ und fleisch drauff kam/
und der HErr sie mit haut überzog.

Dieses bedeutete/ daß der HErr dem Jüdi-
schen volck
wiederum auff die beine wolte und
würde helffen/ und sie durch Cyrum wieder ma-
chen zu einer Republic/ aber darin würde noch
kein leben seyn. Wollen wirs nehmen vor die
zeit von Cyro biß auff Nehemiam/ so gilts
gleich; dann in den tagen und jahren/ war das
volck als todt/ sie wohnten zwar zu Jerusalem/
aber die stadt lag ungebaut. Oder man kan es
auch nehmen vor die zeit/ da das volck aus der
gefängnüß gekommen/ biß auff diezukunfft des
Messiae.

Aber last uns sehen auff das gegenbild.
(der protestirenden kirch) So weit ist es er-
gangen mit der erlösung aus dem geistlichen
Babel/ durch den herrlichen entwurff der er-
sten reformatoren. Und das geschahe durch
den geist der weissagung und durch den geist sei-
nes munds/ und nicht durch krafft noch durch
gewalt: Diß werck wurde zwar von vielen an-
gefangen/ aber endlich ausgeführt durch Cal-
vinum, Zwinglium
und Lutherum. Da kam
ein geräusch in die gebeine/ die gantze welt war
gegen Luther/ biß zuletzt die gestalt eines lei-

bes

Th. IV. Sect. II. Num. XI. Jodoci von Lodenſtein gehaltene rede.
[Spaltenumbruch] XIX. 11. noch das gute verwerffen/ Hoſ. VIII.
3. ſondern rechtſchaffen ſeyn in der liebe/ und
wachſen in allen ſtuͤcken an dem/ der das haupt
iſt. Eph. IV. 15. und taͤglich mit neuer und ſtar-
ckeꝛ ſpeiſe geſtaͤrcket und zur vollkommenheit ge-
bracht werden/ das iſt/ wachſen/ Hebr. VI. 1. V.
14. und immer die kraͤffte verneuren/ daß wir
nach dem exempel Eliæ lauffen/ und nicht muͤde
werden/ fortfahren/ und nicht mattwerden. Jeſ.
LX. 31. 1. Reg. XIX.
5.—8. Uns gebuͤhret/
nichts neues/ darum weil es neu iſt/ zu verwerf-
fen/ oder zu lieben.

Stulta hæc invidia eſt, cui cuncta recentia ſor-
dent,
Invida ſtultitia, cui nova ſola placent.

ſondern wenn wir alles gepruͤfet haben/ das gu-
te behalten/ 1. Theſs. V. 21. und die geiſter pruͤ-
fen/ ob ſie aus GOtt ſeyn 1. Joh. IV. 1. damit
wir nicht etwa/ wenn ſie nicht aus GOtt ſeyn/
und wir dennoch ihnen nachfolgen und ſie lie-
ben/ als [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] oder freund eder luͤgen; oder
wenn ſie aus GOtt ſeyn/ und wir ſie verach-
ten und ihnen wiederſtreben als [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt], oder
die wider GOtt ſtreiten/ erfunden werden. Act.
V. 39. Anonymus in demonſtratione Allego-
riæ hiſtoricæ ſ. Hiſtoriæ allegoricæ V. & N.
T. P. I. L. I. §. 7. ſeqq. p. 5. ſeqq. (Gröningæ
1690. ita editus)

Mit dieſen ſind hier die worte Grotii zu ver-
gleichen/ welche unten bey dem zuſatz zu der Ar-
minian
er hiſtorie ſtehen/ und hier nicht eben zu
wiederholen ſind.

Jngleichen der bedenckliche ſermoneines Re-
formirten Predigers in Utrecht von der Refor-
mation,
welchem/ weil er kurtz/ und nicht uͤbeꝛall
zu finden iſt/ ein kleiner raum allhier vergoͤnnet
werden mag.

NUM. XI.

Jodoci von Lodenſtein in Utrecht/
nachdem die Frantzoſen die ſtadt
wieder verlaſſen/ gehaltene rede
uͤber
Ezech. 37. v. 7. 8. Aus dem Nie-
derlaͤndiſchen uͤbergeſetzt.

Jn der erſten helfte dieſes cap. wird eine hiſto-
rie einer weiſſagung verhandelt/ von einer zeit/
da das Judiſche volck/ als kein volck mehr/ ſon-
dern als todt war. Dann der Koͤnig von Ba-
bel/
hatte es allbereit faſt gantz/ oder zum theil/
uͤberwunden/ und ſtunde es alſo an dem/ daß es
unter die Babyloniſche regierung kommen
ſolte. Dieſes wurde dem Ezechiel gezeigt in ei-
nem geſichte eines weiten felds oder thals/
ſo voller todtenbeine lag/ die ſehr ver-
dorret waren.
Da ſprach der HErꝛ zu ihm:
Du menſchen-kind/ meineſt du auch/
daß dieſe beine wieder lebendig werden?

Und er antwortete; das weiſtu wol. Ja/ ſagte
Gott/ kom̃/ weiſſage von ihnen; und als er von
ihnen weiſſagete/ da kam ein geraͤuſch in die bei-
ne/ und ein jegliches bein kam zu ſeinem bein/
auch kam haut und fleiſch uͤber ſie/ ſo daß es zu
einem leibe wurde. Hierdurch wurde vorge-
bildet die erloͤſung des volcks GOttes aus der
Babyloniſchen gefangenſchafft/ dann der HErꝛ
wolte an dieſem volck thun/ als an einem todten/
denſelben lebendig zu machen. Hierzu erweckte
der HErꝛ einen Cyrum, der das volck hieß und
ließ wieder umkehren nach Jeruſalem. Aber
[Spaltenumbruch] wir muͤſſen wol wiſſen/ daß die Babyloniſche
gefaͤngniß
auch iſt ein vorbild des geiſtli-
chen todes
des menſchen/ und die erloͤſung
ein vorbild der erloͤſung durch CHriſtum/
die derſelbe durch ſein leiden verdient hat/ und
durch die einwohnung ſeines geiſtes in unſerer
ſeelen ferner ausfuͤhret. Ja/ daß es auch iſt
ein vorbild der corruption und verderbens/ dar-
inn die kirche verfallen ſolte/ nach der prophezey-
ung JEſu und ſeiner Apoſteln; dann ſie ſag-
ten alle/ es wuͤrde ein ab-oder verfall und ein
geheimnuͤß
der ungerechtigkeit/ oder des ab-
weichens von der regel CHriſti
kommen/
ſo ſich ſchon zu ihrer zeit regete; aber inden
letzten tagen/
nemlich nun/ wuͤrden men-
ſchen ſeyn/ die von ſich ſelbſt halten/ gei-
tzig/ ruhmredig/ hoffaͤrtig/ ꝛc. ꝛc. auff-
geblaſen.
Und das nennen wir Babel/ und
ſo wirds durchgehends in der Offenbahrung Jo-
hannis genommen/ weil die Babyloniſche ge-
faͤngniß ein vorbild davon war. Doch ſeynd
auch verheiſſungen eines lebens aus dem
tod
vorhanden/ und eben wie dieſe gebeine
wieder lebendig wurden/ ſo ſollen wir auch noch
zu ſeiner zeit erloͤſet werden.

Gēgenwaͤrtig haben wir vor/ zu ſprechen von
einem ſtaffel zu dieſer lebendigmachung/ und
zu ſehen/ wie weit es damit gekommen/ und
wo es geblieben? Nemlich/ wie zwar die ge-
beine wieder zu einem leib worden/ aber noch
kein geiſt darein kommen. Zwey ſtuͤcke ſeynd in
dieſem Text: I. Der fortgang und zuſam-
menſetzung/
die der Prophet dieſen todten-
beinen/ durch den geiſt der weiſſagung/ zuwe-
gen brachte. II. Der ſtillſtand/ wo es bey
bliebe. Da war kein geiſt in ihnen/ es wa-
ren todte coͤrper.

I. Der fortgang. Der Prophet ſprach:
Und ich weiſſagete. Was fuͤr worte er ge-
braucht/ wird hier nicht gemeldet; Sie wer-
den zweiffels-ohn geweſen ſeyn nach GOttes
willen. Einmal/ er ſprach zu den todtenbeinen/
und da kam ein geraͤuſch in ſie/ und ein jegliches
bein ſuchte ſein bein/ biß ſie zuſammen kamen/
und adern/ nerven/ und fleiſch drauff kam/
und der HErꝛ ſie mit haut uͤberzog.

Dieſes bedeutete/ daß der HErꝛ dem Juͤdi-
ſchen volck
wiederum auff die beine wolte und
wuͤrde helffen/ und ſie durch Cyrum wieder ma-
chen zu einer Republic/ aber darin wuͤrde noch
kein leben ſeyn. Wollen wirs nehmen vor die
zeit von Cyro biß auff Nehemiam/ ſo gilts
gleich; dann in den tagen und jahren/ war das
volck als todt/ ſie wohnten zwar zu Jeruſalem/
aber die ſtadt lag ungebaut. Oder man kan es
auch nehmen vor die zeit/ da das volck aus der
gefaͤngnuͤß gekommen/ biß auff diezukunfft des
Meſſiæ.

Aber laſt uns ſehen auff das gegenbild.
(der proteſtirenden kirch) So weit iſt es er-
gangen mit der erloͤſung aus dem geiſtlichen
Babel/ durch den herꝛlichen entwurff der er-
ſten reformatoren. Und das geſchahe durch
den geiſt der weiſſagung und durch den geiſt ſei-
nes munds/ und nicht durch krafft noch durch
gewalt: Diß werck wurde zwar von vielen an-
gefangen/ aber endlich ausgefuͤhrt durch Cal-
vinum, Zwinglium
und Lutherum. Da kam
ein geraͤuſch in die gebeine/ die gantze welt war
gegen Luther/ biß zuletzt die geſtalt eines lei-

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[112/0408] Th. IV. Sect. II. Num. XI. Jodoci von Lodenſtein gehaltene rede. XIX. 11. noch das gute verwerffen/ Hoſ. VIII. 3. ſondern rechtſchaffen ſeyn in der liebe/ und wachſen in allen ſtuͤcken an dem/ der das haupt iſt. Eph. IV. 15. und taͤglich mit neuer und ſtar- ckeꝛ ſpeiſe geſtaͤrcket und zur vollkommenheit ge- bracht werden/ das iſt/ wachſen/ Hebr. VI. 1. V. 14. und immer die kraͤffte verneuren/ daß wir nach dem exempel Eliæ lauffen/ und nicht muͤde werden/ fortfahren/ und nicht mattwerden. Jeſ. LX. 31. 1. Reg. XIX. 5.—8. Uns gebuͤhret/ nichts neues/ darum weil es neu iſt/ zu verwerf- fen/ oder zu lieben. Stulta hæc invidia eſt, cui cuncta recentia ſor- dent, Invida ſtultitia, cui nova ſola placent. ſondern wenn wir alles gepruͤfet haben/ das gu- te behalten/ 1. Theſs. V. 21. und die geiſter pruͤ- fen/ ob ſie aus GOtt ſeyn 1. Joh. IV. 1. damit wir nicht etwa/ wenn ſie nicht aus GOtt ſeyn/ und wir dennoch ihnen nachfolgen und ſie lie- ben/ als _ oder freund eder luͤgen; oder wenn ſie aus GOtt ſeyn/ und wir ſie verach- ten und ihnen wiederſtreben als _ , oder die wider GOtt ſtreiten/ erfunden werden. Act. V. 39. Anonymus in demonſtratione Allego- riæ hiſtoricæ ſ. Hiſtoriæ allegoricæ V. & N. T. P. I. L. I. §. 7. ſeqq. p. 5. ſeqq. (Gröningæ 1690. ita editus) Mit dieſen ſind hier die worte Grotii zu ver- gleichen/ welche unten bey dem zuſatz zu der Ar- minianer hiſtorie ſtehen/ und hier nicht eben zu wiederholen ſind. Jngleichen der bedenckliche ſermoneines Re- formirten Predigers in Utrecht von der Refor- mation, welchem/ weil er kurtz/ und nicht uͤbeꝛall zu finden iſt/ ein kleiner raum allhier vergoͤnnet werden mag. NUM. XI. Jodoci von Lodenſtein in Utrecht/ nachdem die Frantzoſen die ſtadt wieder verlaſſen/ gehaltene rede uͤber Ezech. 37. v. 7. 8. Aus dem Nie- derlaͤndiſchen uͤbergeſetzt. Jn der erſten helfte dieſes cap. wird eine hiſto- rie einer weiſſagung verhandelt/ von einer zeit/ da das Judiſche volck/ als kein volck mehr/ ſon- dern als todt war. Dann der Koͤnig von Ba- bel/ hatte es allbereit faſt gantz/ oder zum theil/ uͤberwunden/ und ſtunde es alſo an dem/ daß es unter die Babyloniſche regierung kommen ſolte. Dieſes wurde dem Ezechiel gezeigt in ei- nem geſichte eines weiten felds oder thals/ ſo voller todtenbeine lag/ die ſehr ver- dorret waren. Da ſprach der HErꝛ zu ihm: Du menſchen-kind/ meineſt du auch/ daß dieſe beine wieder lebendig werden? Und er antwortete; das weiſtu wol. Ja/ ſagte Gott/ kom̃/ weiſſage von ihnen; und als er von ihnen weiſſagete/ da kam ein geraͤuſch in die bei- ne/ und ein jegliches bein kam zu ſeinem bein/ auch kam haut und fleiſch uͤber ſie/ ſo daß es zu einem leibe wurde. Hierdurch wurde vorge- bildet die erloͤſung des volcks GOttes aus der Babyloniſchen gefangenſchafft/ dann der HErꝛ wolte an dieſem volck thun/ als an einem todten/ denſelben lebendig zu machen. Hierzu erweckte der HErꝛ einen Cyrum, der das volck hieß und ließ wieder umkehren nach Jeruſalem. Aber wir muͤſſen wol wiſſen/ daß die Babyloniſche gefaͤngniß auch iſt ein vorbild des geiſtli- chen todes des menſchen/ und die erloͤſung ein vorbild der erloͤſung durch CHriſtum/ die derſelbe durch ſein leiden verdient hat/ und durch die einwohnung ſeines geiſtes in unſerer ſeelen ferner ausfuͤhret. Ja/ daß es auch iſt ein vorbild der corruption und verderbens/ dar- inn die kirche verfallen ſolte/ nach der prophezey- ung JEſu und ſeiner Apoſteln; dann ſie ſag- ten alle/ es wuͤrde ein ab-oder verfall und ein geheimnuͤß der ungerechtigkeit/ oder des ab- weichens von der regel CHriſti kommen/ ſo ſich ſchon zu ihrer zeit regete; aber inden letzten tagen/ nemlich nun/ wuͤrden men- ſchen ſeyn/ die von ſich ſelbſt halten/ gei- tzig/ ruhmredig/ hoffaͤrtig/ ꝛc. ꝛc. auff- geblaſen. Und das nennen wir Babel/ und ſo wirds durchgehends in der Offenbahrung Jo- hannis genommen/ weil die Babyloniſche ge- faͤngniß ein vorbild davon war. Doch ſeynd auch verheiſſungen eines lebens aus dem tod vorhanden/ und eben wie dieſe gebeine wieder lebendig wurden/ ſo ſollen wir auch noch zu ſeiner zeit erloͤſet werden. Gēgenwaͤrtig haben wir vor/ zu ſprechen von einem ſtaffel zu dieſer lebendigmachung/ und zu ſehen/ wie weit es damit gekommen/ und wo es geblieben? Nemlich/ wie zwar die ge- beine wieder zu einem leib worden/ aber noch kein geiſt darein kommen. Zwey ſtuͤcke ſeynd in dieſem Text: I. Der fortgang und zuſam- menſetzung/ die der Prophet dieſen todten- beinen/ durch den geiſt der weiſſagung/ zuwe- gen brachte. II. Der ſtillſtand/ wo es bey bliebe. Da war kein geiſt in ihnen/ es wa- ren todte coͤrper. I. Der fortgang. Der Prophet ſprach: Und ich weiſſagete. Was fuͤr worte er ge- braucht/ wird hier nicht gemeldet; Sie wer- den zweiffels-ohn geweſen ſeyn nach GOttes willen. Einmal/ er ſprach zu den todtenbeinen/ und da kam ein geraͤuſch in ſie/ und ein jegliches bein ſuchte ſein bein/ biß ſie zuſammen kamen/ und adern/ nerven/ und fleiſch drauff kam/ und der HErꝛ ſie mit haut uͤberzog. Dieſes bedeutete/ daß der HErꝛ dem Juͤdi- ſchen volck wiederum auff die beine wolte und wuͤrde helffen/ und ſie durch Cyrum wieder ma- chen zu einer Republic/ aber darin wuͤrde noch kein leben ſeyn. Wollen wirs nehmen vor die zeit von Cyro biß auff Nehemiam/ ſo gilts gleich; dann in den tagen und jahren/ war das volck als todt/ ſie wohnten zwar zu Jeruſalem/ aber die ſtadt lag ungebaut. Oder man kan es auch nehmen vor die zeit/ da das volck aus der gefaͤngnuͤß gekommen/ biß auff diezukunfft des Meſſiæ. Aber laſt uns ſehen auff das gegenbild. (der proteſtirenden kirch) So weit iſt es er- gangen mit der erloͤſung aus dem geiſtlichen Babel/ durch den herꝛlichen entwurff der er- ſten reformatoren. Und das geſchahe durch den geiſt der weiſſagung und durch den geiſt ſei- nes munds/ und nicht durch krafft noch durch gewalt: Diß werck wurde zwar von vielen an- gefangen/ aber endlich ausgefuͤhrt durch Cal- vinum, Zwinglium und Lutherum. Da kam ein geraͤuſch in die gebeine/ die gantze welt war gegen Luther/ biß zuletzt die geſtalt eines lei- bes

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/408>, abgerufen am 25.04.2024.