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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XIV. Fernere zeugnisse von der Prediger etc.
[Spaltenumbruch] daß sie davon fressen und sauffen. Zu dem
testament/ das den todten tempel angehet/
vermahnet man alle welt/ daß sie des nicht wol-
ten vergessen/ daß je stein und holtz seinen
schmuck behielten/ und je fein gemahlte bilde hät-
ten. Aber des lebendigen tempels GOttes/
wird nicht mit einem wort gedacht/ da macht
niemand den armen ein testament/ die versäumen
wir und lassen sie noth leyden; denn es ist GOt-
tes gebot da/ und GOttes thun/ auch hat es
keinen schein für der welt; was aber menschen
erdencken/ das hält und treibt man mit ernst/
da ist man willig zu/ und gibt weil man geben
kan. Aber wirkehrens gerad um/ was wir le-
bendigen tempeln thun sollen/ das legen wir an
die todten tempel. Darum ists kein wunder/
wenn gleich der donner mehr in die kirchen/
denn in die frauenhäuser schlägt/ ja selten höret
man/ daß der donner in denselbigen häusern
schaden thut; denn GOtt will gewiß damit an-
zeigen/ daß ihm solcher abgöttischer dienst treff-
lich sehr mißfalle. Hurerey aber und ehebreche-
rey sind grobe sünden/ daß sie auch eine sau mit
der nasen riechen möchte; wie greulich aber und
erschrecklich diese abgötterey sey/ die also unter
dem schein eines rechten GOttesdienstes herge-
het/ weiß noch erkennet niemand/ denn der den
geist GOttes hat.

Tom. IX.
f. 610. (a.)

Jm N. Testament liegt der sabbath darnie-
der nach der groben äusserlichen weise; denn
diß gebot hat auch zween verstand/ wie die an-
dern gebot/ einen äusserlichen und innerlichen
oder geistlichen. Es ist im neuen Testamente
bey denen Christen allezeit heiliger tag/ und sind
alle tage frey. Darum spricht CHristus/ des
menschen sohn ist ein HErr auch über den sab-
bath. Darum Paulus hin und wieder er-
mahnet die Christen/ daß sie sich an keinen tag
lassen binden/ ihr haltet tage und monden/ und
feste und jahr-zeit. Jch fürchte euer/ daß ich
nicht vielleicht umsonst an euch gearbeitet habe.
Item zun Colossern noch klärlicher: So lasset
euch nun niemand gewissen machen über speise
und tranck/ oder über eines theils tagen/ nem-
lich den feyer-tagen/ oder neuen monden oder
sabbater/ welches ist der schatten von dem das
zukünfftig war.

Tom. III.
f. 122. (a)

Hier findet sich aber ein ärgerniß/ da wir wi-
der streiten sollen/ daß wir uns nicht darum
für die kirche nicht halten/ weil uns unsere wi-
dersacher so sicher verdammen/ und auff aller-
ley weise grausamlich verfolgen/ sondern daß
wir diß creutz und verdammniß halten für un-
betrügliche zeichen der rechten und wahrhaffti-
gen kirche. Wie auch der 10. Psalm anzeiget/ und
Psalm 71. Jhr blut wird theuer geachtet wer-
den für ihm/ und Psalm 116. Der tod seiner
heiligen ist werth gehalten für dem HErrn. Hie
hörestu/ daß sich Gott derer/ die also getödet wer-
den/ nicht darum nicht annimmt/ sondern daß
solcher tod köstlich und werth/ für ihm gehalten
wird. Darum sind sie gewiß GOttes volck
dessen sich GOtt annimmt.

NUM. XIV.
Fernere zeugnisse von der Prediger
zustand im 16. seculo.

Von der [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] derer Prediger
stehet folgende klage in der antwort und ge-
[Spaltenumbruch] gen-bericht auff
D. Crellens leich-pre-
digt.
p. 37. Welcher geist hat Hunnium gerit-"
ten/ und was hat ihn noth angegangen/ daß"
er im 94. jahre auff dem Regenspurgischen"
Reichs-tage vorgehabt/ diejenige Chur-und"
Fürsten/ welche im geblüt einander verwandt/"
und deß heiligen Reichs höchste/ unvermei-"
dentliche nothdurfft/ in vorstehender höchster"
gefährligkeit/ zu berathschlagen versammlet ge-"
wesen/ von einander zu trennen/ auch deren"
eins theils ihrer uhralt hergebrachten regali-"
en/ dignität und herrligkeit zu priviren/ und"
solche turbas und unruhe anzurichten/ dar-"
durch alle vertrauligkeit auffgehoben/ der"
Türck ein Herr des landes werden/ und das"
gantze Reich zutrümmern und zu boden hätte"
gehen mögen? Und in der kirchen-historie Uy-
tenbogardi P. II. p.
132. stehet hievon also:
die bitterkeit der Ubiquetisten brach so weit aus/
daß einige ihrer Theologen anno 1594. auff den
Reichs-tag zu Regenspurg kamen/ und daselbst
allerhand schrifften ausstreueten/ worinne sie
den Käyser und die stände überreden wolten/
die Calvinisten wären feinde der Augspurgi-
schen Confession, Lutheri Catechismi und des
Concordien-buchs/ und dahero müsten sie aus
dem religions frieden geschlossen werden. Die-
ses suchten sie durch 2. Fürsten von ihrer parthey
wieder Pfaltzgraff Friederichen zu wege zu
bringen/ gleich wie sie es zuvor wieder dessen
Groß-vater Friederich III. versucht hatten.
Sie richteten aber auch dißmal nichts aus.

Und von dem hochmuth und pracht ei-"
niger stehet eben daselbst p. 152. Findet man"
doch wol unter euch pfaffen/ welche unter ih-"
ren hartz-kappen güldene ketten/ die finger voll"
ringe/ und in kleidung sich köstlicher als man-"
cher Chur-und Fürstlicher Rath tragen: Zu"
geschweigen/ daß euer etliche die Adliche le-"
hen und güter an sich bringen/ dieselbigen mit"
ftattlichen hengsten bereiten/ ihre peinliche ge-"
richte und andere herrligkeiten gleich weltlichen"
Herren und Potentaten haben/ und halten"
lassen."

Ein exempel von unbesonnerer hefftig-
keit im ketzer-machen und schelten

kan folgendes auch seyn:

Von dem König in Dännemarck Friederich
II. wird erzehlt/ daß/ als er anno 1586. von ei-
nem Fürsten-tag zu Lüneburg wiederum zurück/
und durch Hamburg gereiset/ er in der Catha-
rinen kirche daselbst eine predigt wollen hören/
deßwegen der Rath zuvor den Prediger Sta-
mnichium
gewarnet/ daß er kurtz und ohne schel-
ten und verdammen predigen solte/ weil der
König dergleichen ungerne hörte. Dessen unge-
achtet aber habe der Prediger aus dem text von
falschen Propheten Matth. VII. auff die Calvi-
nisten abscheulich loß gezogen/ und sonderlich
von dem neulichsten colloquio zu Mompelgard
wieder Bezam erschrecklich fulminirt, da auch die
Holländischen Deputirten es mit anhören müs-
sen. Dahero diese eine klage bey dem Rath und
dem König selbst eingaben/ und sich über die un-
gestümmigkeit und unwarheit des Predigers hef-
tig beschwerten. Der König antwortete hierauff
durch den Reichs-cantzler: Es hätte ihm diese
importunität des Praedicantens selbst höchlich
mißgefallen/ und wo er solches zuvor gewust/

würde

Th. IV. Sect. II. Num. XIV. Fernere zeugniſſe von der Prediger ꝛc.
[Spaltenumbruch] daß ſie davon freſſen und ſauffen. Zu dem
teſtament/ das den todten tempel angehet/
vermahnet man alle welt/ daß ſie des nicht wol-
ten vergeſſen/ daß je ſtein und holtz ſeinen
ſchmuck behielten/ uñ je fein gemahlte bilde haͤt-
ten. Aber des lebendigen tempels GOttes/
wird nicht mit einem wort gedacht/ da macht
niemand den armen ein teſtament/ die verſaͤumen
wir und laſſen ſie noth leyden; denn es iſt GOt-
tes gebot da/ und GOttes thun/ auch hat es
keinen ſchein fuͤr der welt; was aber menſchen
erdencken/ das haͤlt und treibt man mit ernſt/
da iſt man willig zu/ und gibt weil man geben
kan. Aber wirkehrens gerad um/ was wir le-
bendigen tempeln thun ſollen/ das legen wir an
die todten tempel. Darum iſts kein wunder/
wenn gleich der donner mehr in die kirchen/
denn in die frauenhaͤuſer ſchlaͤgt/ ja ſelten hoͤret
man/ daß der donner in denſelbigen haͤuſern
ſchaden thut; denn GOtt will gewiß damit an-
zeigen/ daß ihm ſolcher abgoͤttiſcher dienſt treff-
lich ſehr mißfalle. Hurerey aber und ehebreche-
rey ſind grobe ſuͤnden/ daß ſie auch eine ſau mit
der naſen riechen moͤchte; wie greulich aber und
erſchrecklich dieſe abgoͤtterey ſey/ die alſo unter
dem ſchein eines rechten GOttesdienſtes herge-
het/ weiß noch erkennet niemand/ denn der den
geiſt GOttes hat.

Tom. IX.
f. 610. (a.)

Jm N. Teſtament liegt der ſabbath darnie-
der nach der groben aͤuſſerlichen weiſe; denn
diß gebot hat auch zween verſtand/ wie die an-
dern gebot/ einen aͤuſſerlichen und innerlichen
oder geiſtlichen. Es iſt im neuen Teſtamente
bey denen Chriſten allezeit heiliger tag/ und ſind
alle tage frey. Darum ſpricht CHriſtus/ des
menſchen ſohn iſt ein HErꝛ auch uͤber den ſab-
bath. Darum Paulus hin und wieder er-
mahnet die Chriſten/ daß ſie ſich an keinen tag
laſſen binden/ ihr haltet tage und monden/ und
feſte und jahr-zeit. Jch fuͤrchte euer/ daß ich
nicht vielleicht umſonſt an euch gearbeitet habe.
Item zun Coloſſern noch klaͤrlicher: So laſſet
euch nun niemand gewiſſen machen uͤber ſpeiſe
und tranck/ oder uͤber eines theils tagen/ nem-
lich den feyer-tagen/ oder neuen monden oder
ſabbater/ welches iſt der ſchatten von dem das
zukuͤnfftig war.

Tom. III.
f. 122. (a)

Hier findet ſich aber ein aͤrgerniß/ da wir wi-
der ſtreiten ſollen/ daß wir uns nicht darum
fuͤr die kirche nicht halten/ weil uns unſere wi-
derſacher ſo ſicher verdammen/ und auff aller-
ley weiſe grauſamlich verfolgen/ ſondern daß
wir diß creutz und verdammniß halten fuͤr un-
betruͤgliche zeichen der rechten und wahrhaffti-
gen kiꝛche. Wie auch deꝛ 10. Pſalm anzeiget/ und
Pſalm 71. Jhr blut wird theuer geachtet wer-
den fuͤr ihm/ und Pſalm 116. Der tod ſeiner
heiligen iſt werth gehalten fuͤr dem HErꝛn. Hie
hoͤreſtu/ daß ſich Gott derer/ die alſo getoͤdet wer-
den/ nicht darum nicht annimmt/ ſondern daß
ſolcher tod koͤſtlich und werth/ fuͤr ihm gehalten
wird. Darum ſind ſie gewiß GOttes volck
deſſen ſich GOtt annimmt.

NUM. XIV.
Fernere zeugniſſe von der Prediger
zuſtand im 16. ſeculo.

Von der [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] derer Prediger
ſtehet folgende klage in der antwort und ge-
[Spaltenumbruch] gen-bericht auff
D. Crellens leich-pre-
digt.
p. 37. Welcher geiſt hat Hunnium gerit-“
ten/ und was hat ihn noth angegangen/ daß“
er im 94. jahre auff dem Regenſpurgiſchen“
Reichs-tage vorgehabt/ diejenige Chur-und“
Fuͤrſten/ welche im gebluͤt einander verwandt/“
und deß heiligen Reichs hoͤchſte/ unvermei-“
dentliche nothdurfft/ in vorſtehender hoͤchſter“
gefaͤhrligkeit/ zu berathſchlagen verſammlet ge-“
weſen/ von einander zu trennen/ auch deren“
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en/ dignitaͤt und herꝛligkeit zu priviren/ und“
ſolche turbas und unruhe anzurichten/ dar-“
durch alle vertrauligkeit auffgehoben/ der“
Tuͤrck ein Herꝛ des landes werden/ und das“
gantze Reich zutruͤmmern und zu boden haͤtte“
gehen moͤgen? Und in der kirchen-hiſtorie Uy-
tenbogardi P. II. p.
132. ſtehet hievon alſo:
die bitterkeit der Ubiquetiſten brach ſo weit aus/
daß einige ihrer Theologen anno 1594. auff den
Reichs-tag zu Regenſpurg kamen/ und daſelbſt
allerhand ſchrifften ausſtreueten/ worinne ſie
den Kaͤyſer und die ſtaͤnde uͤberreden wolten/
die Calviniſten waͤren feinde der Augſpurgi-
ſchen Confeſſion, Lutheri Catechiſmi und des
Concordien-buchs/ und dahero muͤſten ſie aus
dem religions frieden geſchloſſen werden. Die-
ſes ſuchten ſie durch 2. Fuͤrſten von ihrer parthey
wieder Pfaltzgraff Friederichen zu wege zu
bringen/ gleich wie ſie es zuvor wieder deſſen
Groß-vater Friederich III. verſucht hatten.
Sie richteten aber auch dißmal nichts aus.

Und von dem hochmuth und pracht ei-“
niger ſtehet eben daſelbſt p. 152. Findet man“
doch wol unter euch pfaffen/ welche unter ih-“
ren hartz-kappen guͤldene ketten/ die finger voll“
ringe/ und in kleidung ſich koͤſtlicher als man-“
cher Chur-und Fuͤrſtlicher Rath tragen: Zu“
geſchweigen/ daß euer etliche die Adliche le-“
hen und guͤter an ſich bringen/ dieſelbigen mit“
ftattlichen hengſten bereiten/ ihre peinliche ge-“
richte und andere herꝛligkeiten gleich weltlichen“
Herren und Potentaten haben/ und halten“
laſſen.„

Ein exempel von unbeſonnerer hefftig-
keit im ketzer-machen und ſchelten

kan folgendes auch ſeyn:

Von dem Koͤnig in Daͤnnemarck Friederich
II. wird erzehlt/ daß/ als er anno 1586. von ei-
nem Fuͤrſten-tag zu Luͤneburg wiederum zuruͤck/
und durch Hamburg gereiſet/ er in der Catha-
rinen kirche daſelbſt eine predigt wollen hoͤren/
deßwegen der Rath zuvor den Prediger Sta-
mnichium
gewaꝛnet/ daß er kurtz und ohne ſchel-
ten und verdammen predigen ſolte/ weil der
Koͤnig dergleichen ungerne hoͤrte. Deſſen unge-
achtet aber habe der Prediger aus dem text von
falſchen Propheten Matth. VII. auff die Calvi-
niſten abſcheulich loß gezogen/ und ſonderlich
von dem neulichſten colloquio zu Mompelgard
wieder Bezam eꝛſchrecklich fulminirt, da auch die
Hollaͤndiſchen Deputirten es mit anhoͤren muͤſ-
ſen. Dahero dieſe eine klage bey dem Rath und
dem Koͤnig ſelbſt eingaben/ und ſich uͤber die un-
geſtuͤm̃igkeit und unwarheit des Predigers hef-
tig beſchwerten. Der Koͤnig antwortete hierauff
durch den Reichs-cantzler: Es haͤtte ihm dieſe
importunitaͤt des Prædicantens ſelbſt hoͤchlich
mißgefallen/ und wo er ſolches zuvor gewuſt/

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[127/0423] Th. IV. Sect. II. Num. XIV. Fernere zeugniſſe von der Prediger ꝛc. daß ſie davon freſſen und ſauffen. Zu dem teſtament/ das den todten tempel angehet/ vermahnet man alle welt/ daß ſie des nicht wol- ten vergeſſen/ daß je ſtein und holtz ſeinen ſchmuck behielten/ uñ je fein gemahlte bilde haͤt- ten. Aber des lebendigen tempels GOttes/ wird nicht mit einem wort gedacht/ da macht niemand den armen ein teſtament/ die verſaͤumen wir und laſſen ſie noth leyden; denn es iſt GOt- tes gebot da/ und GOttes thun/ auch hat es keinen ſchein fuͤr der welt; was aber menſchen erdencken/ das haͤlt und treibt man mit ernſt/ da iſt man willig zu/ und gibt weil man geben kan. Aber wirkehrens gerad um/ was wir le- bendigen tempeln thun ſollen/ das legen wir an die todten tempel. Darum iſts kein wunder/ wenn gleich der donner mehr in die kirchen/ denn in die frauenhaͤuſer ſchlaͤgt/ ja ſelten hoͤret man/ daß der donner in denſelbigen haͤuſern ſchaden thut; denn GOtt will gewiß damit an- zeigen/ daß ihm ſolcher abgoͤttiſcher dienſt treff- lich ſehr mißfalle. Hurerey aber und ehebreche- rey ſind grobe ſuͤnden/ daß ſie auch eine ſau mit der naſen riechen moͤchte; wie greulich aber und erſchrecklich dieſe abgoͤtterey ſey/ die alſo unter dem ſchein eines rechten GOttesdienſtes herge- het/ weiß noch erkennet niemand/ denn der den geiſt GOttes hat. Jm N. Teſtament liegt der ſabbath darnie- der nach der groben aͤuſſerlichen weiſe; denn diß gebot hat auch zween verſtand/ wie die an- dern gebot/ einen aͤuſſerlichen und innerlichen oder geiſtlichen. Es iſt im neuen Teſtamente bey denen Chriſten allezeit heiliger tag/ und ſind alle tage frey. Darum ſpricht CHriſtus/ des menſchen ſohn iſt ein HErꝛ auch uͤber den ſab- bath. Darum Paulus hin und wieder er- mahnet die Chriſten/ daß ſie ſich an keinen tag laſſen binden/ ihr haltet tage und monden/ und feſte und jahr-zeit. Jch fuͤrchte euer/ daß ich nicht vielleicht umſonſt an euch gearbeitet habe. Item zun Coloſſern noch klaͤrlicher: So laſſet euch nun niemand gewiſſen machen uͤber ſpeiſe und tranck/ oder uͤber eines theils tagen/ nem- lich den feyer-tagen/ oder neuen monden oder ſabbater/ welches iſt der ſchatten von dem das zukuͤnfftig war. Hier findet ſich aber ein aͤrgerniß/ da wir wi- der ſtreiten ſollen/ daß wir uns nicht darum fuͤr die kirche nicht halten/ weil uns unſere wi- derſacher ſo ſicher verdammen/ und auff aller- ley weiſe grauſamlich verfolgen/ ſondern daß wir diß creutz und verdammniß halten fuͤr un- betruͤgliche zeichen der rechten und wahrhaffti- gen kiꝛche. Wie auch deꝛ 10. Pſalm anzeiget/ und Pſalm 71. Jhr blut wird theuer geachtet wer- den fuͤr ihm/ und Pſalm 116. Der tod ſeiner heiligen iſt werth gehalten fuͤr dem HErꝛn. Hie hoͤreſtu/ daß ſich Gott derer/ die alſo getoͤdet wer- den/ nicht darum nicht annimmt/ ſondern daß ſolcher tod koͤſtlich und werth/ fuͤr ihm gehalten wird. Darum ſind ſie gewiß GOttes volck deſſen ſich GOtt annimmt. NUM. XIV. Fernere zeugniſſe von der Prediger zuſtand im 16. ſeculo. Von der _ derer Prediger ſtehet folgende klage in der antwort und ge- gen-bericht auff D. Crellens leich-pre- digt. p. 37. Welcher geiſt hat Hunnium gerit-“ ten/ und was hat ihn noth angegangen/ daß“ er im 94. jahre auff dem Regenſpurgiſchen“ Reichs-tage vorgehabt/ diejenige Chur-und“ Fuͤrſten/ welche im gebluͤt einander verwandt/“ und deß heiligen Reichs hoͤchſte/ unvermei-“ dentliche nothdurfft/ in vorſtehender hoͤchſter“ gefaͤhrligkeit/ zu berathſchlagen verſammlet ge-“ weſen/ von einander zu trennen/ auch deren“ eins theils ihrer uhralt hergebrachten regali-“ en/ dignitaͤt und herꝛligkeit zu priviren/ und“ ſolche turbas und unruhe anzurichten/ dar-“ durch alle vertrauligkeit auffgehoben/ der“ Tuͤrck ein Herꝛ des landes werden/ und das“ gantze Reich zutruͤmmern und zu boden haͤtte“ gehen moͤgen? Und in der kirchen-hiſtorie Uy- tenbogardi P. II. p. 132. ſtehet hievon alſo: die bitterkeit der Ubiquetiſten brach ſo weit aus/ daß einige ihrer Theologen anno 1594. auff den Reichs-tag zu Regenſpurg kamen/ und daſelbſt allerhand ſchrifften ausſtreueten/ worinne ſie den Kaͤyſer und die ſtaͤnde uͤberreden wolten/ die Calviniſten waͤren feinde der Augſpurgi- ſchen Confeſſion, Lutheri Catechiſmi und des Concordien-buchs/ und dahero muͤſten ſie aus dem religions frieden geſchloſſen werden. Die- ſes ſuchten ſie durch 2. Fuͤrſten von ihrer parthey wieder Pfaltzgraff Friederichen zu wege zu bringen/ gleich wie ſie es zuvor wieder deſſen Groß-vater Friederich III. verſucht hatten. Sie richteten aber auch dißmal nichts aus. Und von dem hochmuth und pracht ei-“ niger ſtehet eben daſelbſt p. 152. Findet man“ doch wol unter euch pfaffen/ welche unter ih-“ ren hartz-kappen guͤldene ketten/ die finger voll“ ringe/ und in kleidung ſich koͤſtlicher als man-“ cher Chur-und Fuͤrſtlicher Rath tragen: Zu“ geſchweigen/ daß euer etliche die Adliche le-“ hen und guͤter an ſich bringen/ dieſelbigen mit“ ftattlichen hengſten bereiten/ ihre peinliche ge-“ richte und andere herꝛligkeiten gleich weltlichen“ Herren und Potentaten haben/ und halten“ laſſen.„ Ein exempel von unbeſonnerer hefftig- keit im ketzer-machen und ſchelten kan folgendes auch ſeyn: Von dem Koͤnig in Daͤnnemarck Friederich II. wird erzehlt/ daß/ als er anno 1586. von ei- nem Fuͤrſten-tag zu Luͤneburg wiederum zuruͤck/ und durch Hamburg gereiſet/ er in der Catha- rinen kirche daſelbſt eine predigt wollen hoͤren/ deßwegen der Rath zuvor den Prediger Sta- mnichium gewaꝛnet/ daß er kurtz und ohne ſchel- ten und verdammen predigen ſolte/ weil der Koͤnig dergleichen ungerne hoͤrte. Deſſen unge- achtet aber habe der Prediger aus dem text von falſchen Propheten Matth. VII. auff die Calvi- niſten abſcheulich loß gezogen/ und ſonderlich von dem neulichſten colloquio zu Mompelgard wieder Bezam eꝛſchrecklich fulminirt, da auch die Hollaͤndiſchen Deputirten es mit anhoͤren muͤſ- ſen. Dahero dieſe eine klage bey dem Rath und dem Koͤnig ſelbſt eingaben/ und ſich uͤber die un- geſtuͤm̃igkeit und unwarheit des Predigers hef- tig beſchwerten. Der Koͤnig antwortete hierauff durch den Reichs-cantzler: Es haͤtte ihm dieſe importunitaͤt des Prædicantens ſelbſt hoͤchlich mißgefallen/ und wo er ſolches zuvor gewuſt/ wuͤrde

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/423>, abgerufen am 29.03.2024.